Ètvrtek 26. ledna 1928

Für die Zusammenlegung Schlesiens mit Mähren wurde z. B. eine aus lauter Bürokraten, Staatsbeamten bestehende Kommission eingesetzt, die sich nun im Schweiße ihres Angesichtes bemüht, die anbefohlene Hinrichtung des Landes Schlesiens jetzt in aller Heimlichkeit und mit Ausschluß der Öffentlichkeit durchzuführen. Experten aus der Selbstverwaltung werden selbstverständlich nicht beigezogen, sind auch durchaus unerwünscht, das würde allzusehr nach Demokratie riechen und am Ende die feingesponnenen zentralistischen Kreise stören. Darum bleibt man unter sich und führt die Verwaltungsreform so durch, wie es der hohen Obrigkeit, bezw. der hohen Hierarchie in diesem Staate paßt nach dem Grundsatz: "Odi profanum vulgus et arceo". Jedenfalls will man keineswegs die Bevölkerung bei dem ganzen Geschäft mit heranziehen und darum sollen auch die Wahlen in die neuen Vertretungskörper ad kalendas graecas verschoben werden. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht und besonders im Jubiläumsjahr, so sagt man sich bei der hoch wohlweisen Regierung. Wozu braucht man überhaupt noch das Feigenblatt dieser zu zwei Dritteln ernannten Bezirks- und Landesvertretungen? Geschützt durch die Polizeiknüppel, die Gendarmeriesäbel, die Militärbajonette und Gewehre fühlt man sich mannbar genug, um seine Kraft und Männlichkeit nackt und ohne Hülle zur Schau zu tragen. Aber nur die allergetreuesten Untertanen dieses Staates dürften davon entzückt sein, die übrige misera plebs contribuens muß diese Schamlosigkeit mit Abscheu und Ekel erfüllen und wie vor 80 Jahren zum offenen Widerstande aufreizen. Wird doch sogar die Robot, die 1848 über Antrag des schlesischen Bauernbefreiers Hans Kudlich abgeschafft wurde, nun auf dem Umweg über die Gemeinde wieder eingeführt. Die Landesrevisionsämter streichen nämlich auf Grund der neuen gesetzlichen Bestimmungen in kleinen Gemeinden z. B. den Nachtwächter und verlangen, daß die Grundbesitzer abwechselnd den Wachdienst bei der Nacht versehen. Die Handhabe dazu bietet der § 39 des Gemeindefinanzgesetzes, wonach sie im Falle dringendster Notwendigkeit auch Hand- und Spanndienste anordnen können. Dieser dringende Bedarf erscheint nun diesen Ämtern gegeben, wenn wegen Beschneidung der Gemeindeeinkünfte auf andere Weise eine Bedeckung des Gemeindevoranschlags unmöglich ist. Das ist jedenfalls ein trauriger Rückfall in längst vergangene Zeiten, eine Folge des Finanzgesetzes für die Selbstverwaltung, die gerade den Landbewohnern recht unangenehm werden kann. Denn nicht nur als Nachtwächter, sondern auch zum Ausbessern der Dorfstraßen, Uferschutzbauten und sonstigen Arbeiten, die im öffentlichen Interesse notwendig sind, werden namentlich die Dorfbauern herangezogen werden, solange man sich nicht entschließt, dieses von Grund auf verpatzte Gesetz abzuändern. Es scheint allerdings dazu keine Lust vorhanden zu sein, sicher aber wird man einmal doch zu der Überzeugung kommen, daß dieses Chaos, das jetzt eintreten muß, nicht im Interesse des Staates gelegen ist und daß es besser geweser wäre, unseren Warnungen zu folgen und lieber rechtzeitig vorbeugend Abänderungen des Gesetzes zu beantragen als es auf das Schlimmste ankommen zu lassen. Jedenfalls können diejenigen Herren, die sich hier gegen den Vorwurf der Reaktion verwahren, dies nicht mit Recht tun, weil tatsächlich in jeder Weise versucht wird, das Rad der Geschichte zurückzudrehen und die bürokratischen absolutistischen Zustände wieder herbeizuführen, die seinerzeit im Vormärz bestanden. Wir können eine derartige Entwicklung nicht mitmachen. Wir verwahren uns gegen eine derartige Erweiterung der Macht der Staatspolizei und der Gendarmerie, sowie gegen eine Knebelung der Gemeindefreiheit, wie sie hier wieder zum Ausdrucke kommt. Wir glauben, daß ein Vertrauen zu einer objektiven Handhabung solch schwerwiegender eingreifender Bestimmungen bei uns nicht vorhanden sein kann, namentlich für die deutsche Bevölkerung befürchten wir das schlimmste und können deshalb unmöglich einen derartigen Gesetzentwurf wie dem vorliegenden unsere Zustimmung geben. Das Leben und die Gesundheit jedes einzelnen Staatsbürgers ist uns viel zu heilig, als daß wir einer solch weitgehenden Gefährdung dieser höchsten irdischen Güter zustimmen könnten und deshalb lehnen wir den vorliegenden Gesetzentwurf ab. (Potlesk poslancù nìm. strany národní.)

