Ein anderes Kapitel. Die Klerikalen verlangen
für die Kongrua Millionen. Auf der anderen Seite können
wir eine ununterbrochene Verschlechterung der Sozialpolitik feststellen
oder zumindest eine Stagnation auf diesem Gebiete. Ich erinnere
daran, daß in der ganzen Èechoslovakei 30 Gewerbeinspektorate
existieren, es können also 30 amtliche
Gewerbeinspektoren die Betriebe auf ihre hygienischen und gesundheitlichen
Einrichtungen untersuchen und kontrollieren. Und wenn man zugibt,
daß neben diesen amtlichen Gewerbeinspektoren vielleicht
noch 30 oder 40 Beamte dieser Inspektorate das Recht haben, die
Betriebe zu kontrollieren, so kommen wir erst zu einer Zahl von
100 Personen, die das Recht haben, eine Betriebskontrolle durchzuführen.
Ich glaube, daß gerade auf diesem Gebiete der Staat seine
Pflicht absolut vernachlässigt hat. Ich glaube, daß
schon die Anführung dieser blossen Tatsache genügen
wird, um die ungeheure Unverschämtheit der klerikalen Parteien
an den Pranger zu stellen. Wo bleibt - ich rede nicht von der
Kontrolle der hygienischen Einrichtungen in den Industriebetrieben
- wo bleibt die Kontrolle der Heimarbeit? Jene Klerikalen, die
heute nicht rasch genug die Kongrua unter Dach und Fach bringen
können, die sich nicht genieren, als ausgesprochene christlichsoziale
Parteiorganisation die Gelder des Staates für ihre Zwecke
zu verwenden, diese Klerikalen lade ich ein, ins Erzgebirge zu
gehen, sich davon zu überzeugen, wie die Heimarbeiter leben,
wie ihre Wohnungsverhältnisse beschaffen sind, was sie verdienen
und wovon sie leben, wenn sie von dem kapitalistischen Fluch der
Arbeitslosigkeit getroffen sind. Ich lade diese Priester ein,
ins Erzgebirge zu gehen und sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen,
wie beispielsweise die Handschuhmacher oder die Geigenmacher des
westlichen Böhmens elend und erbärmlich existieren.
Ich lade Sie ein, meine Herren, hinzugehen ins Erzgebirge und
sich das himmelschreiende Elend namentlich der weiblichen Proletarier
und der proletarischen Kinder mit anzusehen. Wenn die Klerikalen
dies tun würden, dann müßten sie jenem bürgerlichen
Schriftsteller recht geben, der vor etwa 2 Jahren in einer bürgerlichen
Zeitung ebenfalls ein wenig über die Not im Erzgebirge geschrieben
hat, der im "Prager Tagblatt" jene aufsehenerregende
Kritik veröffentlichte, in welcher er die Zustände im
Erzgebirge mit einem wahrhaften Inferno verglich.
Die Klerikalen verlangen Kongrua. Auf der anderen
Seite sind sie dort, wo sie in den Gemeindevertretungen ihre segensreiche
Tätigkeit entfalten, gegen die Verabfolgung von kostenlosen
Lernmitteln an die arme Proletarierjugend, obzwar sie wissen,
daß ein großer Teil vor allem der armen Gemeinden
gar nicht in der Lage ist, diese Art von sozialer Schulfürsorge
in die Praxis umzusetzen, wenn sie auch hiezu vielleicht den guten
Willen hätten. Die Klerikalen verlangen Kongrua. Auf der
andern Seite müssen wir feststellen, daß die Beamtengesetze
und die Lehrergesetze von Jahr zu Jahr verschlechtert wurden und
heute wiederum verschlechtert werden. Wir müssen feststellen,
meine Herren, daß sicherlich im Zusammenhang mit den Konsolidierungsbestrebungen
in diesem kapitalistischen Staate die Beamten und Lehrer auch
in Zukunft mit einer weiteren Verschlechterung ihrer Lebenslage
zu rechnen haben. Möglicherweise wird durch die Politik
der deutschen und èechischen Agrarier, durch die Politik
der vereinigten internationalen Klerikalen in diesem Staate im
Zusammenhang mit der Kongruafrage wenigstens einem Teil jener
Lehrer, die draußen am Lande freiwillig
sich zu Agitatoren für den Bund der Landwirte hergeben, vielleicht
wird diesen Lehrern der Star gestochen werden, wenn sie in einigen
Wochen sehen werden, wohin die Politik ihrer eigenen Partei geführt
hat. (Sehr richtig!) Ich verweise auf die Altersversicherung,
ich verweise darauf, meine Herren, daß z. B. vorgestern
glaube ich, ein Vertreter der deutschen christlichsozialen Partei
Herr Zajicek von dieser Tribüne aus wohl eine Oppositionsrede
gegen die vorgelegten Beamtengesetze hielt, daß er aber
am nächsten Tage treu und bieder und christlichsozial und
folgsam auf den Befehl seiner Fraktion dem Regierungsantrag mit
zugestimmt hat. Ich erinnere daran, daß erst vor einigen
Monaten der Führer der deutschen Klerikalen Prof. Mayr-Harting
einen Antrag eingebracht hat, in welchem die Schulautonomie
gefordert wird. Wir haben bisher noch nichts davon gehört,
daß ein Junktim zwischen dieser Forderung nach Schulautonomie
und der Kongrua hergestellt worden wäre. (Výkøiky
posl. Krumpeho.) Damit ist aufs neue nur
bewiesen - und diese Tatsache wird der Herr Krumpe trotz
seiner Redseligkeit nicht aus der Welt schaffen - daß die
Klerikalen gerade im Zusammenhang mit der Schulfrage ihr ganzes
reaktionäres Gesicht entlarven. Die Klerikalen - und jetzt
können Sie sehr gut aufpassen, Herr Krumpe - sind
immer Feinde der Erziehung, des modernen Erziehungswesens gewesen.
