Sobota 19. èervna 1926

Ein anderes Kapitel. Die Klerikalen verlangen für die Kongrua Millionen. Auf der anderen Seite können wir eine ununterbrochene Verschlechterung der Sozialpolitik feststellen oder zumindest eine Stagnation auf diesem Gebiete. Ich erinnere daran, daß in der ganzen Èechoslovakei 30 Gewerbeinspektorate existieren, es können also 30 amtliche Gewerbeinspektoren die Betriebe auf ihre hygienischen und gesundheitlichen Einrichtungen untersuchen und kontrollieren. Und wenn man zugibt, daß neben diesen amtlichen Gewerbeinspektoren vielleicht noch 30 oder 40 Beamte dieser Inspektorate das Recht haben, die Betriebe zu kontrollieren, so kommen wir erst zu einer Zahl von 100 Personen, die das Recht haben, eine Betriebskontrolle durchzuführen. Ich glaube, daß gerade auf diesem Gebiete der Staat seine Pflicht absolut vernachlässigt hat. Ich glaube, daß schon die Anführung dieser blossen Tatsache genügen wird, um die ungeheure Unverschämtheit der klerikalen Parteien an den Pranger zu stellen. Wo bleibt - ich rede nicht von der Kontrolle der hygienischen Einrichtungen in den Industriebetrieben - wo bleibt die Kontrolle der Heimarbeit? Jene Klerikalen, die heute nicht rasch genug die Kongrua unter Dach und Fach bringen können, die sich nicht genieren, als ausgesprochene christlichsoziale Parteiorganisation die Gelder des Staates für ihre Zwecke zu verwenden, diese Klerikalen lade ich ein, ins Erzgebirge zu gehen, sich davon zu überzeugen, wie die Heimarbeiter leben, wie ihre Wohnungsverhältnisse beschaffen sind, was sie verdienen und wovon sie leben, wenn sie von dem kapitalistischen Fluch der Arbeitslosigkeit getroffen sind. Ich lade diese Priester ein, ins Erzgebirge zu gehen und sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, wie beispielsweise die Handschuhmacher oder die Geigenmacher des westlichen Böhmens elend und erbärmlich existieren. Ich lade Sie ein, meine Herren, hinzugehen ins Erzgebirge und sich das himmelschreiende Elend namentlich der weiblichen Proletarier und der proletarischen Kinder mit anzusehen. Wenn die Klerikalen dies tun würden, dann müßten sie jenem bürgerlichen Schriftsteller recht geben, der vor etwa 2 Jahren in einer bürgerlichen Zeitung ebenfalls ein wenig über die Not im Erzgebirge geschrieben hat, der im "Prager Tagblatt" jene aufsehenerregende Kritik veröffentlichte, in welcher er die Zustände im Erzgebirge mit einem wahrhaften Inferno verglich.

Die Klerikalen verlangen Kongrua. Auf der anderen Seite sind sie dort, wo sie in den Gemeindevertretungen ihre segensreiche Tätigkeit entfalten, gegen die Verabfolgung von kostenlosen Lernmitteln an die arme Proletarierjugend, obzwar sie wissen, daß ein großer Teil vor allem der armen Gemeinden gar nicht in der Lage ist, diese Art von sozialer Schulfürsorge in die Praxis umzusetzen, wenn sie auch hiezu vielleicht den guten Willen hätten. Die Klerikalen verlangen Kongrua. Auf der andern Seite müssen wir feststellen, daß die Beamtengesetze und die Lehrergesetze von Jahr zu Jahr verschlechtert wurden und heute wiederum verschlechtert werden. Wir müssen feststellen, meine Herren, daß sicherlich im Zusammenhang mit den Konsolidierungsbestrebungen in diesem kapitalistischen Staate die Beamten und Lehrer auch in Zukunft mit einer weiteren Verschlechterung ihrer Lebenslage zu rechnen haben. Möglicherweise wird durch die Politik der deutschen und èechischen Agrarier, durch die Politik der vereinigten internationalen Klerikalen in diesem Staate im Zusammenhang mit der Kongruafrage wenigstens einem Teil jener Lehrer, die draußen am Lande freiwillig sich zu Agitatoren für den Bund der