3. Øeè posl. Krebse (viz str. 15 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Innerhalb weniger Monate beschäftigt sich dieses Haus das drittemal mit Gesetzen, die die Gendarmerie betreffen. Ein Polizeistaat geht daran, seine Prätorianergarde auszurüsten und ihr alle Mittel in die Hand zu geben, damit die letzten Hemmungen vor dem Gebrauch der Todeswaffe bei ihr noch wegfallen. In diesem Staate erleben wir gerade in der jetzigen Periode eine Zeit des Ausbaues der Gendarmerie- und Polizeimacht, wie wir sie selten in einer andern Zeitperiode zu beobachten Gelegenheit hatten. Im Innern dieses Staates herrscht Gewalt und Bedrückung, im Auslande Lüge und Verdrehung der Tatsachen. Wenn ich so eine Behauptung aufstelle, muß ich sie auch beweisen.

Vor einiger Zeit erhielt ich von einer schwedischen Journalistin eine Zuschrift, in der es unter anderem heißt:

"Zur Sprachenfrage. - Wie mir in der Èechoslovakischen Republik versichert worden ist, soll das Land in Sprachenkreise eingeteilt sein. (Výkøiky na levici.) Ein Kreis, in dem die Minderheit weniger als 20% beträgt, ist einsprachig und erhält Beamte aus dem Mehrheitsvolke. Beträgt die Minderheit aber mehr als 20%, dann ist der Kreis zweisprachig und soll Beamte im Verhältnis der beiden Sprachgruppen erhalten. Aber diese Vorschrift wird scheinbar" - so schreibt die Journalistin - "nicht beobachtet, denn ich bin selbst in Gegenden gewesen, Egerland, Erzgebirge usw., wo die Èechen offenkundig in der Minderheit waren, aber die Beamten waren èechisch. Ist so etwas möglich?"

Diese Dame ist mit ihrer Information nicht alleinstehend. Vor längerer Zeit ist in der Druckerei des "Bund" in Bern, einer bekannten deutschschweizerischen Zeitung, eine Broschüre aus der Feder des Redakteurs Ernst Schürch erschienen, die unter dem Titel "Aus einer jungen Republik" Eindrücke aus der Èechoslovakei wiedergibt. Schürch, der mit einer Reihe von Staatsmännern, die er angibt, gesprochen hat, auch mit dem ehemaligen Präsidenten des Hauses, Tomášek, worüber er ebenfalls sehr interessante Details wiedergibt, gibt seine erhaltenen Informationen über das Sprachenrecht - Seite 43 des Büchleins -- wie folgt wieder:

"Das Sprachengesetz beruht auf dem Grundsatz, daß die Sprache der im einzelnen Verwaltungsbezirk bestehenden Mehrheit die Amtssprache ist. Beträgt die Minderheit mehr als 20%, dann hat sie das Recht in ihrer Sprache mit der Behörde zu verkehren. Es gibt also, um nur die Verhältnisse in Böhmen zu berühren, èechische und deutsche Bezirke, dazu gemischte mit vorwiegend èechischer und solche vorwiegend deutscher Amts- und Gerichtssprache."

