Støeda 15. prosince 1926
Hohes Haus! Eine markante Erscheinung der Gesetzgebung
des Prager Parlamentes ist die nahezu in jedem Gesetz nachweisbare
Wiederkehr einiger oder mehrerer sogenannter Ermächtigungsklauseln,
die immer mehr der Bürokratie den weitesten Spielraum gewähren.
Erst in der vergangenen Woche hat uns das Gesetz über die
Gebühren für Amtshandlungen beschäftigt, das auf
diese Art die Festsetzung der Gebühren einfach der Administrative
in die Hände spielt. So ist es beinahe bei allen Gesetzen,
und es ist kein Zweifel, daß es sich um die Aufrichtung
eines bestimmten Systems von Ermächtigungen handelt mit dem
Ziel, die Macht der Administrative immer mehr zu vergrößern
und die Kontrolle sowie das Bewilligungsrecht des Parlamentes
immer mehr auszuschalten. Da die Verfassung noch immer ohne Durchführungsverordnung
geblieben ist, sind dieser Praxis Tür und Tor geöffnet.
Da aber die Ermächtigungsklauseln doch
hie und da Bedenken begegnen, hat die übermächtig gewordene
Staatsbürokratie ein neues und doch schon sehr altes Mittel
in der Errichtung von Fonden gefunden, die ihr die unangenehme
parlamentarische Kontrolle ersparen sollen. Darüber darf
doch in ernsten Kreisen der Gesetzgebung kein Zweifel sein, daß
die Bewilligung derartiger Fonds, wie dies das Gesetz Nr. 272
betreffend den Rüstungsfond ist, die Preisgabe der parlamentarischen
Kontrolle auf die Dauer von 11 Jahren über eine Summe von
jährlich 315 Millionen Kronen bedeutet. Es handelt sich hier
um nichts anderes, als um eine große, auf mehr als ein Jahrzehnt
sich erstreckende Ermächtigung. Das sollte das Abgeordnetenhaus
denn doch ein wenig zur Überlegung bringen, welche Folgen
dieser Antrag und das ganze System der Fonde haben müßte.
Wie mit den Fonden gewírtschaftet wird, sollte uns denn
doch bekannt sein.
Wir haben ja leider schon eine ganze Reihe
derartiger Fonds, über deren Finanzgebahrung weder das Parlament,
noch auch die Öffentlichkeit irgend etwas erfahren. Da ist
z. B. zunächst der Bodenreformfond, der sogar das Recht der
Emittierung von Staatsschuldverschreibungen besitzt und viele
Milliardensummen bisher umgesetzt hat, ohne auch nur ein einzigesmal
Rechnung zu legen. Dieser Fond hat große Besitztümer
gekauft, enteignet und wiederverkauft, ohne daß das Parlament
auch nur ein einzigesmal einen Rechnungsabschluß zu Gesicht
bekommen hätte. Auch der Herr Finanzminister wird nicht bereit
oder nicht in der Lage sein, uns über diese Milliardenbeträge
Aufschluß zu geben. Wo werden Gewinn und Verlust dieser
staatlichen Einrichtung ausgewiesen?
Oder ein anderer pikanter Fond: Der Bankenunterstützungsfond.
Wer hat jemals erfahren, welche Millionen und an welche Banken
sie verteilt worden sind? Während man die Sparkassen nicht
einmal als im öffentlichen Interesse arbeitende Institute
anerkennen will, während man sie bei der Sanierung, die für
sie nicht durch Spekulationen und Lotterwirtschaft, sondern durch
die unglückselige Lösung der Kriegsanleihefrage nötig
geworden ist, in unerhörter Weise vernachlässigt und
so die Ersparnisse von Hunderttausenden kleiner Leute in Gefahr
bringt, hat man für die verkrachten Spekulationsbanken Millionensummen
übrig. Auch dieser Fond legt keine Rechnung, obzwar seine
Mittel in die Hunderte von Millionen gehen.
Dann gab es bei uns einmal einen Vermögensabgabefond,
von dem man seit Jahr und Tag überhaupt nichts mehr hört.
Kein Mensch weiß, wie er verwaltet wird, wo er steckt und
welche Funktionen er ausübt. Auch hier handelt es sich um
große Beträge. 7.888 Millionen Kronen sind in den letzten
Jahren eingezahlt worden, u. zw. noch dazu zumeist in barem Gelde.
