Ètvrtek 24. záøí 1925
Pøíloha k tìsnopisecké zprávì
o 364. schùzi poslanecké snìmovny Národního shromáždìní republiky Èeskoslovenské v Praze ve ètvrtek dne 24. záøí 1925.
Øeè posl. dr. Spiny (viz str. 627 tìsnopisecké zprávy):
Hohes Haus! Wir haben durch unsere Vorsprache beim Herrn Ministerpräsidenten, sowie beim Herrn Chef der Unterrichtsverwaltung, durch die Stimmen unserer Presse und durch die eindeutige Sprache unserer stürmischen Volksversammlungen die Regierung nicht im Zweifel darüber gelassen, daß sich unseres Volkes durch den letzten unerhörten Gewaltangriff auf unser Schulwesen, der unter der Maske von Ersparungen vorgenommen wurde, eine tatsächlich elementare Erbitterung bemächtigt hat. Hauptsächlich die Schulpolitik der Regierung hat es zustande gebracht, daß es heute unter uns Deutschen in Schulfragen keine Parteiunterschiede mehr gibt. Wir stehen, Freisinnige und Konservative, Sozialisten und Bürgerliche, Bauern, Bürger, Arbeiter Schulter an Schulter da und immer tiefer frißt sich auch in dem teilnahmslosesten Volksgenosse die Überzeugung, daß es sich bei diesem Leidensweg unseres Schulwesens seit dem Umsturz gar nicht mehr um einen etwaigen Ausgleich von Überbegünstigungen oder um Ersparungen handelt. Heute gibt es keinen deutschen Bezirk mehr, ja es gibt fast keine einzige deutsche Gemeinde, die es nicht verspüren würde, und heute sieht auch der einfache Mann aus dem Volke, weil er es eben an seinem eigenen Kinde spürt, nurmehr die Erschwerung der Bildungsmöglichkeiten seiner Kinder, die wirkliche Herabdrückung des Bildungsniveaus und er fürchtet für die Zukunft der so herangebildeten Kinder wegen ihrer geringeren Fähigkeit zur Konkurrenz im wirtschaftlichem Kampfe. Da er sehr oft auch Gelegenheit hat, das zweierlei Maß zu beobachten, mit dem dem deutschen und dem èechischen Schulwesen gemessen wird, so sieht er in diesen Aktionen ein System, eine Absicht, und daher diese elementare Erbitterung in den breiten Volksschichten, die ich nicht zu unterschätzen bitte. Die èechische Presse hat diese spontan hervorgebrochene Erbitterung wieder auf den beliebten Generalnenner des Querulantentums und auf die angebliche deutsche Unfähigkeit, innegehabte Positionen den veränderten Verhältnissen anpassen zu können, zu bringen geglaubt. Gut, wenn Sie es wollen: wir sind Querulanten, aber die Zahl dieser Querulanten beträgt heute 3 1/2 Millionen. Ich gebe zu, daß speziell der letzte Akt der Regierung auch èechische Querulanten geschaffen hat. Man hat ja dem èechischen Schulwesen bis zur letzten Abbauaktion nicht ein Härchen gekrümmt, wir wissen aber, wie die èechischen Körperschaften auf diese letzte angeblich notwendige Aktion reagiert haben.
Die Regierung ist angesichts dieser tiefen deutschen Bewegung sichtlich nervös geworden. Sie hat sich mit der Generalverteidigung in der èechischen Presse nicht begnügt. Gerade im jetzigen Augenblick ist ihr die Resonanz im Ausland unangenehm und so wurde denn, wie bei der letzten Debatte noch unter dem Schulregime Dr. Šrobárs, der ganze Apparat des Ministeriums, Landesschulräte u. s. w. aufgeboten, und wir haben vorgestern die Rede des Herrn Ministers Markoviè gehört. Darauf basiert diese Rede.
Die Ausführungen des Herrn Ministers befriedigen uns nicht. Sie können auch nicht, wie ich zeigen werde, uns vom Unrecht unseres Standpunkts überzeugen. Sie können nichts an der Überzeugung unseres Volkes ändern, daß ihm mit diesem enormen Abbau seines Elementarschulwesens das bitterste Unrecht geschieht, ein Unrecht, das weit hinausreicht über das Maß zulässiger Ersparungen, mögen sie auch durch eine gesunkene Kinderzahl motiviert sein. Denn diese Drosselungen drücken tatsächlich das bisherige Niveau unseres Schulwesens herab. Wir anerkennen gern den ruhigen sachlichen Ton der Ausführungen des Herrn Schulministers, wie wir denn überhaupt dem Herrn Minister Markoviè Streben nach Sachlichkeit nicht absprechen wollen. Wir können ihn heute nicht in jeder Einzelheit seines Brillantfeuerwerkes von Zahlen widerlegen, uns steht ja auch sein großer Apparat nicht zur Verfügung. Wir werden es tun, so weit unsere Mittel reichen. Wir müssen aber vor allem die Grundidee, die Grundprinzipien bekämpfen, von welchen seine Ausführungen sich haben leiten lassen.