Landwirte hergeben, vielleicht wird diesen Lehrern der Star gestochen werden, wenn sie in einigen Wochen sehen werden, wohin die Politik ihrer eigenen Partei geführt hat. (Sehr richtig!) Ich verweise auf die Altersversicherung, ich verweise darauf, meine Herren, daß z. B. vorgestern glaube ich, ein Vertreter der deutschen christlichsozialen Partei Herr Zajicek von dieser Tribüne aus wohl eine Oppositionsrede gegen die vorgelegten Beamtengesetze hielt, daß er aber am nächsten Tage treu und bieder und christlichsozial und folgsam auf den Befehl seiner Fraktion dem Regierungsantrag mit zugestimmt hat. Ich erinnere daran, daß erst vor einigen Monaten der Führer der deutschen Klerikalen Prof. Mayr-Harting einen Antrag eingebracht hat, in welchem die Schulautonomie gefordert wird. Wir haben bisher noch nichts davon gehört, daß ein Junktim zwischen dieser Forderung nach Schulautonomie und der Kongrua hergestellt worden wäre. (Výkøiky posl. Krumpeho.) Damit ist aufs neue nur bewiesen - und diese Tatsache wird der Herr Krumpe trotz seiner Redseligkeit nicht aus der Welt schaffen - daß die Klerikalen gerade im Zusammenhang mit der Schulfrage ihr ganzes reaktionäres Gesicht entlarven. Die Klerikalen - und jetzt können Sie sehr gut aufpassen, Herr Krumpe - sind immer Feinde der Erziehung, des modernen Erziehungswesens gewesen. (Posl. Krumpe: Das können Sie in Kosmanos erzählen, nicht hier!) Als seinerzeit im alten Österreich der deutschbürgerliche Abgeordnete Steinwender den Antrag auf Verschlechterung, auf Herabsetzung der Schulzeit gestellt hat, hat die alte österreichische christlichsoziale Partei diesen Antrag unterstützt. Sie haben sich im neuen Österreich nicht geändert. Sie betreiben auch gegenwärtig eine Politik, die einer modernen Gestaltung des Erziehungswesens feindlich gegenübersteht. Gegenwärtig findet in Österreich ein bedeutender Kampf zwischen den Mächten der klerikalen Finsternis und den Mächten des proletarischen Fortschrittes statt. Der Abg. Glöckel hat eine Schulreform und einen Lehrplan für Volksschulen und zum Teil auch für Mittelschulen durchsetzen wollen, der unserer Auffassung nach ein reformistischer Lehrplan ist. Aber auch gegen diesen Lehrplan haben die österreichischen Christlichsozialen alle Kräfte mobilisiert. Nach diesem Lehrplan wird nichts anderes gefordert, als daß kein irgendwie gearteter Druck in religiöser Hinsicht auf das Kind ausgeübt werden soll. Aber die österreichischen Klerikalen, die sich, wie ich ausdrücklich betone, mit dem kapitalistischen Judentum des heutigen Österreich verbunden haben - denn die Juden haben ja in Österreich heute mit Rücksicht auf das Bestehen von nur 2 Parteien einzig die Möglichkeit, christlichsoziale Politik zu treiben - diese Christlichsoziale kämpfen heute einen schweren verbrecherischen Kampf gegen diesen durchaus bescheidenen Lehrplan, der von sozialistischer Seite vertreten wird. (Výkøiky.) Die Klerikalen - es ist natürlich den Herrn unangenehm, wenn ich diese Dinge feststelle die Klerikalen und die Kirche sind seit je Feinde der Arbeitsschule gewesen. Sie sind Feinde der Koedukation im Schulwesen, sie sind Gegner der kostenlosen Beistellung der Lehrmittel für sämtliche Kinder in der Schule, sie sind Gegner dessen - das versteht sich eigentlich von selbst - daß die sogenannte sittlich-religiöse Erziehung abgelöst wird durch Einführung des Moralunterrichtes. Sie sind Gegner der geschlechtlichen Aufklärung der Schulkinder (Výkøiky posl. Krumpeho.) und sie unternehmen alles, um in den Kindern das Bewußtsein zu erwecken, als ob die Behandlung derartiger Dinge irgendwie als sündhaft bezeichnet werden könnte.

