Støeda 13. èervence 1932
Hohes Haus! Ein Vorfall, der sich gestern bei einer Versammlung in Tetschen zugetragen hat, zwingt mich, heute hier das Wort zu ergreifen. Wir Sudetendeutschen haben während der eigentlich noch recht kurzen Zeitspanne, seit der wir Bürger dieses Staates sind, unendlich viel Unrecht erdulden und erleiden müssen. Man hat uns in diesem Staate erwiesenermassen das Recht auf unser nationales Eigenleben genommen und uns in zahlreichen Belangen unseres Volkstums bis zum äußersten eingeengt. Man hat uns aber auch wirtschaftlich zugrunde gerichtet und dadurch unser Volk in seinen Fortbestande auf das schwerste bedroht. Die sudetendeutsche Wirtschaft steht seit Monaten vor dem vollständigen Ruin und hunderttausende braver deutscher Menschen sind der vollständigen Verelendung und dem Verhungern preisgegeben. Das jedoch nicht nur deshalb, weil es eine sogenante Weltwirtschaftskrise gibt, sondern auch aus innerstaatlichen Ursachen heraus, deren Endziel die Vernichtung der deutschen Industrie und Wirtschaft war. Ungehemmt wurde der Kampf gegen deutschen Besitzstand, gegen die deutsche Scholle und gegen den deutschen Arbeitsplatz geführt. Dieser Kampf gilt aber auch gegenwärtig unvermindert weiter. Das System der Verdrängung dauert ungeschmälert fort und führt nicht nur zum Raub der Existenz- und Lebensmöglichkeit für die gegenwärtige Generation der deutschen Arbeitsmenschen, sondern raubt vor allem auch unserer heranwach senden deutschen Jugend jede Hoffnung auf die Zukunft. Unser Volk und seine Jugend fühlen sich nicht nur in ihren berechtigten Hoffnungen und Erwartungen auf das schwerste enttäuscht und betrogen, sondern sehen sich auch ihrer natürlichen Lebensrechte beraubt. Es darf daher niemandem Wunder nehmen, wenn sich aus diesen gegebenen Tatsachen heraus im Volke und vor allem in unserer Jugend ein überaus lebendiger Freiheitswille entwickelte, dessen Ziel und Streben ist, die uns gebührenden Lebensrechte und die Zukunft unseres Volkes sicherzustellen.
Es erübrigt sich meines Erachtens auf die hinter uns liegende Entwicklung näher einzugehen, denn das, was uns und unserem Volke bisher an Unrecht in diesem Staate zugefügt wurde, ist schon zu hunderten und tausendmalen aufgezeigt worden. Unsererseits geschah es immer, um damit die eigentlichen Ursachen der furchtbaren Verzweiflung zu kennzeichnen, die sich heute aller arbeitenden und schaffenden Teile unseres sudetendeutschen Volkes bemächtigt hat. Wir verknüpfen die Kennzeichnung dieser Tatsache stets mit der Warnung an die Verantwortlichen dieses Staates, den herrschenden Verhältnissen endlich Einhalt zu gebieten und die Dinge nicht bis zum äußersten zu treiben. Denn bei aller Lammsgeduld, die uns Sudetendeutschen in so hohem Maße eigen ist, gibt es doch auch für unser hartbedrängtes Volk einen Augenblick, von dem man sagt: "Bis hierher und nicht weiter." Wir scheinen fast bei diesem Augenblicke zu halten, wenn man sich auf der Gegenseite nicht bald eines anderen und Besseren besinnt, (Posl. dr Schollich: Wir werden zur Notwehr greifen müssen.) Jawohl, es wird dazu kommen müssen, wie auch die Vorfälle in der letzten Zeit recht deutlich gezeigt haben. Anstatt daß man sich bemühen würde, die künstlich geschaffene und verzweifelte Lage unseres Volkes zu verstehen und den berechtigten Forderungen Rechnung zu tragen, geschieht von höchster Stelle aus alles, um die geschaffene Situation noch zu verschärfen. Anstatt unsere berechtigten Forderungen nach hinreichender Sicherung der nationalen und wirtschaftlichen Existenz unseres Volkes auch nur einer Beachtung zu unterziehen, glaubt man, den zu befürchtenden Ausbruch der im sudetendeutschen Volke herrschenden Verzweiflungsstimmung mit Verboten und Schikanen, mit brutaler Gewalt niederhalten zu können. In aller Ruhe und Sachlichkeit müssen wir jedoch erneut darauf verweisen, daß es ein schwerer Irrtum ist, wenn man auf èechischer Seite glaubt, daß sich der Wille unseres Volkes nach Selbsterhaltung und Selbstbehauptung auf die Dauer mit Gummiknüppeln und Gendarmerieatakken, wie sie in der leztzen Zeit draußen in unseren sudetendeutschen Gebieten zur Regel geworden sind, bannen läßt. Man irrt sich, wenn man annimmt, die Verzweiflungsstimmung und den daraus entspringenden Freiheitswillen dadurch aus der Welt schaffen zu könen, daß man zu demUnrechte, das man unserem Volke bisher zufügte, [ ].