Zu diesen falschen Auffassungen gelangen alle jene Publizisten und Politiker, die in der Èechoslovakischen Republik von den verantwortlichen Männern des Staates falsch unterrichtet werden. Mit voller Absicht werden offenkundige Unwahrheiten, die für die kurze Zeit für den hierzulande anwesenden Fremden nicht sofort überprüfbar sind, zumal wenn er sich hauptsächlich in Prag aufhält und nicht aus eigenem Antrieb in die sudetendeutschen Gebiete fährt, um sich dort über die Wahrheit zu informieren, von amtlichen Stellen ausgestreut. Wenn der Fremde aber z. B. mit dem Schnellzuge von Reichenberg nach Eger fährt, also auf einer Strecke, die fast 300 km nicht eine einzige èechische Stadt berührt und durch das deutsche Sprachgebiet fährt, dann kann er auf der ganzen Strecke auf den Zügen nur rein èechische Aufschrifttafeln lesen. Da gibt es Waggons "Nekuøáci", "Školáci" u. dgl. und der Zug selbst, der, wohlgemerkt, nicht eine einzige èechische Stadt berührt, hat die einsprachig èechische Aufschriftstafel "Liberec-Cheb". (Výkøiky na levici.) Auf den Bahnhöfen selbst ist nicht die Sprache der Mehrheitsbevölkerung, sondern die Sprache der dort in der Minderheit befindlichen Èechen an erster Stelle. Überall ist ganz offen die Unterdrückung der deutschen Bevölkerung, selbst in den Städten mit 95% deutscher Bevölkerung, festzustellen, aber auch dort, wo die Èechen sich selbst als "menšina", als Minderheit bezeichnen. Dazu kommt die Behandlung der Deutschen durch die Zentralämter, die sich selbst den Abgeordneten gegenüber weigern, deutsche Zuschriften deutsch zu beantworten. Über die skandalöse Behandlung der Deutschen in diesem Parlamente, wo nicht einmal dem deutschen Vizepräsidenten oder den deutschen Ministern gestattet ist, in amtlicher Stellung deutsch zu sprechen, ganz zu schweigen.

Dafür wird das Ausland mit lügenhaften Darstellungen des Sprachengesetzes informiert, um so unsere berechtigten Forderungen als Querulantentum, wie es einmal Koll. Viškovský bezeichnet hat, hinzustellen.

Vor einigen Tagen hat der Präsident Masaryk reichsdeutschen Journalisten gegenüber gesagt, daß die Sudetendeutschen keine Minderheit sind, und er hat damit nichts anderes getan, als eine alte Wahrheit auszusprechen. Es hat fast 10 Jahre gedauert, um den Ausspruch von rechtlosen Immigranten und Kolonisten und von Minderheitsvölkern so zu revidieren, bis wenigstens das Staatsoberhaupt eingesteht, daß wir keine Minderheit sind. (Výkøiky na levici.) Es wäre auch wirklich lächerlich, diese Fiktion, die wir leider in hunderten Gesetzesbestimmungen als furchtbare Lüge täglich fühlen, ernstlich auch vor Reichsdeutschen aufrecht zu erhalten, die aus eigener Wahrnehmung feststellen können, daß wir mehr als ein halbes Hundert solcher Bezirke im sudetendeutschen Gebiete zählen, in denen man erst seit dem Umsturz überhaupt und auch jetzt noch kaum mehr als 5 bis 10% Èechen - also kleine verschwindende èechische Minderheiten - zählt.

