Úterý 15. února 1927

Ist in der inneren Politik in den letzten beiden Monaten nichts geschehen, was es notwendig macht, über die ganze innerpolitische Lage hier eine Debatte abzuführen? Bereits als das Parlament das letztemal beisammen war, lag die Vorlage über die Vernichtung der Gemeindeautonomie vor. Zu dieser Vorlage ist jetzt die Regierungsvorlage über die Verwaltungsreform gekommen, welche den Absolutismus der Burokratie in der ganzen öffentlichen Verwaltung herstellen soll, eine Vorlage, die das Ende aller Selbstverwaltung und damit auch das Ende des letzten bescheidenen Restes von nationaler Selbstverwaltung bringen wird. (Výkøiky komunistických poslancù.) Durch die Bestimmungen, welche das alte österreichische Prügelpatent ersetzen sollen, wird das Polizeistrafrecht gegenüber dem alten Österreich so ungeheuer verschlechtert, daß wir fast alle gezwungen sind, dem alten Österreich für die Bezeichnung "Polizeistaat" Abbitte zu leisten. (Sehr richtig!) Gegenüber dem Polizeistaat, der hier aufgerichtet werden soll auf Grund dieses Gesetzes über die Verwaltungsreform, war das alte Österreich fast ein demokratischer Staat in seiner öffentlichen Verwaltung. Diese ganze Verschärfung der Reaktion vollzieht sich auf allen Gebieten unter der historisch bewährten Führung der deutschen Bourgeoisie. Es ist kein Zufall, daß dieses ganze reaktionäre Regime sich in der letzten Zeit am allerlebhaftesten, am allerdeutlichsten in dem Ressort bemerkbar macht, dem ein deutscher Minister, der deutsch-klerikale Minister Mayr-Harting vorsteht: im Justizministerium, und es hat, solange das alte Österreich und solange die Èechoslovakei existiert, noch keine Zeit gegeben, wo der Staatsanwalt gegen die Presse in so infamer Weise gewütet hat, wie unter dem Regime des altbewährten tiroler Klerikalen Mayr-Harting. (Výkøiky komunistických poslancù.) Dieser Dienst, diese Mitarbeit der deutschen Bourgeoisie an diesem ganzen reaktionären Regime ist aufgebaut auf der Grundlage der Befriedigung des schäbigsten Profitinteresses der deutschen Agrarier und Kapitalisten, ist aufgebaut auf der Grundlage der Einheitsfront der Bourgeoisie zwecks schärferer Ausbeutung der arbeitenden Klassen aller Nationen in diesem Staate, ist aufgebaut auf dem Verrat der deutschen Bourgeoisie am Selbstbestimmungsrechte der Völker in diesem Staate und damit auch am deutschen Volke in diesem Staate, ist aufgebaut auf der schäbigsten Korruption unter den Regierungsparteien. (Souhlas komunistických poslancù.) Man kann direkt den Preis bestimmen, wieviel Tonnen polnischer Einfuhrkohle jeder deutsche Ministersessel kostet. Es ist ein vollständig ehrloses, politisches Kompromiß, das die deutsche Bourgeoisie, das die deutschen Agrarier und Klerikalen mit der èechischen Bourgeoisie abgeschlossen haben.

Durch die Regierungsvorlage über die Verwaltungsreform ist die ganze Verfassungs- und Verwaltungsfrage wie auch die ganze nationale Frage in diesem Staate aufgerollt worden. Gerade im Punkte der nationalen Frage, im Punkte des Selbstbestimmungsrechtes sehen wir, wie die jetzige Regierungsmehrheit sogar davor nicht zurückscheut, die in der Verfassung festgelegten Rechte auf Selbstbestimmung mit Füssen zu treten, um das Selbstbestimmungsrecht der Völker in diesem Staate vollständig zu vernichten. Sogar die in der Verfassung festgelegte vollständige Autonomie der Karpathoukraine, sogar diese nationale Autonomie wird durch das Verwaltungsgesetz unter Verletzung der Verfassung ad absurdum geführt. Indem die deutschen Minister und die deutschen Regierungsparteien dieser Vorlage ihre Zustimmung geben, beweisen sie damit, daß sie überhaupt gegen die Selbstbestimmung sind. Dafür, daß diese Vorlage betreffend die Selbstbestimmung der Karpathoukraine - die anderen Völker haben ja mit keinem Buchstaben der Verfassung auch nur ein Minimum an Selbstbestimmung oder Selbstverwaltung garantiert - die Bestimmungen über die Autonomie der Karpathoukraine mit Füßen tritt, gehört das ganze Ministerium auf die Anklagebank. (Potlesk komunistických poslancù.)

