Ètvrtek 24. bøezna 1927

Der èechoslovakische Kriegsminister hat es seinen Ressortkollegen im Auslande glücklich abgeguckt, wie sie sich räuspern und wie sie spucken, er bringt es fertig mit der dreisten Schwätzerei von der Friedensliebe der Èechoslovakei die unerhörten Kriegslasten zu rechtfertigen. Die Milliarden der den arbeitenden Massen erpreßten Steuergelder werden dem Moloch Militarismus in den Rachen geworfen, natürlich im Namen der Friedensliebe der Herrschenden des Staates; die militärische Dienstpflicht wird verlängert, selbstverständlich im Interesse der Friedens; den Soldaten wird das Wahlrecht gestohlen - zum Zwecke der Erhaltung des Friedens; und schließlich ist es die reinste Friedenspolitik, wenn im èechoslovakischen Heer die Züchtung jenes Kadavergehorsams mit aller Energie betrieben wird, der schon das alte Österreich in der ganzen Welt lächerlich gemacht hat. In dem einen Punkt hat ja unser Kriegsminister, der Herr Udržal recht, wenn er nämlich von der Ansicht ausgeht, daß die èechoslovakische Republik den Frieden will. Aber gerade in diesem Punkt kommt die volle Abhängigkeit unserer Republik von den westeuropäischen imperialistischen Staaten zum Ausdruck. Die militärische Ausrüstung, der riesengroße militärtechnische Aufwand dieses Staates wird u. a. von den Bedürfnissen der Westmächte, insbesondere des französischen Imperialismus diktiert. Der besondere reaktionäre Charakter der Militärvorlagen erklärt sich aus der Tatsache, daß der èechische Militarismus nicht nur, wie das erst kürzlich ein Abgeordneter der deutschen Regierungsparteien, nämlich Abg. Jos. Mayer offen darstellte, als wirksamste Waffe im Kampfe gegen den inneren Feind, d. h. gegen die Arbeiterklasse dienen soll, sondern, daß er auch als Werkzeug im Dienste der europäischen Kontrarevolution in Betracht kommt. Der èechische Militarismus hat die beiden Aufgaben zu erfüllen: Ein gefügiges Werkzeug, sowohl im Interesse der reaktionären europäischen Mächte zu sein, als auch zur Niederhaltung der Massen in der Èechoslovakei zu dienen, die infolge der Ausplünderung und Unterdrückungspolitik zur Verzweiflung getrieben werden. Als erste haben die Arbeiter und die kleinen Leute in Stadt und Land in Form des rafiniertestenindirekten Steuersystems die Kosten unseres riesenhaften militärtechnischen Apparates zu tragen.