Welche Methode hat der Herr Minister eingeschlagen? Er operiert mit Zahlen. Meine Herren, die Zahl ist das exakteste, was es gibt, und es schwebte dem Herrn Minister wohl der mephistophelische Ausspruch vor: "Mit Zahlen läßt sich trefflich streiten, mit Zahlen ein System bereiten, an Zahlen läßt sich’s trefflich glauben, von einer Zahl läßt sich kein Jota rauben." Aber, meine Herren, Zahlen bedeuten nichts, sie werden unexakt als Beweismaterial, das an und für sich exakt ist, wenn man ihrer Sprache eine gewollte Richtung gibt, wenn man durch sie nur das beweist, was man eben beweisen will, wenn man das begeht, was die Logik als den Fehler der petitio principii bezeichnet. Und von diesem Fehler können wir leider die Ausführungen des Herrn Ministers nicht freisprechen. Die Schulverwaltung will uns beweisen, daß uns kein Unrecht geschieht, daß wir trotz aller Schuldrosselungen mit unserem Schulwesen gut daran sind, daß wir besser daran sind wie früher, daß wir in einzelnen Fällen sogar besser daran sind als auf èechischer Seite. Da begeht der Herr Minister einen zweiten Fehler: Er beweist zu viel. Qui nimium probat, nihil probat. Wer zuviel beweist, beweist nichts.
Uns wird zum Vorwurf gemacht - und der Herr Minister folgt hier dem sonst sachlich urteilenden Artikel des "Právo Lidu" vom 5. Septemiber - daß wir Deutsche bei nseren Gegenaktionen immer nur mit der Zahl aufgelassener Schulklassen, immer nur mimit der Zahl der zur Verfügung gestellten Lehrkräfte rechnen, daß wir aber nicht die Zahl der Schulkinder, die auf deutscher und èechischer Seite einen so starken Rückgang aufweisen, berücksichtigen. Nun, meine Herren, meine nachfolgenden Ausführungen werden Ihnen beweisen, daß wir an diesem folgenschweren Problem der Abnahme der Population uns nicht vorbeidrücken. Aber es muß uns schon gestattet werden, gegen die Zahlen der offiziellen Berichterstattung unsere Zahlen zu setzen, und wenn die Unterrichtsverwaltung die ihr am beweiskräftigsten scheinenden Zahlen beibringt, so muß sie uns von unserem Standpunkt aus dasselbe gestatten. Aber ich kann dem Herrn Schulminister den Vorwurf nicht ersparen, daß, wenn er sich auf dieses Argument der Kinderabnahme stützt, er wiederum einzig nur die Zahlen sprechen läßt und nicht jene Momente berücksichtigt, die neben der Zahl mitlaufen. Das sind oft imponderable Momente, die auch von keinen Gendarmen erhoben werden können, die ja die Unterrichtsverwaltung bei der letzten Abbauaktion auch eingespannt hat. Ich meine, wenn bei einer Schulrestriktion die mechanische Zahl die formale Berechtigung gibt, so läuft aber nebenbei noch eine ganze Reihe von anderen Momenten, z. B. die ganz besonderen Verhältnisse des einzelnen Falles, weiterhin die Eigenart unseres deutschen Randgebietes, das ein hochentwickeltes Wirtschaftsgebiet ist. Verzeihen Sie, meine verehrten Herren, ein Volk, das einem so hoch entwickelten Wirtschaftsgebiete angehört, kommt mit einund zweiklassigen Volksschulen nicht aus, das braucht hochorganisierte Schulen, weil an die Leute, wenn sie einmal die Schule absolviert haben, sehr hohe Anforderungen gestellt werden. Der Bursch, der im Industriegebiet heranwächst, muß eine höhere Ausbildung haben, wenn er einmal konkurrenzfähig sein will. Insbesondere aber wurde nicht Rücksicht genommen auf die Psyche unserer Bevölkerung, die ja dem Trommelfeuer der Auflassungen schon seit Metelkas Zeiten ausgesetzt ist, die das zweierlei Maß, mit dem gemessen wird, sehr wohl bemerkt und der man es schon zugestehen muß, daß sie da ein bißchen empfindlich geworden ist. Ich kann Sie versichern: Nichts ruft eine solche Aufregung hervor, als wenn der ominöse Fragebogen des Landesschulrates kommt, weil man weiß, was diesem Fragebogen dann nachfolgen wird. Die Schulverwaltung ist aber leider ganz mechanisch vorgegangen. Wo die gewünschte Zahl wenigstens annähernd vorhanden war oder wo sie durch ein ausgeklügeltes System von Abstrichen - über die vielleicht ein anderer Kollege genauer sprechen wird - erreicht wurde, da sauste brutal das Beil herunter und das Resultat ist, daß heute fast jede dritte unserer Volksschulklassen der Vernichtung anheimgefallen ist, und das zweite Resultat - ein Beweis, daß das nicht richtig war - ist, daß schon in den ersten Wochen nach diesen Auflassungen und Sperrungen sich die Notwendigkeit von Wiederherstellungen ergeben hat.