Jüngst wurde vom Herrn Finanzminister Dr Engliš und
von Herrn Arbeitsminister Prof. Dr Spina ein neuer Fond,
der Straßenbaufond angekündigt. Der Wohnbaufond, der
seit einigen Jahren nicht mehr besteht, wird erneuert werden und
außerdem besteht die Absicht, noch eine Reihe von anderen
Fonds zu gründen.
Wie solche Fonds entstehen und verschwinden,
zeigt z. B. der Kunstdüngerfond. Wo sind seine Abrechnungen,
wer hat die Aufteilung vorgenommen und in welche Taschen sind
diese Summen geflossen, was ist mit diesen Millionen geschehen?
Ich weiß nicht, ob die Aufzählung dieser Fonds Anspruch
auf Vollständigkeit erheben kann. Sie alle haben nur eines
gemeinsam: Daß sie kontrolllos ihr Dasein verbringen, daß
die Bürokratie über sie schrankenlos schaltet und waltet
und daß das Parlament nicht die geringste Möglichkeit
hat, irgendwelche Überprüfungen dieser Fonde vorzunehmen.
Das Parlament hat aber doch nicht nur das Recht, sondern auch
die Pflicht zu kontrollieren, was mit diesen Steuergeldern, mit
diesem Vermögen der Öffentlichkeit geschieht. Es hat
ein Recht darauf zu erfahren, wo die Häuser des Baufonds
errichtet wurden, wo die Straßen des kommenden Straßenbaufonds
gebaut werden, welchen Banken und Sparkassen Unterstützungen
aus dem Sanierungsfond der Banken gegeben wurden, wie das staatliche
Bodenamt mit dem Bodenfond gewirtschaftet hat und wohin der Vermögensabgabefond
geflossen ist und wer ihn verwaltet. Das Parlament muß sich
auf das Entschiedenste gegen die Absicht verwahren, noch weitere
Fonds zu schaffen und muß auf der Kontrolle der alten, bisher
im Dunkel einer Parteiungenwirtschaft dahindämmernden Fonde
bestehen.
Wenn man darauf hinweist, daß auch im
alten Österreich schon Fonde bestanden haben, so ist dennoch
die Feststellung erlaubt, daß diese aus der Zeit des Absolutismus
stammten und keineswegs moderne Einrichtungen waren. Einer dieser
Fonds war der im Jahre 1771 geschaffene Normalschulfond, dem später
der Exjesuitenfond von 1773 und endlich 1782 der katholische Religionsfond
folgte. Alle diese und auch die späteren Fonde haben ihre
Entstehung aus der damaligen Regierungsform hergeleitet, die ohne
Parlament und Ständevertretung war und daher auch eine öffentliche
Rechnungslegung und Kontrolle im Sinne des demokratischen Parlamentarismus
nicht kannte. Aber auch dann, wenn die Errichtung von Fonds für
gewisse Zweige der Verwaltung etwa nötig sein sollte, wäre
in einem demokratischen Staate die Fondsverwaltung denn doch nach
anderen Grundsätzen als in den ehemaligen monarchistischen
oder gar absolutistischen Staaten öffentlich und der parlamentarischen
Kontrolle zu unterstellen. Diese Kritik des Systems der derzeitigen
Fonde schien deshalb doppelt nötig, weil das Abgeordnetenhaus
heute über einen neuen Fond, den Rüstungsfond, verhandeln
und beschließen soll.
Der Rüstungsfond wird uns in einem Zeitpunkt
vorgelegt, in dem der Minister des Äußern Dr Beneš
zum Berichterstatter über die Abrüstung beim Genfer
Völkerbund ernannt wurde. (Výkøiky
na levici.) Das
ist wie ein Treppenwitz der Weltgeschichte und der Herr
Außenminister wird in Genf auch wirklich so tun, als ob
auch die Èechoslovakei ernstlich an die Herabsetzung ihrer
Rüstungen schritte. Er kann stolz darauf hinweisen, daß
sein Staat im heurigen Jahre die Ausgaben für das Heerwesen
um 360 Millionen Kronen herabgesetzt
habe. Er wird natürlich verschweigen, daß an Stelle
dieses Betrages die Summe von 315 Millionen Kè für
den Rüstungsfond tritt, der sich diesen Betrag gleich auf
11 Jahre sichert. (Posl. inž. Jung: Einmal um 360 Millionen
verringert und 11mal um 315 Millionen Kronen
vermehrt!) Jawohl!