(Posl. Krumpe: Das können Sie in Kosmanos erzählen,
nicht hier!) Als seinerzeit im alten Österreich der deutschbürgerliche
Abgeordnete Steinwender den Antrag auf Verschlechterung, auf Herabsetzung
der Schulzeit gestellt hat, hat die alte österreichische
christlichsoziale Partei diesen Antrag unterstützt. Sie haben
sich im neuen Österreich nicht geändert. Sie betreiben
auch gegenwärtig eine Politik, die einer modernen Gestaltung
des Erziehungswesens feindlich gegenübersteht. Gegenwärtig
findet in Österreich ein bedeutender Kampf zwischen den Mächten
der klerikalen Finsternis und den Mächten des proletarischen
Fortschrittes statt. Der Abg. Glöckel hat eine Schulreform
und einen Lehrplan für Volksschulen und zum Teil auch für
Mittelschulen durchsetzen wollen, der unserer Auffassung nach
ein reformistischer Lehrplan ist. Aber auch gegen diesen Lehrplan
haben die österreichischen Christlichsozialen alle Kräfte
mobilisiert. Nach diesem Lehrplan wird nichts anderes gefordert,
als daß kein irgendwie gearteter Druck in religiöser
Hinsicht auf das Kind ausgeübt werden soll. Aber die österreichischen
Klerikalen, die sich, wie ich ausdrücklich betone, mit dem
kapitalistischen Judentum des heutigen Österreich verbunden
haben - denn die Juden haben ja in Österreich heute mit Rücksicht
auf das Bestehen von nur 2 Parteien einzig die Möglichkeit,
christlichsoziale Politik zu treiben - diese Christlichsoziale
kämpfen heute einen schweren verbrecherischen Kampf gegen
diesen durchaus bescheidenen Lehrplan, der von sozialistischer
Seite vertreten wird. (Výkøiky.) Die
Klerikalen - es ist natürlich den Herrn unangenehm, wenn
ich diese Dinge feststelle die Klerikalen und die Kirche sind
seit je Feinde der Arbeitsschule gewesen. Sie sind Feinde der
Koedukation im Schulwesen, sie sind Gegner der kostenlosen Beistellung
der Lehrmittel für sämtliche Kinder in der Schule, sie
sind Gegner dessen - das versteht sich eigentlich von selbst -
daß die sogenannte sittlich-religiöse Erziehung abgelöst
wird durch Einführung des Moralunterrichtes. Sie sind Gegner
der geschlechtlichen Aufklärung der Schulkinder (Výkøiky
posl. Krumpeho.) und sie unternehmen alles,
um in den Kindern das Bewußtsein zu erwecken, als ob die
Behandlung derartiger Dinge irgendwie als sündhaft bezeichnet
werden könnte.
