Ètvrtek 28. èervna 1928

Schlesien ist seit dem Jahre 1920 durch das Gaugesetz nichts anderes gewesen als ein Gau Ostrau und ein Gau Olmütz; das ist alles den Herren bekannt. Es hat keine Straßentafel am Eingang eines Ortes gegeben, wo noch der Name "Schlesien" darauf stand, nurmehr "Župa Ostrava" und "Župa Olomouc" war zu lesen. Auch das wissen die Herren ganz genau und überdies war die Bestimmung vorhanden, daß die Gaue zusammen einen Landesgauverband zu schließen haben und daß Mähren und Schlesien gemeinsam organisiert werden, bei ausdrücklicher Vereinigung und ohne Rücksichtnahme auf die Sonderheiten des Landes und ohne Anerkennung, das sage ich hier mit Betonung, auch wenn Sie darüber noch so ungehalten sind, ohne Anerkennung des Namens und der Symbole dieses Landes. Und wenn Sie sagen, daß das nichts ist, kann ich ruhig erwidern, Ihnen wäre überhaupt nie etwas genug gewesen, und wenn wir dreimal so viel erreicht hätten, so hätten Sie uns genau so in Grund und Boden verdonnert, wie Sie es heute tun. Das ist ganz sicher! (Hluk a odpor na levici.) Das ist ganz sicher! (Posl. dr Czech: das ist keine Demagogie, was Sie da sagen?) Nein, das ist nur die Antwort, das ist im besten Falle das Echo, sonst nichts. (Posl. Heeger: Sie waren sogar dafür, Demonstrationsabzeichen zu tragen!) Verzeihen Sie, Sie waren damals nicht dort. (Posl. Heeger: Ich war dort!) Ich habe nur Herrn Sen. Jokl gesehen, entschuldigen Sie also, es tut mir leid, ich habe Sie nicht gesehen. Bei diesen vertraulichen Besprechungen habe ich etwas ganz anderes vorgeschlagen, habe ein Autonomieabzeichen der Schlesier nach Analogie der Slovaken vorgeschlagen. Das kann ich auch heute noch behaupten, mein Standpunkt ist unverändert. Daß ich für Schlesien die Autonomie wollte, die Wiederherstellung als selbständiger Verwaltungsbezirk, darüber sind die Akten feststehend. Ich war leider nicht in den Versammlungen draußen, in denen Sie Gelegenheit nahmen, mich in Grund und Boden zu vernadern, sondern ich war hier, wo ich hoffte, eine Entscheidung zu meinen Gunsten zu erreichen. (Posl. Heeger: Ich habe nicht gewußt, daß zwischen dem, was Sie in den Abwehrausschüssen sagten, und dem, was Sie hier reden, ein Unterschied besteht!) Diese Behauptung haben Sie aufgestellt, sie ist gerichtsordnungsmäßig gegenteilig bewiesen worden. (Trvalý hluk. - Pøedseda zvoní.) Hier können Sie unter der Immunität alles behaupten, das ist eben die Annehmlichkeit der Immunität, von der Herr Koberg gesprochen hat. (Posl. dr Schollich: Warum haben Sie nicht hier Ihr Veto eingelegt, von dem Ihr Kollege Schubert beim Kriegsverletztengesetz gesprochen hat?) Ich kann nicht für das verantwortlich gemacht werden, was ein anderer Kollege gelegentlich spricht. (Posl. dr Schollich: Besteht überhaupt ein Vetorecht?) Ich kenne keine Bestimmung, wo ein Vetorecht schriftlich niedergelegt ist. Es ist nur festgelegt, daß für eine Regierung immer eine Mehrheit da sein muß, sonst ist die Regierung erledigt. (Posl. dr Lehnert: Ihr gebt immer nach, daher hat die Regierung die Mehrheit!)