Nicht genug damit, daß entgegen dem Wehrgesetz, durch welches automatisch mit diesem Jahr die 14monatige Dienstzeit in Kraft zu treten hat, die 18monatige Dienstzeit beibehalten wird, werden die Soldaten, um sie gefügiger und leichter gegen ihre eigenen sozialen Interessen und die ihrer Klassengenossen mißbrauchen zu können, um das primitivste Staatsbürgerliche nach der Verfassung allen Bürgern zustehende Recht, das Wahlrecht, bestohlen. Und das ist, wie sich z. B. der bekannte Bauernbündler Windirsch äußerte, vollkommen in der Ordnung. Wird der Soldat um das Wahlrecht betrogen, wird nach dem Verwaltungsreformentwurf das Alter zur Ausübung des Wahlrechtes vom 21. auf das 24. Lebensjahr erhöht, dann sei dieser Akt nach der Ansicht Windirsch sehr gesund, denn er bewirke die Ausscheidung des unreifen Elementes aus der Masse der Wahlberechtigten. Diese Unverschämtheiten nehmen sich besonders im Munde dieses Windirsch vorzüglich aus, der während des Krieges als tapferer Hinterlandsheld und Kriegsanleihepropagandist zu den größten Kriegshetzern gehörte. (Výkøiky posl. Neuratha.) Damals war er im Interesse der deutschen Belange für die Fortsetzung des Weltkrieges und heute frißt dieser Germanenheld dem èechischen Erbfeind aus der Hand. Es gehört eine eiserne Stirne dazu, den Raub des Wahlrechtes, der an Hunderttausenden Staatsbürgern begangen wird, zu rechtfertigen. Nach der Ansicht solcher Herren haben die jungen Leute nur die Pflicht, gelegentlich wieder im Dienste eines imperialistischen Krieges im Schützengraben zugrundezugehen. (Výkøiky posl. Wünsche.) Oder wenn Polizei und Gendarmerie nicht mehr ausreichen, streikende Arbeiter im Zaum zu halten, auf diesem Gebiete in Aktion zu treten. Deshalb soll dem Soldaten das Wahlrecht entzogen, er soll zu einem Staatsbürger zweiten Grades gemacht werden. Unter der heuchlerischen Parole "Entpolitisierung des Militärs" wird ein System der Verfolgung, Bewachung und Bespitzelung der Soldaten angewendet, das den Zweck hat, sie zu vollständig willenlosen und rechtlosen Individuen zu machen. Nach diesem System darf der Soldat nur das lesen, was seine vorgesetzte Behörde zensuriert hat, er soll nicht mit der Arbeiterschaft und natürlich erst recht nicht mit der kommunistischen Partei in Berührung kommen. Bisher konnten sich die Regierung und die Behörden auf keine gesetzlichen Bestimmungen berufen, wenn sie den Soldaten den Gebrauch ihrer staatsbürgerlichen Rechte vorenthielten. Aber diese Herrschaften zeichneten sich schon immer dadurch aus, daß sie auf die Gesetze pfeifen, wenn dies ihre Klasseninteressen erfordern. Dieses System der stupidesten Bespitzelung, Verfolgung und Sekkatur, das, sämtliche altösterreichische Methoden übertreffend, gegen die Soldaten angewendet wird, deren Widerstandskraft nicht so leicht gebrochen werden kann, führte bereits zu zahlreichen Selbstmorden und Selbstmordversuchen. Die Entrechtung des Soldaten wird ergänzt durch ein System der Sekkatur, das eine wachsende Anzahl dieser jungen Leute zur Verzweiflung treibt. Es gehört die ganze Engstirnigkeit einer kapitalistischen Regierung dazu, um zu meinen, daß dieses System ausreiche, den Widerstand der Soldaten gegen ihre Peiniger zu brechen. Wir werden dafür zu sorgen wissen, daß die Verbindung zwischen der Arbeiterklasse und dem Militär in unserem Sinne hergestellt und aufrechterhalten wird. Wir sind die Feinde jedes im Dienst des Kapitalismus sich befindenden Militarismus, aber wir sind und bleiben die Freunde und Verbündeten der Soldaten. Mit Hilfe der deutschbürgerlichen Lakaien kann dieses Parlament die Militärvorlagen beschließen, aber sie werden uns und die Arbeiterschaft nicht hindern, dafür zu sorgen, daß der Widerstand gegen die aufreizende, provokatorische reaktionäre Gesetzgebung dieses Parlaments auch aus den Reihen der Soldaten stets kräftigere Formen annehmen wird.

Es ist nach der Ansicht der koalierten Ausbeuterparteien nicht genug, daß Zehntausende junger Leute 14 Monate ihres Lebens in der denkbar nutzlosesten Weise verbringen und die soziale Lage ihrer Angehörigen verschlechtern, indem sie während der Dauer der Militärdienstzeit jeder produktiven Arbeit entrückt sind. Die Soldaten werden wieder durch 18 Monate lang dem Militarismus ausgeliefert. Die èechoslovakische Bourgeoisie konnte im Sinne der Steuergesetzgebung, der Verwaltungsreform als auch der Militärvorlagen erst zu den äußersten und unverschämtesten An griffen auf die Arbeiterschaft übergehen, nachdem sie sich die Unterstützung der deutschen Regierungsknechte gesichert hatte. Im Raub des Soldatenwahlrechtes, in der Verlängerung der Militärdienstzeit, in der Verfeinerung jenes Systems der Sekkatur der Gerichte gegen die Soldaten kommen die positiven Erfolge, die nationalen Errungenschaften der deutschbürgerlichen Regierungspolitiker zum Ausdruck.

