Dieselben Sozialdemokraten, die immer mit pazifistischem
Geschrei kommen, nur keine Gewalt, nur keinen blutigen Kampf,
wenn es gilt, daß sich die Arbeiterklasse gegen die Ausbeuter
verteidige, sich die Freiheit erringe, sie sind für Gewalt,
für blutige Gewalt, wenn es gilt, im Interesse des Imperialismus,
im Interesse des Kapitalismus den ersten Arbeiterstaat der Welt
zum Zusammenbruch zu treiben. (Výkøiky:
Nicht nur theoretisch, auch praktisch!) Ganz
richtig, auch praktisch, wie Sie es bewiesen haben bei den Interventionskriegen,
die gegen die Sowjetunion geführt wurden, waren sozialdemokratische
Minister beteiligt, bei dem Kriege, der gegen die Räterepublik
in Ungarn geführt wurde, haben wir Sozialdemokraten als Führer
auch in der Regierung gehabt, bei dem Kriege, der gegen die Räterepublik
in Bayern geführt wurde, waren es Sozialdemokraten, die das
getan haben. (Výkøiky posl. Leibla.) Mit
Schimpfworten werden Sie die Tatsache nicht aus der Welt schaffen.
Wollen Sie bestreiten, daß es der Sozialdemokrat Hoffmann
war, der gegen die Bayerische Räterepublik gezogen ist? Wenn
solche Tatsachen bestritten werden sollen, daß die sozialdemokratische
Regierung gegen die bayrische Räterepublik gezogen ist, daß
Severing es war, der gegen die Arbeiter im Ruhrgebiet gezogen
ist, und daß Ebert es war, der die Massenhinrichtungen dort
bestätigt hat, dann braucht man nur die sozialdemokratischen
Blätter aus dieser Zeit hernehmen, wo das doch auch geschrieben
ist, demokratischen Blätter aus dieser Zeit herzukommt und
dies leugnet und Lüge nennt, so zeugt dies nur von dem schlechten
Gewissen, das diese Herrschaften haben, die jetzt über diese
Dinge den Schleier der Vergessenheit breiten möchten. Solche
Tatsachen lassen sich aber nicht durch hysterisches Geschrei aus
der Welt schaffen.
Wenn jemand sagen wollte, so stehen die Dinge
nur draußen in Deutschland, oder in anderen Ländern,
wir haben ja auch Regierungen in Italien, in Polen und Bulgarien,
wo die Sozialdemokraten direkt an den faszistischen Regierungen
teilnehmen oder sie offen unterstützen. Wenn jemand sagt,
draußen sind andere Verhältnisse und manches davon,
was draußen geschieht, wird bei uns kritisiert, wie schaut
es um unsere Sozialdemokratie hier in der Èechoslovakei
aus? Von unseren Nationalsozialisten will ich
nicht sprechen. Die sind ja direkt stolz darauf, daß sie
die leidenschaftlichsten Vaterlandsverteidiger sind. Die machen
noch Interpellationen, in denen sie zu zeigen suchen, daß
niemand um die Vaterlandsverteidigung so besorgt ist wie sie,
daß nicht einmal Kramáø
ein so guter Patriot ist wie die Nationalsozialisten. Die werden
ohne weiteres ja sagen, wenn Krieg ist, wenn die Èechoslovakei
im Krieg stehen wird, werden sie selbstverständlich Gut und
Blut der Arbeiter und Bauern für dieses faszistische Land
im Interesse der Kapitalisten opfern. Das ist
ganz klar.
Und unsere èechischen Sozialdemokraten?
Auch darüber sind nicht viele Worte zu verlieren. Sie erklären
auch: To je naše republika, das
ist unsere Republik, wir sind selbstverständlich für
die Verteidigung dieser Republik. Ich habe mit èechischen
sozialdemokratischen Arbeitern gesprochen und die haben gesagt:
"Ja, wenn es zum Krieg gegen Ungarn geht, glaube ich
selbst, daß unsere Partei für die Verteidigung der
Èechoslovakei sein wird. Aber wenn ihr behauptet, daß
unsere Partei für die Verteidigung der Èechoslovakei
sein und einen Krieg mitmachen würde, wenn es gegen die Sowjetunion
geht, tut ihr unserer Partei Unrecht." Es gibt also sozialdemokratische
Arbeiter, die nicht sehen, daß selbstverständlich auch
für unsere èechischen Sozialdemokraten
im Falle eines Krieges gegen die Sowjetunion in erster Linie die
Naše Republika, ihr Vaterland oder
wie falsch und lügnerisch behaupten würden, auch die
nationale Freiheit in Betracht kommen würde, daß sie
das alles verteidigen würden und zu diesem Behufe
auch den Arbeitern sagen würden, daß sie gegen die
Sowjetunion kämpfen sollen. Darüber, über unsere
èechischen Sozialdemokraten und über
die Nationalsozialisten, ist nicht viel zu reden, weil hier die
Dinge klar auf der Hand liegen.