Wir müssen feststellen, daß ein
absoluter Gegensatz zwischen der Erteilung des Religionsunterrichtes
in der Schule und den Ergebnissen der modernen Naturwissenschaft
besteht. Wir müssen konstatieren, und zwar mit allem Nachdruck,
daß durch die Erteilung des Religionsunterrichtes in den
Schulen das Kind verwirrt wird und daß der Pfarrer in der
Schule zum größten Teile alles wieder zerstört,
was der Lehrer mit Aufopferung und Fleiß bei seinen Kindern
eingepflanzt hat. Die Klerikalen sind die Vorkämpfer jener
Richtung im Erziehungswesen, deren Ziel darin besteht, die Menschen
und besonders die Proletarier schon in der Schule zu unterwürfigen
Menschen für das Kapital zu erziehen, eben deshalb, weil
man sich sagt, daß die Erziehung der jungen Generation in
diesem Sinne für die zukünftige kapitalistische Ausbeutung
von sehr großem Vorteil sein könnte. Allerdings, sie
brauchen solche unterwürfige Kinder, solche unterwürfige
Menschen, sie müssen also dieses klerikale reaktionäre
Erziehungssystem auf der ganzen Linie verteidigen. Die Klerikalen
brauchen besonders in solchen Situationen wie gegenwärtig,
wo sie für die unverschämte Verteuerung der Lebensmittel
stimmen, wo sie ihre Zustimmung zur Beseitigung des gleitenden
Zollsystems und zur Einführung des festen Hochschutzzollsystems
gegeben haben, draußen auf dem Lande eine Arbeiterschaft,
die rückständig genug ist, um diese Dinge als gottgewollte
Einrichtung und als gottgewollte christlichsoziale Politik hinzunehmen.
Aber es werden ihnen alle diese Anstrengungen nichts nützen,
die heutige Generation des Proletariats in diesem Staate und besonders
die deutschen Arbeiter werden sich in geschlossener Einheitsfront
gegen die christlichsoziale Agitation, gegen die christlichsozialen
Erziehungsmethoden und vor allem gegen die christlichsoziale Zoll-
und Wucherpolitik stellen. (Výkøiky posl.
Krumpeho.) Auf Ihrer Seite besteht keine
Geneigtheit, wirklich das Schulwesen zu modernisieren und die
Trennung der Kirche vom Staat durchzuführen. Wir werfen da
die Frage auf, ob an diesem Schulwesen wirklich nichts zu verbessern
ist, und da werden wir zu ganz entsetzlichen Ergebnissen kommen.
Wir werden wahrheitsgemäß konstatieren müssen,
daß vor allem eine Verbesserung des Geschichtsunterrichts
notwendig ist. Wer macht heute die Geschichte, bezw. was behaupten
die Bürgerlichen, wer die treibende Kraft in der Geschichte
der Menschheit darstellt? Da hören wir von den Bürgerlichen,
daß die Kaiser und Könige und die Generale diejenigen
seien, die die Geschichte machen, und die Klerikalen kommen wieder
mit der Behauptung, daß außer diesen Generalen und
diesen Kaisern und Königen selbstverständlich auch die
Herren Bischöfe ihren Teil zur Gestaltung der menschlichen
Geschichte beitragen. (Výkøiky posl. Krumpeho.)
Wir Kommunisten erklären demgegenüber,
daß nicht einzelne Personen die Geschichte machen, wir verlangen
gerade deshalb eine Modernisierung des Geschichtsunterrichtes
und wir erklären, daß ganz besonders auch über
ökonomische Fragen in der Schule unterrichtet werden müßte
und daß es für die Fortbildung der jungen Generation
bedeutend zuträglicher wäre, wenn auf andere Art und
Weise unterrichtet würde, als bisher. Natürlich, wenn
die Kinder über die ökonomischen Zusammenhänge
unterrichtet würden, wenn man den Kindern etwas so ähnliches
erzählen würde wie in Rußland, d. h., wenn man
ihnen etwas über die Existenz der Klassen erzählen würde,
über die Tatsache des Klassengegensatzes, über die Tatsache
der Ausbeutung der großen Mehrheit durch die große
Minderheit, dann würde es sich wahrscheinlich herausstellen,
daß dies äußerst gefährlich wäre. In
erster Linie für den Bestand der kapitalistischen Gesellschaftsordnung
und in zweiter Linie auch für den Bestand jener bürgerlichen
Parteien, die heute zur Zollmehrheit gehören.
Wir können feststellen, daß in den
Volks- und Bürgerschulen überhaupt kein naturwissenschaftlicher
Unterricht erteilt wird. Wohl haben die Priester immer noch die
Möglichkeit, dort solchen Kohl an den Mann zu bringen. (Posl.
Krumpe: Schauen Sie sich den Lehrplan an!) Es kommt nicht
darauf an, was im Lehrplan steht, den kenne ich, sondern was faktisch
existiert. Kein Wort über Häckel, kein Wort über
die naturwissenschaftlichen und soziologischen Forschungen eines
Krapotin, kein Wort über Darwin, nur Verpfaffung, nur Klerikalisierung
der heranwachsenden Jugend, das ist das Ziel der Klerikalen. Über
jeden ernsten Naturwissenschaftler wird in den heutigen bürgerlich-kapitalistischen
Schulen fast der Boykott verhängt.