Dieses Bestreben trat gerade in den letzten Monaten immer deutlicher in Erscheinung und artete zu den ungeheuerlichsten Maßnahmen aus. Ich will hier nicht allzuviel von den Verboten und maßlosen Schikanen gegen die nationalsozialistische Bewegung sagen. Der Kampf gegen unsere Bewegung ist längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden und so weit gediehen, daß sich jedes amtliche Organ, ja sogar jeder Gendarm draußen auf den Landgemeinden die Hetz auf Nationalsozialisten zu einem wahren Privatvergnügen macht. Er nimmt sich eben die Haltung der Behörden und des Innenministeriums gegen die nationalsozialistische Bewegung zum Vorbild und glaubt, davon das Recht ableiten zu können, nach eigener Willkür vorzugehen und sich als Herr über die Deutschen aufzuspielen. (Posl. dr Schollich: Nun, der Minister des Innern ist ein Vorbild dafür; er hat es noch nicht einmal für wert gefunden, hier zu erscheinen und über Dux Aufklärung zu geben!) Jawohl! Ich komme noch darauf zurück. Die allerletzte Zeit war ja so überaus reich an unerhörten und einschneidenden Maßnahmen gegen die nationalsozialistische Bewegung und ihre Anhänger. Ich nenne nur das Verbot des Braunhemdentragens, das Verbot von Versammlungen und Kundgebungen, des Hakenkreuzes, des nationalsozialistischen Jugendverbandes, des Verbandes "Volkssport", der "Völkischen Tage" usw. sowie die in so großer Zahl durchgeführten Hausdurchsuchungen, persönliche Verfolgung und Einkerkerung einzelner. (Posl. Simm: Es wurden sogar kleinen Kindern Papierfahnen weggenommen!) Jawohl, jeder Anlaß ist gut genug dazu, um ein Einschreiten der Gendarmerieorgane zu erwirken. Darüber neuerlich ausführlicher zu sprechen erübrigt sich, weil dies bereits mehrfach geschehen ist. Hervorgehoben zu werden verdient nur, daß sich aus all dem geradezu ein System herausgebildet hat, das jeden Nationalsozialisten, oder wie die èechische Presse sagt, jeden "Hakenkreuzler" als ein Stück Freiwild betrachtet, das von jedem gejagt werden kann, der Lust und Liebe dazu verspürt. Mit Bedauern muß in diesem Zusammenhange festgestellt werden, daß es leider auch Deutsche gab und auch heute noch gibt, die einem solchen niederträchtigen Tun aus bestimmten Gründen Beifall zollten. Es ging ja nur gegen die bösen Hakenkreuzler. Man übersah von dieser Seite allerdings, daß man wohl "Hakenkreuzler" sagte, das gesamte Sudetendeutschtum aber meinte. (Posl. Simm: Es wird einmal ein böses Erwachen aus dem Traum geben!) Diesse Erwachen scheint nicht mehr fern zu sein, sondern wenn die Dinge so weiter gehen wie bisher, können wir damit rechnen, daß dieses Erwachen sehr bald kommen wird. Das haben gestern wieder die Vorfälle in Tetschen gezeigt. Diese Tatsache tritt immer deutlicher in Erscheinung. Sie äußert sich in dem Vorgehen gegen Angehörige auch anderer Parteien, gegen völlig unpolitische Vereine, so gegen den deutschen Turnverband, die deutschen Gesangsvereine und dergleichen mehr.