Aber unsere deutschen Sozialdemokraten verstehen
diese Dinge etwas zu verschleiern und sie würden in die größte
Verlegenheit kommen, würde man sie fragen: "Was
werdet Ihr machen, wenn Krieg, sagen wir, zwischen der Èechoslovakei
und Ungarn sein würde?" Wir haben
wiederholt so gefragt. Wenn sie es ehrlich meinen würden,
könnten sie ruhig darauf antworten, wir werden selbstverständlich
nicht das kapitalistische Vaterland unterstützen; aber sie
antworten nicht darauf. Und sie würden nicht einmal antworten,
wenn wir sie fragen würden: was werdet ihr machen,
wenn es zu einem Krieg der Èechoslovakei gegen die Sowjetunion
kommen würde? Sie suchen über alle
diese Dinge einen solchen Schleier zu verbreiten, wie über
die Frage, ob sie sich überhaupt in der Èechoslovakei
an einer Regierung beteiligen werden oder nicht. Es gibt gewisse
Dinge, bei denen der Grundsatz lautet: Nie sollst du mich befragen;
das darf niemand wissen. Aber sehen wir uns ihre Praxis an, wenn
sie schon so schweigsam sind. Machen sie nicht den ganzen sozialfaszistischen
Kurs mit, sind sie nicht die ersten in der Organisierung des Streikbruches,
haben wir das nicht gesehen bei den Bauarbeitern, den Kaolin-
und Textilarbeitern, haben wir nicht die größten Schandtaten
gesehen beim Landarbeiterstreik, wo ihre Parteigenossen gemeinsam
mit den Agrariern, mit den Klerikalen Flugblätter unterschrieben
haben gegen die streikenden Arbeiter, selbstverständlich
unterstützt von den Liquidatoren, die genau in dasselbe Kapitel
hineingehören. Haben wir nicht gesehen, wie sie die Magdeburger
Beschlüsse hier gepriesen haben, wie sie angesichts der Berliner
Ereignisse nicht die Arbeiter verteidigt haben, die auf die Straße
gegangen sind und ihr Leben geopfert haben, um das Recht auf die
Straße, das Recht auf den 1. Mai, also um die heiligsten
Rechte der Arbeiter zu verteidigen? Nein, sie hatten kein Wort
für diese selbstverständliche Pflichterfüllung
der Arbeiter, für diese selbstverständliche Pflichterfüllung
der kommunistischen Partei, die den Arbeitern in Deutschland gesagt
hat: laßt Euch nicht das Recht auf die Straße rauben,
sonst seid Ihr verloren, seid Ihr Sklaven, werdet willenlos in
einen neuen Krieg hineingeschleppt werden, der hundert- und tausendfach
mehr Opfer kosten wird; nein, sie stellen sich nicht an ihre Seite,
sie erklären vielmehr diejenigen, die ihre Pflicht gegenüber
der Arbeiterklasse, gegenüber dem ganzen Proletariat erfüllt
haben, die das getan haben, worauf zu verzichten Bebel als Feigheit
und Niedertracht erklärte, die erklären sie für
Verbrecher und der Zörgiebel, der sozialdemokratische Polizeipräsident,
der schamlos und offen erklärt hat: ich mußte das tun,
um die Staatsautorität, um die Autorität des kapitalistischen
Staates zu wahren, der ist in ihren Augen ein Held, der richtig
gehandelt hat, als er in Berlin die Arbeiter niedergeschossen
hat. Und wir sehen weiters, wie die Sozialdemokraten sich bei
uns an der infamen Hetze für die Kapitalisten, für die
Imperialisten beteiligen, durch welche die Aktion vom 1. August,
diese internationale Aktion gegen die imperialistische Kriegsgefahr
als Putsch hingestellt werden soll, um die Arbeiter abzuschrecken
von der Teilnahme an dieser Aktion. Sie kennen ganz gut den wahren
Sinn dieser Aktion, wissen ganz gut, daß wir die Arbeiter
ohne Unterschied der Partei und Nation, auch die Bauern, überhaupt
die ganze werktätige Bevölkerung aufrufen zu einem Kampfe
für ihre Lebensinteressen, zu einem Kampfe, daß sie
nicht in einem neuen Krieg für die Ausbeuter, für die
Großgrundbesitzer, für die Bankdirektoren hingemordet
werden, für eine Frage, die jedem Arbeiter am Herzen liegen
muß, überhaupt jedem Arbeitenden; und obwohl sie wissen,
oder gerade deshalb weil sie wissen, daß es sich um eine
Aktion gegen den kapitalistischen Krieg und um eine Aktion für
die Verteidigung der Sowjetunion handelt, hetzen sie und verleumden
sie und suchen sie mit allen Mitteln diese Aktion zu bekämpfen,
um auf diese Weise den imperialistischen Krieg und den Krieg gegen
die Sowjetunion zu unterstützen und ihn vorbereiten zu helfen.
Sie sind an der Spitze - und das gilt für die ganze II. Internationale
- des pazifistischen Verwirrungsfeldzuges gegen die Arbeitenden.
Auf der einen Seite sucht man in den Arbeitern mit allen Mitteln
patriotische Gefühle zu erwecken, andererseits sucht man
sie zu entnerven, indem man ihnen erklärt: nur keine Gewalt!
Die ganzen Erfahrungen des Weltkrieges werden von diesen Leuten
mißbraucht, nicht um die Arbeiter aufzustacheln zum Kampfe
gegen einen neuen imperialistischen Krieg, sondern um die Arbeiter
zu schwächen, um sie zu entnerven; und insbesondere auf die
Frauen und Jugendlichen sucht man so zu wirken, indem man sagt:
war es nicht genug des Blutvergießens? Nur keine Gewalt,
keine blutigen Kämpfe mehr, obwohl selbstverständlich
die Arbeiterklasse, wenn sie nicht kämpft und schließlich
im richtigen Moment zur Gewalt greift, niemals einen neuen Krieg
wird verhindern, niemals wird Freiheit und Herrschaft erringen
können. Wir sehen weiters, wie bei uns die Sozialdemokraten
die Spaltungsoffensive betreiben, sie haben den Arbeiterturnverband
gespalten, sie spalten die Massenorganisationen, in den Freidenkerorganisationen
gehen sie daran. Und haben wir in unserer sozialdemokratischen
Presse ein Wort jetzt in den letzten Tagen gelesen, als es so
klar war, wie man die Sowjetunion mit diesen Vorfällen in
Charbin provozieren will, die sich verschärft haben? Was
hat die sozialdemokratische Presse zu dieser Provokation der Sowjetunion
gesagt? Hier sind sie sehr ergriffen, wenn ein Spion entdeckt
wird, wenn die Èechoslovakei bedroht erscheint, da sind
sie gleich alle patriotisch gestimmt; wenn
man aber deutlich sieht, daß der erste Arbeiter- und Bauernstaat
der Welt bedroht ist, schweigen sie, täuschen sie die Arbeiter,
helfen sie, die Arbeiter hinwegzutäuschen über diese
Gefahr, helfen sie die Arbeiter einzulullen, damit sie sich nicht
aufraffen zum Kampfe gegen diese Gefahr. Wir haben hier die Rede
eines deutschen Sozialdemokraten gehört. Was hat er erklärt?
Hat er wenigstens diese Dinge, die Spionage und das Unglück
von Semtin dazu ausgenützt, um die Arbeiter aufzurütteln,
um ihnen zu zeigen, daß Kriegsgefahr besteht, daß
es notwendig ist, den Kampf dagegen aufzunehmen? Nein, er hat
ein paar Phrasen gegen den Militarismus hergesagt, die so gehalten
waren, daß man darunter alles und nichts verstehen kann,
hat ein paar Phrasen für die Abrüstung gedroschen und
hat mitgewirkt, hier pazifistische Illusionen zu erzeugen. Was
hat er erklärt? In England kommt jetzt eine Arbeiterregierung,
die wird die Abrüstung vorwärtstreiben, das wird den
Frieden sichern. Genau dasselbe hat übrigens Minister Beneš
im Außenausschuß getan und tut es bei jeder Gelegenheit
genau wie die Kapitalisten der anderen Länder, um die Arbeiter
einzulullen, um ihnen einzureden: jetzt hat der zweitgrößte
Staat der Erde eine Arbeiterregierung, jetzt wird das natürlich
anders werden, jetzt wird man uns nichts erzählen von Kriegsgefahr.