Aber handelt es sich darum, ob uns das Staatsoberhaupt von Kolonisten und Immigranten zu einem "organischen Bestandteil" des Staates avancieren läßt? Handelt es sich im Kampfe um unsere Rechte etwa darum, daß wir von der Symbiose der Völker zum Organismus des Staates gelangen? (Výkøiky na levici.) Ich sehe vollständig davon ab, daß trotz aller Veränderungen im Sprachengebrauch des Herrn Präsidenten alle Gesetze des Staates uns zur Minderheit deklarieren. "Ja, welche Rechte wollt Ihr denn? " so fragt uns scheinheilig die èechische Öffentlichkeit und Ministerpräsident Dr Švehla setzt im Budgetausschuß dazu, daß wir doch dasselbe Wahlrecht wie die Èechen und dieselben Möglichkeiten an der Regierung teilzunehmen hätten wie diese. Wir müssen darauf sagen: Hatten die Èechen im alten Österreich nicht ebenfalls dasselbe Wahlrecht wie wir? Saßen ihre Minister nicht in zahlreichen Regierungen, und haben sie nicht trotz alledem dieses Österreich als ihr Gefängnis bezeichnet und gehaßt mit der ganzen Leidenschaft ihres Volkes und hat nicht gerade der Professor Masaryk diesen Kampf bis zum äußersten geführt? Um Wahlrecht und Ministerstühle dreht sich unser Kampf ebensowenig (Potlesk poslancù nìm. strany nár. socialistické.) wie der der Èechen im alten Österreich. (Výkøiky na levici.)

Was wir fordern, seitdem wir auf dem Boden dieses Staates leben, hat unser Freund und Führer Abg. Knirsch schon im Jahre 1919 auf dem Duxer nationalistischen Parteitag ausgesprochen: Anerkennung der Sudetendeutschen als gleichberechtigtes Volk!

Wir fordern unsere nationale Selbstverwaltung, unser eigenes Verwaltungsgebiet, unsere eigene Volksvertretung und wir werden diesen Kampf niemals aufgeben, ehe er nicht zum Ziele geführt hat. (Potlesk na levici.) Niemals werden wir uns mit der Rolle zufrieden geben, die uns Präsident Masaryk zuteilt, niemals uns abfinden mit der Theorie, daß wir das Recht der freien Selbstbestimmung nicht auch für uns in Anspruch nehmen dürfen, und bestenfalls das Objekt Ihrer Außenpolitik abgeben sollen. Warum wir das immer wieder feststellen? Weil wir immer wieder den Äußerungen der verlogenen antideutschen Außenpropaganda begegnen und weil es nötig ist, eindeutig festzustellen, daß sich an der sprachlichen Unterdrückung des Sudetendeutschtums auch trotz der Teilnahme deutscher Parteien an der Regierung nicht das geringste geändert hat. (Výkøiky na levici.)

Noch immer wird durch das Prokrustesbett der Sprachenverordnung das Recht der Deutschen, selbst in den deutschen Mehrheitsbezirken verkürzt, noch immer weigert man sich eine gerechte Regelung des Sprachengebrauches im Parlamente und seinen Ausschüssen zu geben, noch immer schickt man in die deutschen Gebiete ganze Kompanien èechischer Eisenbahner und Staatsangestellter und denkt nicht daran, das skandalöse Unrecht des Massenabbaues der Deutschen gutzumachen.

Aber hat sich denn der Geist im èechischen Volke geändert? Ich bestreite das, trotz aller Versicherungen der Regierungsparteien. Wie dieser Geist in Wahrheit aussieht, will ich an den folgenden Beispielen zeigen.

Im Verlag der Prager Verlagsanstalt J. Svátek erscheint als Band 3 der "Schulhandbücher" - wohlgemerkt Schulhandbücher - eine Sammlung von Aufsätzen und Entwürfen zu Themen für die èechischen Mittelschulen und Lehrerbildungsanstalten. Herausgeber sind die Professoren F. Suk und Dr. František Šimek. Dieses Buch ist eben in der vierten Auflage, die neu bearbeitet ist, wie die Verfasser ausdrücklich feststellen, auf dem Markte. Welche Gesinnung diese Pädagogen in den Seelen der Mittelschüler und künftigen Lehrer verbreiten, davon belehrt uns der auf Seite 11 unter dem Titel "Ein Märchen, das die Großmutter nach 100 Jahren erzählen wird", enthaltene Aufsatz. Dort heißt es wörtlich:

"Es war einst ein großes Reich und darin herrschte ein hundertköpfiger Drache. Dieser Drache hatte einen merkwürdigen Namen. Man nannte ihn Germania. (Hört! Hört!) Der Drache fraß nicht nur einzelne Menschen, sondern ergriff und erwürgte ganze Völker, die an sein Reich grenzten. So unterwarf er sich viele, und machte aus ihnen seine Knechte.