Nun noch ein Wort über die Stellung des
deutschen Bürgertums zu all diesen Fragen. Die Stellung der
Christlichsozialen die der Herr Krumpe so leidenschaftlich
aber mit ziemlich wenig Glück vertritt, ist festgelegt, die
Stellung des Bundes der Landwirte ist auch festgelegt. Wir fragen,
wie das deutsche Bürgertum in seiner Gesamtheit zu dieser
Frage der Kongrua, zur finanziellen Seite dieser Frage und zur
weltanschaulichen Seite derselben steht. Da muß ich mich
schon ein klein wenig mit der Rede beschäftigen, die der
Sprecher der deutschnationalen Partei Dr Koberg gestern
von dieser Stelle aus gehalten hat. Es ist charakteristisch und
symptomatisch für die Anschauungen, welche im deutschen Bürgertum
vorhanden sind und ich muß einiges anführen, war Herr
Dr Koberg vorgebracht hat. Dr Koberg sagt, daß
auch die Deutschnationalen bereit seien zu einer positiven Wertung
der Religion. Wir müssen die Frage aufwerfen, ob diese positive
Wertung der Religion darin bestehen soll, daß das deutsche
Bürgertum für die Beibehaltung des Religionsunterrichtes
in der Schule ist und wir müssen weiter in diesem Zusammenhang
die Frage aufwerfen, ob es den Deutschbürgerlichen als Klasse
und den Deutschnationalen als politische Partei wirklich ernst
ist, wenn sie durch den Mund des Dr Koberg gestern erklären
ließen, daß sie prinzipiell für die Durchführung
der Trennung der Kirche vom Staat seien. Wir müssen in diesem
Zusammenhang schon daran erinnern, daß das deutsche Bürgertum
im alten Österreich, wo es politisch eine ganz andere
Position hatte, als in der Èechoslovakischen Republik,
wo das deutsche Bürgertum dominierend gewesen ist, wo es
einen viel größeren politischen Einfluß besaß
als gegenwärtig, keineswegs auch nur einen Finger gerührt
hat, um dort die Frage der Trennung der Kirche
vom Staat aufs Tapet zu bringen. Wenn Herr Dr Koberg erklärt,
daß seine Partei dafür sei, daß eine gerechte
Vermögensauseinandersetzung zwischen Staat und römisch-katholischer
Kirche durchgeführt werde, so durfte er diese Frage nicht
bloß aufwerfen, er hätte das viel näher präzisieren
und vor allem die Frage beantworten müssen, in welchem Sinne
diese Vermögensauseinandersetzung durchgeführt werden
soll. Zur Charakteristik jener Parteien, die heute in deutscher,
èechischer und in slovakischer Sprache
gemeinsam nach den Kongruamillionen schreien, ist es meiner Auffassung
nach durchaus notwendig, daß wir uns daran erinnern, welche
Politik - und das hören natürlich diese Herren sehr
ungern - diese Parteien, die ganze christlich-soziale Partei im
alten Österreich während des Krieges durchgeführt
haben. Ich konstatiere: Es ist weder durch die schlechten Witze
des Herrn Dr Juriga, noch durch die aufgeregten Zwischenrufe
des Herrn Dr Petersilka noch durch sonst irgendwen von
den christlichsozialen Agitatoren die Tatsache zu widerlegen,
daß die Christlichsozialen im alten Österreich eine
durchaus imperialistische Politik betrieben haben und daß
sie nur dadurch, daß sie die Waffen segneten, dadurch, daß
sie sich bereit erklärten, ohne Widerspruch dagegen zu erheben,
daß Glocken umgeschmolzen werden in Maschinengewehre, in
Haubitzen und andere todbringende Waffen, den Beweis dafür
erbracht haben, daß all das, was wir Ihnen heute mit aller
Berechtigung ins Gesicht schleudern, auch tatsächlich zutrifft.
(Hluk.) Im alten Österreich auf der ganzen
Linie durchaus freudige Unterstützung des blutigen Mordens
und der Hinschlachtung von Menschen zu vielen Tausenden und Tausenden
und in der Èechoslovakei nichts anderes als die Fortsetzung
dieser Unterstützungspolitik durch die
Partei des Herrn Šrámek. Herrn Šrámek
hatte jahrelang der sogenannten allnationalen Koalition angehört.