Alle diese Fragen würden erfordern, daß hier, in diesem Parlament, wenn es zusammentritt, eine politische Debatte abgeführt würde. Alle diese Fragen würden es erfordern, daß die Regierung vor das Haus treten und hier eine Erklärung über die Gesamtpolitik abgeben würde. Diese Regierung aber kann es nicht wagen, vor das Haus mit einer offenen politischen Erklärung zu treten. Diese Regierung kann es nicht wagen, die Ziele ihrer ganzen Politik offen der Gesamtbevölkerung des Staates aufzuzeigen, weil sie aufgebaut ist auf dem schmutzigsten Kompromiß, auf einem schäbigen Klassenprofitinteresse, weil ihr ganzes politisches Ziel die Verwirklichung des schändlichsten Ausbeutungssystemes in diesem Staate ist. Deshalb muß diese Regierung das Licht der parlamentarischen und politischen Öffentlichkeit scheuen und muß im geheimen Kämmerlein mit den Vertretern des Großkapitales ihre Pläne ausarbeiten. Diese Regierung ist zu feig (Výkøiky komunistických poslancù.), um vor das Parlament zu treten, genau so wie die Vertreter dieser Politik, und das gilt besonders von den Vertretern der Deutschen, heute schon zu feige sind, vor die Bevölkerung hinzutreten, im deutschen Gebiete in öffentlichen Versammlungen Rechenschaft zu legen, weil die Bevölkerung in diesen Gebieten diesen Herren Ministern und anderen Agenten der kapitalistischen Reaktion die Türe gewiesen hat.

Man legt sich die Frage vor: Ist in der internationalen Politik nichts geschehen, was die Abführung einer Debatte über die auswärtige Politik notwendig macht, einer Debatte über die äußere Politik überhaupt? Alle Verhandlungen über auswärtige Politik sind vollständig in den Außenausschuß abgeschoben worden. Und doch sind heute die Fragen der internationalen Politik, sind die Verschiebungen der internationalen Politik von so gewaltiger Bedeutung, daß es notwendig wäre, daß die Regierung nicht nur durch Erklärungen des Außenministers im Außenausschuß, sondern auch durch eine Erklärung der Gesamtregierung ihren Standpunkt in der Außenpolitik dem Hause bekannt gebe. Denn wir haben im Ausschuß zwar gesehen, daß der Minister des Äußeren ein Exposé gehalten hat, daß aber die Vertreter von den Regierungsparteien ihre Erklärungen zu diesem Exposé mit einer Reihe von Vorbehalten abgegeben haben, daß wir uns also nicht darauf verlassen können, daß die Politik und die Erklärungen des Außenministers in jedem Punkte vollständig die Politik der Regierung bedeuten. In der Außenpolitik ist für uns vor allem wichtig die Verschärfung des imperialistischen Regimes und die Steigerung der imperialistischen Bestrebungen, die Verschärfung der imperialistischen Gegensätze zwischen den einzelnen kapitalistischen Staaten und die daraus folgenden sich steigernden Rüstungen. Wieder ist ein Versuch - der von unserer Seite gewiß nicht ernst genommen wurde, aber es ist bezeichnend - eine Konferenz über eine Abrüstung zu beantragen, in den letzten Tagen vollständig ins Wasser gefallen. Hinter diesem Versagen aller Versuche, über Abrüstung in einem internationalen Maßstabe zu sprechen, verbergen sich die ungeheuren militärischen Rüstungen. Welch schlechtes Gewissen die heutigen imperialistischen Räuberregierungen und ihre Handlanger in den kleinen Staaten inbezug auf die militärischen Rüstungen haben, das geht aus einer Verordnung hervor, die in den letzten Tagen von der Regierung der Èechoslovakischen Republik herausgegeben wurde, in welcher Verordnung nicht nur, wie das früher im alten Österreich üblich war, verboten wird, im Falle von Mobilisierung und militärischen Vorkehrungen in den Zeitungen darüber Berichte zu bringen, sondern in welcher auch verboten wird, in den Zeitungen über den Stand der militärischen Rüstungen und über die Wirkung von Kampfmitteln zu schreiben. Was bedeutet das? Die Regierung weiß, daß, wenn die Bevölkerung in voller Offenheit und im vollen Umfange erfahren würde, was der heutige Stand der Vorbereitungen des Gaskrieges bedeutet, sich der Bevölkerung eine so ungeheure Erregung bemächtigen würde, daß die Bewegung gegen diese Kriegsrüstungen einen viel größeren Umfang annehmen müßte. Die Regierung weiß aber auch, daß hinter den Kulissen der militaristischen Regierungen, hinter den Kulissen des Rüstungskapitals und der Rüstungsbetriebe eifrig an der Ausgestaltung und Verschlimmerung der Waffe des Gaskrieges gearbeitet wird. Damit die Bevölkerung darüber nichts erfährt und irregeführt wird, ist die Verordnung herausgegeben worden, durch welche erreicht werden soll, daß der Bevölkerung nicht einmal Mitteilung über die Gefährlichkeit und über den Stand der heutigen Kampfmittel im Gaskriege gemacht wird.