Überall und bei jeder Gelegenheit werden Geßlerhüte aufgepflanzt, vor denen das gesamte Sudetendeutschtum seine demütigen Verbeugungen zu machen hat. Und nicht genug an dem, versucht eine èechische Hetzpresse mit den niedrigsten Mitteln den Haß gegen das Sudetendeutschtum noch zu schüren und die Behörden zu weiteren Maßnahmen einschneidender Natur zu veranlassen. Dabei handelt es sich nicht nur um die ausgesprochene Hetzpresse des Herrn Støíbrný, sondern auch um jene des Herrn Außenministers Dr. Beneš und aller anderen. (Posl. dr Schollich: Und der agrarischen Presse!) Sicherlich! Alle, sie mögen heißen wie sie wollen, und angehören welcher Richtung immer. Es findet sich kein Zensor, der den Mut oder den Willen hätte, diesem Treiben Einhalt zu gebieten, obgleich auch wir Deutschen ein Recht darauf haben, vor derartigen gemeinen Beschimpfungen geschützt zu werden. Diese Hetzartikel aber führen dazu, daß sich nicht nur jeder Gendarm, sondern auch jeder gewaltsam ins deutsche Gebiet versetzte Èeche als Herr und Gebieter über die Deutschen aufspielt. Was daraus wird, hat sich ja in Dux mit aller Deutlichkeit geoffenbart, [ ] um "das zu laue Verhalten der Behörde aus eigener Machtvollkommenheit zu korrigieren", wie es in dem in Dux erscheinenden èechischen Hetzblatt so schön heißt. Die Duxer Geschehnisse sind bereits an dieser Stelle entsprechend charakterisiert worden, wobei vor allem auch an Hand von Beweisen dargetan wurde, daß sich die Behörden und die Gendarmerieorgane nicht nur untätig verhielten, [ ].
Über den in diesem Hause vorgebrachten Protest hinaus müßte es sicherlich eines der primitivsten Rechte sein, die wir Sudetendeutschen für uns in Anspruch nehmen dürfen, in öffentlichen Kundgebungen zu diesem skandalösen Vorfall Stellung zu nehmen. Wenn es schon der Herr Innenminister in ganz unerhörter Weise bisher nicht einmal der Mühe wert fand, eine genaue Aufklärung über den Stand der behördlichen Untersuchungen zu geben, wenn es bisher noch immer nicht gelang, auch nur einen der Schuldigen ausfindig zu machen und entsprechend zur Verantwortung zu ziehen, müßte man annehmen, daß das solcher Art brüskierte Sudetendeutschtum wenigstens die Möglichkeit haben sollte, in öffentlichen Kundgebungen zu den Duxer Vorfällen Stellung zu nehmen. Doch weit gefehlt. Viele dieser Versammlungen wurden verboten, andere nach kurzer Dauer aufgelöst, obgleich nicht gegen den Staat, sondern in sachlicher Weise zu den Duxer Vorfällen Stellung genommen wurde. In welcher Form die Auflösung von Versammlungen und das Einschreiten der Behörden geschieht, welch brutaler Mittel man sich dabei bedient, um eine Stellungnahme zu Dux und den Schuldigen von Dux zu verhindern, zeigt der Ausgang einer für gestern abends nach Tetschen einberufenen Protestversammlung.
Nach Tetschen war gestern abend von den deutschen Parteien und zwar von der christlichsozialen Volkspartei, der deutschen Nationalpartei, der deutschen Gewerbepartei und der deutschen nationalsozialistischen Arbeiterpartei eine Protestkundgebung gegen die Vorfälle der letzten Zeit einberufen worden. Diese Protestkundgebung wurde bewilligt, trotzdem sie für den 7. d. M. bereits einmal verboten worden war. Sie ist ordnungsgemäß bewilligt und auch mit großen Anschlagezetteln öffentlich bekanntgegeben worden. Die Versammlung war massenhaft besucht. Als der Regierungsvertreter, Herr Rat Herrmann von der Bezirksbehörde Tetschen das Versammlungslokal betrat, zeigte sich bereits, daß dieser intervenierende Regierungsbeamte mit dem festen Auftrag oder festen Vorsatz dorthin kam, die Versammlung innerhalb kürzester Zeit aufzulösen, um auf diese Weise zu verhindern, daß zu den Duxer Vorfällen und den Schuldigen von Dux Stellung genommen werde.