Er hat jahrelang als der prominenteste Führer der Klerikalen
in der Regierung für alle Ausgaben gestimmt, die der Kriegsminister
von jenen Parteien verlangte, die der Koalition angehört
haben, und er hat damit bewiesen, daß die èechischen
Klerikalen genau dieselbe militärische Politik zu treiben
gesonnen sind, wie Ihre politischen Vorgänger, Herr Krumpe,
sie im alten Österreich getrieben haben. Henry Barbusse schildert
in seinem berühmten Buche "La feu", "das Feuer",
in welchem er den ganzen Schrecken des Krieges an der deutsch-französischen
Front malt, eine Szene, in der er darstellt, wie ein französischer
Fliegeroffizier, der die deutsch-französische Front überfliegt,
Gelegenheit hat, binnen wenigen Minuten zu beobachten, wie auf
der einen Seite, auf der deutschen Seite, durch den deutschen
Priester die deutschen Waffen gesegnet wurden und wie auf der
anderen Seite, der französischen Seite, dasselbe Geschäft
vom französischen Priester mit französischen Waffen
besorgt wurde. (Hluk.) Das sind Beweise, die den Klerikalen
unangenehm in den Ohren klingen, und Sie werden sich noch mehr
aufregen, wenn ich sage, daß die notwendige Konsequenz Ihrer
Zollpolitik, Ihrer Politik, mit der Sie die gegenwärtige
Regierungsmehrheit bilden helfen, darin besteht, daß nicht
nur Herr Šrámek, sondern vielleicht schon in
ganz kurzer Zeit Herr Feierfeil mit samt dem Herrn Krumpe
bereit sein wird, als Bestandteil der neuen deutsch-èechischen
Koalition in diesem Parlamente militärische Ausgaben zu bewilligen.
Dann, Herr Krumpe,
werden wir wieder darüber reden, wie Ihre Partei prinzipiell
zur Frage des Militarismus steht.
Krieg und Kapitalismus gehören zusammen.
Kapitalismus und christlichsoziale Parteien, deren einzige Aufgabe
darin besteht, die Menschen in einem Zustande frommer Duselei
zu erhalten, gehören auch zusammen, und dieselben Parteien,
die uns Kommunisten, Bolschewiki und der ganzen modernen revolutionären
Arbeiterbewegung den Vorwurf machen, daß wir an der Zerstörung
der bürgerlichen Familie arbeiten, daß wir diejenigen
seien, die die Grundlagen des deutschen, bezw. des èechischen
Familienlebens zerstören, gerade diese Parteien haben durch
das Eintreten für den Krieg, durch die
Unterstützung der imperialistischen Politik der
bürgerlichen Klasse des alten Österreichs und weiter
durch die Unterstützung der èechischen imperialistischen
Politik bewiesen, daß sie durch die Unterstützung des
Krieges gleichzeitig auch mit an dem Werke
der Zerstörung der bürgerlichen und der proletarischen
Familien arbeiten, überhaupt an der Zerstörung des Familienlebens.
(Souhlas komunistických poslancù.) Die
Klerikalen sind äußerst aufgeregt, wenn man ihnen diese
Tatsachen ins Gesicht schleudert, und sie werden vielleicht noch
um einiges aufgeregter werden, wenn ich das sehr dankbare Kapitel
des Zusammenhanges zwischen römisch-katholischer Kirche und
weißem Terror aufrolle.
Wenn die ideologischen Unterdrückungsmittel
der bürgerlichen Klassen nicht mehr ausreichen, um die Massen
mit Hilfe dieser Mittel zu unterdrücken und zu unterjochen
und sie im Zustande demütiger Frömmigkeit zu erhalten,
dann sind sie prinzipiell keines wegs abgeneigt, selbst das Bündnis
mit dem rechtesten Flügel der Bourgeoisie, mit dem offenen
Fascismus, einzugehen. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß
in Horthy-Ungarn, in diesem sogenannten christlichen Lande, die
ungarischen Christlichsozialen ein gerüttelt Maß von
Mitschuld an dem ungeheuern terroristischen Regime der ungarischen
Bourgeoisie haben und daß keiner von diesen patentierten
Predigern der christlichen Nächstenliebe und Duldsamkeit
während der ganzen monatelangen brutalen Unterdrückung
des ungarischen Proletariates, während der ganzen langen
Zeit, in der das ungarische Proletariat gefesselt am Boden lag
und von den Schlägen der Bourgeoisie blutig geschlagen und
gemordet wurde, während der ganzen blutigen Periode des weißen
Terrors nicht ein einziger ungarischer Klerikaler den Mut besaß,
gegen diese Methoden der Unmenschlichkeit und Bestialität,
der bewußten Vernichtung des ungarischen revolutionären
Proletariats auch nur ein Wort des Protestes zu sagen. Man hat
sich über das terroristische Regime der ungarischen Bolschewiki
aufgeregt, über die politischen Methoden unseres Genossen
Bela Kun, und zwar wurde diese Aufregung auch von deutsch geschriebenen
Blättern der christlichsozialen Partei dieses Staates verbreitet,
aber man hat kein Wort des Protestes dagegen gefunden, als das
ungarische revolutionäre Proletariat vollkommen wehrlos am
Boden lag und die ungarische Bourgeoisie ihre bestialischen Gelüste
der Unterdrückung an diesen proletarischen Massen ausließ.