Nach dem § 1 des vorliegenden Gesetzesantrages
Nr. 272 wird tatsächlich das Erfordernis der Heeresverwaltung
um 360 Millionen verringert. Gleichzeitig bestimmt er aber, daß
ein eigener Fond, der Rüstungsfond, errichtet wird,
für den in das Staatsbudget alljährlich, vorläufig
durch 11 Jahre, 315 Millionen Kronen eingestellt werden. Nicht
weniger als fast 1 Million Kronen täglich werden dem Heerwesen
durch 11 Jahre gesichert, so daß der Heeresaufwand der Èechoslovakei
täglich fast 5 Millionen Kronen beträgt. Man wird natürlich
verschweigen wollen, daß die Republik in den wenigen Jahren
ihres Bestandes schon nahezu 20 Milliarden Kronen allein für
Heeresausgaben ausgegeben hat und daß jetzt neuerlich 3 1/2
Milliarden für den Rüstungsfond angesprochen werden.
In einer Zeit, wo man eine fast untragbare Zuckersteuer bewilligte,
wo die Verteuerung der Bahntarife, die Verteuerung der Lebensmittel
durch die Zölle u. s. w. eingetreten ist, in derselben Zeit,
wo der Finanzminister uns eine Steuerreform vorlegt, die von den
Massen der Bevölkerung neue große Geldopfer fordert,
geht das Gesamtministerium und die Mehrheit des Hauses daran,
die Ausgaben für das Heerwesen zu petrifizieren.
Der § 3 des Gesetzentwurfes ist aber mit
dieser Leistung noch nicht zufrieden. Er sichert sich die untere
Grenze des Militärbudgets und bestimmt dann ausdrücklich:
"es wäre denn, daß neue Gesetze einen höheren,
im Voranschlag bisher nicht vorgesehenen Aufwand erforderten".
Das heißt also, daß das ganze Gesetz nur das Mindestmaß
dessen darstellt, was an Militärausgaben gefordert wird,
daß die Heeresausgaben jederzeit weiter erhöht werden
können. Besonders schön ist der Abs. 3 im § 2,
der die Erhöhung der Einnahmen des Rüstungsfondes durch
Erbschaften, Spenden, Sammlungen u. s. w. vorsieht. Diese Bestimmungen
sind nicht nur lächerlich, wie zunächst geglaubt werden
könnte, sie bergen vielmehr Möglichkeiten, an die der
einfache Mann zunächst gar nicht denkt. Wir können uns
noch erinnern, daß man sich während des Krieges gewisse
Auszeichnungen des Roten Kreuzes käuflich erwerben konnte.
Nun bieten sich den Patrioten auch hierzulande Möglichkeiten,
Geldmittel für Heereszwecke zur Verfügung zu stellen.
Was wird man sich durch Munifizenz bei diesem Fond alles verschaffen
können? (Výkøiky posl. Patzela.)
Wenn man sich nun noch vor Augen hält,
daß dieser Fond dem Abgeordnetenhaus in keiner Weise verantwortlich
sein wird, daß irgendein General über denselben verfügen
wird, dann begreift man wohl, warum wir unter allen Umständen
auf der parlamentarischen Kontrolle dieses Fonds bestehen. Das
Abgeordnetenhaus hat nicht nur die Aufgabe der Bewilligung, sondern
auch die wichtige Pflicht der Kontrolle aller Staatseinnahmen
und Ausgaben. Wer das wichtigste Recht der Kontrolle dem Parlament
beschneidet, vergeht sich am Geiste der Gesetzgebung. Wir warnen
die Parteien, das System der Fondswirtschaft ohne jegliche Kontrolle
einreißen zu lassen. Aus grundsätzlichen und politischen
Erwägungen werden die deutschen Nationalsozialisten daher
gegen das Gesetz über den Rüstungsfond stimmen. (Potlesk
poslancù nìm. nár. soc. strany dìlnické.)