Wir müssen feststellen, daß ein absoluter Gegensatz zwischen der Erteilung des Religionsunterrichtes in der Schule und den Ergebnissen der modernen Naturwissenschaft besteht. Wir müssen konstatieren, und zwar mit allem Nachdruck, daß durch die Erteilung des Religionsunterrichtes in den Schulen das Kind verwirrt wird und daß der Pfarrer in der Schule zum größten Teile alles wieder zerstört, was der Lehrer mit Aufopferung und Fleiß bei seinen Kindern eingepflanzt hat. Die Klerikalen sind die Vorkämpfer jener Richtung im Erziehungswesen, deren Ziel darin besteht, die Menschen und besonders die Proletarier schon in der Schule zu unterwürfigen Menschen für das Kapital zu erziehen, eben deshalb, weil man sich sagt, daß die Erziehung der jungen Generation in diesem Sinne für die zukünftige kapitalistische Ausbeutung von sehr großem Vorteil sein könnte. Allerdings, sie brauchen solche unterwürfige Kinder, solche unterwürfige Menschen, sie müssen also dieses klerikale reaktionäre Erziehungssystem auf der ganzen Linie verteidigen. Die Klerikalen brauchen besonders in solchen Situationen wie gegenwärtig, wo sie für die unverschämte Verteuerung der Lebensmittel stimmen, wo sie ihre Zustimmung zur Beseitigung des gleitenden Zollsystems und zur Einführung des festen Hochschutzzollsystems gegeben haben, draußen auf dem Lande eine Arbeiterschaft, die rückständig genug ist, um diese Dinge als gottgewollte Einrichtung und als gottgewollte christlichsoziale Politik hinzunehmen. Aber es werden ihnen alle diese Anstrengungen nichts nützen, die heutige Generation des Proletariats in diesem Staate und besonders die deutschen Arbeiter werden sich in geschlossener Einheitsfront gegen die christlichsoziale Agitation, gegen die christlichsozialen Erziehungsmethoden und vor allem gegen die christlichsoziale Zoll- und Wucherpolitik stellen. (Výkøiky posl. Krumpeho.) Auf Ihrer Seite besteht keine Geneigtheit, wirklich das Schulwesen zu modernisieren und die Trennung der Kirche vom Staat durchzuführen. Wir werfen da die Frage auf, ob an diesem Schulwesen wirklich nichts zu verbessern ist, und da werden wir zu ganz entsetzlichen Ergebnissen kommen. Wir werden wahrheitsgemäß konstatieren müssen, daß vor allem eine Verbesserung des Geschichtsunterrichts notwendig ist. Wer macht heute die Geschichte, bezw. was behaupten die Bürgerlichen, wer die treibende Kraft in der Geschichte der Menschheit darstellt? Da hören wir von den Bürgerlichen, daß die Kaiser und Könige und die Generale diejenigen seien, die die Geschichte machen, und die Klerikalen kommen wieder mit der Behauptung, daß außer diesen Generalen und diesen Kaisern und Königen selbstverständlich auch die Herren Bischöfe ihren Teil zur Gestaltung der menschlichen Geschichte beitragen. (Výkøiky posl. Krumpeho.) Wir Kommunisten erklären demgegenüber, daß nicht einzelne Personen die Geschichte machen, wir verlangen gerade deshalb eine Modernisierung des Geschichtsunterrichtes und wir erklären, daß ganz besonders auch über ökonomische Fragen in der Schule unterrichtet werden müßte und daß es für die Fortbildung der jungen Generation bedeutend zuträglicher wäre, wenn auf andere Art und Weise unterrichtet würde, als bisher. Natürlich, wenn die Kinder über die ökonomischen Zusammenhänge unterrichtet würden, wenn man den Kindern etwas so ähnliches erzählen würde wie in Rußland, d. h., wenn man ihnen etwas über die Existenz der Klassen erzählen würde, über die Tatsache des Klassengegensatzes, über die Tatsache der Ausbeutung der großen Mehrheit durch die große Minderheit, dann würde es sich wahrscheinlich herausstellen, daß dies äußerst gefährlich wäre. In erster Linie für den Bestand der kapitalistischen Gesellschaftsordnung und in zweiter Linie auch für den Bestand jener bürgerlichen Parteien, die heute zur Zollmehrheit gehören.

Wir können feststellen, daß in den Volks- und Bürgerschulen überhaupt kein naturwissenschaftlicher Unterricht erteilt wird. Wohl haben die Priester immer noch die Möglichkeit, dort solchen Kohl an den Mann zu bringen. (Posl. Krumpe: Schauen Sie sich den Lehrplan an!) Es kommt nicht darauf an, was im Lehrplan steht, den kenne ich, sondern was faktisch existiert. Kein Wort über Häckel, kein Wort über die naturwissenschaftlichen und soziologischen Forschungen eines Krapotin, kein Wort über Darwin, nur Verpfaffung, nur Klerikalisierung der heranwachsenden Jugend, das ist das Ziel der Klerikalen. Über jeden ernsten Naturwissenschaftler wird in den heutigen bürgerlich-kapitalistischen Schulen fast der Boykott verhängt.

