Poslanecká sněmovna N. S. R. Č. 1921.

I. volební období.

2. zasedání.

Původní znění.

1933.

Interpellation

der Abgeordneten Karl Kreibich, Dr. Hahn und Genossen

an den Justizminister

wegen der Beschlagnahme der periodischen Druckschrift "Weckruf an das arbeitende Volk in Stadt und Land" in Reichenberg.

Am 1. März ist die erste Nummer einer periodischen Druckschrift unter dem Titel ťWeckruf an das arbeitende Volk in Stadt und LandŤ erschienen. Von dieser ersten Nummer verfiel die Hälfte des Textes der Beschlagnahme durch die Reichenberger Staatsanwaltschaft.

Vor allem wurden von dem Leitaufsatz ťMann der Arbeit, aufgewacht und erkenne deine Macht!Ť die Schlusszeilen beschlagnahmt, welche lauten:

ť... sondern dann wird der — Weckruf — den Weg weisen, wie ihr euch euerer Unterdrücker entledigen und die Herrschaft des arbeitenden Volkes in Stadt und Land aufrichten könnt. Die Herren Kapitalisten und die Herren Minister. und Abgeordneten werden wohl alles tun, damit ja der ťWeckrufŤ nicht gehört werde, sie werden ihn unterdrücken und ersticken wollen. Aber es wird ihnen nichts helfen. Immer von neuem, immer lauter und vernehmlicher wird er erschallen, immer besser werdet ihr ihn verstehen und imnier stärkeren Widerhall wird der bei euch finden. Die Ausbeuter fühlen, dass der Tag der Abrechnung herankommt. Dem arbeitenden Volk bringen wir aber eine frohe Botschaft. Wir wollen es wecken und es wird erwachen und sein Ruf wird gewaltig über die Welt hin schallen:

Nieder mit dem Staat der Ausbeuter und Wucherer!

Es lebe der freie Staat der Arbeiter und Bauern!

Zur Gänze verfiel der Beschlagnahme der folgende Aufsatz:

ťDie Bolschewiken kommen.

Dass es so nicht bleiben kann, Leute, wie es jetzt ist, das werdet ihr wohl alle eingehen. Alles so sündhaft teuer, dass es die armen Leute nicht kaufen können, wenig Arbeit in den Fabriken, dabei aber immer mehr Steuern und immer mehr Gaunereien in der Welt. Und wer soll es besser machen? Vielleicht die Christlichsozialen, die euch in den fürchterlichen Weltkrieg hineingehetzt haben, oder die Deutschnationalen, die dem blutigen Wilhelm und dem Massenmörder Hindenburg zujubelten und auch noch jetzt sich nichts besseres wünschen, als dass die alte Kaiserwirtschaft wieder kommen soll, damit das Volk alles noch einmal durchmachen müsste, was es in den letzten Jahren erlitten hat? Oder will's vielleicht der Bundder Landwirte besser machen, der die armen Häusler und Dienstboten und Ländarbeiter an die grossen Wucherbauern verkauft? Oder glaubt ihr, dass die Nationalsozialisten, die von den Fabrikantengeldern leben, euch helfen werden? Oder sollen es die Sozialdemokraten sein, die schon längst nimmer das sind, was sie einmal waren? Diese Sozialdemokraten, die als brave Beamte auf Ihren Sekretariaten sitzen, und als Abgeordnete mit dem Staat regieren und euch ausbeuten helfen und nur vor einem Furcht haben; dass Ihr euch selber rühren und euch selber helfen könntet! Also was soll denn eigentlich kommen, Leute, wie soll die verwirrte Zeit ihr Ende finden? Seht nach Osten, dorthin, wo die Sonne aufgeht, und ihr habt die richtige Antwort:

Die Bolschewiken werden kommen! Was, da wird dir angst und bang, du kleiner Häusler? Denn von den Bolschewiken haben sie dir viel gräuliche Dinge erzählt. Das sind Räuber und Mörder, Leute, die vor keinem Verbrechen zurückschrecken, die dir dein Eigentum wegnehmen und die Vielweiberei einführen wollen. Und sogar der arme Fabriksarbeiter erschrickt, wenn er von den Bolschewiken hört oder den Kommunisten — denn das ist ein und dasselbe — und glaubt, wie es die Herren Gewerkschaftssekretäre erzählein, das sind die Leute, welche die Arbeiterorganisationen zerstören wollen.

Aber sie lügen euch an, Bruder, und erzählen euch Räubergeschichten, damit ihr nicht sehen sollt, was die Bolschewikeneigentlich sind. Wenn ihr das richtig begreifen wurdet, dann wäret ihr alle Bolschewiken, dann wäret ihr alle Kommunisten und würdet mutig für euere Freiheit kämpfen.