Und tatsächlich ist die Gefahr, daß sich viele Arbeiter
durch die Tatsache einer sogenannten Arbeiterregierung in England
täuschen lassen, außerordentlich groß. Gerade
England war und ist der Führer, der Organisator und Inspirator
der ganzen Verschwörung gegen die Sowjetunion. Und wenn dort
in diesem England MacDonald wiederum die Regierung ergreift, nach
einem so herrlichen Wahlsieg, wie die ganze sozialdemokratische
Presse zu erzählen weiß, besteht tatsächlich die
Gefahr, daß viele Arbeiter sich einbilden: jetzt ist die
Gefahr eines imperialistischen Krieges, jetzt ist die Gefahr eines
Angriffs auf die Sowjetunion geringer geworden. Aber merkwürdig:
bevor noch hier der sozialdemokratische Redner erklärt hat:
Jetzt haben wir in England eine Arbeiterregierung und wir hoffen
und sind überzeugt, daß sie England zur Abrüstung
führen wird, noch bevor dies erklärt war, hat MacDonald
einem Redakteur des "Vorwärts" und der "Arbeiterzeitung"
ein Interview gegeben über diese Frage. Noch sitzt Herr MacDonald
macht warm im Ministersessel, wo er nur von Gnaden der Bourgeoisie
regieren und von ihr davongejagt werden wird, wenn er nur das
Geringste machen wird, was ihr nicht gefällt, noch sitzt
er nicht warm in diesem Sessel und schon erklärt MacDonald,
damit die Enttäuschung vielleicht nicht gar zu groß
und gar zu rasch kommt: ja, mit der Abrüstung stehen die
Dinge so: es ist selbstverständlich, daß wir nicht
einseitig abrüsten können, daß wir erst abrüsten
können, wenn die anderen Staaten abrüsten, und daß
die Abrüstung nur möglich ist auf Grund einer Vereinbarung
aller Staaten. [Další slova byla usnesením
pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 7. èervna
1929 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu
vylouèena z tìsnopisecké zprávy. Viz
str. 54 této tìsnopisecké zprávy.]
Bis alle erklärt haben, wir wollen abrüsten, dann
wird auch MacDonald abrüsten. Und zu derselben Zeit wo MacDonald
dies erklärt, haben wir hier diese Rede gehört, die
Betrug und Sehwindel ist. Da hätte sich dieser Herr Zwischenrufer
aufregen können. Von dieser Tribüne ist den Arbeitern
erklärt worden: jetzt könnt ihr auf die Abrüstung
in England hoffen, dort ist die MaeDonald-Regierung in Amt und
Würden getreten.
Nicht einmal das wagt dieser MacDonald zu sagen,
daß er für den Vorschlag Litwinow eintreten wird. Hat
Litwinow das verlangt, daß z. B. England allein abrüsten
soll, bevor Amerika und die andern Staaten abrüsten? Das
verlangen die Arbeiter in den betreffenden Ländern, ohne
Rücksicht darauf, was die andern Staaten machen, denn sie
haben kein Interesse an der Verteidigung eines kapitalistischen
Vaterlandes, eines Unterdrückerstaates. Das verlangen sie
in allen Staaten und sie wollen keinen Heller zahlen für
diesen kapitalistischen Staat, sie wollen einen kapitalistischen
Staat nicht verteidigen. Aber die offizielle Sowjetregierung als
Teilnehmer an den Abrüstungsberatungen hat einen Vorschlag
vorgelegt, wo doch MacDonald heute ohneweiters erklären könnte:
Ja, das ist eine Sache, die kann man machen. Die Sowjetregierung
hat erklärt, jeder Staat soll sich verpflichten, unter der
Bedingung, daß alle andern abrüsten, auch abzurüsten.
Dafür soll er eintreten, für die vollste Abrüstung.
Wenn MacDonald nur deshalb nicht abrüsten kann, weil die
anderen Staaten nicht abrüsten, was hindert ihn zu erklären:
Ja. Wir sind für den Litwinowschen Vorschlag, wir werden
ihn im Völkerbund und ich weiß nicht in welcher Schwindelgesellschaft
noch unterstützen. Warum erklärt er das nicht? Das darf
er nicht erklären. Er könnte es doch ruhig erklären,
es wäre aber nur eine Phrase, es wäre genau so ein Schwindel
und Betrug wie jeder andere. Aber nicht einmal diesen Schwindel
und Betrug kann er wagen. Das wäre doch gegen die Würde
des großen englischen imperialistischen Reiches. Das werden
doch die Herren, die in England wirklich regieren, nicht erlauben,
daß jemand etwas derartiges auch nur mit Worten oder Phrasen
erklärt. (Pøedsednictví pøevzal
místopøedseda dr Buday.) Das
würde die Entlarvung der kapitalistischen Staaten gegenüber
den Litwinowschen Vorschlägen bedeuten, es würde sie
ein wenig unterstützen und infolgedessen darf das nicht gemacht
werden. (Posl. dr Dérer: Anglia nemá
tak velké vojsko ako má Sovietské Rusko!)
England hat ungefähr zehnmal
soviel Militärmacht als Rußland, wenn sie die Dinge
wirklich kennen (Posl. Krumpe: Ihr exerziert ja schon die Schuljugend
ein!) Die Hauptmacht Englands ist die Flotte, das weiß
jeder. (Posl. Krumpe: Sogar Mädchen in den Schulen bekommen
Gewehre!) Ich kann nicht alle Zwischenrufe auf einmal beantworten.
