Úterý 26. bøezna 1935
Hohes Haus! Wir begrüßen die Schaffung des Körpererziehungsinstitutes und bedauern nur, daß der schon seit Jahren fertige Gesetzesantrag des Koll. Hummelhans nicht bereits in besserer Zeit zur parlamentarischen Verhandlung gekommen ist. Wir sind in der Èechoslovakei wohl der letzte der Staaten, der eine derartige Einrichtung schafft. Alle anderen Länder um uns herum haben diese Anstalten unter diesem oder jenem Namen bereits geschaffen. Wir begrüßen es, daß endlich ein ernster Schritt gemacht wird, eine Stätte zu schaffen, die ein Zentrum der körperlichen Erziehung, ein Zentrum der Erziehung zur Volksgesundheit, ein Zentrum der Ausbildung jener Menschen sein soll, die draußen am Lande tagaus, tagein für die Körperkultur tätig sind. In der Èechoslovakei ist bisher eigentlich für Leibesübungen sehr wenig geschehen. Die ganze Tätigkeit, die hier vor sich gegangen ist, ist durch die Turn- und Sportverbände geschehen. Vom Staate aus wurde sehr wenig Initiative ergriffen und wir glauben, daß dieser Schritt der Anfang einer neuen Epoche auf dem Wege der körpererziehlichen Tätigkeit in unserem Staate darstellt. Wir verlangen, daß diese Anstalt nicht vielleicht nur eine Hochschule für Leibesübungen sein soll, an der Lehrer und Professoren ausgebildet werden, nein, wir verlangen mehr, wir verlangen, daß dieses Institut eine Stätte ist, die dem ganzen Volke zugänglich ist, daß an dieser Stätte die Kurse, Schulungs- und Bildungsmöglichkeiten nicht nur Turnlehrern, sondern auch Vorturnern, Übungsleitern, Übungsleiterinnen jener Verbände offen sind, die draußen im Lande die Arbeit leisten. Diese Basis muß vor allem geschaffen werden. Es muß die Möglichkeit geschaffen werden, durch dieses Institut endlich staatliche Kurse im modernsten Stile und in weitestem Umfange auf Kosten des Staates durchzuführen unter der Mitarbeit der Verbände und bei der Verwertung der Erfahrungen des praktischen Turn- und Sportlebens. Wir glauben, daß mit diesem Anfang gewiß auf diesem Gebiete ein Schritt vorwärts getan wird. Gerade in der Krise ist diese Arbeit doppelt notwendig, weshalb wir diesem Institut ein gutes Gedeihen wünschen.
Wir setzen aber voraus, daß auch allen deutschen Sportverbänden, die ehrlich und fest auf dem Boden dieses Staates stehen, die Möglichkeit gegeben ist, an den Einrichtungen dieses Instituts teilzunehmen, an der Mitverwaltung, am Kurswesen, an der allgemeinen Gestaltung. Wir fordern, daß auch die deutsche Lehrerbildungsanstalt, bzw. der Tu rnkurs derselben einen Platz in dem neuen Institut findet. Wir wünschen, daß dieses Institut tatsächlich das Zentrum aller Bestrebungen auf dem Gebiete der Leibeserziehung und der Volksgesundheit werde. Das volksgesundheitliche Streben muß viel mehr unterstützt werden als bisher und wir stellen jetzt schon an den Leiter und Verwalter dieser neuen Anstalt die Forderung, dieses Bestreben auf die breiteste Grundlage zu stellen. Wir wünschen auch, daß von diesem Institut ausgehend endlich einmal die Verbesserung des Schulturnens in Angriff genommen wird. Das Turnen in unseren Volks- und Bürgerschulen entspricht keineswegs den Anforderungen der modernen Wissenschaft, der modernen Körperkultur und wir hoffen und erwarten, daß dieses Institut hier bessernd und reformierend wirkt. Wir finden es verständlich, wenn unsere èechischen Mitbürger diesem Institut den Namen des großen Turn- und Sportführers Tyrš geben. Wir wünschen, daß in diesem Institut ein moderner Geist einziehen möge, nicht nur auf dem Gebiete des Fachlichen, sondern auch der Geist der Verträglichkeit der Völker Pflege und Anerkennung findet. Wir wollen dann gerne mitarbeiten und alle unsere Kräfte und Erfahrungen in den Dienst dieser Anstalt stellen.
Unabhängig davon möchte ich noch Folgendes sagen: Wir finden es richtig, wenn ein derartiges Zentralinstitut in der Hauptstadt des Landes seinen Sitz hat. Wir stellen jedoch bei Schaffung dieses Instituts die alte Forderung, auch an die Provinz, an die anderen Gebiete des Staates zu denken und endlich einmal staatliche Mittel auch nach Nordböhmen in die Grenzgebiete zu legen, um die dort befindlichen Institutionen der Körpererziehung und Gesundheitspflege zu unterstützen. Ich verweise wiederum darauf, daß die Stadt Aussig in vorbildlicher Weise Einrichtungen in diesem Sinne geschaffen hat.
Ee wird Sie wundern, wenn ich sage, daß trotz vieler Interventionen die maßgebenden Stellen zu diesen Einrichtungen bisher nicht einen Heller beigetragen haben. Aussig ist das gegebene Sportzentrum. Wir hatten heuer ein Sokolfest dort und auch die Mitglieder des Sokols haben diese Einrichtungen gesehen. Diese Einrichtungen stehen allen Vereinen des Aussiger Gebietes zur Verfügung und wir wünschen, daß sie endlich auch von staatswegen unterstützt werden.
Es liegt auch ein Teil Repräsentation darin, wenn in den Grenzgebieten so vorbildliche sportliche Einrichtungen vorhanden sind. Verkennen Sie diese Wichtigkeit nicht, nicht nur, weil das deutsche Gebiete sind, sondern auch weil diese Gebiete im Grenzraum der Republik Anspruch auf die Mittel des Staates haben. Damit sollen sich die maßgebenden Faktoren eingehend befassen. Diese Unterstützung würde selbstverständlich auch den èechischen Minoritäten in unserem Gebiete zugute kommen und von ihnen sehr begrüßt werden. Diese Ausführungen mache ich im Sinne des Zentralrates der deutschen und èechischen Körperkulturorganisationen der Èechoslovakei mit ihren weit über 300.000 Mitgliedern.
Wir werden dem Gesetze zustimmen,
mit dem berechtigten Wunsche, daß dieses Institut für alle Bürger
und Völker dieses Staates eine segensreiche Tätigkeit im Interesse
der Körperkultur und der allgemeinen Volksgesundheit ausüben möge.
(Potlesk.)