Nun noch ein Wort über die Stellung des deutschen Bürgertums zu all diesen Fragen. Die Stellung der Christlichsozialen die der Herr Krumpe so leidenschaftlich aber mit ziemlich wenig Glück vertritt, ist festgelegt, die Stellung des Bundes der Landwirte ist auch festgelegt. Wir fragen, wie das deutsche Bürgertum in seiner Gesamtheit zu dieser Frage der Kongrua, zur finanziellen Seite dieser Frage und zur weltanschaulichen Seite derselben steht. Da muß ich mich schon ein klein wenig mit der Rede beschäftigen, die der Sprecher der deutschnationalen Partei Dr Koberg gestern von dieser Stelle aus gehalten hat. Es ist charakteristisch und symptomatisch für die Anschauungen, welche im deutschen Bürgertum vorhanden sind und ich muß einiges anführen, war Herr Dr Koberg vorgebracht hat. Dr Koberg sagt, daß auch die Deutschnationalen bereit seien zu einer positiven Wertung der Religion. Wir müssen die Frage aufwerfen, ob diese positive Wertung der Religion darin bestehen soll, daß das deutsche Bürgertum für die Beibehaltung des Religionsunterrichtes in der Schule ist und wir müssen weiter in diesem Zusammenhang die Frage aufwerfen, ob es den Deutschbürgerlichen als Klasse und den Deutschnationalen als politische Partei wirklich ernst ist, wenn sie durch den Mund des Dr Koberg gestern erklären ließen, daß sie prinzipiell für die Durchführung der Trennung der Kirche vom Staat seien. Wir müssen in diesem Zusammenhang schon daran erinnern, daß das deutsche Bürgertum im alten Österreich, wo es politisch eine ganz andere Position hatte, als in der Èechoslovakischen Republik, wo das deutsche Bürgertum dominierend gewesen ist, wo es einen viel größeren politischen Einfluß besaß als gegenwärtig, keineswegs auch nur einen Finger gerührt hat, um dort die Frage der Trennung der Kirche vom Staat aufs Tapet zu bringen. Wenn Herr Dr Koberg erklärt, daß seine Partei dafür sei, daß eine gerechte Vermögensauseinandersetzung zwischen Staat und römisch-katholischer Kirche durchgeführt werde, so durfte er diese Frage nicht bloß aufwerfen, er hätte das viel näher präzisieren und vor allem die Frage beantworten müssen, in welchem Sinne diese Vermögensauseinandersetzung durchgeführt werden soll. Zur Charakteristik jener Parteien, die heute in deutscher, èechischer und in slovakischer Sprache gemeinsam nach den Kongruamillionen schreien, ist es meiner Auffassung nach durchaus notwendig, daß wir uns daran erinnern, welche Politik - und das hören natürlich diese Herren sehr ungern - diese Parteien, die ganze christlich-soziale Partei im alten Österreich während des Krieges durchgeführt haben. Ich konstatiere: Es ist weder durch die schlechten Witze des Herrn Dr Juriga, noch durch die aufgeregten Zwischenrufe des Herrn Dr Petersilka noch durch sonst irgendwen von den christlichsozialen Agitatoren die Tatsache zu widerlegen, daß die Christlichsozialen im alten Österreich eine durchaus imperialistische Politik betrieben haben und daß sie nur dadurch, daß sie die Waffen segneten, dadurch, daß sie sich bereit erklärten, ohne Widerspruch dagegen zu erheben, daß Glocken umgeschmolzen werden in Maschinengewehre, in Haubitzen und andere todbringende Waffen, den Beweis dafür erbracht haben, daß all das, was wir Ihnen heute mit aller Berechtigung ins Gesicht schleudern, auch tatsächlich zutrifft. (Hluk.) Im alten Österreich auf der ganzen Linie durchaus freudige Unterstützung des blutigen Mordens und der Hinschlachtung von Menschen zu vielen Tausenden und Tausenden und in der Èechoslovakei nichts anderes als die Fortsetzung dieser Unterstützungspolitik durch die Partei des Herrn Šrámek. Herrn Šrámek hatte jahrelang der sogenannten allnationalen Koalition angehört. Er hat jahrelang als der prominenteste Führer der Klerikalen in der Regierung für alle Ausgaben gestimmt, die der Kriegsminister von jenen Parteien verlangte, die der Koalition angehört haben, und er hat damit bewiesen, daß die èechischen Klerikalen genau dieselbe militärische Politik zu treiben gesonnen sind, wie Ihre politischen Vorgänger, Herr Krumpe, sie im alten Österreich getrieben haben. Henry Barbusse schildert in seinem berühmten Buche "La feu", "das Feuer", in welchem er den ganzen Schrecken des Krieges an der deutsch-französischen Front malt, eine Szene, in der er darstellt, wie ein französischer Fliegeroffizier, der die