Im weiten riesigen Russland, das werden euch alle Heimkehrer erzählen, herrschte einst der blutige Zar, sowie bei uns der blutige Karl und der blutige Wilhelm herrschten. Und als der lange Krieg das russische Volk zur Verzweiflung getrieben hatte, da verjagte es den Zaren und setzte an seine Stelle den Herrn Kerenski, sowie sie bei unsden Karl verjagten und an seine Stelle die Herren setzten, die uns noch jetzt regieren. Aber Kerenski führte den blutigen Krieg weiter, er schlug sich auf die Seite der Kapitalisten und unterdrückte das Arbeitervolk ebenso schlimm wie der Zar. Da gingen Leute unter das Volk, das waren die Bolschewiken, und sagten: ťEs hat keinen Wert, dass ihr den Zaren und seine Günstlinge. verjagt, habt, wenn ihr euch jetzt von? den Bankiers und Fabrikanten, von den Grossagrariern und Schiebern ausbeuten lasst Erhebet euch noch einmal!Ť Und das russische Volk begriff, dass die Bolschewiken die Wahrheit sagten, und erhob sich zum zweitenmal, Kerenski fiel und die Bolschewiken kamen an die Regierung. Sie machten sofort Frieden und verteilten das Land der grossen Herren an die armen Bauern und liessen die armen obdachlosen Proletarier in die Prunkwohnungen der Reichen und sprachen: Wer nicht arbeitet, soll nicht essen! Alles, was es in dem weiten Russland gab, alles Land und alle Fabriken und Bergwerke gehörten nun den Arbeitern und Bauern. Aber als die anderen Staaten, in denen der Geldsack noch regiert wie bei uns in der Tschechoslowakei dies sahen, da schlössen sie ein geheimes Bündnis gegen Russland und liessen nichts hinein und nichts herauskommen und Hessen auch keine wahre Nachrichten über das verbreiten, was in Russland vorging. Denn sie wussten wohl, wenn die russischen Arbeiter und Bauern ihren Staat in Ruheausbauen könnten und ihr die Wahrheit über Russland erfahren würdet, dann würdet auch ihr diesem Beispiel folgen und euere Ausbeuter verjagen. Drei Jahre lang führen schon die Kapitalisten der ganzen Welt den Krieg gegen das Russland der Bolschewiken mit allen Mitteln der Lüge und Grausamkeit. Aber die rote Armee der Arbeiter und Bauern hat bis her alle Angriffe siegreich abgeschlagen. Denn diese Tapferen, diese Helden für die Volkssache haben die Freiheit kennen geleimt und sie wollen lieber sterben, als sich noch einmal in das Joch des Kapitals beugen, in dem ihr Arbeiter und Bauern der Tschechoslowakei noch schmachtet. So herrlich ist die Freiheit und Gerechtigkeit, die der Kommunismus bringt, dass das russische Volk lieber alle Qualen des. Hungers und des Krieges erträgt, als dass es sich wieder in die alten Zustände zurückzwingen Hesse. Viele tausend Jahre haben die Grossen und Reichen in der Welt geherrscht und aus dem Schweiss der Armen ihre Schätze erworben. Die Bolschewiken aber haben zum erstenmale, seit die Welt steht, dem arbeitenden Volk die Herrschaft erkämpft. Das sollt ihr nicht erfahren, Arbeitsbrüder, das wollen euch die bürgerlichen und Sozialdemokraten nicht erkennen lassen. Wir Kommunisten aber sagen es euch, wir Kommunisten gehören zu euch. Wir wollen mit euch leiden und kämpfen bis zum Tag der Befreiung. Nicht eher wird es besser werdeť auch hier in der Tschoslowakei, als bis die Bolschewiken das Volk befreien werden. Bolschewik oder Kommunist, das ist kein Schimpfwort, das ist ein Ehrenname. Er bedeutet mutiger, treuer Kämpfer für die Sache des arbeitenden Volkes in Stadt und Land. Je schneller ihr das begreifen und danach handeln werdet, desto schneller werden die Bolschewiken, desto schneller wird der Tag euerer Befreiung kommen.Ť

Von einem anderen Aufsatz, mit der Überschrift ťDas arme LandvolkŤ wurde der folgende Schlussabsatz beschlagnahmt:

