Úterý 24. ledna 1928
Die Erklärung, die hier Herr Šrámek
im Namen der Regierung abgegeben hat, muß als ein Dokument
der Feigheit und Tücke bezeichnet werden. (Výkøiky
posl. Bechynì.) Ein Dokument der
Feigheit deshalb, weil die Regierung sich nicht getraut, ihren
eigenen kapitalistischen und imperialistischen Standpunkt entschlossen
zu vertreten, weil sie gar keine selbständige Regierung ist,
sondern darauf aufpassen muß, was ihre kapitalistischen
Auftraggeber ihr erlauben oder befehlen. Ein Dokument der Tücke,
weil es dazu dienen soll, einen Krieg vorzubereiten und auf der
einen Seite die Massen einzuschläfern, auf der anderen Seite
jedoch die patriotischen Leidenschaften zu wecken, um dann, wenn
dieser Krieg da ist, ihn wieder als einen Krieg zur Verteidigung
des Vaterlandes hinzustellen und auf diese Weise auch Hilfe aus
dem Arbeiterlager gewinnen zu können. Wir brauchen nicht
den Herrn Pater Šrámek, um zu wissen, daß
Horthy, daß Mussolini zum Kriege rüsten. Wir wissen,
daß alle kapitalistischen Staaten sich auf die gewaltsame
bewaffnete Auseinandersetzung vorbereiten, weil die Widersprüche,
die Schwierigkeiten, die Gegensätze, die zwischen ihnen bestehen,
unter dem kapitalistischen System nicht anders gelöst werden
können, als durch solche bewaffnete kriegerische Zusammenstöße.
Aber die kapitalistische Regierung will auf der einen Seite den
Massen einreden, daß alles in schönster Ordnung ist;
deshalb wird auf den Völkerbund verwiesen, deshalb erzählt
Herr Dr Beneš von der beruhigten Weltlage, die zu
keinen Besorgnissen Anlaß gebe. Mann will die Massen darüber
täuschen, was sich vorbereitet, aber solche Zwischenfälle,
wie der, von dem hier in der Regierungserklärung die Rede
war, zeigen mit größter Deutlichkeit, was vorgeht und
wie unser Standpunkt richtig war, wenn wir den Arbeitenden immer
wieder sagen: "Bereitet euch darauf vor, daß euch die
Kapitalisten in ein neues Morden hineinführen werden".
Auf der anderen Seite aber müssen die Kapitalisten schon
heute die Stimmung dafür vorbereiten, um die Massen in das
neue Morden führen zu können. Sie stellen daher die
Dinge so dar, als seien sie die Angegriffenen, als sei das ganze
Vaterland bedroht. In dieser Hinsicht finden sie wertvollste Hilfe
bei einem Teil der Führer des Proletariats, eine Hilfe, ohne
welche die kapitalistischen Regierungen diese ihre Politik gar
nicht durchführen könnten.
Unser Standpunkt in diesen Fragen ist vollständig
klar. Wir werden nicht zulassen, daß die Arbeiter getäuscht
werden und daß man ihnen sagt: "Es geht ja gegen Horthy,
es geht ja gegen die blutige weiße Diktatur, da müsset
auch Ihr mitgehen." Wir werden nicht zulassen, daß
man die Arbeiter täuscht, indem man ihnen sagt: "Es
geht um die Verteidigung eurer Freiheit, eures Vaterlandes, da
müßt auch ihr mitgehen!", sondern wir werden den
Arbeitern mit aller Klarheit sagen: "Es geht um den Kampf
zweier Ausbeuterstaaten (Souhlas komunistických
poslancù.) es geht um die Interessen
der Imperialisten, nicht einmal um die Interessen der Regierungen
in der Èechoslovakei oder in einem anderen
Staate der Kleinen Entente und in Ungarn, sondern um die Interessen
der Führer der imperialistischen Weltpolitik, um die Interessen
der Großmächte England und Frankreich." Und wir
werden den Arbeitenden erklären: "Genau so, wie im Jahre
1914, wo man euch auch sagte, es geht gegen den Zarismus, genau
so handelt es sich auch jetzt um nichts anderes, als daß
man euch Arbeiter gegenseitig hinmorden lassen will für die
Interessen derjenigen, die euch Tag für Tag ausplündern."
