Úterý 25. èervna 1929

Eine weitere Belastung der Mühlen, besser gesagt der Wasserwerke im allgemeinen, ist die Wasserkraftsteuer. Diese Wasserkraftsteuer, die seinerzeit vom Hause beschlossen wurde, war eigentlich nur als vorübergehende Steuer gedacht, die mit Rücksicht auf die Kohlensteuer ausgleichend wirken sollte. Wir sehen heute, daß die Kohlensteuer fast abgebaut ist, die Wasserkraftsteuer aber mit ihrem ersten Satze noch immer besteht. Bei der Schaffung dieser Steuer für Wasserwerke hat man natürlich ganz darauf vergessen, daß die Instandhaltung der Wasserwerke, die Instandhaltung der Zulaufgräben, des Wasserwehrs und auch des Antriebmotors horrende Geldmittel erfordert, die zu verzinsen und zu amortisieren für das Wasserwerk oder die Mühle eine große Belastung darstellen. Man hat darauf hingewiesen, daß das Wasser umsonst ist. Wenn man sich aber heute den Entwurf eines Wasserwerkes bei den kleineren oder mittleren Mühlen vorlegen läßt, wird man staunen, welch große Beträge dafür aufgewendet werden und welch große Einnahmen erforderlich sind, um die Verzinsung und Amortisierung hereinzubringen. Man hat aber auch früher vor und während des Krieges die Einkommen- und Erwerbsteuer der Wasserwerke mit dem Hinweis darauf höher bemessen, daß sie eine billige Antriebskraft besitzen. Auf der einen Seite ist also mit der Instandhaltung der Wasserwerke eine Mehrbelastung verbunden, auf der anderen Seite sind sie einer höheren Besteuerung ausgesetzt, und trotzdem hat man ihnen noch die Wasserkraftsteuer auferlegt. Der Ertrag dieser Steuer ist sicher nicht so hoch, als man erwartet hatte und ich glaube, daß das Ministerium sich doch mit dem Gedanken vertraut machen muß, diese Steuer abzubauen.

Man beabsichtigt jetzt im Finanzministerium, die Schaffung eines wasserwirtschaftlichen Fondes, dem man 50% der Einnahmen aus der Wasserkraftsteuer zuwenden will. Dadurch will man einmal die nur vorübergehend gedachte Steuer für immerwährende Zeiten festlegen. Man will damit sagen, daß mit der Aufhebung der Wasserkraftsteuer auch das Gesetz über den sogenannten Wasserwirtschaftsfonds fallen müßte. Außerdem ist geplant, daß zu diesem Wasserwirtschaftsfonds die Wasserwerke auch noch einen separaten Beitrag leisten sollen. Da muß man sich fragen, welchen Wert eigentlich für die Mühlen dieser Wasserwirtschaftsfonds haben soll. Der Fonds soll doch allgemeinen volkswirtschaftlichen Zwecken dienen, er ist aber nicht darauf berechnet, daß aus dies em Fonds für die Instandhaltung der Wasserwerke, bzw. Zulaufgräben irgendwelche Zuwendungen gemacht werden. Außer der Wasserkraftsteuer sollen aber die Mühlen in späterer Zeit noch andere Abgaben leisten, ohne jemals etwas zurückzubekommen. Wir stehen deshalb auf dem Standpunkt und werden nicht erlahmen, immer wieder an maßgebender Stelle vorstellig zu werden, daß die Wasserkraftsteuer unbedingt aufgehoben wird. Ich möchte auch noch darauf verweisen, daß heute in den Wasserbüchern der einzelnen Bezirke eine derartige Unordnung herrscht, daß daraus die unglaublichsten Prozesse resultieren können, oft zum größten Schaden der prozeßführenden Teile selbst. Die Regierung hat vor ca. 3 Jahren einen Kredit von ca. 240.000 Kè zu dem Zweck bewilligt, daß die Wasserbücher in Ordnung gebracht werden mögen. Heute beträgt dieser Kredit, und zwar für Böhmen, Mähren und Schlesien nur noch 45.000 Kè. Man muß fragen, was bei der horrenden Anzahl von Wasserwerken und Wasserbüchern mit diesem kleinen Betrage eigentlich angefangen werden soll. Wenn man heute in den einzelnen Mühlen die Besitzer fragt, ob sie Urkunden über ihr Wasserrecht besitzen und ob die Behörden ordentliche Wasserbücher führen, so stellt sich zumeist heraus, daß dies nicht der Fall ist. So ähnlich ist es auch mit der Führung der Wasserbücher bei den politischen Behörden. Es ist notwendig, daß hier einmal Ordnung geschaffen wird, und wir erwarten von der Regierung entsprechende Maßnahmen, um diesem Übelstande abzuhelfen.