Also England hat eine Seemacht und das ist die Hauptmacht Englands,
wo Rußland wirklich nicht mitkonkurrieren kann. England
hat eine Luftflotte, das ist etwas, was den nächsten Krieg
entscheidet. Und was die Landmacht betrifft, hat England nicht
viele Truppen in den Kolonien usw., sondern England hat die Möglichkeit,
im Kriegsfalle, wie dies der letzte Krieg bewiesen hat, ungeheuere
Massen zu mobilisieren, hat Waffen, Kanonen, Tanks usw. für
diese Massen. Was die Wehrhaftigkeit der Schuljugend in der Sowjetunion
betrifft: jawohl, in der Sowjetunion steht das ganze Volk bereit,
die Sowjetunion zu verteidigen. Es besteht aber nur ein kleiner
Unterschied. Wenn Paul Boncour sagt, das ganze Volk soll gerüstet
sein, Frankreich zu verteidigen, (Posl. Krumpe: Jeder, dcr
nicht zustimmt, wird nach Sibirien geschickt!) so sagt er
das als Sozialdemokrat zur Verteidigung eines Ausbeuterlandes,
in dem Großgrundbesitzer, Wucherer, Bankdirektoren das ganze
Volk ausplündern, und wenn wir in der Sowjetunion sagen,
das ganze Volk soll den Staat verteidigen, so ist das die Verteidigung
eines Staates, wo die Bauern und Arbeiter die Macht in der Hand
haben. (Posl. Zajièek: Was
ist mit den Brotkarten?) Das kann
jeder sagen. Wie verhält es sich denn mit den Löhnen
der Arbeiter? Bei uns, die wir an vierzehnter Stelle unter den
kapitalistischen Staaten stehen, steigen sie vielleicht? In Rußland
steigen die Löhne der Arbeiter von Jahr zu Jahr. (Posl.
Zajièek: Was ist mit den Brotkarten?)
Mit den Brotmarken, lieber Freund,
kann ich Ihnen auch sagen, wie die Sache steht. Die Sowjetunion
wird von einer Meute kapitalistischer Staaten umgeben, die ihnen
keine Kredite geben. Die Sowjetunion muß Getreide ausführen,
um Valuten zu bekommen, um Maschinen einführen zu können,
um den Sozialismus aufbauen zu können. Und damit der Arbeiter
nicht darunter leidet, bekommt er eine Karte auf billiges Brot.
Außerdem aber kann er sich soviel kaufen, wie er will, das
Brot ist in der Sowjetunion frei. (Posl. Krumpe: Das war im
Krieg genau so!) Das ist eine schöne Begründung.
Im Kriege konnten sie nicht so viel kaufen als sie wollten. Gehen
Sie in ein beliebiges Gasthaus in Rußland, da bekommen Sie
ein Mittagessen und daneben steht ein voller Teller mit Brot,
von dem Sie nehmen können soviel Sie wollen, ohne daß
Sie auch nur eine Kopeke bezahlen müssen. Ein Land, in dem
die Verhältnisse solche sind, wie Sie sie mit den Brotkarten
darstellen möchten, konnte sich diesen Luxus nicht einmal
das reiche Deutschland im Kriege erlauben. Die Sowjetunion spart
mit dem Getreide, das braucht es, es ist das Mittel, um den Sozialismus
aufzubauen, und sie will nicht, daß die Arbeiter das teure
Brot bezahlen müssen, und deshalb gibt sie ihnen eine Anweisung
auf billiges Brot. Aber diese Verleumdungen bringen die Sozialdemokraten
gegen den sozialistischen Staat, um Stimmung zu machen, um den
Arbeitern sagen zu können: Einen solchen Staat braucht ihr
nicht zu verteidigen, gegen den könnt ihr ruhig Krieg führen.
Das ist der wahre Sinn der Brotkartengeschichten.
Diesen Illusionen von der herrlichen Abrüstung
in England bei MacDonalds Regierung hat MacDonald selbst schon
einen kleinen Dämpfer aufgesetzt, und auch wenn heute MacDonald
kommen und die Sowjetunion anerkennen wird - ich halte das leicht
für möglich, wenn die Bourgeoisie es ihm erlauben wird,
denn wenn sie es ihm nicht erlaubt, kann er es nicht machen, und
wahrscheinlich wird sie es ihm erlauben. (Posl. Schweichhart:
Er wird den Herrn Stern fragen, was er machen soll!) Er wird
weder den Herrn Stern noch den Herrn Schweichhart
fragen, er wird auch solche geistreiche Zwischenrufe nicht brauchen.
Mit solchen Argumenten werden Sie die Dinge nicht aus der Welt
schaffen. Können Sie behaupten, daß MacDonald etwas
machen kann, was der Bourgeoisie nicht paßt? Selbst vom
Standpunkt des parlamentarischen Kretinismus, auf dem Ihr steht,
kann ihn diese liberal konservative Mehrheit jeden Tag zum Teufel
jagen. Aber selbst, wenn er die Mehrheit bei diesen Wahlen erreicht
hätte, ist der Mann, der so schön zu berichten weiß,
wie der Schlafrock des Königs ausschaut - und nehmen wir
an, er hätte die Mehrheit und würde etwas für die
Arbeiter durchsetzen wollen und hätte die ganze Macht in
die Hände bekommen - fähig, das durchzuführen?
Die Bourgeoisie würde ihre ganze wirtschaftliche Macht einsetzen,
sabotieren oder einen Aufstand machen. Ist MacDonald der Mann,
einen Bürgerkrieg zu entfesseln? Nein, er weicht zurück,
er macht die Politik der Bourgeoisie sie wird ihn, wenn es ihr
paßt, davonjagen. Und selbst, wenn sie ein paar Mandate
mehr bekommen hätten, so hätten wir, und das wäre
in einer Hinsicht sehr lehrreich gewesen, dieselbe bürgerliche
Regierung wie jetzt, genau dieselbe bürgerliche Regierung,
die den Krieg vorbereitet wie jetzt, genau dieselbe Regierung,
die den Krieg führen wird gegen die Sowjetunion. Aber wird
es MacDonald auch nur wagen zu sagen, daß Indien frei sein
soll? Wird er nicht Truppen hinschicken gegen ein 300-Millionen
Volk, das von Imperialisten unterdrückt wird, wird er einen
Moment schwanken, wenn es zu einem Konflikt mit der Sowjetunion
kommt? Erklärt nicht MacDonald jeden Tag hundertmal... (Posl.
dr Dérer: Veï nikto nevede válku
proti Rusku! Èo je to za bláznivú myšlienku?)
Ja vorläufig. England beginnt
schon den Krieg gegen die Sowjetunion z. B. in Afghanistan u.
s. w. Das sind schon kleine Teile eines Krieges. England führt
fortwährend Krieg in China und wird ihn weiter führen,
auch wenn MacDonald an der Regierung sein wird.
Da komme ich jetzt zu einem wichtigen Kapitel.