Wenn Herr Abg. Dr Kramáø
hier aufgetreten ist und mit dem
verlogenen Pathos, das ihm eigen ist, erklärt hat, wir werden
bis zum letzten Blutstropfen kämpfen, wir werden kein Stückchen
Bodens unseres heiligen Vaterlandes preisgeben, das ganze Volk
wird hinter der Regierung stehen, so sagen wir: "Der größte
Teil des Volkes, die Arbeiter, die arbeitenden armen Bauern, haben
zehn Jahre lang in diesem Staate solche Dinge erlebt, daß
man heute nicht mehr so sprechen kann, wie im Jahre 1914, daß
man heute nicht mehr sagen kann, verteidigt dieses euer Vaterland!"
Was hat denn dieses Vaterland den Arbeitern gebracht, was bringt
es ihnen heute im Jahre der zehnten Wiederkehr der sogenannten
Revolution? Jahr für Jahr, Tag für Tag Ausplünderung.
Unterdrückung auf allen Gebieten, wirtschaftliche Ausplünderung,
politische Unterdrückung, nationale Unterdrückung, das
wird dem allergrößten Teil der Bewohner dieses Staates
zuteil. Und wenn dann ein solcher Kapitalistenvertreter hierher
kommt, um zu erklären, das ganze Volk werde zur Verteidigung
dieses Staates aufstehen, dann sagen wir den Arbeitern: Aus solchen
Tatsachen müßt Ihr erkennen, daß nicht nur die
Gefahr besteht, daß die kapitalistische Welt gegen den ersten
proletarischen Staat einen Krieg unternimmt, sondern daß
auch die Gegensätze zwischen den kapitalistischen Staaten
selbst so groß sind, daß die ungeheuere Gefahr eines
Krieges zwischen den kapitalistischen Staaten besteht und daß
die Arbeiter, wenn es ihnen schon klar ist, daß sie nicht
einen kapitalistischen Staat gegen den Sowjetstaat verteidigen
dürfen, sondern umgekehrt, es ihnen auch klar sein muß,
daß sie auch nicht einen kapitalistischen Staat gegen den
andern verteidigen dürfen, in der Meinung, das sei ihr Vaterland.
Wir fragen: Warum wurde hier nur von den Waffen
gesprochen, die nach Ungarn gegangen sind? Warum wurde hier nicht
von den Waffen gesprochen, welche mit Zustimmung und über
Auftrag der Regierung nach China gegangen sind? Wir fragen: Wie
will der Vertreter der sogenannten christlichen Nächstenliebe,
der Vertreter Christi, und der angebliche Vertreter eines Volkes,
das selbst jahrhundertelang unterdrückt war, es hier begründen,
daß Waffen zu keinem anderen Zwecke hinausgeschickt wurden,
als um ein großes leidendes Volk blutig zu unterdrücken
und an der Erkämpfung der Freiheit zu hindern? Auch wir sind
gegen die Waffensendungen nach Ungarn, auch wir sind gegen die
Rüstungen ltaliens und Ungarns, aber unser Standpunkt in
dieser Frage unterscheidet sich ganz gewaltig von dem der sozialdemokratischen
Führer. Wir erklären hier in aller Deutlichkeit: Weder
gegen den Sowjetstaat, vielleicht um die verlorene Villa des Herrn
Dr Kramáø
wieder zu erobern, noch gegen die chinesiche Revolution, noch
für irgend welche anderen kapitalistischen und imperialistischen
Interessen werden wir dulden, daß das Blut der Arbeiter
vergossen wird. Die Arbeiter müssen kämpfen, aber nicht
für die Zwecke der Unterdrückung und Ausbeutung, sondern
für sich selbst.
Da muß ich noch ein paar Worte verlieren
über die traurige, schändliche Rolle, welche die sozialdemokratischen
Führer bei dieser ganzen Sache zu spielen haben und spielen.