Jetzt komme ich auf etwas, worauf ich erst später zu sprechen kommen wollte. Halten Sie es für günstiger, daß wir aus der Regierung herausgehen und die allèechische nationale Koalition wieder aufersteht? Bitte nicht herumreden, sagen Sie Ja oder Nein! (Posl. dr Lehnert: Jetzt stimmen eben die Deutschen mit und das ist die Schande!) Sie haben die Annehmlichkeit, daß Sie, die geschlossene Opposition, gegen mich sind und daß Sie sich gegenseitig sekundieren! Das ist auch draußen der Fall. (Posl. dr Koberg: Wenn Sie mit der Opposition gegen die Èechen wären, wäre es mir lieber!) Das ist ja sehr charmant, ich kann aber nicht helfen, wir müssen leider unsere Politik so einstellen, daß wir nicht nach Gefühlsmomenten im Innern, sondern nach den realen Wirkungen nach außen Politik machen. Da halte ich es für praktischer, daß wir die Opferdienste leisten auf Kosten unseres Prestiges, das bedeutet mehr, als wenn wir zusammen mit Ihnen nur schimpfen und nichts bessern würden. (Souhlas poslancù nìm. strany lidové. - Posl. dr Koberg: Für diesen Opferdienst auf dem Altar des Vaterlandes haben wir kein Verständnis!) Ich kann das nicht ersetzen, was Ihnen fehlt! (Veselost.)

Wenn diese Verbesserungen, die ich hier in einigen Streiflichtern dargestellt habe, nichts sind, so wäre das eine ungerechte Beurteilung, denn tatsächlich sind sie eine Verbesserung, und wenn es nicht weiterging, dann fällt nicht die Schuld auf uns, dann fällt die Schuld auf alle, die uns nicht genügend Sukkurs gegeben haben, damit wir hätten mehr erreichen können. Sie werden nicht damit imponieren, daß Sie in der Opposition sind und großartige Reden vom Stapel lassen. Da können Sie draußen mit Ihren Vorträgen besser agitieren, aber hier gilt das nicht. (Posl. dr Lehnert: Diese Logik ist ganz abwegig! Wir hätten Sie vielleicht noch loben sollen, daß Sie so viel bekommen haben, daß der Kramáø sagen kann: "Oh jeh, die Opposition ist zufrieden!") Es wird vielleicht noch dazu kommen, daß Sie uns weitere Vorlesungen halten können.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Änderung der Verwaltungsorganisation durch dieses Gesetz wird nicht als Verbesserung gegenüber dem Gesetze aus dem Jahre 1920 anerkannt. Die objektive Prüfung durch die Praktiker hat aber das Gegenteil ergeben; das ist viel wichtiger, als eine demagogische Gegenaufmachung. Nur wird davon wenig oder fast gar nicht gesprochen. Tatsache ist, daß behauptet wird, daß die Autonomie dadurch zu Tode getroffen ist und wir wären diejenigen gewesen, welche die Autonomie, die Selbstverwaltung der Bevölkerung - mit allen schönen Worten wird das gesagt mindestens begraben haben. Ich behaupte, daß etwas, was nicht existiert, gar nicht umgebracht werden kann, denn die Autonomie ist hier, zumindes seit dem Jahre 1918, ein Fremdwort geblieben und ist in Wirklichkeit nie zum Ausdruck gekommen. Was Sie hier als Autonomie vorschützen, ist keine Autonomie. Die Landesvertretungskommissionen sind keine autonomen Körperschaften. (Posl. Heeger: Die Gemeinden?) Wenn Sie das Gesetz gelesen haben, werden Sie sehen, daß im Gesetz bloß von. Gauen und Bezirken, nicht aber von der Organisation der Gemeinden gesprochen wird; schalten Sie aus, was nicht darin steht, es gibt genug Gedanken, die sich daran knüpfen, was im Gesetze steht. (Posl. dr Koberg: Die Aufsicht über die Gemeinden wird einem Amte und nicht einer Körperschaft übertragen!) Sie müssen die Autonomie kennen. Sagen Sie, in was hat die Autonomie in Ihrer Stellung bestanden? Daß Sie ernannt worden sind, daß Sie sämtliche... (Posl. dr Koberg: Ich erkläre, daß mir ein solcher Zustand lieber ist, als der künftige! Ich wähle von zwei Übeln das kleinere!) Wir danken Ihnen für das Eingeständnis, wir nehmen es zur Kenntnis, daß es Ihnen wichtiger war, ernannt zu werden, als heute eine neue Körperschaft mitzubilden, welche der Bevölkerung durch die Wahlen Einfluß gibt. (Posl. dr Koberg: Drehen Sie die Sache nur nicht so!) Sie erlauben sich in Ihren Ausführungen mehr als das. Und so werden Sie gestatten, festzustellen, daß nach meiner Behauptung die Einrichtungen, die seit dem Jahre 1920 in den Ländern und Gemeinden bestanden haben, keine Einrichtungen der Autonomie waren, sondern einfach eine Erleichterung der Administrative gewesen sind, daß man ernannten Personen die Agenden der früheren Körperschaften übertragen hat, damit sie die Geschäfte der Regierung besorgen. Das werden Sie mir zugestehen als Jurist und Sie werden es mir nicht übel nehmen, wenn ich sage, daß Sie dort eine aktivistische Politik gemacht haben, im Gegensatz zu hier. (Posl. dr Koberg: Das ist kein Vorwurf, den Sie mir hier machen! Wenn ich für mein Volk aktiv arbeite, so schäme ich mich dessen nicht!) Demgegenüber wird der Stand jetzt günstiger werden, es werden wieder Körperschaften geschaffen, die nicht in der Luft hängen, die nicht der Gnade der Regierung anheimgegeben sind, sondern auf gesetzlicher Grundlage bestehen und gesetzliche Rechte haben. (Posl. dr Lehnert: Früher war es ein ungesetzlicher Zustand, jetzt wird er gesetzlich!) Jetzt wird es ganz anders ausschauen und wenn Sie die gegenwärtigen Verhältnisse betrachten, dann werden Sie sehen, worin der Unterschied zwischen beiden besteht. (Posl. dr Koberg: Jetzt kommt die Beamtenherrschaft!) Die Beamtenherrschaft war, soweit Sachkenntnis bei den Mitgliedern der Kommissionen gefehlt hat, auch in den Ländern immer da. (Posl. dr Koberg: Die Entscheidung hat nicht der Beamte gehabt, sondern der Vertreter!) Zwischen den Beamten ist kein Unterschied, ob einer Landes-, Bezirks- oder staatlicher politischer Beamte ist, weder in der Vorbildung, noch im Aufgabenkreis ist ein Unterschied und sie sind bekanntlich alle auch aus der staatlichen Verwaltung hervorgegangen. Sie mußten zumindest die praktisch politische Prüfung machen. (Posl. dr Koberg: Vorläufig entscheidet der Besitzer, jetzt wird der Beamte entscheiden!) Der hat auch schon jetzt entschieden. (Posl. dr Koberg: In meinem Amte entscheide ich!) Da habe ich anders hinter den Kulissen geschaut. Ich will Sie nicht als besonderes Beispiel hervorzerren, aber provozieren Sie mich nicht zuviel. Ich kann bestätigen, daß die Arbeit in den Landesverwaltungskommissionen die Koreferenten besorgt haben, daß sie die Akten ausgearbeitet, die Entscheidungen bis ad verbum fertiggestellt haben und den Betreffenden nur zur Unterschrift gegeben haben. (Posl. dr Koberg: Es braucht nicht unter schrieben zu werden!) Das wird auch später nicht der Fall sein. Lesen Sie sich den § 54 des neuen Gesetzes durch! (Posl. dr Koberg: Der Vorsitzende kann jeden Beschluß aufheben und sistieren!)