Wir Kommunisten, die der Meinung sind, daß der Kampf gegen
den Krieg nicht erst beginnt, wenn der Krieg ausgebrochen ist
- bei den Sozialdemokraten ist das anders, die Sozialdemokraten
haben nur Phrasen gegen den Krieg, aber ein Teil von ihnen ist
schon jetzt für den Krieg. (Posl. Schweichhart: Schimpfen
ist kein Argument!) Glauben Sie Herr Schweichhart,
daß Sie mit solchen Mätzchen einen einzigen Arbeiter
überzeugen werden? Ich schimpfe nicht, ich bringe Tatsachen,
ich habe Zitate gebracht. Das ist kein Geschimpfe. Sie können
nichts anderes, als von dem linierten Moskauer Diktat, vom Stern,
der kein Vertrauen hat, sprechen. Wir aber werden die Arbeiter
sicher gewinnen, da wir Tatsachen bringen, und die Entwicklung
für uns spricht. (Posl. Krumpe: Ihr schmeißt einander
doch hinaus!) Wie lange wollt Ihr von dieser Idee leben, von
der Krise in unserer Partei zu sprechen. Wir schließen alles
Ungesunde aus der Partei aus. (Posl. Krumpe: Donnerwetter!
Muß die krank sein! - Veselost na pravici.) Lieber
Freund, die Geburt einer Partei gegen die Bourgeoisie, die von
Reformisten unterstützt wird und die immerhin die Macht in
Händen hat, ist immerhin keine leichte Sache. Das ist ein
gut Ding, das lange Weile braucht. In Rußland hat man dasselbe
gesagt, in Rußland, wo der Bolschewismus durch 10 und mehr
solcher Krisen gegangen ist, hat man gesagt: "Ihr werdet
Euch solange gesund machen, bis sich der letzte herausgeschmissen
hat." (Výkøiky posl. Krumpeho.)
Lassen Sie mich doch zuerst den
einen Zwischenruf beantworten. Diese Partei, von der man 14 Jahre
lang gesagt hat, der letzte wird sich selbst herausschmeißen,
hat die Großgrundbesitzer, die Kapitalisten, den Zaren,
Kerenski, das ganze Ausbeutergesindel herausgeschmissen und heute
herrscht in Rußland die Arbeiterklasse allein, als einzige
in der Welt. Mit solchen Dingen werden Sie uns also weder in Verwirrung
bringen, noch etwas ausrichten.
Ich will jetzt von einer wichtigeren Sache
sprechen, davon nämlich, wie es bei uns hier aussehen wird,
wenn es wirklich zum Kriege kommt. Ich sagte schon, daß
wir Kommunisten noch vor dem Kriege von diesen Dingen sprechen
müssen, weil es zum Kampf gegen die Kriegsgefahr gehört,
daß wir den Arbeitern schon jetzt sagen, wie die Dinge im
Kriege aussehen werden. Nehmen wir z. B. den Fall eines Krieges
der Èechoslovakei gegen Horthy-Ungarn.
(Posl. Schweichhart: Reden Sie über den Talmud!) Das
ist so ein eigenes Argument für einen Marxisten! Ich kann
etwas Sachliches in diesem Argument nicht entdecken. (Posl.
Krumpe: Was ist also mit dem Talmud? Sie lassen sich alles sagen!)
Ich lasse mir alles sagen, ich habe aber auf alles auch die
richtige Antwort. Ich kann nur sagen, daß dieses Wort aus
dem Munde eines Marxisten oder Freidenkers wunderlich klingt.
Sie, Herr Schweichhart, werden mich nicht daran hindern,
über etwas zu sprechen, worüber ich sprechen
will. Was wird also in einem solchen Kriege zwischen der Èechoslovakei
und Horthy-Ungarn z. B. der Herr Schweichhart
den Arbeitern sagen? (Posl. Schweichhart: Was Sie sagen werden,
bin ich neugierig!) Nie werde ich das sagen, was Sie sagen
werden. (Posl. Krumpe: Was hat Kreibich im Krieg gesagt?) Wahrscheinlich
etwas Falsches, das kommt schon vor. Die Sozialdemokraten werden
im Falle eines solchen Krieges sagen: "Hie Demokratie, dort
Faszismus!" Die èechischen
Sozialdemokraten werden sagen: "Unsere nationale Freiheit
ist in Gefahr." Aber Ihr werdet ein merkwürdiges Schauspiel
erleben. Zur selben Zeit, wo den Arbeitern erklärt wird,
daß hier die Demokratie und drüben der Faszismus ist,
werden die ungarischen Sozialdemokraten den ungarischen Arbeitern
das Gegenteil erzählen. (Posl. Krumpe: Was haben die Kommunisten
bei der Mobilisierung gesagt? Was hat Kreibich damals gesagt?)
Auf einmal fällt Euch das jetzt ein. Wahrscheinlich hat
er manche Dummheit gesagt. Wir alle haben ja schon viel Dummheiten
gesprochen. Lieber Herr, warum werden Sie bei diesen Fragen so
nervös? Das scheint also eine wichtige Frage zu sein, die
ich da angeschnitten habe; warum ereifern gerade Sie sich
für den èechischen Staat so? Also,
wie bereits erwähnt, die ungarischen Sozialdemokraten werden
sagen: "Verteidigt unser Vaterland, dem im Gewaltfrieden
so viel Unrecht zugefügt wurde, trachtet dieses Unrecht wieder
gut zu machen, und nachher werden wir Ordnung schaffen mit dem
Faszismus. Das wird der letzte Krieg sein." So werden die
ungarischen Sozialdemokraten sprechen und sie werden den Horthy
unterstützen. [Další vìty byly
usnesením pøedsednictva posl. snìmovny ze
dne 7. èervna 1929 podle §u 9. lit. m) jedn.