Ein dritter großer Mangel ist, daß ein ganz wichtiger Posten gar nicht in Rechnung gezogen worden ist, und das ist das èechische Minderheitsschulwesen. Auf diese Sache werde ich in meinen Ausführungen noch zu sprechen kommen. (Výkøiky posl. Patzela.)
Es sei mir erlaubt, zunächst einige Fakta vorzuführen. Es ist Faktum, daß wir seit 1918 verloren haben an deutschen Klassen in Böhmen 2405, in Mähren 948, in Schlesien 265, im ganzen 3618. In Böhmen sind wir gesunken von 8473 deutschen Klassen des Jahres 1918 auf 6068 Klassen des Jahres 1925. Wir haben also einen Verlust von 28·4%. Meine Herren, jetzt schauen wir uns die Bezirke an! Ich bitte, wenn wir uns ausrechnen, daß der Bezirk Budweis 79% seiner Klassenanzahl verloren hat, der Bezirk Pilsen 72·5%, so ist das greulich. (Výkøiky posl. Kostky.) Man wird sagen, Budweis ist eine eigene Sache für sich, Pilsen sei nur eine Sprachzunge, eine Minorität. Gehen wir aber in das deutsche Gebiet! Gablonz hat 138 Klassen verloren, ist von 279 aus 141 Klassen gesunken, hat also 49·4% vverloren, Aussig 40·4%, Reichenberg Land 44·8 %, Reichenberg Stadt 40·2%. Und so könnte ich Ihnen über 20 deutsche Bezirke aufzählen, die mehr als 30 % ihrer Klassenanzahl verloren haben. Ja, meine Herren: Ich gebe den Geburtenrückgang zu, aber wo ist die Notwendigkeit gegeben zu solchen drakonischen Eingriffen? Wie sieht es auf èechischer Seite aus? Böhmen hatte im Jahre 1918 13.200 èechische Klassen; nach der jetzigen Redutierung hat es 12.565 Klassen. Wir haben also bei den èechischen Klassen in Böhmen einen Abbau von 635 Klassen. Aber jetzt kommt der Pferdefuß. Auch diese im Verhältnis zu dem Riesenverlust auf deutscher Seite bescheidene Restriktion von 635 èechischen Klassen ist nicht richtig. Denn wir haben heute in Böhmen nicht einen èechiischen Klassenstand von 12.565 Schulklassen, sondern einen viel höheren. Wir haben einen Klassenstand von mindestens 13.565 Schulklassen, nur wird der Stand offiziell nicht ausgewiesen. Ein sehr wichtiger Faktor ist nämlich wegeskamotiert worden, das sind die èechischen Minderheitsschulklassen, die auch von keinem Abbau betroffen werden. (Výkøiky posl. dr. Kafky.) Wir haben also an èechischen Klassen de fakto gegen 1918 in Böhmen einen Zuwachs von 2·8 % zu verzeichnen.
Meine Herren, die Behörden rechtfertigen diesen Abbau mit dem Herabsinken der Kinderzahl und mit dem dadurch hervorgerufenen geringeren Durchschnittsklassenbesuch. Wir kommen damit zu einem sehr ernsten Kapitel, das die beiden Völker dieses Staates betrifft, das nicht nur wirtschaftlich, son ern, wenn es fortschreitet, in Zukunft auch bezüglich der nationalen Siedlungen seinem Einfluß üben wird. Man nennt diesen Kinderrückgang eine Kriegs- und Nachkriegserscheinung. Das ist nicht ganz richtig. Er war schon vor dem Kriege da, wenn auch nicht in dem Ausmaße. Wir haben und hatten vor dem Kriege in Europa das geburtenreiche und natürlich anwachsende Rußland und das geburtenarme Frankreich; in der Mitte zwischen beiden in goldener Mittelstellung Deutschland mit einer erfreulichen natürlichen Population, die mit der gesunden Wirtschaftsentwicklung zusammen den Neid des durch krankhafte Erscheinungen bedrängten westlichen Nachbarn hervorgerufen hat, der zu einer der Hauptursachen des Weltkrieges geworden ist. Das sind die Millionen Deutsche, die es auf der Welt zuviel gibt. Im alten Österreich zeigten die Sudetenländer und Alpenländer zusammen einen eigentümlichen Gegensatz zu den Karpathenländern. Die Sudetenländer zeigten ein stärkeres Sinken der Geburtenziffer, einen geringeren Geburtenüberschuß, eine größere Abgabe der sogenannten Geburtsbevölkerung an das Umland und Ausland. Sie zeigten also im ganzen eine geringere Bevölkerungszunahme als die Karpathenländer. Ich hoffe, daß der Herr Gesundheitsminister in dem Exposé, durch das er den Ausführungen des Herrn Schulministers so den richtigen Hintergrund geben soll, auch diese Frage genau behandeln wird. Diese Verhältnisse sind durch die Kriegs- und Nachkriegsauswirkungen für die Sudetenländer noch ungemein verschlechtert worden. Ich teile vollständig die Skepsis, die der Herr Schulminister in dieser Frage ausgesprochen hat, daß wir keine allzugroßen Hoffnungen haben sollen auf jene Kinderzunahme, wie wir sie in der glücklicheren Vorkriegszeit hatten. Beide hier wohnenden Völker sind davon betroffen. Über die Gründe wäre sehr viel zu sagen. Ich möchte nur wünschen, daß uns wenigstens in diesem Punkte die französische Anlehnung nicht gar zu schädlich wird. Aber heute ist das Resultat leider das, daß der Storch sowohl im èechischen wie im deutschen Gebiet seine Schuldigkeit nicht tut. Und wenn bei der Eröffnung der prunkvollen Minderheitsschule in Friedland ein èechischer Redner seinen Mund vollgenommen hat und von dem schlechten Willen der deutschen Mütter gesprochen hat, so hat er sich wohl in der Adresse geirrt. Ich sage, beide Völker sind davon betroffen; denken Sie an die seinerzeitigen Untersuchungen unseres Prof. Rauchberg über diese Frage, die schon in der Vorkriegszeit großes Interesse erregt haben.