Ich stelle weiter fest, daß bei den Landesund Bezirksorganisationen bis auf die durch die Regierung ernannten Verwaltungskommissionen überhaupt keine Körperschaften bestanden haben. Es ist deshalb eine Verkennung, wenn nicht eine absichtliche Entstellung der Tatsachen, wenn heute die Herren behaupten, daß es bisher eine Autonomie gegeben habe und daß es von nun ab keine mehr geben wird. Das gerade Gegenteil ist der Fall. Es wird mehr an Autonomie für die Bevölkerung wiederhergestellt werden, als es bisher der Fall war. Warum haben Sie denn immer den Vorwurf gegen uns erhoben, daß wir uns vor den Wahlen fürchten? Die Wahlen sind der beste Beweis, daß die neue Einrichtung demokratischer ist, als die gegenwärtig bestehende. (Posl. dr Czech: Lassen Sie die Wahlen ausschreiben! Das ist eben der Skandal, daß Sie keine Wahlen machen!) Ich komme darauf zurück. Nachdem Sie es bisher nicht gewußt haben, teile ich Ihnen mit, daß wir die Verlegung des Anfallstages deshalb beschlossen haben, damit vorher die Wahlen stattfinden können. Damit haben wir gezeigt, daß wir viel mehr Anhänger der Autonomie sind, als Sie, die sich mit den bisherigen Einrichtungen begnügen wollten. (Posl. Horpynka: Warum haben Sie die Wahlen nicht im Mai gemacht?) Hätten Sie sie gerne gewollt? Ich auch! Ich bin aber nicht allein in der Lage, die Vorbereitungen zu den Wahlen zu treffen. Ich bitte, sich an eine andere Adresse zu wenden, ich bin nicht der Minister des Innern. Ich kann Ihnen nur mitteilen, daß es unser Wunsch immer war. (Posl. dr Czech: Der Herr Minister Èerný hat ja gesagt, daß er mit den Vorbereitungen zu den Wahlen fertig ist!) Herr Dr. Czech, was Sie als Behauptung aufstellen, kann höchstens eine Indiskretion aus der "Osmièka" sein, nichts anderes. Es ist gar nicht richtig, daß eine solche Äußerung von dem Minister Èerný öffentlich aufgestellt worden ist. (Posl. dr Czech: Der stellvertretende Ministerpräsident Šrámek hat einen Presseempfang gemacht und dabei in dieser Form den Journalisten namens der Regierung erklärt, daß die Reform am 1. Juli aktiviert werden soll, und der Èerný hat erklärt, daß man mit den Wahlvorbereitungen fertig ist!) Da üben Sie Kritik dafür an ihm, nicht an mir! Ich kann Ihnen nur das sagen, was die Regierungskoalition zu diesem Punkt beschlossen hat. Es bleibt Wahrheit, daß die Verlegung in der Hauptsache damit begründet wird, daß vorher zur Wahrung der Autonomie die Wahlen stattfinden sollen. Meine sehr Verehrten, gar so arg ist es nicht und wenn Sie schon bei den Wahlen die Mehrheit bekämen, was wäre so Fürchterliches dabei? Dann würden Sie eben wieder in den Sattel gesetzt werden, hätten in der kürzesten Zeit wieder abgewirtschaftet und das wäre besser für uns. Wir fürchten uns nicht; die Verantwortung, die wir haben, sie ist nicht so angenehm, als daß wir sie für die Ewigkeit behalten wollten. Es ist nur eiserne Pflichterfüllung, wenn wir dabei sind. Wenn Sie uns ablösen wollen, kommen Sie nur! Ich weiß aus den Erfahrungen der Geschichte, daß dort, wo Sie enorme Fortschritte gemacht haben, Sie bei den nächsten Wahlen wieder umso mehr zurückgefallen sind.

Ich habe bei dieser gegenwärtigen Autonomie immer das Bewußtsein, daß es sich um ein Schlagwort handelt, dein auch alle einzelnen Bestimmungen, die abgeleitet werden, sind nicht frei von Kontrolle. Die Möglichkeiten, die sich ergeben, sind abhängig von der Genehmigung der Regierung, auf die es zuletzt doch entscheidend ankommt. Wenn das Muster der jetzigen Organisation der politischen Verwaltung anderswo gesucht wurde, so ist es sicher nicht zuletzt in Preußen, wo bekanntlich - und das möchte ich Ihnen, meine Herren, sagen, wenn Sie uns fragen - der Landrat als Vorsitzender des Kreisausschusses noch viel mehr Recht und Macht in den Händen hat, als bei uns. (Výkøiky poslancù nìm. strany národní.) Sie haben nicht dort gelebt, meine