Hohes Haus! Während andere Staaten daran
gehen, die Militärlasten abzubauen, weil sie davon überzeugt
sind, daß diese ungeheueren Militärausgaben nicht nur
die ganze Volkswirtschaft, sondern auch die Staatsfinanzen fast
unerträglich belasten, geht man bei uns in diesem Staate
daran, die Militärlasten womöglich noch zu erhöhen.
Es wird in diesem Staate geradezu ein Doppelspiel getrieben. Der
Herr Landesverteidigungsminister und vor allem der Herr Finanzminister
hatten im Budgetausschusse schöne Worte über die Reduzierung
der Militärlasten gefunden. Scheinbar wurde auch ziffernmäßig
nach außenhin der Versuch unternommen, die Ausgaben der
Landesverteidigung um 360 Millionen abzubauen. Man hat aber gleichzeitig
auf der anderen Seite - und das soll durch den Beschluß
des heutigen Gesetzes erfolgen - einen neuen Rüstungsfond
von 315 Millionen neu erstehen lassen, der auf die Dauer von 11
Jahren festgelegt, mehr als 3 Milliarden betragen wird (Výkøiky
posl. Hackenberga.), der nicht einmal im
Budget unter den Heeresausgaben aufgenommen wird, sondern unter
dem Titel "Kassaverwaltung" untergebracht ist und infolgedessen
kontrollos von einzelnen Generälen verwaltet werden dürfte.
Es ist vor allem sehr interessant festzustellen,
daß in einem Zeitpunkt, wo der Herr Außenminister
seinen Krankenurlaub abbricht und nach Genf reist, um dort
ölige Friedensreden zu halten und gewissermaßen die
Sache so darzustellen, als ob die Èechoslovakische Republik
der größte Hort des Friedens wäre, im eigenen
Lande der Herr Landesverteidigungsminister den Außenminister
Lügen straft und die gegenteilige
Politik von dem betreibt. Im èechoslovakischen Staate wird
keine Abrüstungspolitik, sondern eine ausgesprochene Rüstungspolitik
betrieben, wie sie nie vor dem Kriege bei anderen
Staaten bestanden hat.
Nehmen wir nur einige Ziffern. Das alte
Österreich-Ungarn mit ca 52 Millionen Einwohnern hatte einen
Heeresstand von 200.000 Mann. Die Èechoslovakische Republik,
die so viel von Abrüstung, Miliz und Friedensgedanken spricht,
hat bei einem Einwohnerstand von 13 1/2 Millionen nach den
neuen Plänen einen Heeresstand von 120.000, resp. 140.000
Mann. Wenn wir uns den Bericht anschauen, den die èechoslovakische
Regierung dem Generalsekretariat des Völkerbundes erstattet
hat, so finden wir dort ganz eigenartige Ziffern. Die Anzahl der
Offiziere ist mit 10.629, der Unteroffiziere
mit 11.740, der Korporäle mit 12.763, der Gefreiten mit 17.863
und der Soldaten mit 91.887 angeführt. Die Angaben über
den Stand der Waffen finden auch ein interessantes Kapitel: Gewehre
und Karabiner 120.000, Pistolen und Revolver 40.000, automatische
Gewehre 1814, Maschinengewehre 1076, leichte Geschütze 560,
schwere Geschütze 152, Kampfflugzeuge 94, Aufklärungsflugzeuge
134 und Luftballons 4 Stück. (Posl. Kaufmann: Sind die
Ziffern so richtig, wie sie im Voranschlag stehen?) Die
Ziffern sind besonders gefärbt, was schon daraus hervorgeht,
daß die èechoslovakische Regierung dem Völkerbund
damals außer diesen Angaben mitgeteilt hat, daß im
èechoslovakischen Staat die 14monatliche
Dienstzeit besteht, die zwar jetzt in Kraft treten soll, aber
die durch ein neues Gesetz wieder auf 18 Monate verlängert
wird.