Das evidente Sinken der Kinderzahl zeigt sich in folgenden Erwägungen: Schon von 1905 bis 1918 hatten wir einen Rückgang der Schülerzahl in Böhmen um 62.000 Schüler. Von 1918 bis 1925 haben wir einen Rückgang von 363.000 Kindern, die Zahl, mit der der Herr Minister ja gestern operiert hat. Es kommt nun etwas ganz Interessantes. Wie hat sich beim Rückgang in den Jahren 1905 bis 1918 das alte Österreich verhalten, als da 62.000 Kinder weniger waren? Trotz dieser Kinderabnahme wurde in diesem Zeitraum die Klassenzahl von 17.000 im Jahre 1905 auf 21.723 im Jahre 1918 gesteigert, also um 4723 Klassen. Seit 1918 haben wir folgende Zustände in Böhmen - jetzt muß ich um Entschuldigung bitten, wenn ich ein bischen viel auch mit Zahlen manipuliere, aber es geht nicht anders: 1918 hatten wir in Böhmen 1,089.000 schulbesuchende Kinder in 21.723 Klassen, mit einem Klassendurchschnitt von 50. Am 1. Juli 1925 haben wir rund 726.000 Schulkinder in 20.233 Klassen mit einem Klassendurchschnitt von 36. Wir haben also ein Minus auf der ganzen Linie, wir haben 362.000 Schulkinder weniger, 1490 Klassen weniger und der Durchschnitt hat sich von 50 auf 36 ermäßigt, also um 14.
Darin liegt ein sehr schmerzliches und ein sehr erfreuliches Moment. Das sehr schmerzliche Moment, das ist der Kinderrückgang, das sehr erfreuliche ist der Rückgang des Klassendurchschnittes. Wie will man eine Schulrefo rm machen? In erster Linie, indem man den Klassendurchschnitt heruntersetzt. Je weniger Kinder eine Klasse besuchen, desto mehr lernen sie. Das alte österreichische Volksschulgesetz hatte für den Klassendurchschnitt die ungemein hohe Zahl von 80. Aber diese ungeheuere Zahl stammt aus dem Jahre 1869, damals stand unser Volksschulwesen in den Anfängen und damals bedeutete diese Zahl von 80 einen effektiven Fortschritt. Diese Zahl war übrigens - und die Herren aus èechischer Seite, die im alten Parlament in Wien waren, wissen es gut das ständige Kampfobjekt. Aber nie wurde sie von der alten österreichischen Schulverwaltung als Richtschnur für eine Klassenauflassung herangezogen. Wir haben auch hier im neuen Staat in dieser Beziehung noch eine bessere Vergangenheit gehabt. Der Motivenbericht des kleinen Schulgesetzes, der sich mit der Notwendigkeit der Herabsetzung der Höchstzahl der Kinder befaßt, stellt fest, daß die Überfüllung der Schulen die Hauptursache aller Mängel im Schulunterricht, in der Schulerziehung, in der Schulpflege wegen des Mangels an individueller Behandlung usw. ist. Wie schaut es in dieser Beziehung im Ausland aus? In Dänemark wurde schon im Jahre 1899 die gesetzlich zulässige Höchstzahl in einer städtischen Klasse mit 35, in einer Landgemeinde mit 37 festgesetzt, in London im Jahre 1898 in den obersten Klassen mit 45, auf der Mittelstufe mit 46, in der Unterstufe mit 50. In Bayern hat die einklassige Schule eine Höchstzahl von 50, die mehrklassige eine Höchstzahl von 60. Eine Besserung war im alten Österreich und auch bei uns im Jahre des kleinen Schulgesetzes 1922 aus finanziellen Gründen nicht möglich, weil eine Unzahl von Klassen hätte errichtet werden müssen.