In der Außenpolitik ist wichtig die freundschaftliche Annäherung der èechoslovakischen Außenpolitik an Deutschland und Ungarn in demselben Augenblick, da das reaktionäre Regime in Deutschland und Ungarn seinen Gipfelpunkt erreicht hat. Die freundschaftliche Annäherung an den wiedererwachenden, erstarkenden deutschen Imperialismus, die Annäherung der deutschen Bourgeoisie und des deutschen Imperialismus an die èechische Bourgeoisie und ihren Staat vonseiten der deutschen Bourgeoisie steht in den Augen keines einzigen Kenners der deutschen Politik im Widerspruch zu dem Regime der Unterdrückung des deutschen Minderheit in diesem Staate. Dieser Widerspruch ist eine agitatorische Phrase diese Politik paßt vortrefflich zusammen. War doch das Bündnis des deutschen Imperialismus und der deutschösterreichischen Bourgeoisie mit dem magyarischen Regime, das bekanntlich im Weltkriege seine höchste Stufe erreichte, aufgebaut auf der vollständigen Entrechtung von mehr als einer halben Million Deutscher in Ungarn, einer Entrechtung, die weit schlimmer war, als die Entrechtung der nationalen Minderheiten heute in der Èechoslovakei. Die èechoslovakische Bourgeoisie ihrerseits ahmt dieses Beispiel nach, denn weder das Schicksal der heute in Ungarn noch verbliebenen Slovaken noch das Schicksal der Lausitzer Serben oder der anderen nationalen Minderheiten in Deutschland hat die èechoslovakische Bourgeoisie irgendwie von der Annäherung an den deutschen Imperialismus und an das reaktionäre Regime in Ungarn abwenden lassen. Es handelt sich hier nicht, wie das in den Phrasen von Außenminister immer dargestellt wird, um das Bestreben, in guten Beziehungen zu den betreffenden Staaten zu bleiben, sondern es handelt sich um eine Annäherung, die auf dem Bestreben aufgebaut ist, die Einheitsfront der imperialistischen Mächte in Europa und ihrer Handlanger gegen Sowjetrußland zustande zu bringen.