Während der Herr Außenminister über
Friedensprobleme und über die Abrüstung spricht, ist
der Herr Landesverteidigungsminister selbst mit dem militärischen
Stand, wie ich ihn ziffermäßig bekanntgegeben habe,
nicht zufrieden. Er denkt gar nicht an die Abrüstung, sondern
er ist der Meinung, es müsse der Militarismus in diesem Staate
noch ganz anders gepflegt werden, und er hält es gewissermaßen
für eine Pflicht aller Staatsbürger, Verständnis
und Begeisterung für die militärische Macht und deren
Stärkung in diesem Staate aufzubringen. Seiner Ansicht nach
müssen die Staatsbürger jedes Opfer bringen und er meint
und er hat dem in einer Rede Ausdruck gegeben, die beste Bürgschaft
für den Frieden sei nach seiner Auffassung die Stärkung
und Rüstung des Militarismus, während wir genau wissen,
daß die Rüstungen eigentlich mit zum Krieg geführt
haben. Die Abrüstung ist sicher der Weg zum wirklichen Frieden
und die ganze gesittete Welt ist bestrebt, nach den Erfahrungen,
die durch den Weltkrieg gemacht worden sind, in dieser Richtung
hin zu wirken, selbst England und Frankreich. Frankreich, der
militärische Protektor dieses Staates, geht oder muß
daran gehen, die Lasten des Militarismus bedeutend abzubauen,
während bei uns das Gegenteil geschehen soll. Ein neuer Fond
mit 315 Millionen soll auf 11 Jahre festgelegt werden, gleichzeitig
soll eine Bestimmung in das Gesetz aufgenommen werden, daß
ab 1927 nach Schaffung dieses Fonds die gesamten Militärausgaben
den Betrag von 1400 Millionen Kronen nicht übersteigen dürfen,
es heißt aber schon in diesem Gesetz: jedoch nur dann, wenn
die gesetzgebende Körperschaft nicht ein anderes Gesetz beschließt,
das höhere Ausgaben festsetzt. Es ist also dieser Fond vor
allem für Rüstungen bestimmt und er soll auch zum Teil
eine versteckte, unkontrollierbare Post für viele andere
militärischen Ausgaben darstellen. Es ist sehr interessant,
daß im allgemeinen Voranschlag außerdem unter anderen
Kapiteln eine ziemlich große Summe für Militärbauten
u. s. w. eingestellt sind, während durch diesen Fond vor
allem Kriegsmaterial, Munition und Explosivstoffe gedeckt werden
sollen. Wenn wir nun ansehen, daß bisher für Munition
und Explosivstoffe im Jahre 1920 106 Millionen, 1921 125 Mill.,
1922 225 Mill., 1923 299 Mill., 1924 181 Mill., 1925 144 Mill.
und 1926 143 Mill. ausgegeben worden sind, wenn wir weiters feststellen,
daß 1925 für all die Ausgaben zusammen, wie sie im
Budget stehen, für Artillerie- und Handfeuerwaffen 149 Millionen,
für Waffen 21 Millionen, für besondere Kampfmittel 21
Millionen, für Scheinwerfer, Gasmasken und Tanks 144 Millionen
ausgegeben wurden, und wenn wir erwägen, daß das Jahr
1925 die höchsten Ausgaben für die Zwecke erforderte,
und dem gegenüberstellen jetzt den Betrag von 315 Millionen,
auf die Dauer von 11 Jahren festgelegt, also mehr als 3 Milliarden,
so kann man wohl zu dem Schlusse kommen, daß man daran denkt,
noch viel größere Summen für diese Zwecke, als
sie selbst 1925 aufgewendet worden sind, zu verwenden. (Výkøiky
na levici.) Das
ungeheuerliche liegt wohl darin, daß diese kolossalen Beträge
von niemandem kontrolliert sind, wenn man bedenkt, daß das
Parlament kein Verfügungsrecht hat, daß den Fond der
Finanzminister im Einvernehmen mit dem Landesverteidigungsminister
verwaltet, daß die Kontrolle nur darin besteht, daß
das Oberste Rechnungskontrollamt nur die ziffernmäßige
Überprüfung vornimmt, die sachlichen Ausgaben aber vollständig
in den Händen der Generäle unkontrollierbar liegen,
begreift man schon, daß die Empörung über einen
derartig unkontrollierbaren Fond weite Kreise der Bevölkerung
dieses Staates erfassen muß. Wir haben im Wehrausschuß
versucht, einen Antrag einzubringen, der sich mit der Kontrolle
beschäftigt. Er wurde natürlich niedergestimmt.