Daß das Zertifikatistensystem, die Erhöhung der Zahl der längerdienenden Unteroffiziere auf 6000 und deren Unterbringung in Staatsämtern eine weitere außerordentliche Schädigung der Beamten und da natürlich in erster Linie der Beamten der nationalen Minderheiten bedeutet, geniert unsere deutschen Helden, die in der Koalitionsregierung sitzen, in keiner Weise. Aber jeder versteht, daß das Reservieren Tausender von Beamtenstellen für die längerdienenden Unteroffiziere den bekannten Willkürakten und Gewaltmaßnahmen gegen die Beamten der nationalen Minderheiten Tür und Tor öffnet. Aber die deutschen Helden der nationalen Phrase gehen über diese Schwierigkeiten zur Tagesordnung über. Die Hauptsache ist ihnen, daß in der Vermittlung der Kohlenlieferungsscheine an ihre Parteikassen keine Stockung eintritt. Wie schwer ihnen eine Preisgabe der nun einmal erworbenen Privilegien fallen würde, geht aus den Worten des Abg. Windirsch, die er nach dem Bericht der "Reichenberger Zeitung" in der am 13. Feber abgehaltenen Versammlung des Bezirksverbandes des Bundes der deutschen Landwirte in Friedland gebraucht hat, hervor. Ich zitiere: "Eine Ablehnung dieser Wehrgesetze durch die deutschen Regierungsparteien wäre gleichbedeutend mit der Zurückziehung der deutschen Minister, mit dem Austritt der Deutschen aus der Regierung und mit der Preisgabe jener groß en, im Interesse des gesamten Deutschtums geleisteten Politik".

Was unter dieser für das ganze Deutschtum geleisteten Politik zu verstehen ist, sind die Agrarzölle und die Kongrua, die Steuerreform in ihrem Gefolge die Belastung der arbeitenden Bevölkerung durch die gewaltigen indirekten Steuerlasten, der Raub der Gemeindeautonomie, das Polizeiregime als Ergebnis der Verwaltungsreform. Der Beseitigung des Soldatenwahlrechtes wird von diesen Herrschaften ohne weiters zugestimmt, der Raub politischer Rechte an den Arbeitern ist für diese Regierungshungrigen selbstverständlich. Der durchschnittliche Friedensstand der Armee soll 120.000 Mann betragen. In Berücksichtigung dessen, daß gleichzeitig noch eine Ersatzreserve geschaffen werden soll und diese, wie zu vermuten ist, ein Privileg für die Söhne der Agrarbourgeoisie sein wird, die diejenigen sein werden, welche nur 3 Monate zu dienen haben werden, ergibt sich, daß das große Kontingent des Friedensstandes der Armee aus den Reihen der Industrie- und Landarbeiter entnommen werden wird.

Für Kè 1.50 täglicher Löhnung, wovon noch die verschiedenen Proprietäten gekauft und Tabak gezahlt werden muß, werden die Soldaten 18 Monate lang zum Totschlagen einer für sie kostbaren Zeit verurteilt. Sinnloses Exerzieren, zu totmüdes Herumtreiben in den Manövern, Monturklopfen, bedingungslose, jedes Selbstbewußtsein ertötende Unterwürfigkeit, sogenannte Disziplin, das ist das Leben aller jener, die keine silbernen Achselstücke tragen. Das ist in wenigen Worten jener Militarismus, wie ihn die Arbeiter auch in dieser demokratischen Republik, der sogenannten höheren Schweiz, auch jetzt verspüren. Alle diese Maßnahmen, Steuerreform, Verwaltungsreform und die jetzigen Militärvorlagen mit ihrem reaktionären Inhalt werden in einer Zeit durchgeführt, in der die Arbeitslosigkeit immer größeren Umfang annimmt, verursacht durch eine nur der Èechoslovakei eigene Handels- und Wirtschaftspolitik, gesteigerte Nationalisierungsbestrebungen der Kapitalisten, steigende Teuerung usw.