Daß das Parlament mit all diesen Fragen sich nicht beschäftigt, in einer Zeit, wo alle diese Fragen immer brennender werden, und daß es sich in dieser Zeit mit der Abwicklung einer formalen Tagesordnung beschäftigt, das ist wiederum ein Beweis des vollständigen Bankerottes des Parlamentarismus. Die heutige Sitzung, die hier abgehalten wird, und die Sitzung, die vielleicht morgen sein wird, sind eine Ergänzung zu der Entlarvung der Bedeutungslosigkeit und der Karrikatur dieses ganzen parlamentarischen Regimes, die ja vor einigen Wochen im Gerichtssaale in Prag, im Abgeordnetenprozeß schon vorgenommen wurde. (Potlesk komunistických poslancù.) Diese Haltung des Parlamentes, diese absolute Bedeutungslosigkeit, das absolute Versagen des Parlamentes in allen diesen Fragen ist nur ein Beweis dafür, daß in diesem Parlament und mögen wir noch so viel protestieren, mögen wir noch so viel Anklagen erheben, diese Fragen nicht entschieden werden, daß es notwendig ist, die Massen draußen, außerhalb des Parlamentes, zum Kampfe zu mobilisieren, sie in geschlossener Front gegen dieses ganze Regime in den Kampf zu führen. Der Kampf, in welchen die Massen des arbeitenden Volkes in geschlossener Einheitsfront geführt werden müssen, muß sich richten gegen die Herrschaft des Finanzkapitals, gegen die Stabilisierung von Hunger und Elend, die den Inhalt der Wirtschaftspolitik dieses Staates unter Führung des Bankkapitals ausmacht, gegen die kapitalistische Macht, und Gewaltpolitik, gegen Handlangerdienste für imperialistische Macht- und Gewaltpolitik, gegen die Kriegstreibereien des Imperialismus, vor allem aber gegen das Kriegstreiben gegen Sowjetrußland und China, gegen Kriegsrüstungen, gegen Militarismus, gegen die Vorbereitungen des neuen Gaskrieges. Der Kampf muß geführt werden gegen die Diktatur der Kapitalisten in diesem Staate, die ausgeübt wird vermittels des Absolutismus der Bürokratie und eines unbeschränkten Polizeiregimes. Das Ziel dieses Kampfes muß sein nicht nur der Sturz dieser Regierung, sondern auch des Sturz dieses ganzen Systems der kapitalistischen Ausbeutung, der politischen und nationalen Unterdrückung und der schmutzigen Korruption in diesem Staate. Unser Kampf muß geführt werden für das Selbstbestimmungsrecht der Völker, und ohne Verwirklichung dieses Selbstbestimmungsrechtes ist alles, was über die Annäherung und den Frieden unter den Nationen gesagt wird, eine leere Phrase. So lange nicht das Selbstbestimmungsrecht vorhanden i st, ist die Annäherung der Völker nicht möglich. Unser Kampf muß geführt werden auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes für den Frieden unter den arbeitenden Völkern aller Länder und Nationen, für die volle nationale- und territoriale Selbstverwaltung in diesem Staate. Unser Kampf muß geführt werden für die Sozialisierung der Banken, für die Sozialisierung der Bergbaue und Schwerindustrien, um dem Finanzkapital jene Positionen zu nehmen, von denen aus es den ganzen Staat ökonomisch beherrscht. Unser Kampf muß geführt werden für eine Regierung der Arbeiter und Bauern in diesem Staate, unser Kampf muß geführt werden für die Verwirklichung der Union der sozialistischen Republiken Europas. (Potlesk komunistických poslancù.)

3. Øeè posl. Schäfera (viz str. 1611 tìsnopisecké zprávy):

Hohes Haus! Wir unterstützen alle Schritte, die unternommen werden, um die Handelsbeziehungen zu anderen Staaten zu verbessern, weil dadurch Arbeitsmöglichkeiten geschaffen und den Krisen und ihrer Wiederkehr entgegengearbeitet wird. Bedauern müssen wir, daß im Laufe der Jahre seit Errichtung dieses Staates in der Handelspolitik ein verkehrter und falscher Weg eingehalten wurde. Eigensinnig hat man an dieser falschen Einstellung der Handelspolitik festgehalten. Über die Nachbarstaaten hinweg, die doch zunächst für den Warenverkehr der Èechoslovakei in Betracht kommen, hat man freundschaftliche und wirtschaftliche Beziehungen gesucht und ausgebaut und ganz übersehen, daß zur bloßen Erhaltung der èechoslovakischen Industrie - ich sage nicht einmal zur Förderung von Industrie und Gewerbe - zunächst notwendig gewesen wäre, die durch die Zerreißung des großen mitteleuropäischen Wirtschaftsgebietes entstandenen Schwierigkeiten zu überwinden und die verloren gegangenen Absatzgebiete zurückzugewinnen. Möglichkeiten dazu haben bestanden. Aber aus ganz falschen Anschauungen heraus hat man die Nachbarstaaten, insbesondere Österreich und Deutschland, lange Zeit in einer Weise behandelt, die höchst ungünstig auf den Warenverkehr mit diesen Staaten zurückwirken mußte. Wie falsch diese Politik gewesen ist, ersehen wir aus der Statistik des Außenhandels. Jeder neue monatliche Ausweis zeigt uns deutlich, daß für die Èechoslovakei wirtschaftlich vor allem von Bedeutung sind die Staaten Deutschland, Österreich und Ungarn und daß erst in sehr weiter Entfernung davon in Frage kommen jene Staaten, zu denen mit besonderer Vorliebe Beziehungen gesucht werden, Rumänien, dann Frankreich und Jugoslavien. Wir haben gerade in diesen Tagen einen Besuch der jugoslavischen Abgeordneten, die Erwiderung eines Besuches èechoslovakischer Abgeordneter in Belgrad vor einigen Monaten. Wirtschaftlich haben solche Besuche, solche gegenseitige Beweihräucherungen wahrhaft keinerlei Wert.