In dieser Not half die Natur aus. Es trat der Kinderrückgang ein und dieser hatte die erfreuliche Wirkung, daß der Klassendurchschnitt automatisch sank, ohne daß dem Staate der geringste Mehraufwand auferlegt worden wäre. Es bahnte sich also von naturwegen eine ordentliche Schulreform an. Da müssen wir jetzt gegen die Schulverwaltung eine schwere Anklage erheben. Jede Schulverwaltung, die ein gewissenhaftes Interesse an einer Schulreform hat, hätte diesen Zustand zu einer Festlegung benützt, d. h. sie hätte die gesetzliche Höchstzahl den tatsächlichen Verhältnissen anpassen müssen. Warum hat das famose kleine Schulgesetz im Jahre 1922 die Kinderzahl nicht den damals bestehenden Verhältnissen angepaßt? Wohl wurde die Kinderzahl, die Durchschnittszahl, auf 60, als auf das Höchstmaß herabgesetzt, aber was nützt das, wenn durch einen fadenscheinigen Paragraphen bestimmt wird, daß diese Zahl höchstens bei Auflassungen zu berücksichtigen ist, sonst aber natürlich der behördlichen Willkür jede Möglichkeit frei bleibt? Man beruft sich darauf, daß für den Abbau ein Durchschnitt für uns von höchstens 40 maßgebend sei, also eine bedeutend kleinere Zahl als in der Vorkriegs zeit oder in den letzten Kriegsjahren, und man bezeichnet sogar die ganze Auflassungstätigkeit in diesem Sinne als ein reformatorisches Werk. Ja, aber ich frage: Was nützt uns denn die Zahl von 40, wenn uns daneben rund 4000 Klassen abgenommen werden, wenn heute Gemeinden, die vor kurz em noch eine dreiklassige Schule hatten, heute 40, 38, 42 Kinder in ihrer einzigen Klasse haben und wenn heute jeden Moment das Beil heruntersausen kann, das ihnen auch diese letzte Klasse nimmt? Was fangen wir mit dieem Höchstdurchschnitt von 40 praktisch an, den man uns bewilligt hat?
Schauen wir uns die Sache näher an! Im Jahre 1918 hatten wir einen Klassendurchschnitt von 50, im Jahre 1925 haben wir einen Klassendurchschnitt von 36. Im Jahre 1918 betrug das Höchstmaß einer Klasse 80 Schüler. Aber ist denn Höchstmaß und Klassendurchschnitt identisch? Bei Erreichung des Höchstmaßes von 80 wurde die Klasse geteilt und es entstanden zwei Klassen zu 40, bei 160 Schülern entstanden 3 Klassen etwa zu 53 usw. Wo gibt es eine Schulgemeinde, die ihre Lehrzimmer auf den Fassungsraum von 80 von vornherein eingerichtet hätte? Wo gibt es behördliche Verfügungen, die das bei einer Gemeinde anfordern? Tatsächlich war also schon im Jahre 1918 der Klassendurchschnitt nicht 80, sondern in Wirklichkeit etwa um 30 kleiner, als dieses gesetzliche Höchstmaß.
Heute ist das Höchtsmaß auch 80, abhr nach dem bekannten § 7, Absatz 2, beträgt die für einen effektive Bestand von Klassen erforderliche Zahl nur mehr 60. Es ist klar, daß auch die Durchschnittskinderzahl in einer Klasse geringer sein muß, als diese Höchstzahl. Die Durchschninittskinderzahl kann mit 36 bis 37 angesetzt werden. Wir haben also eine Differenz von 23 bis 24. Es ist also der jetzige Durchschnittskinderbesuch einer Klasse absolut nichts abnormal Niedriges. Das Herabsinken desselben unter das effektive Höchstmaß ist etwas Normales, etwas der Natur der Sache Entsprechendes, und das durfte nicht zum Abbau verwendet werden, vor allem nicht zu einem so enormen Abbau, wie wir ihn auf deutscher Seite sehen. (Pøedseda zvoní.)
Im Vergleiche zu anderen europäischen Kulturstaaten sind wir trotz des geringer gewordenen Durchschnittes inmer noch schlecht daran. Wenn dieses Höchstmaß in Dänemark 35 bis 37, in London 40 bis 50 beträgt, so ist doch die Durchschnittszahl auch geringer als dieses Höchstmaß. Es ist also die beliebte Behauptung falsch, daß sich unser Schulwesen, was die Zahl der Schulklassen und der Lehrer betrifft, auf europäischer Höhe befindet. Bei uns hat man im Gegenteil das ohne jede Mühe und ohne Aufwand fast erreichte Durchschnittsmaß durch die Abbaumaßnahmen, wieder in die Höhe getrieben. (Pøedseda zvoní. - Posl. inž. Jung: Aber, Herr Präsident, die Drosselung des Schulwesens genügt, die Redezeit braucht man doch nicht zu drosseln!)
Pøedseda (zvoní): Žádám o klid.