øádu vylouèeny z tìsnopisecké
zprávy. Víz str. 54 této tìsnopisecké
zprávy.] Und
gerade das ist die Ursache dafür, warum die ganze imperialistische
Welt von Haß gegen die Sowjetunion erfüllt ist und
warum die Arbeiter der ganzen Welt von Sympathien und Begeisterung
für diesen Staat erfüllt sind. Es wird viele Arbeiter
geben - und in dieser Hinsicht haben Sie Recht, da hat unsere
Partei wirklich schwere Fehler bei der letzten Mobilisierung gemacht
- die sagen werden, wir haben Kriege genug gehabt, der Teufel
hole diese Kapitalisten, wir werden nicht mehr für dieses
Land kämpfen. Es wird auch Deutsche, Slovaken und Magyaren
geben, die sagen werden, unsere Minister mögen bei der nationalen
Unterdrückung mitarbeiten in der Regierung, damit auch sie
die wirtschaftliche Ausbeutung mitmachen können. Aber wir
arbeitenden Massen dieser unterdrückten Nationen haben kein
Interesse daran, uns für diejenigen zu schlagen, die uns
unterdrücken. Bei uns wird es manche geben, die das einsehen,
aber auch sagen werden [Další vìty
byly usnesením pøedsednictva posl. snìmovny
ze dne 7. èervna 1929 podle §u 9. lit. m) jedn.
øádu vylouèeny z tìsnopisecké
zprávy. Viz str. 54 této tìsnopisecké
zprávy.]
um dieses ganze System, welches die Kriege herbeiführt,
zu beseitigen. Deshalb bekämpfen wir den Pazifismus, weil
durch den Pazifismus die Arbeiter eingelullt werden, und so bleibt
es bei den Kriegen, bei denen viele Millionen Menschen für
die Zwecke der Ausbeutung fallen. Aber wenn die Arbeiter nicht
pazifistisch sind, wenn die Arbeiter im richtigen Augenblick zu
kämpfen verstehen, dann kann allein dieses ganze System des
Faszismus beseitigt werden und ein Zustand herbeigeführt
werden, in welchem es keine Kriege mehr gibt. Wir werden das selbstverständlich
den Arbeitern in allererster Linie sagen, wenn die Imperialisten
dazu übergehen werden, den Hort des Weltproletariats, den
ersten Arbeiter- und Bauernstaat der Welt anzugreifen. Ich begreife
schon, daß die Bourgeoisie daran denkt, gegen Sowjetrußland
vorzugehen, daß es sich das absolut nicht nehmen lassen
will und auch MacDonald wird das nicht anders machen können.
Ein Sechstel der Welt ist ja diesen Herrschaften, denen die Welt
zu enge geworden ist - auch unsere kapitalistische Presse spricht
von den Absatzschwierigkeiten, der Notwendigkeit neue Absatzgebiete
zu suchen - ein Sechstel der ganzen Welt haben diese verdammten
Bolschewiken der kapitalistischen Ausbeuterschaft weggenommen.
Dort im Sowjetstaate sind alle Nationen befreit, dort gibt es
auch eine deutsche Republik, dort gibt es keine Unterdrückung
von Nationen. Der Sowjetstaat hat auf alle Vorrechte in China,
in Indien u. s. w. freiwillig Verzicht geleistet. Da sehen auch
die Kolonialsklaven, daß es eine nationale Befreiung geben
kann, Hunderte Millionen von Arbeitern und Bauern konnten frei
aufatmen, auch in China und in den Kolonialstaaten sind sie erwacht
und wissen, daß heute schon die bloße Existenz des
Sowjetstaates für sie eine gewaltige Stütze ist, die
sie ermuntert gegen die Bedrückung des englischen Ausbeuterweltreiches,
des englischen Imperialismus. Deshalb sagt dort MacDonald, sagt
Schweichhart hier, daß Rußland England zum
Kriege provoziere. Jawohl, die russische Revolution ist mitschuld
daran, die Befreiung des russischen Arbeiters ist wirklich mitschuld
daran, daß der Kampf der unterdrückten Völker
lebendiger wird. Insofern ist die bloße Tatsache des Bestehens
der Sowjetunion eine Bedrohung des ganzen Imperialismus überhaupt.
Aber, daß ein Sozialdemokrat das ihr zum Vorwurf macht,
und mit diesem Argument die Arbeiter gegen den Arbeiterstaat hetzt,
zeigt uns, welche Rolle die Sozialdemokratie, die II. Internationale
in der Zeit der kriegerischen Umwälzungen und der Weltrevolution
zu spielen bereit ist.
So stehen die Dinge, und wenn nun die Welt
sieht, daß in der Sowjetunion die Löhne Jahr für
Jahr um 6, 7 und 10% steigen, daß die Produktion dort in
einem Tempo gesteigert wird, wie nicht einmal im reichen Amerika,
wenn die Welt sieht, daß in Sowjetrußland der Siebenstundentag
eingeführt wird,... (Posl. Schweichhart: Es wäre
gut, wenn es wahr wäre!) Lieber Freund, lesen Sie sich
einmal doch den kapitalistischen Berichterstatter Šrom durch,
der verleumdet zwar auch in vieler Hinsicht die Sowjetunion, leugnet
aber wenigstens Tatsachen nicht ab und verdreht Tatsachen nicht
ins Gegenteil, wie ein Sozialdemokrat, wenn er es gegen Sowjetrußland
braucht. Das wird auch auf die Arbeiter einwirken. Selbstverständlich
werden die englischen Bergarbeiter, die zu Hunderttausenden arbeitslos
sind und in ihren Löhnen gedrückt werden, nicht gleichgültig
bleiben, wenn Sie sehen, wie man nun dort auch mit der Rationalisierung
einsetzt und wie sich die Lage der Arbeiter in der ganzen Welt
verschärft, nur in einem einzigen Lande die Arbeiter ein
besseres Leben bekommen. (Výkøiky.) Ich
frage Sie, können Sie mir ein Land nennen, wo die Agrarier
herrschen, können Sie mir ein solches Land nennen, wo die
Bauern umsonst das Land der Großgrundbesitzer bekommen?