Betrachten wir uns einmal die Ziffern, die wir zu beachten haben. Da sehen wir, daß nach dem Jännerausweis an der Ausfuhr beteiligt ist Deutschland mit 42.48 %, Ungarn mit 9% und Österreich mit 15.01%. Die drei anderen Staaten, mit denen in den letzten Jahren viel mehr geliebäugelt worden ist als es politisch notwendig gewesen wäre, weisen eine Beteiligung an der Ausfuhr auf, die bei Frankreich 1.24 %, bei Rumänien 4.90 % und bei Jugoslavien 4.87 % beträgt. Frankreich ist, wie Sie sehen, für unseren Handel eigentlich gar nicht stark in Frage gekommen. Ausgeführt hat die Èechoslovakei nach Frankreich Arbeitskräfte, für die hier im Lande selbst keine Lebensmöglichkeit geschaffen werden konnte, für die im Lande infolge der falschen und verkehrten Handelspolitik die Lebensmöglichkeiten fehlten.

Bei den Einfuhrziffern sehen wir dasselbe Verhältnis. Da ist nach dem Jännerausweis beteiligt Österreich mit 6.13, Ungarn mit 5.17 Deutschland mit 22.22 %. Die andern drei Staaten, die ich vorhin genannt habe, nämlich Frankreich, Rumänien und Jugoslavien, sind beteiligt mit 4.25, 3.02 und 5.12%. Was sagen diese Ziffern? Sie sagen, daß vor allem anderen es notwendig wäre, zu entsprechend günstigen Handelsverträgen mit den ersten drei Staaten zu gelangen, die an unserer Ein- und Ausfuhr nahezu zur Hälfte beteiligt sind. Seit einiger Zeit wird sehr viel davon gesprochen, daß durch die Zollgesetze im Sommer die Èechoslovakei erst instand gesetzt worden wäre, bei den Handelsvertragsverhandlungen so richtig aufzutreten und vorzugehen. Hingegen haben sich in den letzten Monaten bei den Vertragsverhandlungen die Schwierigkeiten gesteigert. Es gibt mit Österreich Schwierigkeiten, es sind Stockungen bei den Verhandlungen mit Deutschland eingetreten. Das gleiche ist bei Ungarn der Fall. Nach all dem, was sich seit dem Sommer ereignet hat, ist festzustellen, daß durch die Zollgesetze, durch die Zollpolitik vom Sommer eher eine Erschwerung bei der Abschließung von Handelsverträgen mit den wichtigsten Staaten Europas, mit denen wir den Warenaustausch besonders pflegen sollen, eingetreten ist. Man hat den Arbeitern und den kleinen Leuten die Zollpolitik damit schmackhaft zu machen gesucht, daß die Èechoslovakei feste Zölle auf die agrarischen Erzeugnisse nicht entbehren könne, sie brauche sie als Aequivalent bei den Verhandlungen über die neuen Handelsverträge. Im Grunde genommen war der Anlaß zur neuen Zollpolitik, die im Sommer durchgeführt worden war, kein anderer als der, auf Kosten der breiten Massen hohe Preise für die agrarischen Erzeugnisse zu erzielen und sich dadurch die Profite zu erhöhen.

Auf diesem Wege ist es nun bis jetzt weiter gegangen. Die erste Handlung der neuen Regierungskoalition hat der Bevölkerung zunehmende Verelendung gebracht, sie wird von Hunderttausenden verurteilt, die vordem an die feierlichen Versicherungen der deutschbürgerlichen Parteien bei dem letzten Wahlkampfe geglaubt haben. Die Taten, die darauf gefolgt sind, und die Taten, die bevorstehen richten sich gegen den Grundsatz der Demokratie und gegen die Rechte der Bevölkerung. Die Zusammenhänge der Handelspolitik mit der Innenpolitik veranlassen uns schon jetzt, eine Erklärung abzugeben zu dem Anschlage auf die Selbstverwaltung, der planmäßig in aller Stille und im geheimen vorbereitet worden ist und der nun zur Ausführung kommen soll.