ťNur die faulenzenden Ausbeuter auf dem Lande haben den Kommunismus zu fürchten. Ihnen wird der Boden, den sie ja nie selber bearbeitet haben, ohne Entschädigung. weggenommen werden. Denn, wer nicht arbeitet, der soll nicht essen. Überlegt euch das alles genau und wenn ihr mehr darüber hören wollt, so schreibt nur. an den Weckruf in Reichenberg, der wird euch gern Auskunft über alles geben. Von jetzt ab soll es niemandem mehr gelingen, das arbeitende Volk in Stadt und Land zu entzweien. Unter der Fahne des Kommunismus werden sich die beiden zu gemeinsamen Kampfe zusamimenfinden.Ť

Beschlagnahmt wurde schliesslich sogar das Gedicht ťDer arme KonradŤ. Das ist das Lied der aufständischen Bauern aus dem Bauernkrieg des Jahres 1525, das ein deutsches Literaturdenkmal darstellt. Das Gedicht lautet:

Der arme Kunrad.

Ich bin der arme Kunrad,

und komm von nah und fern,

vom Hartematt, vom Hungerrain

mit Spiess und Morgenstern.

Ich will nicht länger sein der Knecht,

leibeigen, frönig, ohne Recht.

Ein gleich Gesetz das will ich han,

vom Fürsten bis zum Bauersmann.

Ich bim der arme Kunrad,

Spiess voran, drauf und dran!

Ich bin der arme Kunrad,

in Aberacht und Bann,

den Bundschuh trag ich auf der Stang,

hab Helm und Harnisch an,

Der Papst und Kaiser hört mich nicht,

ich halt nun selber das Gericht,

es geht an Schloss, Abtei und Stift,

nichts gilt als wie die heilige Schrift.

Ich bin der arme Kunrad,

Spiess voran,

drauf und dran!

Ich bin der arme Kunrad,

trag Pech in meiner Pfann,

Heijoh! Nun gehts mit Sens und Axt

an Pfaff und Edelmann.

Sie schlugen mich mit Prügeln platt

und machten mich mit Hunger satt,

Sie zogen mir die Haut vom Leib

und taten Schand an Kind und Weib.

Ich bin der arme Kunrad,

Spies voran,

drauf und dran!

Mit Rücksicht auf die ungerechtfertigte Beschlagnahme stellen wir an den Herrn Justizminister die Anfrage:

Was gedenkt der Herr Justizminister zu tun, um die Reichenberger Staatsanwaltschaft zu veranlassen, dass sie die Arbeiterpresse nicht mit solchen ungerechtfertigten Konfiskationen verfolgt?

Prag, am 4. März 1921.

Kreibich, Dr. Hahn,

Haken, Koutný, Merta, Houser, Mikulíček, Malá, Burian, Teska, Blažek, Kučera, Toužil, Rouček, Skaunicová, Tausik, Darula, Surányi, Warmbrunn, Skalák, Svetlík, Krejčí.

Poslanecká sněmovna N. S. R. Č. 1921.

I. volební období.

2. zasedání.

Překlad.

1933.

Interpelace

poslanců K. Kreibicha, Dra Hahna a druhů

ministru spravedlnosti

o zabavení periodického časopisu "Weckruf an das arbeitende Volk in Stadt und Land" v Liberci.

Dne 1. března vyšlo první číslo periodického časopisu s názvem. ťWeckruf an das arbeitende Volk in Stadt und LandŤ. Polovici textu tohoto prvního čísla státní zástupce v Liberci zabavil.

Především byly zabaveny poslední řádky z úvodníku ťMann der Arbeit, aufgewacht und erkenne deine MachtŤ, které zní:

(Viz ťPůvodní zněníŤ!)

Úplně zabaven byl tento článek:

(Viz ťPůvodní zněníŤ!)

Z jiného článku s nadpisem ťDas arme LandvolkŤ byl zabaven následující poslední odstavec:

(Viz ťPůvodní zněníŤ!)

Zabavena byla dokonce i báseň ťDer arme KonrádŤ. Jest to píseň vzbouřených sedláků ze selské války v roce 1525, jež jest německou literární památkou. Báseň zní:

(Viz ťPůvodní zněníŤ!)

Pro neoprávněné zabavení tážeme se pana ministra spravedlnosti:

Co zamýšlí pan ministr spravedlnosti učiniti, aby liberecké státní zastupitelství přiměl, by dělnický tisk nestíhalo takovými neoprávněnými konfiskacemi.

V Praze dne 4. března 1921.

Kreibich, Dr. Hahn,

Haken, Koutný, Merta, Houser, Mikulíček, Malá, Burian, Teska, Blažek, Kučera, Toužil, Rouček, Skaunicová, Tausik, Darula, Surányi, Warmbrunn, Skalák, Svetlík, Krejčí.

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