(Posl. Krumpe: Dafür nimmt man ihnen das ganze Getreide
weg!) Nein. Diese Zeiten sind vorüber. Das war im Bürgerkrieg,
wo es notwendig war. Heute wird das Getreide bezahlt. Können
Sie mir ein Land nennen, wo ein Drittel der Bauern überhaupt
keine Steuern zahlt? Wie schaut es damit bei uns aus? Können
Sie mir ein Land nennen, wo die Bauern Traktoren und alle Behelfe
von der Regierung bekommen und wo für sie derart gesorgt
wird wie in Sowjetrußland? Die Arbeiter und Bauern erkennen
trotz aller Agrarphrasen hierzulande doch, daß der proletarische
Sowjetstaat für die Bauern hundertmal mehr tut, als es hier
der Fall ist, wo nur gegen sie regiert wird. Wenn die Arbeiter
sehen, daß sich ihre Lage dort von Jahr zu Jahr, von Monat
zu Monat verbessert, wenn die Arbeiter sehen, daß die Schranken,
die sie von der Kultur getrennt haben durchbrochen wurden, dann
ist es kein Wunder, wenn man den Krieg gegen Sowjetrußland
vorbereitet. Ich habe selbst gesehen, wie in der Villa Kramáø
auf der Krim kranke Bauern geheilt wurden, wie ganze Schlösser
und Villen auf der Krim von Arbeitern und Bauern bevölkert
sind. Allen Lügen und Verleumdungen zum Trotz dringt die
Wahrheit durch, daß eben für die Arbeiter der ganzen
Welt die Sowjetrepublik die Befreiung bedeutet. Infolgedessen
sieht sich die ganze kapitalistische Welt, auch wenn MacDonald
an der Spitze eines ihrer Reiche steht, vor dem Dilemma, entweder
schlagen wir diesen gefährlichen Feind des imperialistischen
Weltsystems oder wir sind verloren. Und weil die II. Internationale
genau so wie die Bourgeoisie den Zusammenbruch des Weltimperialismus
und das Heraufkommen der proletarischen Weltrevolution fürchtet,
deshalb geht sie auch in dieser Frage mit den Imperialisten in
einer Linie und bereitet sich vor, gegen die Sowjetunion Krieg
zu führen. Sollte es dazu kommen, dann werden wir den Arbeitern
noch viel mehr als bisher sagen, worum es sich in einem solchen
Krieg handeln wird. Es handelt sich dann nicht nur darum, daß
die eigene kapitalistische Regierung besiegt wird, wie in jedem
Krieg zwischen imperialistischen Staaten unter sich, sondern darum,
daß der Krieg nur auf der einen Seite ein imperialistischer
ist, auf der anderen Seite aber ein Befreiungskrieg, ein Krieg,
für unsere eigenen Interessen. [Další
vìty byly usnesením pøedsednictva posl. snìmovny
ze dne 7. èervna 1929 podle §u 9, lit. m) jedn.
øádu vylouèeny z tìsnopisecké
zprávy. Viz str. 54 této tìsnopisecké
zprávy.]
Wir werden ihnen sagen, daß dabei jedes Mittel recht
ist, um dem Sowjetstaat in diesem Kampfe zum Siege zu verhelfen.
(Posl. Èervinka: Pøi první ránì
by jim maminka vytírala kalhoty!) Lieber
Freund, den èechischen Truppen, wie sie in Räte-Ungarn
eingefallen sind, sind die Hosen ordentlich ausgebügelt worden.
[Další vìty byly usnesením
pøedsednictva posl. snìmovny ze dne 7. èervna
1929 podle §u 9, lit. m) jedn. øádu
vylouèeny z tìsnopisecké zprávy. Viz
str. 54 této tìsnopisecké zprávy.]
Wenn heute die imperialistische Welt gegen die Sowjetunion
aufmarschiert, so bedeutet die Niederlage der imperialistischen
Welt die Befreiung der Arbeiterklasse der ganzen Welt. Wenn es
gelingen sollte, was aber unmöglich ist, daß die kapitalistischen,
imperialistischen Staaten die Sowjetunion niederschlagen, dann
würde nicht die Demokratie dort kommen, ebensowenig wie sie
in Ungarn gekommen ist. Ich habe selbst einen Artikel gelesen,
wo ein Sozialdemokrat schrieb: Wir haben uns getäuscht, wir
haben der Entente geholfen, um in Ungarn die Diktatur zu stürzen,
weil wir geglaubt haben, es werde die Demokratie eingeführt
werden. Aber es kam die Diktatur Horthys. (Místopøedseda
dr Buday zvoní.) Auch
Kautzky erzählt: Wir werden mit Gewalt in Rußland die
Demokratie aufrichten. Statt dessen würde der Zarismus aufgerichtet
werden und in Rußland würde die furchtbarste faszistische
Reaktion kommen, wie wir sie uns gar nicht vorstellen können,
aber auch auf Jahrzehnte in der ganzen Welt für alle Arbeitenden
der Welt. Wer es wirklich ehrlich mit den Arbeitenden meint, der
muß ihnen das sagen... (Výkøiky
posl. Krumpeho.) Der muß ihnen sagen,
was die Sowjetunion für die Arbeitenden der ganzen Welt bedeutet.
Das muß er ihnen sagen. Wer ihnen das nicht sagt... (Posl.
Krumpc: Stützen Sie nur die Judenherrschaft in Rußland!)
Man sieht schon die deutschen Regierungsparteien. [Další
vìty byly usnesením pøedsednictva posl. snìmovny
ze dne 7. èervna 1929 podle §u 9. lit. m) jedn.
øádu vylouèeny z tìsnopisecké
zprávy. Viz str. 54 této tìsnopisecké
zprávy.]
(Posl. Krumpe: Was Sie alles wissen!) Das ist klar, sonst
könnten Sie sich nicht so ereifern. Schauen Sie mal wie Deutschland
mit Rußland im Kriege war, hat es die deutsche Bourgeoisie
nicht ungern gesehen, wenn die Arbeiter in Rußland Revolution
gemacht haben. Wenn sie wirklich nur diesen nationalen Standpunkt
hätten, den sie den Massen vorlügen, so müßte
es ihnen doch Recht sein, in einem Staat, der ihre Nation unterdrückt,
wenn die Arbeiter nicht so vaterlandsverteidigungsfreudig wären.
(Výkøiky posl. Krumpeho.) Warum
regen Sie sich auf? Das zeigt, daß die ganze nationale Frage
für Sie nur Betrug und Heuchelei ist. Worum es Ihnen geht,
ist, den Kapitalistenstaat als Machtwerkzeug der Ausbeutung des
Volkes aufrecht zu erhalten. Zu diesem Zwecke machen Sie die Unterdrückung
der eigenen Nation mit. [Další vìta
byla usnesením pøedsednictva posl. snìmovny
ze dne 7. èervna 1929 podle §u 9, lit. m) jedn.
øádu vylouèena z tìsnopisecké
zprávy. Viz str. 54 této tìsnopisecké
zprávy.]
Místopøedseda dr Buday (zvoní):
Prosím pána reèníka, aby skonèil.
Posl. dr Stern (pokraèuje):
[Další vìta byla usnesením pøedsednictva
posl. snìmovny ze dne 7. èervna 1929 podle §u
9, lit. m) jedn. øádu vylouèena z
tìsnopisecké zprávy. Viz str. 54 této
tìsnopisecké zprávy.]