Posl. dr. Spina (pokraèuje): Maßgebend dafür sind Ersparungsmaßnahmen. Und da sage ich: Hier liegt die Sünde gegen den heiligen Geist, die begangen wurde. Welcher Kulturstaat spart an den elementaren Bildungsmöglichkeiten seiner Bewohner! Japan hat das Schulwesen aus seinem staatlichen Ersparungssplan ausgenommen. In Wien entfallen durchschnittlich auf eine Klasse 16 Kinder. An den Hoch schulen z. B. spart man in der armen österreichischen Republik durchaus nicht, ebensowenig in Deutschland. Und wo bei uns nicht gespart wird, das wissen wir schon. Ich meine, wenn ein Bruchteil von dem vielen Gelde, das heuer auf die Manöver verpulvert wurde, für das Schulwesen verwendet worden wäre, wäre uns diese Debatte wahrscheinlich erspart geblieben. Ich muß auf einen Satz aus dem Motivenberichte zu dem kleinen Schulgesetz verweisen und ich bitte den Herrn Minister, auf diesen Satz zu achten, nämlich "daß es gewiß nicht besonders begründet zu werden brauche, daß die überaus großen Vorteile, die aus der Herabsetzung der Kinderzahl folgen, bei weitem den Umstand aufwiegen, daß die öffentlichen Finanzen auf das aus dem vorübergehenden Rückgang der Zahl der Schulkinder erfließ ende Ersparnis verzichten sollen". Ja, meine Herren, welche Tartüfferie im Verhalten unserer Schulverwaltung, welcher Hohn auf diesen vor drei Jahren geschriebenen Satz, welche Wendung durch Gotte Fügung in den grundlegenden Ansichten unserer. Schulverwaltung während dieser drei Jahre, wenn die Schulverwaltung einer finanziellen Ersparnis zuliebe heute alle pädagogischen, didaktischen und humanen Rücksichten über Bord wirft!
Betrachten wir den Rückgang und die Durchschnittsmaße nach den beiden Nationalitäten: 1918 hatten wir bei den Èechen 674.000 Kinder, 13.250 Klassen und den Klassendurchschnitt von 50. Jetzt, 1925, haben wir bei den Èechen 482.000 Kinder, 13.499 Klassen, 35·6 Klassendurchschnitt. Bei den Deutschen: 1918 415.000 Kinder, 8.473 Klassen, 49 Klassendurchschnitt. Heute, 1925: 245.000 Kinder, 6.734 Klassen, 36·6 Klassendurchschnitt. Also: bei den Èechen ein Abgang von 192.000 Kindern und ein Zuwachs von 249 Klassen (Hört! Hört!). Bei den Deutschen ein Abgang von 170.000 Kindern, dafür aber auch einen Abgang von 1729 Klassen.
Nun zeigt sich eine sehr interessante Beobachtung. Bei den Deutschen erscheint auf den ersten Blick ein verhältnismäßig höherer Kinderabgang im Zeitraum von 1918 bis 1925, 170.000 Kinder gegen 192.000 bei den Èechen. Aber das ist nicht richtig. Der èechische Kinderrückgang ist erst in den letzten 4 Jahren ein bedeutend stärkerer geworden. Bis 1921 - das zeigt die Statistik - ist die èechische Kinderzahl gestiegen, bis auf 705.000, während die deutsche Kinderzahl schon in diesen Jahren auf 342.000 gesunken war. Es beträgt sonach der Verlust an Kindern in den letzten vier Jahren bei den Èechen 223.000, das ist 31%, bei den Deutschen 97.000, das ist 28%. Und gerade in diesen letzten vier Jahren, in der Zeit der sehr stark sinkenden deutschen Ziffern, haben wir die einschneidensten Restriktionen unseres Schulwesens. Es ist daher sonnenklar, daß den Deutschen mit ganz anderem Maße gemessen wurde als den Èechenl Trotz verhältnismäßig stärkeren Rückganges bei den Èechen, ein ständiger Zuwachs an Klassen, bei den Deutschen dieser ungeheuere Verlust.
Betrachten wir, um dieses ungeheuere Unrecht in das rechte Licht zu setzen, auch den Klassendurchschnitt vom nationalen Standpunkte aus, bei beiden Völkern. Seit dem Umsturz hören wir immer die Begründung, daß das deutsche Schulwesen mit Rücksicht auf den geringen Klassendurchschnitt überbegünstigt sei. Wir gehen dem gerechten Urteile nicht aus dem Wege und geben diesen Umstand für das Jahr 1918 zu. Aber wenn man auf èechischer Seite eine wirklich gerechte und humane Abhilfe gesucht hätte, hätte man zweierlei machen müssen, wogegen wir Deutschen nichts hätten einwenden können: Man hätte ruhig bei den Èechen eine Erweiterung der Klassenzahl vornehmen können, anderseits bei uns Deutschen eine vorsichtige und gerechte Verminderung. Darauf müssen wir Nachdruck legen. Gegen eine solche Ausgleichung hätte auch auf deutscher Seite, wenn sie nur mit der nötigen Delikatesse vorgenommen worden wäre, niemand etwas eingewendet, aber Vorsicht und die gebotene Schonung und Gerechtigkeit hätten da walten müssen. Was ist aber geschehen? Die Drosselung des deutschen Schulwesens wurde in einem so ungeheueren Ausmaße vorgenommen, daß heuer der Klassendurchschnittsbesuch bei den Deutschen größer ist als bei den Èechen.
Aber noch nicht genug: Ein Moment wird bei allen èechischen Berechnungen ausgeschaltet, das sind die Minderheitsschulen. Gut. Wenn das die Zeitungen tun, dann ist es Sache der Agitation. Wenn dies aber die Schulverwaltung tut, dann müssen wirden Vorwurf der Versäumnis der pflichtgemäßen Obsorge erheben. Das darf nicht geschehen. Warum tut man das?