Die Verbindung der sonst so frommen und angeblich toleranten Christlichsozialen
mit dem weißen Terror zeigt sich besonders charakteristisch
in den sehr verdächtigen und innigen Beziehungen der
italienischen Christlich-Sozialen des italienischen Pfaffentums,
dem blutbefleckten arbeitermörderischen System eines Mussolini.
Aber es ist nicht nötig, von der Politik
ausländischer christlichsozialer Parteien zu sprechen, wenn
man dieses Kapitel anschneidet. Wir brauchen bloß daran
zu erinnern, daß es die Šrámek - Leute,
die èechischen Klerikalen gewesen sind, welche Feuer und
Flamme waren, als es gegolten hat, in diesem
Staate ein Gesetz zur ausschließlichen Unter drückung
der proletarischen Massen zu schaffen, als es gegolten hat, in
diesem Hause das sogenannte Gesetz zum Schutze der Republik zu
beschließen. Damals haben die èechischen Klerikalen
alles daran gesetzt, damit diese Vorlage tatsächlich
Gesetz werde, und sie haben damals den direkten. Beweis erbracht,
daß sie in den Momenten der Gefahr für den Kapitalismus
bereit sein werden, für den Kapitalismus alles zu opfern,
was irgendwie nach Christentum aussehen könnte, daß
sie bereit sind, auch mit den Terroristen auf èechoslovakischem
Boden ein Bündnis gegen die vorwärtsstrebende revolutionäre
Arbeiterklasse dieses Landes zu schließen. Und es ist die
humoristische Seite dieser Tatsache, daß sogar die slovakischen
Klerikalen, die slovakische Volkspartei nicht nur einmal, sondern
öfters die Wirkungen des Schutzgesetzes an ihrem eigenen
Leibe verspürt hat, daß aber die parlamentarischen
Vertreter der slovakischen. Volkspartei heute durchaus
bereit sind, die Rute zu küssen, mit der sie einst die Prügel
bekamen.
Es ist notwendig, daß wir Kommunisten
uns auch in durchaus sachlicher Weise mit den Verhältnissen
der reformistischen Parteien zum Klerikalismus und zur Religion
ein kleinwenig auseinandersetzen. Zunächst muß
ganz allgemein konstatiert werden, daß der Klerikalismus
in diesem Staate durch nichts mehr gestärkt wurde, als durch
die Tatsache, daß eine ganze Reihe von Jahren hindurch einige
sogenannte antiklerikale Parteien, die èechischen Nationalsozialisten
und Sozialdemokraten, in dieser Regierung saßen und immer
mehr zurückgewichen sind vor den Klerikalen, die nach dem
Zusammenbruch äußerst bescheiden gewesen sind, die
sich im entferntesten Winkel verkrochen hatten, die aber dann,
als sie sahen, daß die reformistischen Parteien nicht bereit
sind, eine wirklich zugreifende Politik gegen die Klerikalen zu
führen, selbstverständlich frecher wurden und immer
mehr verlangten. Es muß doch einigermaßen zu denken
geben, wenn wir z. B. die Rede der Frau Zemin hören,
die an sich sehr interessant sein mag, des Herrn Ostrý,
des Herrn Køíž, der namens der
èechischen sozialdemokratischen Partei von dieser Tribüne
aus den angeblichen Kampf gegen den Klerikalismus und die Kongrua
gekämpft hat. Ich habe es nicht nötig, diese
Parteien gegen einander auszuspielen und die Inkonsequenz dieser
Parteien extra anzunageln, weil das die beiden vorgenannten Redner
ohnehin genügend getan haben. Sie haben sich gegenseitig
so ausführlich blamiert, daß es mir vollständig
erlassen bleibt, über die tatsächliche Stellung dieser
beiden ehemals regierungssozialistischen Parteien zur Frage der
Trennung der Kirche vom Staat zu sprechen. Wir Kommunisten erklären,
daß wir den durchaus inkonsequenten Kampf der reformistischen
Parteien auf das schärfste bekämpfen müssen. Wir
Kommunisten erklären besonders den Grundsatz, wonach Religion
angeblich Privatsache sein soll, durchaus als ungenügende
Halbheit und lehnen ihn energisch ab, wir erklären weiter,
daß wir uns nicht allein damit begnügen, die parlamentarische
Forderung nach der Durchführung der Trennung der Kirche von
Staat und Schule aufzustellen, daß das Wesentliche nicht
darin besteht, daß man diese Forderung aufstellt, sondern
daß man bereit ist, für diese Forderung zu kämpfen.