deutsch-französische Front überfliegt, Gelegenheit hat, binnen wenigen Minuten zu beobachten, wie auf der einen Seite, auf der deutschen Seite, durch den deutschen Priester die deutschen Waffen gesegnet wurden und wie auf der anderen Seite, der französischen Seite, dasselbe Geschäft vom französischen Priester mit französischen Waffen besorgt wurde. (Hluk.) Das sind Beweise, die den Klerikalen unangenehm in den Ohren klingen, und Sie werden sich noch mehr aufregen, wenn ich sage, daß die notwendige Konsequenz Ihrer Zollpolitik, Ihrer Politik, mit der Sie die gegenwärtige Regierungsmehrheit bilden helfen, darin besteht, daß nicht nur Herr Šrámek, sondern vielleicht schon in ganz kurzer Zeit Herr Feierfeil mit samt dem Herrn Krumpe bereit sein wird, als Bestandteil der neuen deutsch-èechischen Koalition in diesem Parlamente militärische Ausgaben zu bewilligen. Dann, Herr Krumpe, werden wir wieder darüber reden, wie Ihre Partei prinzipiell zur Frage des Militarismus steht.

Krieg und Kapitalismus gehören zusammen. Kapitalismus und christlichsoziale Parteien, deren einzige Aufgabe darin besteht, die Menschen in einem Zustande frommer Duselei zu erhalten, gehören auch zusammen, und dieselben Parteien, die uns Kommunisten, Bolschewiki und der ganzen modernen revolutionären Arbeiterbewegung den Vorwurf machen, daß wir an der Zerstörung der bürgerlichen Familie arbeiten, daß wir diejenigen seien, die die Grundlagen des deutschen, bezw. des èechischen Familienlebens zerstören, gerade diese Parteien haben durch das Eintreten für den Krieg, durch die Unterstützung der imperialistischen Politik der bürgerlichen Klasse des alten Österreichs und weiter durch die Unterstützung der èechischen imperialistischen Politik bewiesen, daß sie durch die Unterstützung des Krieges gleichzeitig auch mit an dem Werke der Zerstörung der bürgerlichen und der proletarischen Familien arbeiten, überhaupt an der Zerstörung des Familienlebens. (Souhlas komunistických poslancù.) Die Klerikalen sind äußerst aufgeregt, wenn man ihnen diese Tatsachen ins Gesicht schleudert, und sie werden vielleicht noch um einiges aufgeregter werden, wenn ich das sehr dankbare Kapitel des Zusammenhanges zwischen römisch-katholischer Kirche und weißem Terror aufrolle.

Wenn die ideologischen Unterdrückungsmittel der bürgerlichen Klassen nicht mehr ausreichen, um die Massen mit Hilfe dieser Mittel zu unterdrücken und zu unterjochen und sie im Zustande demütiger Frömmigkeit zu erhalten, dann sind sie prinzipiell keines wegs abgeneigt, selbst das Bündnis mit dem rechtesten Flügel der Bourgeoisie, mit dem offenen Fascismus, einzugehen. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß in Horthy-Ungarn, in diesem sogenannten christlichen Lande, die ungarischen Christlichsozialen ein gerüttelt Maß von Mitschuld an dem ungeheuern terroristischen Regime der ungarischen Bourgeoisie haben und daß keiner von diesen patentierten Predigern der christlichen Nächstenliebe und Duldsamkeit während der ganzen monatelangen brutalen Unterdrückung des ungarischen Proletariates, während der ganzen langen Zeit, in der das ungarische Proletariat gefesselt am Boden lag und von den Schlägen der Bourgeoisie blutig geschlagen und gemordet wurde, während der ganzen blutigen Periode des weißen Terrors nicht ein einziger ungarischer Klerikaler den Mut besaß, gegen diese Methoden der Unmenschlichkeit und Bestialität, der bewußten Vernichtung des ungarischen revolutionären Proletariats auch nur ein Wort des Protestes zu sagen. Man hat sich über das terroristische Regime der ungarischen Bolschewiki aufgeregt, über die politischen Methoden unseres Genossen Bela Kun, und zwar wurde diese Aufregung auch von deutsch geschriebenen Blättern der christlichsozialen Partei dieses Staates verbreitet, aber man hat kein Wort des Protestes dagegen gefunden, als das ungarische revolutionäre Proletariat vollkommen wehrlos am Boden lag und die ungarische Bourgeoisie ihre bestialischen Gelüste der Unterdrückung an diesen proletarischen Massen ausließ. Die Verbindung der sonst so frommen und angeblich toleranten Christlichsozialen mit dem weißen Terror zeigt sich besonders charakteristisch in den sehr verdächtigen und innigen Beziehungen der italienischen Christlich-Sozialen des italienischen Pfaffentums, dem blutbefleckten arbeitermörderischen System eines Mussolini.