Pøedseda (zvoní): Pana posl. dr. Spinu upozoròuji, že jeho øeènická lhùta uplynula. Žádám, aby spìl ke konci. (Posl. Patzel: Es handelt sich um eine Schuldebatte, um eine Kulturdebatte!)
Žádám pana kol. Patzela, aby zachoval klid.
Posl. dr. Spina (pokraèuje): Ich bitte noch um fünf Minuten, Herr Präsident!
Warum tut man das? Weil es in den Kram paßt und weil man sich geniert. Wir haben seit dem Jahr 1923 keine Spur einer Statistik über die Minderheitsschulen zu Gesicht bekommen. Warum tut man das? Meine Herren, rechnen wir jetzt, daß wir in Böhmen rund 1150 èechische Minderheitsschulklassen haben mit einer approximativen Kinderzahl von 28.000, so erhalten wir unter Hinzuzählung dieser Ziffern für die èechischen Schulen: 510.000 Kinder in 14.649 Klassen, 34·8 Klassendurchschnitt, bei den deutschen Kindern bleibt das Verhältnis so wie es war. Wenn gerecht vorgegangen würde, dann hätte das deutsche Schulwesen in bedeutend geringerem Maße zum Abbau herangezogen werden müssen. In Wirklichkeit sind aber in Böhmen 1031 èechische und 681 deutsche Klassen abgebaut worden. Eingerechnet die èechischen Minderheitsschulklassen gibt dies mit 1. September 1925 einen Stand von 13.618 èechischen Klassen mit einem Durchschnittsklassenbesuch von 37 Kindern, jedoch nur 6055 deutsche Klassen mit einem durchschnittlichen Besuch von 40 Kindern. Wenn aber 681 Deutsche und 1031 èechissche Klassen abgebaut wurden, so ist das ein ungerechter Abbauschlüssel. Das bedeutet bei den Deutschen 10·1% Abbau, bei den Èechen nur 7·6 %.
Und nun erinnere ich Sie an den letzten österreichischen Klassendurchschnitt; er betrug im Jahre 1918 50. Hätte man das Schulwesen auf diesen Stand bringen wollen, dann hätte man in Böhmen 3859 èechische und 1834 deutsche Klassen auflassen müssen, somit 67·8 Prozent bei den Èechen und 32·2% bei den Deutschen. In Wirklichkeit wurden aber aufgelassen: 39·7% bei den Deutschen und nur 60·8% bei den Èechen. Das bedeutet also gegen 1918 einen deutschen Verlust von 28·3 und einen èechischen Zuwachs von 2·7. So schaut die Sache in Wirklichkeit aus.
Daraus ergibt sich, daß das Niveau des èechischen Schulwesens sowohl hinsichtlich des Klassendurchschnittes als auch der Klassenzahl bedeutend höher ist als im Jahre 1918, daß das deutsche Niveau aber ungeheuer gesunken ist, so daß tatsächlich die Behauptung zu Recht besteht, daß wir in unserem Schulwesen um eine geraume Anzahl von Jahren zurückgeworfen wurden. Für dieses Vorgehen gibt es nur eine Bezeichnung: Drosselung. Verlangen Sie nicht von uns, daß wir bei dieser schmerzlichen Zurücksetzung unseres Schulwesens uns von den Zahlen des Herrn Ministers überzeugen lassen.
Es wäre noch viel andereszu erwägen. Ich überlasse das dem kommenden Redner und schließe mit folgendem: Sie begreifen vielleicht, das ist keine Übertreibung, die dumpfe Verzweiflung, die sich breiter deutscher Volksschichten heute wegen des Schulwesens bemächtigt. Eine Erbitterung und eine Gegnerschaft gegen das Regime ensteht, und wennn diese Gegnerschaft gegen das Regime in eine Gegnerschaft gegen den Staat zu verschwimmen beginnt, dann ist es nicht die Schuld der deutschen Bevölkerung. Die Revisionen, die auf Grund unserer mit leidenschaftsloser Beharrlichkeit geführten Verhandlungen zugesagt wurden, sind nur ein formales Zugeständnis, die einzelnen Revozierungen sind nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Wir verlangen von der Schulverwaltung, damit wir über die ärgsten Nachwirkungen der Drosselungen hinwegkommen, daß sie den Gemeinden, Vereinen und Einzelpersonen, die sich dazu bereit erklären, die Sorge für die Wiederherstellung des vernichteten Schulwesens überlassen. Ich bedauere, daß der Herr Minister vorgestern sich auf den Standpunkt der geltenden Vorschriften bezüglich der Privatschulen gestellt hat. Wir verlangen die Selbsthilfe, sie ist notwendig; sonst müssen wir annehmen, daß es sich tatsächlich nicht um Ersparungsmaßnahmen handelt, sondern einzig um die Herabdrückung des deutschen Schulwesens. Wir fordern diese Selbsthilfe als Anfang unserer kulturellen Selbstverwaltung. Und dann erinnere ich daran: Was in Esthland möglich ist, muß doch auch bei uns möglich sein, und wenn in Dänemark den Eltern die Bestimmung darüber überlassen wird, was sie mit den Kindern anfangen, in welche Schulen sie sie schicken wollen, muß das bei einigem gutem Willen auch bei uns möglich sein.