Da bekam er auch Lust nach einem kleinen Ländchen, in dem gute zufriedene Menschen wohnten, die ihm niemals etwas zuleide getan hatten. Und in diesem kleinen Ländchen wohnte ein armer Kutscher mit seiner Frau. Sie hatten einen kleinen Sohn, den sie Thomas nannten. Als Thomas 13 Jahre alt war, schickten ihn die Eltern in die Welt hinaus, damit er Erfahrung sammle. Thomas kam in eine große Stadt, die Vindobona hieß. Dort wollte er ein Handwerk lernen. Allein diese Stadt stand bereits im Nachbarreiche" - der Anschluß Österreichs an Deutschland ist also in diesem Märchen kein Märchen mehr, ich bitte, in einem Handbuch für Lehrer, eine solche Geschichtsfälschung wo der scheußliche Drache Germania hauste. Dem kleinen Thomas gefiel es unter seinen Knechten nicht, weil sie eine fremde unbekannte Sprache redeten. (Posl. inž. Jung: In der er sein Bücher schrieb!) Ja, und in der er studierte - "und jeden, der in ein fremdes Land gehörte, quälten und peinigten. Deshalb kehrte Thomas zu den Eltern zurück und sprach: "Mutter, ich war in der Welt, dort gefiel es mir nicht, denn dort herrscht der hundertköpfige Drache Germania und peinigt (Pøedsednictví pøevzal místopøedseda dr Buday.) brave Menschen. Bis ich groß sein werde, werde ich ihn erschlagen." Da lächelten die Eltern traurig.

Einmal, als Thomas Wasser holte, begegnete ihm ein alter Mann und hielt ihn an. "Was machst Du, kleiner Thomas?" Thomas erzählte ihm, wozu er sich vorbereite. Der Alte aber schüttelte sein Haupt und sprach. "Mein lieber Junge, den Drachen Germania wirst Du niemals mit dem Hammer überwinden, denn er hat 100 Köpfe, und wenn Du einen abschlägst, wachsen zehn neue nach. Du mußt zuerst in Erfahrung zu bringen lernen, wie Du den Drachen schwächst. Im Herzen der Menschen findest Du die Kraft, die Du suchst. Und dann gehe über drei Flüsse und drei Berge und dort findest Du mächtige Kaiser" - bitte, Kaiser! - "die Dir helfen werden, den Drachen zu überwältigen." Und Thomas ging wieder in die Welt und kam wieder in die Stadt Vindobona und dort trat er in die Hochschule ein und lernte fleißig. Dabei hatte er oft nichts zu essen. Er sprach sieben Sprachen, die alle in fremden Ländern gesprochen wurden, und dort erkannte er auch, daß der Drache Germania Köpfe hatte, welche verschiedene Namen trugen, wie: Lüge, Neid, Gewalt, Rohheit, sklavische Unterjochung, Unehrlichkeit usw." (Rùzné výkøiky na levici.) Das ist ein pädagogisches Lehrmittel.

"Dann kehrte Thomas in seine Heimat zurück und begann Menschen zu suchen, die Wahrheit und Liebe und Ehrlichkeit in ihren Herzen hatten. Allein die Menschen wußten nicht, was er suche, verstanden ihn nicht und bewarfen ihn mit Steinen, Thomas aber hielt aus und suchte weiter.

Einmal nahm sich der hundertköpfige Drache Germania vor, die ganze Welt zu unterjochen, und zog in Kampf. Da erinnerte sich Thomas an den Alten und machte sich auf den Weg. Er war schon alt, trotzdem aber wanderte er solange, bis er in das große Reich kam, gegen das der Drache Germania auch zu Felde zog. Und dort lebten Leute, die ihr Land liebten. Und dort sah Thomas, daß alle Wahrheit, Liebe, Freiheit, Ehrlichkeit im Herzen haben. Mit ihnen zog er in den Kampf und alle zusammen hieben in die Drachenköpfe. Dann lag der kopflose Drache Germania ohnmächtig auf dem Boden und seine Diener flohen in alle Winkel und Löcher vor dem mächtigen Glanz, der aus den Herzen der Kämpfer Thomas' herausstrahlte. Der Drache war tot. Thomas kehrte nach Hause in das freie Land zurück, wo der scheußliche Unhold Germania nicht mehr seine Pranken ausbreitete. Und die Städte jauchzten ihm entgegen." (Výkøiky na levici.)