Aber es ist nicht nötig, von der Politik ausländischer christlichsozialer Parteien zu sprechen, wenn man dieses Kapitel anschneidet. Wir brauchen bloß daran zu erinnern, daß es die Šrámek - Leute, die èechischen Klerikalen gewesen sind, welche Feuer und Flamme waren, als es gegolten hat, in diesem Staate ein Gesetz zur ausschließlichen Unter drückung der proletarischen Massen zu schaffen, als es gegolten hat, in diesem Hause das sogenannte Gesetz zum Schutze der Republik zu beschließen. Damals haben die èechischen Klerikalen alles daran gesetzt, damit diese Vorlage tatsächlich Gesetz werde, und sie haben damals den direkten. Beweis erbracht, daß sie in den Momenten der Gefahr für den Kapitalismus bereit sein werden, für den Kapitalismus alles zu opfern, was irgendwie nach Christentum aussehen könnte, daß sie bereit sind, auch mit den Terroristen auf èechoslovakischem Boden ein Bündnis gegen die vorwärtsstrebende revolutionäre Arbeiterklasse dieses Landes zu schließen. Und es ist die humoristische Seite dieser Tatsache, daß sogar die slovakischen Klerikalen, die slovakische Volkspartei nicht nur einmal, sondern öfters die Wirkungen des Schutzgesetzes an ihrem eigenen Leibe verspürt hat, daß aber die parlamentarischen Vertreter der slovakischen. Volkspartei heute durchaus bereit sind, die Rute zu küssen, mit der sie einst die Prügel bekamen.

Es ist notwendig, daß wir Kommunisten uns auch in durchaus sachlicher Weise mit den Verhältnissen der reformistischen Parteien zum Klerikalismus und zur Religion ein kleinwenig auseinandersetzen. Zunächst muß ganz allgemein konstatiert werden, daß der Klerikalismus in diesem Staate durch nichts mehr gestärkt wurde, als durch die Tatsache, daß eine ganze Reihe von Jahren hindurch einige sogenannte antiklerikale Parteien, die èechischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten, in dieser Regierung saßen und immer mehr zurückgewichen sind vor den Klerikalen, die nach dem Zusammenbruch äußerst bescheiden gewesen sind, die sich im entferntesten Winkel verkrochen hatten, die aber dann, als sie sahen, daß die reformistischen Parteien nicht bereit sind, eine wirklich zugreifende Politik gegen die Klerikalen zu führen, selbstverständlich frecher wurden und immer mehr verlangten. Es muß doch einigermaßen zu denken geben, wenn wir z. B. die Rede der Frau Zemin hören, die an sich sehr interessant sein mag, des Herrn Ostrý, des Herrn Køíž, der namens der èechischen sozialdemokratischen Partei von dieser Tribüne aus den angeblichen Kampf gegen den Klerikalismus und die Kongrua gekämpft hat. Ich habe es nicht nötig, diese Parteien gegen einander auszuspielen und die Inkonsequenz dieser Parteien extra anzunageln, weil das die beiden vorgenannten Redner ohnehin genügend getan haben. Sie haben sich gegenseitig so ausführlich blamiert, daß es mir vollständig erlassen bleibt, über die tatsächliche Stellung dieser beiden ehemals regierungssozialistischen Parteien zur Frage der Trennung der Kirche vom Staat zu sprechen. Wir Kommunisten erklären, daß wir den durchaus inkonsequenten Kampf der reformistischen Parteien auf das schärfste bekämpfen müssen. Wir Kommunisten erklären besonders den Grundsatz, wonach Religion angeblich Privatsache sein soll, durchaus als ungenügende Halbheit und lehnen ihn energisch ab, wir erklären weiter, daß wir uns nicht allein damit begnügen, die parlamentarische Forderung nach der Durchführung der Trennung der Kirche von Staat und Schule aufzustellen, daß das Wesentliche nicht darin besteht, daß man diese Forderung aufstellt, sondern daß man bereit ist, für diese Forderung zu kämpfen. Wir werden in einigen Monaten, wenn die alte, sogenannte allnationale Koalition wieder zusammengeleimt sein wird - und es wird sicherlich dazu kommen - Gelegenheit haben festzustellen, wie echt die angeblich antiklerikale