Zum Schlusse möchte ich nur erwähnen, daß ich namens meiner Organisation allen jenen, die diesem Gesetze ihre Zustimmung geben, Dank sage mit der Bitte, diesem Gewerbestande wieder jene Beachtung zu schenken, die er früher einmal genossen hat. Wir wollen für die Gesamtheit des Volkes und der Menschheit arbeiten, weil wir ja der Lebensmittelbranche angehören, die für die Allgemeinheit zu arbeiten verpflichtet ist. Wir wollen zum Wohle unserer konsumierenden Kreise das Beste leisten. Ich erwarte deshalb, daß auch vonseiten der Regierung die von mir hier vorgebrachten Wünsche und Beschwerden an den maßgebenden Stellen Berücksichtigung finden mögen. (Potlesk poslancù nìm. strany živnostenské.)

3. Øeè posl. Matznera (viz str. 50 tìsnopisecké zprávy):

Meine Damen und Herren! Wenn ich zum Auslieferungsbegehren der Staatsanwaltschaft Olmütz das Wort ergreife, so geschieht es, um einmal die Gelegenheit wahrzunehmen, öffentlich aufzuzeigen, wie in diesem èechoslovakischen Parlamente, wo seit einiger Zeit sogar schon die Redezensur des Hauspräsidiums sehr stark gegen die lästigen Oppositionsredner, insbesondere auch gegen die der Deutschen Nationalpartei geübt wird, auch die Auslieferungspraxis gegen oppositionelle Abgeordnete gehandhabt wird. Sollte aus meiner Rede der Regierung Unangenehmes gestrichen werden, so ist dies wieder als ein neuer Beweis für die Achtung vor der parlamentarischen Redefreiheit zu verzeichnen.