Meine Herren, dieses Buch ist eben in der vierten Auflage, die neu bearbeitet ist, wie der Verfasser feststellt, wieder erschienen. Das wird im zehnten Jahr und nicht im Rausche des Umsturzes, unter einer Regierung verbreitet, die angeblich die nationale Verständigung will. So aber ist es heute noch trotz der deutsch-èechischen Regierung Wirklichkeit, daß solche Gesinnung heute in der Jugend durch tausende von Büchern verbreitet ist, daß die Gesinnung der Jugend auf ganze Generationen vergiftet statt der Verständigung zugeführt wird. (Výkøiky komunistických poslancù: Mayr-Harting wird nächstens ein Vorwort dazu schreiben!) Das würde dazu passen, vom Herrn Justizminister.

Schreiendes Unrecht, gewaltsame Unterdrückung und Verfolgung jeder oppositionellen Bewegung ist in Wahrheit die Praxis der Regierungspolitik hierzulande. Verumglimpfungen des deutschen Volkes, ungerechte Behandlung und gewaltsame Unterdrückung und Verfolgung der deutschen opositionellen Bewegungen sind in Wirklichkeit die Praxis der Regierungspolitik. (Posl. inž. Jung: So weit erstreckt sich noch nicht die Teilnahme an der Macht!) Jawohl, es ist ein Hohn und ich werde einige Illustrationen für die Art der Verfolgung und Persekution unserer Bewegung mitteilen. Am 11. Oktober des Vorjahres hat unsere Partei in Winterberg eine Versammlung abgehalten, bei der als Redner unser Parteigenosse Sen. Teschner sprach. Die Ortsgruppe unserer Partei hat ordnungsgemäß am 7. Oktober 1927 die Abhaltung der Versammlung angemeldet, trotzdem es überflüssig war, weil Gemeindewahlen waren und hat ein Versammlungsplakat abgesendet. Dieses Plakat sehen Sie hier vorn (ukazuje na ministerskou lavici). Es ist konfisziert worden, aber nicht nur dieses Plakat, auch andere Plakate, die zur Versammlung eingeladen haben, und wörtlich folgenden Text hatten, ich lese vom ersten bis zum letzten Buchstaben: "Deutsche nationalsozialistische Arbeiterpartei, Ortsgruppe Winterberg, deutsche Volksgenossen und Volksgenossinen! Achtung! Parteigenosse Sen. Ernst Teschner aus Karlsbad spricht Dienstag, den 11. Oktober 1927 um 8 Uhr abends in einer öffentlichen Wählerversammlung im Saale des Herrn Altbürgermeisters Dominik Igler über die Bedeutung der Gemeindewahlen für die Sudetendeutschen. Deutsche Männer, Frauen und Mädchen aller schaffenden Stände, erscheint rechtzeitig. Die Ortsparteileitung." Nicht ein Buchstabe mehr. Und diese Plakate wurden nicht nur nicht rechtzeitig von der Behörde verboten, sondern von der Gendarmerie heruntergekratzt und so unsere Werbearbeit für unsere Versammlung unmöglich gemacht, zugunsten anderer Parteien. (Hluk na levici.) Das war der Zweck der Übung, uns die freie Meinungsäußerung, die rechtzeitige Verständigung der Bevölkerung unmöglich zu machen. Ganz ähnlich verhielt es sich mit unseren Wahlplakaten in Hartmanitz, dasselbe Plakat wurde auch hier verboten. Auch die Bezirkshauptmannschaft von Leitmeritz hat es verboten, ebenso hat die Bezirkshauptmannschaft von Schüttenhofen ein Plakat verboten, das nichts beinhaltet hat, nicht ein Wort, das zu beanständen gewesen wäre, denn in anderen Bezirken wurde es ohne weiteres veröffentlicht. Die politische Bezirksverwaltung in Warnsdorf ist noch weiter gegangen, sie verbot am 4. März 1927 ein Versammlungsplakat, weil es die Forderung enthielt: "Die sudetendeutschen Gebiete den Sudetendeutschen!" Der Rekurs an die Landesverwaltung vom 18. März 1927 und eine Interpellation vom 18. Mai 1927 sind bis heute noch nicht erledigt. Es fällt den Herren gar nicht ein, etwas zu erledigen. Meine Herren, was sagen Sie dazu, daß heute die Erledigung einer Interpellation unseres verstorbenen Kollegen Patzel aufgelegt worden ist? (Výkøiky na levici.) Koll. Patzel ist am 20. Mai gestorben und man hat die Frechheit - das kann nicht anders benannt werden seine Interpellation erst heute zu beantworten. So behandelt die Regierung die Opposition.