Wir hatten uns alle, die als Redner angekündigt waren - Koll. Krumpe von der christlichsozialen Volkspartei, Koll. Dr. Keibl von der deutschen Nationalpartei und meine Wenigkeit - vorgenommen, uns der größten Sachlichkeit in dieser Versammlung zu befleißigen. Jedoch der erste Satz des Koll. Krumpe - der als erster Redner sprach - genügte, um ihm bereits eine Verwarnung seitens des Regierungsvertreters einzutragen und bei der bald darauf erfolgten dritten Verwarnung die Auflösung der Versammlung herbeizuführen. Die Auflösung der Versammlung wurde herbeigeführt durch die Erklärung des Herrn Koll. Krumpe, daß die Stöcke, die sich die Turner in Dux zum Selbstschutz angeeignet hatten, von der Gendarmerie den èechischen Angreifern in die Hände gespielt worden sind. Das genügte, um die Versammlung zur Auflösung zu bringen. (Výkøiky na levici.) Dinge, die in allen Zeitungen zu lesen waren, Dinge, die vor allem aber den Tatsachen entsprechen und bis heute durch eine amtliche Untersuchung nicht widerlegt worden sind. (Posl. inž. Jung: Man lese nur das nationalistische Duxer Blättchen!) Jawohl, wo man noch stolz darauf ist, daß die Angriffe gegen die deutschen Turner in solcher Form durchgeführt wurden. (Výkøiky na levici.)
Als der massenhaft gefüllte Saal nicht sofort geräumt werden konnte, weil es den Massen nicht möglich war, innerhalb so kurzer Zeit aus dem Saale herauszukommen, ließ der Regierungsvertreter, Herr Rat Herrmann sofort die Gendarmerie in den Sall ein marschieren. Dabei zeigte sich, mit welcher Brutalität gegen die dort versammelte Menschenmenge vorgegangen wurde. Nicht, daß man die Gendarmerie rückwärts aufgestellt hätte, um solcher Art die Menschenmenge aus dem Saale herauszubringen, drang die Gendarmerie, ungefähr 40 oder 50 Mann, an zwei Stellen von der Seite in das Schützenhaus in Tetschen ein und begann sofort wie wütend mit den Gewehrkolben in die versammelte Menschenmenge hineinzuschlagen, ohne vorher an die Versammelten auch nur die Aufforderung zu richten, den Saal in Ruhe zu räumen. (Výkøiky posl. Simma, dr Schollicha a dr Hassolda.) Was man nun zu sehen bekam, war nicht Pflichterfüllung der Gendarmerie, [ ] Es war gleichgültig, wohin die Kolben trafen, gleichgültig ob Männer oder Frauen getroffen wurden. Die Szenen, die sich abspielten, spotten jeder Beschreibung und es ist unmöglich, in Worten das wiederzugeben, was sich im Saale zutrug. (Posl. inž. Jung: Zeig Deinen Arm!) Ich komme noch darauf zu sprechen.
Ich selbst intervenierte mehrfach,
wurde aber dabei in der gröblichsten Weise selbst von der Gendarmerie
insultiert und angegriffen. Ein Gendarmeriefähnrich versuchte
mich herumzuzerren. Ich wurde von einzelnen Gendarmerieorganen
beim Rockkragen gefaßt und wie jeder andere behandelt. Desgleichen
war aber auch das Vorgehen gegen die übrigen Versammlungsbesucher,
sowie gegen die beiden anderen Kollegen, die in der Versammlung
mit anwesend waren. Ein Gendarmeriefähnrich erlaubte sich einem
Versammlungsbesucher, der schon niedergeschlagen am Boden lag,
eine Ohrfeige zu verabfolgen, was mich veranlaßte, den intervenierenden
Regierungsvertreter darauf aufmerksam zu machen, daß wir nicht
im Zeitalter des Faustrechtes leben, wo jeder nach Willkür zu
schlagen vermag, wie es ihm beliebt. Es spottet jeder Beschreibung,
was wir mit ansehen mußten. Als dann die Menge hinausgedrängt
war-, begann man in dem großen Garten, der vor dem Schützenhaus
in Tetschen liegt, von neuem gegen die Menge in Form eines Sturmangriffes
mit gefälltem Bajonett vorzugehen. Die Menschenmenge drängte selbstverständlich
hinaus. Ein enges Tor ist jedoch der einzige Ausweg aus dem Garten.
Als die Menschenmenge bis zum Tor gelangte, staute sie sich, weil
nicht möglich war, daß diese ungeheuere Menschenmenge auf einmal
durch das enge Tor hinauskam. Da ging die Gendarmerie gegen diese
festgekeilte Menschenmasse neuerdings mit gefälltem Bajonett und
mit den Gewehrkolben vor. Der Gendarmeriekommandant, in dessen
Nähe ich mich selbst befand, ging mit blank gezogenem Säbel gegen
diese Menschenmenge vor und schlug in dieselbe hinein, ohne darauf
zu achten, wohin der Schlag traf. (Výkøiky posl. dr Schollicha.