Ich habe im Auftrag meines Klubs zu erklären:

Es sind nun gerade 4 Monate verstrichen, seitdem der Herr Ministerpräsident in seiner Antrittsrede die Einsetzung der èechischdeutschen Bürgerregierung als bedeutsame Etappe der èechoslovakischen Politik verzeichnete und ihren Amtsantritt als historischen Augenblick feierte. War diese Bezeichnung schon kühn angesichts des kaum vollbrachten Zollraubes, der Kongrua- und der Zuckersteuererhöhung, so wurde diese feierliche Erklärung zur wahren Verhöhnung, als die Regierung eine Steuerreform vorlegte, die in ihrem Ergebnisse nichts anderes bedeutet, als die Bereicherung der herrschenden Klassen und die schwerste Belastung der arbeitenden Menschen, als daß die Regierung und die Mehrheitsparteien Attentat auf Attentat gegen die sozial-politischen Errungenschaften richteten, gegen den Achtstundentag, die Sozialversicherung, gegen die Arbeitslosen, die Kriegsverletzten und den Mieterschutz. Und nun legt uns die neue Mehrheit als Krönung des Ganzen ihren Plan der Verwaltungsorganisation vor, der mit den letzten Resten der Demokratie aufräumt. Die Polizeivorschriften, welche charakteristischerweise an der Spitze der neuen Verwaltungsordnung stehen, machen nicht nur das vermoderte Prügelpatent wieder lebendig, sondern sie beschwören sogar das Gespenst der vormärzlichen Reaktion herauf. Vergessen ist der erste und oberste Grundsatz der Verfassung, daß alle Macht vom Volke ausgeht, alle Macht wird vielmehr in die Hände der Bürokratie gelegt und das gesamte öffentliche Leben unter Polizeiaufsicht gestellt. Von Selbstverwaltung kann, wenn die heute eingebrachte Vorlage Gesetzt wird, im Ernst nicht mehr die Rede sein.

Gegen einen solchen Plan bei der ersten Gelegenheit auf das leidenschaftlichste zu protestieren, halten wir für unsere Pflicht. Nicht minder aber halten wir es für notwendig, die Verantwortlichkeit jener deutschen Parteien festzustellen, die unter der Parole der nationalen Selbstverwaltung noch in den Wahlkampf gezogen sind, die sich des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen als eines Aushängeschildes für ihre Agitation bedient haben, solange sie den Kampf gegen das herrschende System zu führen vorgaben und die nun bei der ersten Gelegenheit, wo sie mitzuentscheiden haben, Selbstbestimmungsrecht und Selbstverwaltung mit Füßen treten. Sie geben nicht nur die beiden deutschen Gaue preis, die eine rein èechische Nationalversammlung zu errichten Willens war, sie stimmen auch zu, daß just jenes Land, in dem die deutsche Bevölkerung relativ am stärksten vertreten ist, vor der Landkarte verschwindet. Hat die Gauverfassung die Demokratie eingeschränkt aus Nationalismus, so geben die Deutschbürgerlichen alle nationalen Interessen preis aus Haß gegen die Demokratie. Mag die èechische Bürokratie allmächtig sein, denken sie, wenn sie uns nur hilft, die deutsche Arbeiterklasse im Zaun zu halten!

Die Arbeiterklasse muß sich diesem reaktionären Plan entgegenwerfen. Im Interesse der Volksmassen aller Nationen fordern wir gegenüber dem bürokratischen Herrschaftssystem, welches der Machtapparat der Bourgeoisie ist, die volle und uneingeschränkte demokratische Selbstverwaltung auf allen Stufen und in allen Zweigen der öffentlichen Verwaltung. Wir wissen, daß die konsequente und rücksichtslose Durchführung der Verwaltungsautonomie auch die nationale Autonomie in sich schließt und glauben daher, die wahren nationalen Interessen der deutschen Arbeiterklasse nicht anders verfechten zu können, als wenn wir die Klasseninteressen des internationalen Proletariates vertreten.

Dem Raubzug der herrschenden Klassen stellen wir die Abwehr des Proletariates gegenüber, der Verständigung der Bourgeoisie über die gemeinsame Unterdrückung des Proletariates die Verständigung der Völker über ihr friedliches Zusammenleben. Mögen die Regierungsparteien ihr reaktionelles Werk vollenden, sie führen damit nur umso schneller den Tag herbei, an dem die betrogenen Volksmassen über sie das Urteil sprechen werden!