Aber auch heute ist meine Interpellation vom 18. Mai an den Minister des Innern nicht erledigt, ganz einfach deshalb, weil er nicht will, weil er keine gesetzliche Grundlage dazu hat, den Ruf "Das sudetendeutsche Gebiet - den Sudetendeutschen" zu verbieten. Ich möchte den Herrn Justizminister fragen, mit welchen Gesetzesparagraphen er unseren Ruf nach Autonomie in unseren Gebieten zu untersagen sich unterfangen oder juristisch auszulegen wagen würde. Aber die politische Bezirksverwaltung Warnsdorf, die die Initiatorin des selbst vom Obersten Verwaltungsgericht als ungesetzlich aufgehobenen Hostinec-Erlasses ist, die sich schon vor der gesamten Justizwelt unsterblich blamiert hat, diese politische Bezirksverwaltung Warnsdorf benützt auch selbst jeden Anlaß, um sich wahrscheinlich den Löwenorden zu verdienen. So leitete sie gegen zahlreiche Teilnehmer - es sind nahezu 50 Teilnehmer des völkischen Tages, also unserer großen Parteikundgebung, welche am 14. August 1927 in Warnsdorf stattfand und die vollständig ruhig ohne irgendwelche Notwendigkeit des Einschreitens seitens der politischen Behörde stattgefunden hat, die Untersuchung ein und schickte die Gendarmerieposten bis ins letzte Gebirgsdorf hinaus. Dazu hat man Zeit, während man andere wirkliche Verbrecher laufen läßt. (Posl. Knirsch: In Dux wurde gegen 60 Parteigenossen eine Untersuchung eingeleitet, weil sie einem, der eine Arreststrafe bekommen hat, eine Bouquet überreicht haben, als er aus dem Arrest entlassen wurde!) Mit solchen lächerlichen Verfolgungen und Schikanen werden oppositionelle Parteien verfolgt. Diese Untersuchungen gegen zahlreiche unserer Vertrauensmänner, welche nicht nur verfolgt, sondern auch bestraft worden sind, weil sie angeblich Hakenkreuzfahnen getragen haben - angeblich, nicht nachgewiesenermaßen - ich frage Sie: wo ist eine andere Partei wegen Tragens von Fahnen bei Demonstrationen verfolgt, verurteilt und bestraft worden? Das ist nirgends vorgekommen. Gegen unsere Partei wird jedesmal, wenn wir unseren völkischen Tag veranstalten oder wenn wir unsere Maifestkundgebungen veranstalten, eine Reihe derartiger geradezu niederträchtiger Verfolgungen vorgenommen. Das Ergebnis davon ist ja meist eine Blamage, da die Leute vom Gericht freigesprochen werden. Aber was es für einen Arbeiter heißt, drei- oder viermal in eine Bezirksstadt zu fahren, drei oder viermal zur Hauptverhandlung zum Kreisgericht zu fahren, können Sie sich denken. Er verliert auch noch den Arbeitsplatz durch solche Schikanen (Výkøiky na levici.) und das, meine Herren, ist der eigentliche Zweck der Übung dieser ganzen Persekution unserer Bevölkerung, die Einschüchterung der Bevölkerung, bezw. der oppositionellen Kreise derselben. Wir warnen die Parteien, die an der Regierung sind, den Bogen gegen die nationalsozialistische Arbeiterpartei zu überspannen und unsere Vertrauensmänner weiterhin mit derartigen Schikanen zu verfolgen.