Wir werden in einigen Monaten, wenn die alte, sogenannte
allnationale Koalition wieder zusammengeleimt sein wird - und
es wird sicherlich dazu kommen - Gelegenheit haben festzustellen,
wie echt die angeblich antiklerikale Gesinnung der èechitschen
Nationalsozialisten und Sozialdemokraten gewesen
ist. Wir Kommunisten erklären, daß wir durchaus die
Halbheit ablehnen, die - darin gelegen ist, daß von diesen
reformistischen Parteien an Stelle des gegenwärtigen. Religionsunterrichtes
in den Schulen die Einführung des Moralunterrichtes verlangt
wird. Wir Kommunisten erklären, daß es sich hier nur
um eine andere Methode der Verdummung der Massen und der proletarischen
Schuljugend handelt und daß die Erteilung des ie Moralunterrichtes
schon mit Rücksicht darauf, daß wir heute von der Existenz
einer allgemeinen menschlichen Moral nicht sprechen können,
weil es eben eine solche allgemeine Moral nicht gibt, sondern
nur eine Klassenmoral, ihr Ziel nicht erreicht. Die Bourgeoisie,
die heutigen Zollparteien, die den Massen das Brot verteuern,
haben notwendigerweise eine andere Moral als die Proletarier,
als jener, der sich hinter die Partei des revolutionären
Proletariats stellt und so den Kampf gegen die Auswirkungen der
bürgerlich kapitalistischen Politik führt. Religion
und Marxismus sind absolut nach keiner Richtung hin vereinbar.
Ich möchte ein sehr interessantes Zitat aus einer Schrift
Karl Marx' verlesen: "Die Kritik der Religion endet mit der
Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den
Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse
umzuwerfen, in denen der Mensch erniedrigt, geknechtet und ein
verächtliches Wesen ist." Ich betone ausdrücklich,
nicht die Reform der Gesellschaft, nicht der Kampf um irgendwelche
reformistische Anträge, die ohnehin auf dem Boden des bürgerlichen
Parlamentarismus nicht in die Wirklichkeit umgesetzt werden können,
Marx spricht vielmehr ausdrücklich vom "Umwerfen gesellschaftlicher
Verhältnisse", spricht ausdrücklich von der "unbedingten
Notwendigkeit einer revolutionären Aktion" und er betont
die überragende Bedeutung des organisierten revolutionären
Proletariats bei diesen geschichtlichen Veränderungen der
sozialen Einrichtungen. Diese Konsequenz wird von den Sozialdemokraten
aller Zungen, wird von den Reformisten verleugnet. Und die Kommunisten
sind die einzigen, die nicht nur den Klerikalismus als
Herrschaftsapparat, sondern die darüber hinaus auch die Religion
bekämpfen und die hier durchaus im Geiste Karl Marx handeln,
der einmal gesagt hat: "Religion ist Opium für die Völker."
Damit meint er, daß die Massen mit der Religion betäubt
werden sollen, damit wollte er in kurzer und prägnanter Form
zum Ausdruck bringen, daß die Religion eines jener vielen
Mittel des ideologischen Unterdrückungskampfes der unterdrückenden
Klassen ist und daß das revolutionäre Proletariat den
Kampf nicht nur gegen die politische klerikale Partei, nicht nur
gegen den klerikalen Machtapparat, sondern auch gegen die
Grundsätze der klerikalen Agitation und Propaganda, gegen
die Religion an sich aufnehmen muß. Wohin es führt,
wenn sich sozialistische Parteien mit bürgerlichen Parteien
in eine Regierung setzen, das wollen wir ganz besonders im Zusammenhang
mit der Frage der Trennung der Kirche vom Staat feststellen.
Wenn diese sozialistischen Parteien dafür gesorgt hätten,
daß im Jahre 1918 wirklich die große Abrechnung nicht
nur mit dem Kapitalismus, sondern auch mit dem Klerikalismus durchgeführt
würde, wenn sie im Jahre 1918 sich wirklich als unbeugsame
Sozialisten und Revolutionäre erwiesen hätten, als die
sie sich immer ausgeben, dann brauchten sie heute von dieser Tribüne
aus nicht mehr wirkungslose Reden gegen die überhandnehmende
klerikale Gefahr zu halten, ich glaube, dann würden in diesem
Saal andere Menschen sitzen, dann würde es auch nicht mehr
möglich sein, daß von dieser Tribüne aus
bürgerlich reaktionäre Vergiftungsarbeit in politischer
Beziehung geleistet werde, denn dann würden in diesem Saal
nicht mehr tagen die Abgesandten der deutschen und èechischen
Bourgeoisie, dann würden in diesem Saale sitzen
die Vertreter des siegreichen revolutionären Proletariats.