Herren, aber ich habe das kennen gelernt. (Posl. inž. Kallina: Verwechseln Sie nicht Nationalstaat mit Nationalitätenstaat! Das können Sie Kerzelweibern erzählen!) Gestatten Sie, Herr Kollege, daß ich Ihnen mitteile, daß Ordnung etwas selbstverständliches ist, daß Ordnung überall gewünscht wird und daß die Bevölkerung ein Interesse daran hat, daß nicht ein Schwebezustand herrscht, sondern geordnete Verhältnisse in wirtschatflichen Dingen. Das ist der Unterschied, daß solche Körperschaften, die da geschaffen werden, keine politischen Körperschaften sind. Sie machen sie dazu! Sie sind berufen zur Beratung kultureller, wirtschatflicher und sozialer Angelegenheiten, für die sie bestellt sind. (Posl. Dietl: Warum kann nicht abgestimmt werden?) Herr Kollege! Glauben Sie, daß die Abstimmung das Entscheidende ist? Das ist die mechanisierte Demokratie, von der Sie sprechen. Entscheidend ist die Arbeit, die vorher geleistet wurde, daß man möglichst dazu kommen will, das beste zu schaffen. Die Abstimmung ist bekanntlich nur ein formaler Abschluß, nichts Wesentliches mehr. Das haben die Erfahrungen in diesem Hause zur Genüge erwiesen. Zu dieser Vorarbeit ist jeder berufen. (Posl. Horpynka: Wer wird die Kandidatenlisten aufstellen?) Nach Ihrer Ansicht die politischen Parteien. (Veselost.) Sonst hätten Sie nicht die Einheitsfront zerschlagen. (Souhlas poslancù nìm. strany lidové. - Posl. dr Schollich: Wer hat sie zerschlagen?) Wir nicht! (Výkøiky: Sie haben sie mit zerschlagen! - Posl. dr Schollich: Hinter Ihnen!) Hinter mir? Da sitzt der Präsident. (Veselost.) Hinter meiner Partei hat sie niemand zerschlagen. Darüber sind die Akten geschlossen. Das wird durch gegenteilige Behauptungen nicht anders. Ich habe Beweise dafür, daß ich diese Behauptung aufstellen konnte, und nicht zuletzt aus Ihrem Lager. (Posl. dr Schollich: Wer hat die Einheitsliste zerschlagen?) Wir nicht. Es tut mir leid, daß Sie mich provozieren und daß ich hier aus der häuslichen Küche etwas wiederholen muß. Aber Sie haben sich in erster Linie als Ziel der Politik gesetzt, die deutschen Regierungsparteien zu bekämpfen, niemand anderer als Sie. Glauben Sie denn, daß wir annehmen können, daß Sie mit uns loyal eine gemeinsame Liste hätten machen wollen? Niemals! Das war und ist das Ziel Ihrer Politik, das haben Sie feierlich verkündet. Sie dürfen daher nicht behaupten, daß Sie die Einheitsliste gewollt haben. Was wir verhindern konnten, haben wir verhindert und werden auch weiter in dem Sinne tätig sein. Feststehend ist, daß, bevor darüber ein Beschluß gefaßt werden konnte, von Ihrer Seite diese beleidigenden, im höchsten Grade verletzenden Vorwürfe gegen die deutschen Regierungsparteien gesprochen wurden. Wer die Absicht einer Einigung hat, bekämpft in diesem Moment nicht den, mit dem er sich vereinigen will. (Posl. dr Schollich: Was war im Jahre 1925? - Výkøiky.)

Pøedseda (zvoní): Prosím o klid.

Posl. dr Luschka (pokraèuje): Wenn Sie noch weiter zurückgehen wollen, möchte ich Ihnen sagen, daß Sie in Ihrer nationalen Politik im alten Österreich nicht so erfolgreich waren, daß Sie sich einzig und allein zum Führer der nationalen Bewegung aufwerfen dürfen. (Posl. dr Schollich: Das hat sich doch noch kein Mensch!) Ja, Sie haben uns Vorschriften machen wollen, haben uns terrorisieren wollen! Wir haben dasselbe Recht, wie die anderen Parteien, unsere nationalen Rechte zu vertreten. Darin sind alle Parteien einig. Es wäre viel zu schade, wenn man sich zuviel in häusliche Details einlassen würde.

Wenn jetzt die Autonomie erst ins Leben gerufen wird, so ist es eine natürliche Aufgabe derer, die sich daran beteiligen wollen, in diesen Körperschaften die Mitgliedschaft zu erwerben, ihre ganze Persönlichkeit dafür einzusetzen. Dann wird wirklich der Geist, den wir in dieses Gesetz hineingelegt haben und hineinlegen wollen, zum tatsächlichen Ausdruck kommen.