Interessant ist aber auch eine weitere Bestimmung
in diesem Gesetze, wo es heißt, der Fond solle durch Vermächtnisse,
Schenkungen und Sammlungen gestärkt werden. Wir sind wohl
der einzige Staat, der auf diese Art und Weise gewissermaßen
durch den Appell an die öffentliche Wohltätigkeit Gelder
für den Militarismus aufbringen will. Man fordert zu Sammlungen,
zu Schenkungen auf, man fordert auf, Vermächtnisse zu machen,
während man vollkommen daran vergißt, daß man
die Gelder notwendiger für die Pensionisten, Kriegsverletzten
und für die Arbeitslosen in diesem Staat brauchen würde.
Man fordert zu Sammlungen für den Militarismus auf. Man fordert
gleichzeitig auf, Schenkungen zu machen. Es entsteht nur die Frage,
wer schenken soll, wer ein Interesse daran hat, diesem Fond, diesem
militärischen Rüstungsfond Mittel durch Schenkungen
zuzuführen. (Výkøiky: Vielleicht
die Korruptionisten!) Das
ist richtig, vielleicht die Korruptionisten, diejenigen, die so
schlechtes Benzin liefern und viel dabei verdienen und mitschuldig
sind an den Fliegerunfällen, oder vielleicht auch die Waffenschmuggler,
die im Ministerium vielfach ein- und ausgegangen sind, oder die
Munitionslieferanten, die für die schlechte und gefährliche
Munition, die sie liefern, Millionen verdienen, und weiter vielleicht
auch die Lebensmittellieferanten, die jetzt auf Grund der Zölle
ziemlich viel bei der Verpflegung des Militärs verdienen.
Daraus aber kann sich die Möglichkeit in der Praxis ergeben,
daß die Vergebung von Lieferungen je nach der Höhe
der Schenkungen erwirkt werden wird und daß man dann erst
recht die Korruption, die wir in diesem Staate besonders wahrzunehmen
Gelegenheit haben, noch fördert. Schon aus Reinlichkeitsgründen
sollte unserer Auffassung nach diese Bestimmung aus dem Gesetze
verschwinden. Solche Sammlungen einleiten heißt, militärischen
Geist in die Zivilbevölkerung hineintragen. Eine andere Absicht
ist damit nicht verbunden, als den Weg für den Faszismus
in diesem Staate vorbereiten.
Alle unsere Bemühungen im Wehrausschusse
sowie im Budgetausschusse aufzuzeigen, daß dieses Gesetz
unhaltbar ist, daß es den demokratischen Ansichten nicht
entspricht, daß es das Gegenstück dazu ist, was der
Außenminister im Ausland spricht, daß dies kein Abbau
des Militarismus, keine Abrüstung ist, sondern eine
verstärkte Rüstung - all das wurde nicht beachtet. In
beiden Ausschüssen wurde das Gesetz nicht nur von den Parteien
der èechischen Mehrheit, sondern auch mit den Stimmen deutscher
Parteien angenommen, derselben deutschen Parteien,
die vor nicht allzu langer Zeit noch in ihren Versammlungen und
Zeitungen die Militärlasten als unerträglich und ungeheuerlich
hingestellt haben, derselben Parteien, die jahrelang vom Militarismus
als dem Versammlungsschlagwort gelebt haben. Dieselben Parteien
haben ihre Grundsätze verlassen, sie haben anderes ihren
Wählern erzählt und anders gehandelt. Sie haben für
das Gesetz gestimmt und so Verrat geübt an dem, was sie ihren
Wählern versprochen haben. Es ist gar kein Zweifel, daß
diese deutschen Parteien, die die vielen Kampfreden gegen den
Militarismus gehalten haben, für diesen Rüstungsfond
genau so wie im Ausschuß, auch in diesem Hause stimmen werden.
Wir können das nicht hindern, wir werden aber den Wählern
draußen aufzeigen, welches das Verhalten aller dieser Parteien
in den Versammlungen und welches ihr Verhalten im Hause gewesen
ist. Es ist ganz selbstverständlich, daß wir, die deutsche
sozialdemokratische Fraktion, gegen dieses Gesetz in seiner Gänze
stimmen werden. (Souhlas a potlesk nìm. soc.
demokratických poslancù)