Gesinnung der èechitschen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten gewesen ist. Wir Kommunisten erklären, daß wir durchaus die Halbheit ablehnen, die - darin gelegen ist, daß von diesen reformistischen Parteien an Stelle des gegenwärtigen. Religionsunterrichtes in den Schulen die Einführung des Moralunterrichtes verlangt wird. Wir Kommunisten erklären, daß es sich hier nur um eine andere Methode der Verdummung der Massen und der proletarischen Schuljugend handelt und daß die Erteilung des ie Moralunterrichtes schon mit Rücksicht darauf, daß wir heute von der Existenz einer allgemeinen menschlichen Moral nicht sprechen können, weil es eben eine solche allgemeine Moral nicht gibt, sondern nur eine Klassenmoral, ihr Ziel nicht erreicht. Die Bourgeoisie, die heutigen Zollparteien, die den Massen das Brot verteuern, haben notwendigerweise eine andere Moral als die Proletarier, als jener, der sich hinter die Partei des revolutionären Proletariats stellt und so den Kampf gegen die Auswirkungen der bürgerlich kapitalistischen Politik führt. Religion und Marxismus sind absolut nach keiner Richtung hin vereinbar. Ich möchte ein sehr interessantes Zitat aus einer Schrift Karl Marx' verlesen: "Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch erniedrigt, geknechtet und ein verächtliches Wesen ist." Ich betone ausdrücklich, nicht die Reform der Gesellschaft, nicht der Kampf um irgendwelche reformistische Anträge, die ohnehin auf dem Boden des bürgerlichen Parlamentarismus nicht in die Wirklichkeit umgesetzt werden können, Marx spricht vielmehr ausdrücklich vom "Umwerfen gesellschaftlicher Verhältnisse", spricht ausdrücklich von der "unbedingten Notwendigkeit einer revolutionären Aktion" und er betont die überragende Bedeutung des organisierten revolutionären Proletariats bei diesen geschichtlichen Veränderungen der sozialen Einrichtungen. Diese Konsequenz wird von den Sozialdemokraten aller Zungen, wird von den Reformisten verleugnet. Und die Kommunisten sind die einzigen, die nicht nur den Klerikalismus als Herrschaftsapparat, sondern die darüber hinaus auch die Religion bekämpfen und die hier durchaus im Geiste Karl Marx handeln, der einmal gesagt hat: "Religion ist Opium für die Völker." Damit meint er, daß die Massen mit der Religion betäubt werden sollen, damit wollte er in kurzer und prägnanter Form zum Ausdruck bringen, daß die Religion eines jener vielen Mittel des ideologischen Unterdrückungskampfes der unterdrückenden Klassen ist und daß das revolutionäre Proletariat den Kampf nicht nur gegen die politische klerikale Partei, nicht nur gegen den klerikalen Machtapparat, sondern auch gegen die Grundsätze der klerikalen Agitation und Propaganda, gegen die Religion an sich aufnehmen muß. Wohin es führt, wenn sich sozialistische Parteien mit bürgerlichen Parteien in eine Regierung setzen, das wollen wir ganz besonders im Zusammenhang mit der Frage der Trennung der Kirche vom Staat feststellen. Wenn diese sozialistischen Parteien dafür gesorgt hätten, daß im Jahre 1918 wirklich die große Abrechnung nicht nur mit dem Kapitalismus, sondern auch mit dem Klerikalismus durchgeführt würde, wenn sie im Jahre 1918 sich wirklich als unbeugsame Sozialisten und Revolutionäre erwiesen hätten, als die sie sich immer ausgeben, dann brauchten sie heute von dieser Tribüne aus nicht mehr wirkungslose Reden gegen die überhandnehmende klerikale Gefahr zu halten, ich glaube, dann würden in diesem Saal andere Menschen sitzen, dann würde es auch nicht mehr möglich sein, daß von dieser Tribüne aus bürgerlich reaktionäre Vergiftungsarbeit in politischer Beziehung geleistet werde, denn dann würden in diesem Saal nicht mehr tagen die Abgesandten der deutschen und èechischen Bourgeoisie, dann würden in diesem Saale sitzen die Vertreter des siegreichen revolutionären Proletariats.