Die Kommunisten stehen auf den Standpunkt,
daß die Kirche, die Schule und die bürgerliche Literatur
den ideologischen Herrschaftsapparat der Bourgeoisie bedeutet.
Die Bolschewiken haben nicht nur in der Theorie, sondern auch
in der Praxis im Jahre 1917 im Zusammenhang mit der großen
russischen proletarischen Revolution einerseits die gewaltsame
Trennung der Kirche vom Staat und die gewaltsame Expropriation
des kirchlichen Vermögens durchgeführt und sie haben
so erst die einzig mögliche Voraussetzung dafür geschaffen,
daß auf der anderen Seite tatsächlich die friedliche
Aufklärungsarbeit gegen die religiösen Vergiftungserscheinungen
aufgenommen werden kann. Die Bolschewiken, die durchaus nicht
davon zurückzuhalten waren, den rücksichtslosen, brutalen
Kampf gegen den klerikalen Machtapparat des russischen Zarismus
auf der ganzen Linie in erbarmungslosester Weise aufzunehmen,
diese Bolschewiken haben dadurch dem Proletariat der ganzen Welt
an einem leuchtenden Beispiel gezeigt, wie der Klassenkampf geführt
werden muß und wie es allein möglich ist, das Problem
der Trennung der Kirche vom Staat in der Praxis durchzuführen.
Sie haben den praktischen Beweis dafür erbracht, daß
nur dann, wenn die rovolutionäre Arbeiterklasse die
politische Macht erobert hat, die Trennung der Kirche vom Staat
durchzuführen ist. Wir sind der festen Überzeugung,
daß in einem bürgerlichen Klassenstaate und ganz besonders
in dieser Èechoslovakischen Republik, wo die Bourgeoisie
sich vollständig aller sogenannten freiheitlichen Grundsätze
begeben hat, wo sie das engste Bündnis hergestellt hat mit
der schwärzesten klerikalen Reaktion, daß in diesem
Staate die Trennung der Kirche vom Staat gleichfalls nur das Werk
der siegreichen Arbeiterklasse sein kann. In Rußland hat
man diese Trennung durchgeführt und die russischen Bolschewiken,
denen ganz besonders von den so überaus empfindsamen Klerikalen
dieses Staates der Vorwurf gemacht wird, daß sie angeblich
Barbaren seien, sie haben die vielen Millionen, die vor Eintritt
ihrer Herrschaft in den unergründlichen Rachen der russischen
griechisch-orthodoxen Kirche flossen, dazu verwendet, um an Stelle
dieser maßlosen und verbrecherischen Verschwendung des Eigentums
der Massen Kinderheime und sonstige sozialpolitische Einrichtungen
zu schaffen. Wir sind fest davon überzeugt, daß die
Frage der Reinigung des Schulwesens von der klerikalen Pest, daß
die Frage der Trennung der Kirche vom Staat und Schule niemals
mit den sogenannten demokratischen Mitteln in die Praxis umgesetzt
werden kann und daß erst das vereinigte zum Kampfe entschlossene
revolutionäre Proletariat diese Frage mit revolutionären
Mitteln lösen wird.
Die große Lehre der russischen Revolution
zeigt uns, daß im Jahre 1917 die Bodenreformfrage gelöst
werden konnte nur mit den Mitteln des revolutionären Klassenkampfes,
daß in Rußland auch die Frage der nationalen Minderheiten
nur gelöst werden konnte dadurch, daß die Massen politisch
ans Ruder kamen. Die russische Revolution hat bewiesen, daß
auch die Frage der Trennung der Kirche vom Staat nur mit
revolutionären Mitteln gelöst werden kann. Und in diesem
Staate werden wir hinausgehen in die Massen, wir werden hinaus
gehen unter die Proletarier des ganzen Staates, werden ihnen den
ganzen reaktionären, arbeiterfeindlichen Charakter der christlichsozialen
und agrarischen Politik aufzeigen und wir sind überzeugt,
daß der Augenblick nicht mehr ferne ist, wo diese Massen
sich nicht nur verstehen werden, sondern wo sie auch bereit sein
werden, unter den Fahnen der Sowjets den Kampf um die politische
Macht aufzunehmen. (Souhlas a potlesk komunistických
poslancù.)