Heute erfahre ich neuerdings einen Fall, der ebenfalls verdient, öffentlich angeprangert zu werden, obzwar er die politische Verwaltung nicht direkt angeht. In den letzten Wochen wird auf die deutschen Staatsbediensteten ein starker Druck ausgeübt, dem Èechoslovakischen Roten Kreuz beizutreten. So erschienen z. B. bei den Postämtern in Bodenbach und Aussig und anderen Postämtern Verlautbarungen der Amtsvorstände, die alle Postbeamten und Bediensteten zum Beitritt aufforderten und verlangen - meine Damen und Herren, ich hätte nichts dagegen, daß sie auffordern - aber verlangen, daß jene Beamten, die sich weigern dem Èechoslovakischen Roten Kreuze beizutreten, ihre Gründe dem Amtsvorstand mündlich bekanntgeben müssen. (Hört! Hört!) Ich frage Sie, meine Herren von èechischer Seite, welchen Krawall hätten Sie im Wiener Parlamente gemacht, wenn das irgend ein Amtsvorstand im alten Österreich sich erfrecht hätte, was sich der Amtsvorstand in Aussig und Bodenbach erfrecht hat. (Sehr richtig!) Wir verwahren uns gegen diesen Terror, unter dem Deckmantel der Werbung für einen humanitären Fond, bei dessen Verwaltung wir Deutschen heute noch, im Jubeljahre der Republik, ausgeschlossen sind, aber zu dem wir gezwungen werden sollen, zu zahlen. (Výkøiky na levici.) Wir wollten mitarbeiten, wir waren bereit, dem Èechoslovakischen Roten Kreuz beizutreten, aber Sie haben das durch Ihren unerhörten Standpunkt verhindert. (Posl. inž. Jung: Derselbe Druck wird im Heizhaus Iglau auf die deutschen Eisenbahner ausgeübt, die Kinder in die èechische Schule zu schicken. Vom Heizhausvorstand Machan!) Ich bin überzeugt, daß nicht nur die hier angeführten Fälle, sondern noch viele andere angeführt werden könnten; ich bin aber auch überzeugt, daß, wenn die Tochter des Präsidenten Masaryk, Fräulein Alice Masaryk diese Dinge wüßte, müßte sie sich nicht nur schämen, sondern sie würde den Vorsitz niederlegen. Ich konstatiere, daß unter der jetzigen Regierung, also innerhalb einer Frist von kaum 15 Monaten, unser Tagblatt "Der Tag" nahezu an 50 Stellen konfisziert worden ist. Das ist die Freiheit in der Republik, so schaut die Freiheit aus. Sogar amtliche politische Entschließungen, die die Parteileitung erläßt, werden unterdrückt (Hluk na levici.) und es so den Parteien unmöglich gemacht, sich mit ihren eigenen Parteigenossen und mit der Öffentlichkeit zu verständigen. Ich füge hinzu, daß selbst Meldungen, die in anderen Zeitungen und selbst in amtlichen Organen erscheinen, bei uns, nur weil wir ein oppositionelles Blatt sind und weil wir uns nicht beugen und nicht kriechen, unterdrückt und konfisziert werden, selbst Meldungen des amtlichen èechoslovakischen Nachrichtendienstes.

Wir protestieren gegen diese Verfolgung und Schikanierung unserer Bewegung, ihrer Vertrauensleute und ihrer Presse. Wir rufen Ihnen entgegen, was Sie einmal im alten Österreich gesagt haben: "Wir beugen uns nicht", das "Nedejme se", das Sie einmal gerufen haben - wir beugen uns nicht - das sagen auch wir. (Potlesk na levici.) Es lebe die nationalsozialistische Arbeiterpartei, es lebe die sudetendeutsche Freiheitsbewegung. (Souhlas a potlesk poslancù nìm. strany nár. socialistické.)


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