Der Immunitätsausschuß hat zu beschließen geruht, mich auszuliefern, weil ich in irgendeiner Rede im Olmützer Staatsanwaltschaftsbereiche gesagt haben soll: "Das Parlament ist die Hochburg des Betruges." Zu diesem mir zur Last gelegten Ausspruche habe ich vorweg zu bemerken: Es ist mir bei Gott nicht bekannt und trotz größter Anstrengung meines Erinnerungsvermögens nicht möglich zu ergründen, daß ich irgendwann oder irgendwo diesen Satz ausgesprochen hätte. Nie im Leben war es meine Gewohnheit zu kneifen, am allerwenigsten jetzt, wo ich von meinen Wählern ins Parlament geschickt wurde, um frei und ungeschminkt das zu sagen, was uns Deutsche, wes Berufes und Standes immer, in diesem Staate schwer bis zur Unerträglichkeit bedrückt. (Posl. dr Schollich: Aber Ehrenbeleidigungen kannst Du begehen wie Špaèek, der nicht ausgeliefert wurde!) Das ist etwas anderes. (Posl. dr Schollich: Das ist auch ein Immunitätsausschuß!) Bei mir werden Sie nicht so vorgehen! (Hluk na levici.) Die Herren von der Regierungsmehrheit werden mich wahrscheinlich mit Wonne ausliefern, kommt doch ein lästiger Kollege vor die Schranken des Gerichtes, um dort für die Zukunft eingeschüchtert zu werden, über Angabe eines Regierungsvertreters, der die deutsche Sprache offenbar mangelhaft beherrscht, einer Versammlung nicht folgen kann, oder auch über Angabe eines elenden Spitzels, der sein verlogenes Herz, seine gemeine Charakterlosigkeit in die Dienste eines Spionagebureaus gestellt hat und immer Mittel und Wege findet, einem verhaßten Deutschen, der nicht mit gesenktem Haupte kriecht, unschädlich und mundtod machen zu helfen. (Posl. dr Schollich: Der Spitzel will sich auf diesem Wege Geld verschaffen!) Ja, ja, sehr richtig. (Rùznì výkøiky na levici.) Von einer derartigen Kreatur wurde mir der Satz in den Mund gelegt, weswegen ich nun ausgeliefert werden soll. Somit bin ich gezwungen zu sagen, daß das eine Verdrehung ist. Keiner vo den vor mir stehenden Abgeordnetenkollegen wird daran glauben, daß ich den Ausspruch in dieser Form getan habe oder daß, wenn ich jenen Satz ausgesprochen hätte, ich dabei an eine unehrliche Handlung des Parlaments oder seiner Mitglieder gedacht hätte, die sich irgendwie mit dem Strafgericht in Zusammenhang bringen ließe. (Posl. dr Schollich: Hättest Du gestohlen, wärst Du nicht ausgeliefert worden!) Das ist eben etwas anderes, ist feiner. Es könnte nur sein, und um anderes kann es sich sonst nicht handeln, daß ich einen sogenannten politischen Betrug gemeint hätte. Wenn Sie wollen, meine Damen und Herren, kann ich allerdings mit einer sehr starken Portion volkspolitischer Irreführung, die in diesem Hause sich schon abgespielt hat, seitdem ich Mitglied dieses Parlamentes bin, aufwarten. Nach meinen Empfindungen war schon bei der ersten Sitzung dieses Parlaments die Absicht der Täuschung vorhanden, als der damalige Hauspräsident, der derzeitige Abg. Tomášek, die deutschen Abgeordneten und Senatoren mit verèechten Familien- und Geburtsnamen aufrief. Ich verwahrte mich schon damals dagegen. Vielleicht sollte dadurch der Eindruck in der ganzen Welt erweckt werden, daß in diesem Staate lauter rechtschaffene Èechen zuhause wären. Eine andere Erklärung für den Versuch, unsere gutdeutschen Namen zu verèechen, gibt es gar nicht. Ein anderer politischer Volksbetrug wird in diesem Hause getrieben, wenn von der Redestelle dieses Hauses laut und feierlich verkündet wird, die Deutschen werden als Gleiche unter Gleichen gewertet. (Posl. L. Wenzel: Da haben wir ja gleich den Betrug!) Ja, ja, so ist es. Vor und nach der Verkündung wurden und werden fortlaufend Gesetze beschlossen, die die Mundtotmachung der Deutschen beinhalten, fort und fort wird unser Besitzstand geschmälert, fort und fort wird die Arbeitsamkeit, der beispiellose Fleiß und die Sparsamkeit der Deutschen, die im Gebirge, an den mageren Talhängen, in den Wäldern ihr karges Leben fristen, mit schweren Steuerlasten belegt.