Wir haben hier gesehen - das führe ich nur als ein Beweisstück
an - wie sozialdemokratische Abgeordnete hier aufgetreten sind,
wie die ganze sozialdemokratische Presse ein großes Geschrei
angestimmt hat, weil ein slovakischer Führer erklärt
hat, daß die Gesetze in der Èechoslovakei im Jubeljahre
nicht mehr gelten werden. Wir haben gesehen, daß Sozialdemokraten
der bürgerlichen Regierung vorgeworfen haben, daß sie
nicht genug energisch die Unterdrückung anderer Nationen
durchführt, daß sie nicht energisch gegen alles auftritt,
was so aussehen könnte, als ob hier ein Kampf für die
Befreiung eines Volkes geführt wird. Wir wissen sehr genau,
daß das, was Herr Tuka schreibt oder sagt, nicht
ernst gemeint ist, daß es ein Schwindel ist, um die Teilnahme
der Partei, der er angehört, an der Unterdrückung des
eigenen Volkes zu verhüllen und zu verdecken. (Výkøiky
posl. Wünsche.) Wir wissen, daß
das eine Phrase ist, hinter welcher sich der nationale Verrat
versteckt. Aber ich sage, daß hier sozialdemokratische Führer
auftreten und diesem Tuka Staatsverrat vorwerfen gegen
den kapitalistischen Staat, gegen den Staat, der die anderen Nationen
unterdrückt. Das ist eine Schmah und Schande, die Ihr nie
werdet reinwaschen können. Und auch die deutsche sozialdemokratische
Presse kommt ihnen schon heute zur Hilfe. Heute sehen wir im "Sozialdemokrat"
einen Leitartikel, der überschrieben ist: "18karätige
Patrioten". Aber mit diesen 18karätigen Patrioten ist
nicht der Sozialdemokrat Dérer gemeint, auf den
diese Bezeichnung zutreffen würde, sondern der Leitartikel
im "Sozialdemokrat" greift die Regierung deswegen an,
weil sie gegen Tuka nicht energisch genug vorgeht. Es wird
dort erklärt: "Das ist ein Koalitionsmitglied, das kann
sich Landesverrat, Staatsverrat und alles mögliche erlauben,
gegen den kann man nicht einschreiten." Das ist weniger plump,
weniger dumm und weniger ungeschickt, aber im Wesen ist es genau
dasselbe, wie das, was Abg. Dérer gesagt hat. Ich
führe das hier nur als schlagenden Beweis dafür an,
was die Arbeitenden von den sozialdemokratischen Führern
zu erwarten haben, wenn es wieder zu einem 1914 kommt.
Was ist das, was hier geschieht? Das ist nichts
anderes als das, was die deutschen Sozialdemokraten im Jahre 1914
gemacht haben, die Vorbereitung dieser Stimmung: Vaterlandsverteidigung!
In den Krieg! Opfert Gut und Blut! Genau dasselbe, was Kramáø
hier erklärt hat, genau dasselbe machen die sozialdemokratischen
Führer. (Posl. Bechynì:
Und der Šmeral?) Das ist genau
dasselbe was Paul Boncour in Frankreich macht, genau dasselbe,
was Mac Donald in England macht, was Thomas macht. (Hluk. -
Rùzné výkøiky.)
Das ist die Entlarvung der Rolle,
welche die II. Internationale in dem kommenden, nahenden Weltkrieg
zu spielen hat. Und es ist gut, wenn schon derartige Dinge vorbereitet
werden, daß die Arbeiter rechtzeitig erkennen, was vorgeht,
daß die Arbeiter rechtzeitig erkennen, vor welchen Feinden
sie sich in Acht zu nehmen haben. Ihr könnt nicht leugnen,
wenn heute die Situation so sein wird, daß ein Krieg ausbricht,
daß Ihr die ersten sein werdet, die dem Arbeiter sagen werden:
Gebt euer Blut hin für euer kapitalistisches Vaterland! Wir
aber werden den Arbeitern sagen: Kämpft, benützt die
Waffen, aber nicht für euere Unterdrücker, sondern gegen
euere Unterdrücker, für euere Freiheit, für euere
Befreiung! (Výkøiky posl. dr Dérera.)
Das ist unser Standpunkt. Wir sagen:
So lange es noch Klassen gibt, ist die Freiheit des Proletariates
nicht möglich, wenn man sich der Illusion einer allgemeinen
Freiheit, einer sogenannten Demokratie hingibt, sondern nur dann,
wenn die Ausbeuterklassen von den Arbeitern, von der Diktatur
des Proletariats unterdrückt. Das ist unsere Freiheit, jawohl,
solange es noch Klassen gibt, das ist die einzige, die beste Freiheit,
die in einem Klassenstaat für das Proletariat existieren
kann! (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda Horák.) Wir
sagen: Hütet euch vor der Vorbereitung zum Krieg durch diese
patriotischen Phrasen, hütet euch vor der Verschleierung
der Kriegsgefahr durch die patriotischen Phrasen und wenn euere
Feinde, die Kapitalisten, sagen, man muß zum Krieg rüsten,
wenn man den Frieden will, so sagen wir: Wenn das Proletariat
den Frieden, Brot und Freiheit will, dann muß es zur Revolution
rüsten, muß sich rüsten, die Kapitalistenherrschaft
niederzuschlagen, zu zertrümmern und seine eigene Herrschaft
aufzurichten. Denn solange die Kapitalisten am Ruder sind, solange
droht die Kriegsgefahr und erst dann, wenn das Proletariat die
Macht in der Hand hat, wird Verbrüderung und wirklicher Friede
möglich sein. (Souhlas a potlesk komunistických
poslancù.)