Und dazu gestatten Sie mir noch einige Worte. Wir haben noch bei Zusammentritt des neugewählten Parlamentes von dieser Stelle aus Erklärungen jener Parteien gehört, die heute in der Regierung sitzen. Der jetzige Minister für öffentliche Arbeiten Prof. Dr. Spina hat damals in seiner staatsrechtlichen Erklärung ausdrücklich betont, daß das Streben und das Ziel seiner Partei die Erringung der Selbstbestimmung der Völker und der Selbstverwaltung der Deutschen in diesem Staate sei. Ähnliche Erklärungen haben wir von anderen Vertretern deutscher Parteien gehört. Ich will bei dieser Gelegenheit an eine Rede erinnern, die ein Jahr zuvor zu Pfingsten bei einer großen Feier in Leitmeritz von dem damaligen Abgeordneten Køepek, dem Führer der Landbündler, gehalten wurde. Es war eine Rede gegen die Unterdrückungspolitik des èechoslovakischen Staates gegenüber den Minderheitsvölkern. Er sprach damals von der Verletzung der Gefühle der deutschen Landwirte, die Køepek darin erblickte, daß man die Kaiser-Josef-Denkmäler beseitigt habe. Er sagte: "Wenn Menschen schweigen müssen, werden Steine reden." Er wollte damit aussprechen, die leeren Steine werden eine Anklage bilden gegen das System dieses Staates, gegen die Unterdrückung der Minderheiten in diesem Staatte. Diese Reden sind noch nicht vergessen, ihr Echo ist noch nicht verklungen, und schon gehören die deutschen Landbündler, die Christlichsozialen und die Gewerbeparteiler zu einer Regierung, die in der Entrechtung der breiten Volksschichten noch viel weiter gehen will, als man bisher zu gehen gewagt hat. Muß es nicht in jenem Teil der èechischen Bevölkerung, der sich noch demokratische Empfindungen bewahrt hat, der demokratisches Denken besitzt, muß sich dort nicht der Gedanke durchsetzen, daß der Rückschritt in diesem Staate, die Knebelung der breiten Massen des Volkes, die Erdrosselung der Selbstverwaltung nur möglich dadurch gemacht worden ist, daß sich als Werkzeuge zu den èechischen Mehrheitsparteien deutschbürgerliche Parteien gesellt haben? (Potlesk nìm. soc. demokratických poslancù.)

Hohes Haus, wie einstmals im alten Österreich die Minderheitsvölker, die Südslaven, Italiener, Èechen usw. für die Schandpolitik der Habsburger immer und immer und mit Recht die deutschbürgerlichen Parteien verantwortlich machen konnten, ebenso wird in diesem Staat, in welchem sich die Deutschen anfangs zur Demokratie bekannt haben, auch der demokratisch denkende Teil der èechischen Bevölkerung sagen: Wenn ein Henkeramt zu übernehmen ist an demokratischen Rechten, da stellen zur rechten Zeit sich deutschbürgerliche Parteien zur Verfügung. (Souhlas na levici.) Was erreichen sie damit? Nach allem, was wir bisher aus dem Munde der deutschen Minister über die Koalitionspolitik gehört haben, nichts. Sie werden doch nicht behaupten wollen, daß die Zuwendung von Kohleneinfuhrscheinen ein nationales Zugeständnis wäre! Es wird doch niemand unter ihnen geben, der sich einbildet, der Bevölkerung einreden zu können, in der Schaffung einer èechoslovakischen Landwehr, einer èechoslovakischen Ersatzreserve liege eine entsprechende Entschädigung dafür, daß die deutschen Aktivisten in der Regierung der Verlängerung der Dienstzeit zustimmen, dem zustimmen, daß nicht das Gesetz in Kraft bleibt, das die erste Revolutionsnationalversammlung beschlossen hat, daß die Dienstzeit mit 14 Monaten endet, sondern daß auch weiterhin die Söhne der Arbeiter, Beamten und Gewerbetreibenden 18 Monate beim Militärdienst zurückgehalten werden. Und wie soll diese Landwehr ausschauen? Es heißt in den kurzen Meldungen darüber, daß sie gedacht ist, die Überzähligen zunächst militärisch ordentlich ausbilden zu können Man will die Soldatenspielerei durch Schaffung der Landwehr und der Ersatzreserve ausbauen. Den Angehörigen der Landwirtschaft und des Gewerbes soll auf diesem Wege die Dienstzeit verkürzt werden.

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