Die Kommunisten stehen auf den Standpunkt, daß die Kirche, die Schule und die bürgerliche Literatur den ideologischen Herrschaftsapparat der Bourgeoisie bedeutet. Die Bolschewiken haben nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis im Jahre 1917 im Zusammenhang mit der großen russischen proletarischen Revolution einerseits die gewaltsame Trennung der Kirche vom Staat und die gewaltsame Expropriation des kirchlichen Vermögens durchgeführt und sie haben so erst die einzig mögliche Voraussetzung dafür geschaffen, daß auf der anderen Seite tatsächlich die friedliche Aufklärungsarbeit gegen die religiösen Vergiftungserscheinungen aufgenommen werden kann. Die Bolschewiken, die durchaus nicht davon zurückzuhalten waren, den rücksichtslosen, brutalen Kampf gegen den klerikalen Machtapparat des russischen Zarismus auf der ganzen Linie in erbarmungslosester Weise aufzunehmen, diese Bolschewiken haben dadurch dem Proletariat der ganzen Welt an einem leuchtenden Beispiel gezeigt, wie der Klassenkampf geführt werden muß und wie es allein möglich ist, das Problem der Trennung der Kirche vom Staat in der Praxis durchzuführen. Sie haben den praktischen Beweis dafür erbracht, daß nur dann, wenn die rovolutionäre Arbeiterklasse die politische Macht erobert hat, die Trennung der Kirche vom Staat durchzuführen ist. Wir sind der festen Überzeugung, daß in einem bürgerlichen Klassenstaate und ganz besonders in dieser Èechoslovakischen Republik, wo die Bourgeoisie sich vollständig aller sogenannten freiheitlichen Grundsätze begeben hat, wo sie das engste Bündnis hergestellt hat mit der schwärzesten klerikalen Reaktion, daß in diesem Staate die Trennung der Kirche vom Staat gleichfalls nur das Werk der siegreichen Arbeiterklasse sein kann. In Rußland hat man diese Trennung durchgeführt und die russischen Bolschewiken, denen ganz besonders von den so überaus empfindsamen Klerikalen dieses Staates der Vorwurf gemacht wird, daß sie angeblich Barbaren seien, sie haben die vielen Millionen, die vor Eintritt ihrer Herrschaft in den unergründlichen Rachen der russischen griechisch-orthodoxen Kirche flossen, dazu verwendet, um an Stelle dieser maßlosen und verbrecherischen Verschwendung des Eigentums der Massen Kinderheime und sonstige sozialpolitische Einrichtungen zu schaffen. Wir sind fest davon überzeugt, daß die Frage der Reinigung des Schulwesens von der klerikalen Pest, daß die Frage der Trennung der Kirche vom Staat und Schule niemals mit den sogenannten demokratischen Mitteln in die Praxis umgesetzt werden kann und daß erst das vereinigte zum Kampfe entschlossene revolutionäre Proletariat diese Frage mit revolutionären Mitteln lösen wird.

Die große Lehre der russischen Revolution zeigt uns, daß im Jahre 1917 die Bodenreformfrage gelöst werden konnte nur mit den Mitteln des revolutionären Klassenkampfes, daß in Rußland auch die Frage der nationalen Minderheiten nur gelöst werden konnte dadurch, daß die Massen politisch ans Ruder kamen. Die russische Revolution hat bewiesen, daß auch die Frage der Trennung der Kirche vom Staat nur mit revolutionären Mitteln gelöst werden kann. Und in diesem Staate werden wir hinausgehen in die Massen, wir werden hinaus gehen unter die Proletarier des ganzen Staates, werden ihnen den ganzen reaktionären, arbeiterfeindlichen Charakter der christlichsozialen und agrarischen Politik aufzeigen und wir sind überzeugt, daß der Augenblick nicht mehr ferne ist, wo diese Massen sich nicht nur verstehen werden, sondern wo sie auch bereit sein werden, unter den Fahnen der Sowjets den Kampf um die politische Macht aufzunehmen. (Souhlas a potlesk komunistických poslancù.)


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