- Hluk.)
Pøedseda (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. Kasper (pokraèuje):
Ich habe mehrfach interveniert. Mir wurde seitens der beiden
Vertreter der Behörde erklärt, . . . (Výkøiky posl. dr Hassolda.
- Hluk.)
Pøedseda (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. Kasper (pokraèuje):
Ich selbst bemühte mich des öfteren einzugreifen und versuchte
die Ruhe und Ordnung herzustellen, die von der Gendarmerie gestört
worden war, weil das Erscheinen der Gendarmerie und ihr brutales
Eingreifen zur Störung der Ruhe und Ordnung führte. Ich vermag
hier nur die Aussagen der beiden intervenierenden Regierungsbeamten
anzuführen, die selbst zugeben mußten, daß ich mich ständig dafür
einsetzte, daß die Versammlung in Ruhe auseinanderging. Zum Dank
dafür bekam ich gleichfalls die Gewehrkolben der Herren Gendarmen
zu spüren. (Rùzné výkøiky. - Hluk.)
Pøedseda (zvoní):
Prosím o klid.
Posl. Kasper (pokraèuje): Im Gegenteil, die Abgeordnetenlegitimation genügte den Herren Gendarmen gar nicht, von der Prügelei an mir Abstand zu nehmen, sondern ich mußte erst mit Mühe und Not den Vertreter der Behörde dahinbringen, daß er den Gendarmen den Auftrag gab, von einer weiteren Attacke gegen mich Abstand zu nehmen. (Posl. inž. Jung: Zeige Deine Verletzungen!) Ich habe mich auf der Polizeiwachstube ärztlich untersuchen und an Ort und Stelle feststellen lassen, in welcher Form ich durch die Gewehrkolbenschläge verletzt wurde. Aber es geht nicht um mich, sondern um die vielen Hunderte, die dort in der brutalsten Art und Weise geprügelt wurden, ganz gleich ob Männer oder Frauen. Jedoch auch im Schützenhausgarten endete die Attacke gegen die Versammlungsteilnehmer noch nicht, sondern wurde in allen Straßen von Tetschen bis hinüber nach Bodenbach fortgesetzt und endete im "Deutschen Haus" in Bodenbach. In der brutalsten Art und Weise räumte und "säuberte" man die Straßen von Tetschen und ging des öfteren im Sturmschritt gegen die auf der Straße befindlichen Menschen vor, selbst auch dann, wenn sie an der Versammlung gar nicht teilgenommen hatten. (Výkøiky posl. Geyera.) Es lassen sich nicht alle Einzelheiten schildern, [ ] auszulassen. Ich hätte nur gewünscht, daß die Gendarmerie diese Schneid in Dux bewiesen hätte, wie sie sie in der Versammlung in Tetschen zum Ausdruck gebracht hat, trotzdem im letzteren Falle gar kein Anlaß dazu bestand.
Es ist geradezu unerhört, in welcher Form die Deutschen dieses Staates gegenwärtig daran gehindert werden, Versammlungen durchzuführen und ihre Meinungen und Anschauungen zum Ausdruck zu bringen. Wir warnen von dieser Stelle aus auf das Entschiedenste, in der bisherigen Art und Weise fortzufahren, weil wir wohl mit Bestimmtheit sagen können, daß die Geduld auch der Geduldigsten, also auch die Lammsgeduld der Deutschen bald einmal zu Ende gehen wird und muß, wenn weiterhin in dieser Weise mit dem Sudetendeutschtum verfahren und gegen dasselbe vorgegangen wird. (Posl. dr Schollich: Das ist die beste staatsbürgerliche Erziehung!) Jawohl!
Es sind eine ganze Reihe von Menschen auch blutig geschlagen worden, so beispielsweise unser Bodenbacher Sekretär, der eine Schramme von einem Bajonett am Kopf aufzuweisen hat, sowie eine ganze Reihe anderer Versammlungsteilnehmer, die in brutalster Art und Weise niedergeschlagen und dann noch getreten oder in anderer Weise mißhandelt wurden.
Wir warnen von dieser Stelle,
das System, wie es bisher betrieben wurde, weiter fortzusetzen.
Wird es so weiter getrieben wie bisher, dann darf man sich nicht
über die Auswirkungen wundern, die unbedingt kommen müssen. Die
Folgen haben allerdings dann diejenigen zu tragen, die heute dafür
verantwortlich sind, was an Drangsalierung gegen das Sudetendeutschtum
in Anwendung gebracht wird. (Potlesk.)