Ganz besonders wirkt sich die Krise in der Glasindustrie des Iser- und Riesengebirges aus. Seit 4 Jahren haben die Glasarbeiter in den Krystallerie- und Flaconbranche, Ringbranche und Steinelbranche keine Existenzmöglichkeiten mehr. Wochenund monatelang kommen die Arbeiter gar nicht in die Betriebe. Bei einigen Unternehmern können die Arbeiter nur 1 bis 2 Tage in der Woche arbeiten. Der größte Teil ist durch das famose Gesetz über das Genter System schon seit Monaten ausgesteuert. Die Not und das Elend dieser Arbeiter ist einfach nicht wiederzugeben.

In der letzten Zeit schwindet durch die gesteigerte Produktion der Schmirgelware die letzte Hoffnung für die Arbeiter, aus diesem Elend wieder einmal herauszukommen. Die Arbeiter und ein Teil der Unternehmer fordern ein Verbot der Produktion der Schmirgelware. Die Bestrebungen in diesen Branchen sind, durch gute Qualitätsware den verlorenen Absatz zurückzuerobern. Diese Bemühungen werden durch die Schmirgelerzeugnisse, deren Qualität keinesfalls an die geschliffene Ware heranreicht, jedoch verhältnismäßig billiger zum Verkauf kommen, zunichte gemacht. Die verschiedenen Zölle und Abgaben, Umsatzsteuer und dergleichen, sind eine weitere Ursache zur ständigen Verschärfung der Krise. An Stelle der reaktionären Militärvorlagen und ungeheueren unproduktiven Ausgaben für den Militarismus hätte die jetzige Regierung besonders die deutschen Regierungsparteien Ursache, alles zu unternehmen, um das Zugrundegehen eines ganzen Industriezweiges zu verhindern und die Not tausender Arbeiter und vieler kleiner Leute zu lindern. In einer Zeit, wo die Arbeiter infolge der tauben Ohren der Regierung und der maßgebenden Stellen im Kampfe gegen die Industrieschädiger nur auf ihre eigene Kraft bauen können und zu öffentlichen Protestkundgebungen übergehen, verbietet die Behörde derartige Kundgebungen. Wenn derartige Maßnahmen der Behörden von der Regierung geduldet werden, so dokumentiert sie dadurch ihre Unfähigkeit, auch die geringste Linderung einer Krise herbeizuführen.

Bei dieser Gelegenheit erinnere ich mich an eine Mitteilung, die vor Monaten in dem bürgerlichen Blättern erschienen ist, wornach ein Ausschuß zum Studium der wirtschaftlichen Verhältnisse im Iser- und Riesengebirge ins Leben gerufen wurde. Diesem Ausschuß gehörte nach den genannten Mitteilungen auch der Abg. Windirsch an, von dem man wohl bei jeder Brotverteuerung recht viel, dafür aber bei der Linderung der Not der Arbeitslosen noch nichts gehört hat. Alle Erwartungen übertreffend, marschierten am Montag in Gablonz gewaltige Massen auf, ihrer Not und Entbehrung Ausdruck gebend, aber nicht nur um zu demonstrieren und dann wieder in Ruhe den Industrievernichtern zuzusehen und das zum guten Teil durch die Regierung verschuldete Elend zu ertragen. Es ist ein letzter Ruf der Glasarbeiter an die Regierung, alles zu tun, um eine Linderung der Not herbeizuführen, wenn nicht die Massen zur Selbsthilfe greifen sollen.

Wir protestieren auf das schärfste gegen die jetzigen Maßnahmen der Behörden, die nichts Besseres zu tun wissen, als auf Verlangen eines durch Arbeiterfeindlichkeit übergeschnappten Unternehmers und vielleicht auch eines größenwahnsinnigen Angestellten in einer Gemeinde, die mehr als 400 Arbeitslose zählt, eine Unmenge von Gendarmerie zu schicken, wie ich gestern Gelegenheit hatte, in Josefsthal bei Gablonz festzustellen. Wir verlangen die sofortige Abberufung derselben. Die Arbeitslosen fordern eine entsprechende staatliche Arbeitslosenunterstützung, Durchführung von Notstandsarbeiten, Anerkennung Sovjetrußlands, Erleichterung für die Produktion und den Export an Stelle aller dieser das gesamte Wirtschaftsleben schwer belastenden Militärvorlagen. (Potlesk komunistických poslancù.)

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