Aller Buchstabe ist tot, erst der Geist, der hineingegeben wird, ist das Leben und dazu wird die künftige Körperschaft berufen sein. Was Sie aus den Körperschaften machen wollen, das werden sie sein. (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda Horák. - Posl. dr Koberg: Das Prokrustesbett, in das Sie den Geist hineinzwängen wollen!) Es wurde schon heute früh von einem Herrn hier gesagt, daß wir von Gott und allen Geistern verlassen sind. Dem Herrn wäre es aber fast passiert, daß er von seinem Konzept verlassen worden wäre. (Veselost.) Mit diesen schönen Fremdworten und Phrasen stören Sie uns lieber nicht! Es ist nicht unsere Aufgabe, uns hier an Bildung zu überlizitieren, sondern praktisch für unser Volk zu arbeiten. (Výkøiky: Daß man uns die Spitäler und Waisenhäuser sperrt, das ist die praktische Arbeit!) Dazu werden eben die Bezirks- und Landesausschüsse berufen sein, das zu verhindern. Da argumentieren Sie für mich und nicht für sich. (Posl. Heeger: Jetzt werden aber diese Anstalten gesperrt!) Ja, weil eben kein Bezirksausschuß da ist, der es verhindert. (Výkøiky komunistických poslancù.) In das Konzept Ihrer politischen Linie paßt es, alles in Unordnung zu lassen. Ich kann Ihnen auf diesem Wege nicht folgen. Ich verstehe Ihren Standpunkt, alles zerstören zu wollen. Wir wollen aber aufbauen und die soziale Fürsorge wird künftig viel mehr Rückhalt haben. (Výkøiky na levici.) Machen Sie doch keine künstliche Aufregung, auch das kenne ich schon seit Jahren! (Posl. dr Czech: Herr Koll. Luschka, Sie haben gesagt, daß die Vernichtung der sozialen Anstalten in unser Konzept paßt!) Das, was ich gesagt habe, wird im stenographischen Protokoll stehen und nicht das, wie Sie es auslegen. Sie sagen es so, wie es Ihnen passen würde. Ich lasse mir durch keine Sophistik eines Rechtsanwaltes meine eigenen klaren Worte entstellen. Ich habe nur festgestellt, daß die sozialen Einrichtungen in Zukunft mehr geschützt werden als bisher. (Posl. Heeger: Von wem denn?) Von den Bezirksausschüssen, bei denen Sie doch auch entscheidenden Einfluß haben werden! (Posl. Heeger: Sie haben gesagt, daß die Unordnung in unsere politischen Ziele paßt!).Sie können mir nicht Worte in den Mund legen, die nicht durch das Protokoll festgestellt sind. Mir paßt es nicht, daß wir bei allem und jedem, was gut ist, beschuldigt werden, es schlecht zu machen. Das ist der Grund, warum ich diese Behauptung aufgestellt habe. Bei dem Lärm sind Mißverständnisse kein Wunder. Ich kann ja kaum reden und habe nicht eine solche Riesenstimme, daß ich Sie alle stundenlang überschreien könnte. (Hluk. - Rùzné výkøiky.)

Místopøedseda Horák (zvoní): Prosím o klid a pana øeèníka prosím, aby pokraèoval.