Ist es da nicht Volksbetrug, wenn deutsche Abgeordnete immer und immer wieder verkündet haben, es sei seit ihrem Eintritt in die Regierung besser geworden, obwohl jeder von unseren deutschen Brüdern und Schwestern jetzt langsam einsehen wird, daß besonders in den letzten Jahren Stück um Stück der uns noch verbliebenen alten österreichischen Bewegungsfreiheit in Gemeinde, Bezirk und Land genommen wurde? Ist es nicht Volksbetrug, wenn man von hier aus verkündete, die Verwaltungsreform werde uns nicht schädigen, unseren Besitzstand nicht schmälern, im Gegenteil, uns die volle Selbstverwaltung bringen, während jetzt schon die lebendigen Taten aufzeigen, daß nur èechische Beamtenwillkür Herrscherin werden wird und daß die angeblich so segensreiche Verwaltungsreform für uns Deutsche die vollendete Versklavung bedeutet? Ist es nicht Volksbetrug, wenn man uns Schlesiern das uralte Schlesierheimatland mit der besten Verwaltung, die es nur gegeben hat, nimmt und einem anderen Lande einverleibt, das sich mit schlesischer Sparsamkeit nicht messen konnte, angeblich aus Sparsamkeitsgründen und wegen verwaltungstechnischer Erleichterungen? Nichts von diesem Geflunker ist wahr geworden und nichts wird wahr werden; teurer und schlechter ist die Verwaltung Schlesiens geworden. Ist es nicht ein ungeheuerlicher Volksbetrug, wenn alle Gesetze ein Achterausschuß endgültig beschließt? So und nicht anders darf das Gesetz angenommen werden, heißt es dann regelmäßig, es können hunderte und aberhunderte Abänderungs- und Zusatzanträge von den übrigen 292 Abgeordneten vorgelegt, in langen Reden begründet werden das, was die Acht beschlossen haben, bleibt, und damit Punktum. (Rùzné výkøiky na levici.) Die Regierungsabgeordneten stimmen dann, so wie die Stimmführer die Hände erheben. Schickt sie doch nachhause, die übrigen 292 Abgeordneten, nehmt ihnen das Mandat, die Gesetzesbeschließerei wird dadurch einfacher, die Kosten verbilligen sich, man braucht nur mehr für 8 Abgeordnete Diäten auszuzahlen, die Augenauswischerei, der Volksbetrug hätte ein Ende. Und ebenso überflüssig ist der ganze Senat, der ja auch nur zur Täuschung der Bevölkerung einberufen wird, damit es so aussieht, als müßten gar zwei Körperschaften mit 450 Köpfen beraten, wie die besten Gesetze gemacht werden können. Derweilen genügen Acht, und alles andere ist Aufputz, Schwindel! (Výkøiky poslancù nìm, strany národní a poslancù komunistických.) Ist es nicht ein Volksbetrug, wenn die Abgeordneten ihre hochpolitischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen Reden mit großer Leidenschaft, viel Redekunst und starker Stimme in diesem Hause vortragen, und es ist nicht einmal ein einziger Abgeordneter im Parlament anwesend? Wenn es hoch geht, hören die eigenen Parteigenossen zu, von den anderen Parteien sitz nur hie und da ein Horchposten in den Bänken dieses Hauses. Die Herren Sittenrichter über die Würde in diesem Parlamente mögen sich nur selber an der Nase fassen, um zu ergründen, wie tief die parlamentarische Moral in diesem Staate schon gesunken ist, hauptsächlich durch ihr eigenes Verschulden und Mittun. Denn Sie, die Herren von der Mehrheit, trampeln die Minderheitenrechte mit Füßen. Ich habe nicht die Aufgabe, dieses Haus Würde zu lehren, die war schon verloren bei der ersten Gesetzgebung des Revolutionskonvents, als die Geschäftsordnungen und Staatsgrundgesetze beschlossen wurden.

Und nun, verehrte Abgeordnetenkollegen, beschließen Sie, wie Ihnen befohlen wurde. Ich werde mein Schicksal zu tragen wissen. Im Dienste meines Volkes ertrage ich jede Unbill wider mich und von jedem, ob er Èeche oder Regierungsdeutscher sei. Für mein Volk kenne ich nur den Kampf um sein Recht und die Treue. Darin werde ich mich durch keine Auslieferung und Veurteilung wankend machen lassen. Zum Schluß wird sich doch der Wahlspruch bewähren: Die Wahrheit siegt! (Potlesk poslancù nìm. strany národní. Výkøiky poslancù komunistických.)

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