Selbst der schlimmste Feind, wenn
er ehrlich über diese Dinge nachdenkt, kann nicht bezweifeln,
was der bloße Bestand der Sowjetunion für die Arbeitenden
der ganzen Welt bedeutet. Wenn die Sozialdemokraten, trotzdem
sie das wissen, ihre ganze Verleumdungshetze - und jetzt haben
sie Unterstützung von den Liquidatoren bekommen gegen die
Sowjetunion mitmachen, wenn sie.... (Rùznì
výkøiky poslancù nìm. soc. demokratické
strany dìlnické.) Ihr
verleumdet die Sowjetunion. Sie haben nicht zugehört. Ich
zitierte vorhin Kautsky, wo er sagte: "wie der Zarismus",
oder Paul Levi, der Sowjetrußland auf dieselbe Stufe stellt
wie Italien.
Místopøedseda dr Buday (zvoní):
Upozoròujem pána reèníka, že
reènícka lehota už prešla.
Posl. dr Stern (pokraèuje):
Wenn wir die II. Internationale.....
(Posl. Krumpe: Und wenn Sie noch zwei Stunden sprechen, können
Sie die Rüstungen der Sowjetunion nicht beschönigen!)
Für Sie spreche ich nicht, ich spreche für die Arbeiter.
Denn jeder Mensch, der sich klar über die Dinge Rechenschaft
gibt, muß begreifen, welch ungeheuere Bedeutung die Sowjetunion
für die Arbeitenden der ganzen Welt hat, was es für
sie bedeutet, wenn die Sowjetunion in einem solchen Konflikt siegt
und was es bedeuten kann, wenn sie von den Imperialisten niedergeschlagen
würde. Wenn die II. Internationale trotzdem, wie ich hier
an der Hand von Tatsachen, Zitaten und eigenen Worten der Sozialdemokraten
nachgewiesen habe, gegen Sowjetrußland hetzt und den Krieg
mitvorbereitet, so beweist das, daß sie ein Teil der Bourgeoisie
geworden ist, daß ihre Führer und ihr Apparat heute
in einer Front stehen zur Aufrechterhaltung des kapitalistischen
Systems. Aber das wird ihnen nichts nützen. Es bildet sich
eine andere Einheitsfront, eine Einheitsfront zwischen Kommunisten
und Nichtkommunisten, auch zwischen Sozialdemokraten und Indifferenten,
denen wir begreiflich machen, was ihre Interessen sind. Diese
Front wird sich schon am 1. August zeigen. Sie wird sich zeigen
schon vor dem I. August. (Rùznì výkøiky
nìm. soc. demokratických poslancù.)
Euere Hetze, als ob wir am 1. August
(Výkøiky posl. Schweichharta.) einen
Putsch machen wollen, wird ihr Ziel verfehlen. Wir werden den
Arbeitern begreiflich machen, daß es sich im gegenwärtigen
Augenblick nicht um einen bewaffneten Aufstand handelt, dazu sind
die Bedingungen augenblicklich nicht gegeben. Wir werden den Arbeitern
begreiflich machen, daß es sich um einen Kampf für
die Ziele handelt, die jeder, auch der sozialdemokratische Arbeiter
als richtig begreift, (Rùzné výkøiky
na levici.) für
einen Kampf gegen den imperialistischen Krieg, gegen die Bedrohung
der Sowjetunion. Wir werden am 1. August keinen Putsch machen,
wir werden nur zeigen, daß wir uns das Recht auf die Straße
nicht nehmen lassen und das auch schon vor dem 1. August zeigen,
und lieber Herr Schweichhart, wir werden das besser machen
als am Roten Tag. Wir wissen sehr genau, was für Fehler wir
am Roten Tag gemacht haben. Das ist öffentlich gesagt worden
und haben wir uns selbst gesagt. (Výkøiky
posl. Dietla.) Warum sprechen Sie gegen
diesen 1. August? Sie sprechen für den imperialistischen
Krieg! (Místopøedseda
dr Buday zvoní.)
Der 1. August dient ganz klar dem Kampfe gegen
den imperialistischen Krieg. Das ist die Losung, die wir ausgeben,
aber gerade deshalb, weil es der Kampf gegen den imperialistischen
Krieg ist, deshalb hetzt Ihr so gegen diesen 1. August, deshalb
schreit Ihr: "Neuer Roter Tag, Putsch" usw. und Ihr
wollt gleichzeitig einen Freibrief für die Zörgiebels
in allen Ländern, welche die Arbeiter dafür erschießen
lassen, daß sie gegen den imperialistischen Krieg kämpfen,
genau so wie Ihr in Berlin Euch diesen Freibrief beschafft habt,
wo die Arbeiter den 1. Mai verteidigt haben. Ist das vielleicht
auch ein Putsch wenn die Arbeiter sagen, wir wollen am 1. Mai
auf die Straße gehen? Hat nicht schon Bebel gesagt, daß
ein Feigling wäre, wer ein solches Recht der Arbeiter nicht
verteidigen würde, wegen der Gefahren, die damit verbunden
sind? Was ist aber ein Sozialdemokrat, der die Arbeiter, die sich
an die Worte Bebels halten, niederschießen läßt
und der Artikel schreibt, wo die Arbeiter, die für ihr Recht
gekämpft haben, als Verbrecher und die Zörgiebels als
Helden hingestellt werden?
Místopøedseda dr Buday (zvoní):
Vyzývam pána reèníka, aby skonèil
svoju reè.
Posl. dr Stern (pokraèuje):
Wir werden am 1. August keinen Putsch
machen, sondern aus all den Gründen, die ich auseinandergesetzt
habe, den Kampf gegen den imperialistischen Krieg führen,
der nicht anders geführt werden kann, als zugleich als Kampf
gegen die II. Internationale. Aber wir wären Heuchler, wenn
wir sagen würden, wir kämpfen gegen den Krieg und würden
dabei den gefährlichsten Feind bei der Vorbereitung des Krieges
beiseite lassen und die Arbeiter nicht vor ihm warnen. Da würden
wir mithelfen an der Vorbereitung des Krieges.
Deshalb am 1. August kein Putsch [Další
vìty byly usnesením pøedsednictva posl. snìmovny
ze dne 7. èervna 1929 podle §u 9, lit. m) jedn.
øádu vylouèeny z tìsnopisecké
zprávy. Viz str. 54 této tìsnopisecké
zprávy.] (Souhlas a potlesk komunistických
poslancù.)