Posl. dr Luschka (pokraèuje): Danach wird sich auch das Verhältnis zwischen den Körperschaften und der Beamtenschaft regeln. Die Vertreter der Bevölkerung werden so imstande sein, durch Sachkenntnis, Energie und Willen zur Arbeit den Apparat selbst in die Hand zu nehmen, dann wird sie weder der Bezirkshauptmann noch der Landespräsident noch dessen Beamten daran hindern können. Ist es aber umgekehrt, dann allerdings sind die Beamten allein die Herren. (Posl. Schweichhart: Die Bürokratie wird herrschen!) Aber nicht mehr, Herr Koll. Schweichhart, als es bisher war, auch bisher war der Landespräsident und der Bezirkshauptmann der absolute Pascha in seinem Gebiet. Es gab keine Kontrolle der Bevölkerung und das einzige, was eine Kontrolle hätte genannt werden können, war das Klinkenputzen zu Interventionen, sonst gab es gar keinen Einfluß. (Posl. Hackenberg: Der Bezirkshauptmann hat nichts zu sagen gehabt!) Er hat nichts zu sagen gehabt? Ich glaube, Sie haben sich 100mal in Interpellationen darüber beschwert, wie viel er zu sagen hat! (Posl. Heeger: Der Bezirksausschuß hat doch nichts zu sagen!) Herr Kollege, besonders bei uns in Schlesien haben wir ja gar keine Bezirksausschüsse, folglich können Sie ruhig meiner Meinung zustimmen, daß die Bezirkshauptmannschaften die politische Verwaltung allein geführt haben. (Posl. Heeger: In die Straßenbezirksverwaltung hat er wohl auch nichts dreinzureden?) Dort hat er schon vor der Ernennung das entscheidende Wort gesprochen. Meine Herren, verändern Sie doch nicht immer die Tatsachen, die seit Jahren darin bestehen, daß gerade für diese Dinge der zuständige Bezirkshauptmann immer den entscheidenden Vorschlag gemacht hat und die Bemühungen der Parteien sich immer direkt an den Bezirkshauptmann gehalten haben. (Posl. Heeger: Darum geht es hier nicht!) Aber es ist Tatsache. Ich stelle nur einen Vergleich an zwischen jetzt und dem, was kommen wird. (Posl. Heeger: Es handelt sich nur um die Feststellung, daß die Bezirkshauptleute in diesen Körperschaften Einfluß haben werden!) Sie haben heute diesen Einfluß; der Vorsitzende hat ihn nicht mehr. Und Sie werden in der Lage sein, als Körperschaft das zu parallisieren, daß er keinen übermäßigen Einfluß ausübt. Wohl aber würde umgekehrt, wenn der bisherige Zustand gelassen würde, rechtlich dem Bezirkshauptmann die alleinige Betreuung des Bezirkes zustehen und niemandem anderen würde er dafür verantwortlich sein als seinem Vorgesetzten. Später aber wird dann die Verantwortlichkeit auf eine breitere Körperschaft gelegt, die zu 2/3 wenigstens gewählt sein muß und es wird die Verantwortlichkeit aufgeteilt sein. Eine Macht der Bürokratie ist ja überhaupt nur bedingt durch die Unmöglichkeit bzw. durch den Nichtwillen anderer, die Agenden der Verwaltung zu führen, die Grundlagen zur Ermöglichung des Abbaues der bürokratischen Macht sind gegeben. Wenn Sie in Zukunft entsprechend genützt werden, wird das sicher eher ein Fortschritt als ein Nachteil oder Rückschritt sein. Überhaupt ist es mit dem Bürokratismus bei uns nicht gar so arg und Sie, meine Herren, verhandeln auch ganz gerne mit Leuten, die durch Bildung und Wissen vollkommen im Bilde sind über das, was ihre Aufgaben sind. Pauschaliter alle Beamten als Bürokraten zu bezeichnen, geht wohl doch zu weit. Gewiß, es gibt Bürokraten, aber Sie, meine Herren, treiben immer in die Bevölkerung das Schreckgespenst von der Bürokratie. Es ist nicht so arg. (Posl. dr Czech: Wir sprechen nicht von den Beamten, sondern vom Amt der Bürokraten!) Das Amt wird in Hinkunft weniger Befugnisse haben als bisher. Der Einfluß des Amtes wird durch die Anteilnahme der Bevölkerung in den Ausschüssen paralysiert werden. Aber meine Herren, ich werde Sie davon nicht überzeugen. Nur ist Ihr Urteil noch nicht das einzige und durchaus nicht immer das richtige. (Posl. Schweichhart: Sie sind ja selbst nicht überzeugt davon! Das ist eine Behauptung, die Sie nicht beweisen können. - Posl. dr Lehnert: Es ist eben schwer, eine schlechte Sache zu verteidigen!) Ich verteidige nicht, ich gebe nur unsere Gedankengänge bekannt, die uns veranlaßt haben, unter Aufopferung unserer Partei- und persönlichen Interessen doch dabei mitzutun. (Posl. Hackenberg: Ja, unter Aufopferung der Parteigrundsätze!) Nein, Herr Kollege, die haben wir nie verletzt. Sie wissen ganz genau, daß unsere Parteigrundsätze so geblieben sind, wie sie waren und ich weiß nicht, ob Sie in der Koalition, die schon wiederholt vorhanden war, nicht Ihre sozialistischen Grundsätze viel mehr verletzt haben. (Rùzné výkøiky na levici.)

Überhaupt, meine verehrten Herren, führt sich mit dieser Art der Aufzäumung, mit dieser Art der Behandlung eines Gesetzes eine parlamentarische Behandlung ad absurdum. Wenn Sie nicht gestatten, jede Anschauung zu vertreten, dann dürfen Sie sich auch nicht beklagen, wenn es unsererseits vermieden wird, bei jedem Anlaß auf die Tribüne zu kommen, nur um Ihnen den Gefallen zu tun, daß Sie das dann draußen in der Bevölkerung in jeder Hinsicht rabulistisch ausbeuten können. (Potlesk poslancù nìm. strany lidové.)

Wenn Sie wieder auf eine objektivere und gerechtere gegenseitige Behandlung zurückkommen, dann werden wir auch nicht zurückschrecken, vor jedem Forum und auch hier unsere Ansichten vertreten und verteidigen. Es ist zweifellos, daß durch diese Disqualifikation, welche den Bezirks- und Landesausschüssen und -Vertretungen im vorhinein gegeben wird, in der Bevölkerung keine Stimmung für diese Körperschaften erzeugt wird. Das ist auch die Absicht und ich finde es außerordentlich bedauerlich, wenn gestern z. B. in einer Rede des Koll. Dr Koberg gesagt wurde, daß die Beiräte zur Täuschung der Bevölkerung da seien. Soferne Koll. Koberg das für seine Partei erklärt, dann mögen es die Herren auf ihre Visitkarten dazudrucken. Für uns ist das entschiedene Gegenteil der Fall. Wir sind der Ansicht, daß diese Körperschaften die schwersten Aufgaben übernehmen und daß sie alles eher als zur Täuschung der Bevölkerung berufen sind. (Posl. Hackenberg: Mauer müssen Sie dem Bezirkshauptmann machen!) Dem Bezirkshauptmann machen wir weniger Mauer als Sie, glaube ich, und ich könnte Ihnen Hunderte von Fällen anführen, wo gerade wir im schwersten Kampfe mit solchen Vertretern sind. (Výkøiky na levici.) In der äußeren Auswirkung unserer Betätigung draußen bei den Ämtern ist wohl verflucht wenig Unterschied zwischen Ihnen von der Opposition und uns. Im Gegenteil, ich glaube, wir treten energischer auf, als Sie, weil wir ja auch mehr Rückhalt haben können und haben müssen. (Posl. dr Schollich: O, nein!) Ich habe ja schon wiederholt die geehrten Herren getroffen, wenn sie zu Interventionen gereist sind. Ich sehe dies als eine Selbstverständlichkeit an. Dann soll man aber hier nicht den wilden Mann spielen und uns als Schwächlinge hinstellen wollen, wie es gemacht wird. (Výkøiky posl. dr Schollicha.) Meine Herren von der Nationalpartei, Sie leisten doch nur den Sozialisten Schützenhilfe, wie die Gemeindewahlen gezeigt haben. Mit dieser Agitation arbeiten Sie nicht für Ihre Sache, sondern für die Sache der anderen Herren. (Posl. dr Schollich: Oh nein. sondern Sie arbeiten gegen Ihre eigenen Wähler!) Herr Kollege, das zu entscheiden, überlassen Sie gefälligst unseren Wählern. Sie, die sich immer als die Verteidiger unserer Wähler aufspielen, wissen selbst ganz genau, daß sie taktisch und agitatorisch ganz geschickt operieren, daß das aber nicht richtig ist, und Sie dringen in diese Kreise nicht ein und es wird Ihnen nicht gelingen, unsere Wähler von der Richtigkeit Ihres Vorgehens zu überzeugen.

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