Ich möchte weiter die Schulverwaltung dringend ersuchen, vom Schulwesen alle nichtamtlichen Einflüsse fernzuhalten, besonders die amtlichen entscheidenden Stellen, wie Landesschulrat und Sektionen des Ministeriums zu schützen vor dem übermächtigen Einfluß nationaler Kampfvereine. (Souhlas na levici.) Wir haben dem Herrn Minister in unserer Aussprache vom 3. September darüber ausreichend Material gegeben. Wir fordern von der Schulverwaltung weiterhin, sie möge auf die Reinheit im Schulwesen achten, namentlich gewisse Praktiken unmöglich machen, die ungerechten Verfolgungen und namentlich die Denuntiationen gegen deutsche Lehrer, wenn sie wagen, das zu tun, was die èechischen Lehrer ohne weiters dürfen, nämlich ihre Volkszugehörigkeit zu bekennen. Wir erleben jetzt gerade in Iglau einen solchen Fall. Dort wird eine Hochverratsaffäre konstruiert, aus der wiederum eine Blamage werden wird.
Wir bitten weiterhin, der Herr Schulminister möge die Frage unserer stellenlos gewordenen Lehrer besonders an sein Herz nehmen. Er hat uns diesb ezüglich bei unserer letzten Vorsprache leider keine exakten Zusagen gemacht. Das ist eine Frage von eminent sozialer Bedeutung.
Ich sage es noch einmal: die Äußerungen und Erklärungen des Herrn Schulmilnisters haben uns nicht befriedigt, im Gegenteil, sie bekräftigen uns in der Abwehr gegen das unserem deutschen Volk und seiner Kultur tatsächlich angetane schwere Unrecht. Unsere Pflicht ist es, von dieser Stelle aus unser Volk zu grüßen und ihm dafür zu danken, daß es die geistige Höhe aufbringt, daß ihm kultureller Verlust höher steht als der materielle Verlust, daß auch die Kriegsanleihefrage nicht imstande war, eine solche Bewegung hervorzurufen, wie es jetzt die Frage der Schulen verursacht. (Potlesk na levici.) Ich grüße von dieser Stelle auch unsere deutschbewußten Lehrer, um deren Schicksal wir uns kümmern werden. Und wir grüßen von dieser Stelle auch die Hoffnung unserer Zukunft, unsere Kinder, die die trüben Erfahrungen, die sie bereits im zarten Alter mit den Klassenauflassungen machen müssen, in ihrer Zugehörigkeit zu ihrem Volkstum stärken mögen!
Erlauben Sie mir, meine sehr verehrten Damen und Herren, daß ich auch den Herren von der Koalitionsseite drei Sprüchlein mit auf den Weg gebe. Zunächst den Ausspruch eines gescheiten Menschen, der sich mit dem Problem des kleinen Volkes beschäftigt hat. Auch die Èechen weisen darauf hin, daß sie ein kleines Volk sind! Dieser Mann sagt: "Lächerlich ist die Großmannssucht der kleinen Völker, aber heilig ist ihr Wurzeltrieb zum Licht, der Begriff "kleines Volk" entwertet nicht, wenn er nicht mit der blöden Verehrung der Zahl verbunden wird. Und ein kleines Volk kann, wenn es zur Größe gelangen will, nichts törichteres tun, als sich Zahlengleichheit oder Zahlenüberlegenheit zurechtzuschwindeln. Der vornehmste Weg kleiner Völker zu jeder Art Ziel ist Intensität, nicht Expansion." Diesen letzteren Satz bitte ich den Herrn Schulminister auch seinen Beamten vorzuhalten.
Und nun, meine Herren, drei Aussprüche eines weisen Mannes. Der erste lautet: "Die deutsche Minderheit, welche drei Millionen zählt, also größer ist als die Bevölkerung von 11 verschiedenen selbständigen Staaten Europas, hat ein Recht auf nationale Freiheit." Meine Herren! Zu dieser nationalen Freiheit gehört vor allem unser höchstes Ziel, unsere kulturelle Selbstverwaltung. Der zweite Ausspruch desselben weisen Mannes: "Sich mit dem Eisen verteidigen ist etwas ganz anderes, als Gewalt üben. Jede Tat wird nach der Absicht beurteilt, aus der sie quillt, und es ist daher klar, daß, wer sich verteidigt, etwas ganz anderes will, als der, welcher positiv vergewaltigt. Ein rechtschaffener Mensch ist niemals im Zweifel, wann er sich nur verteidigt und wann er Gewalt anwendet." Und der letzte Spruch: "Es ist das erste Erfordernis der Menschlichkeit, die erste Norm der Soziologie, daß ein jeder die Möglichkeit habe, sich zu bilden. Wer einem Einzelnen oder einem Volke im Streben nach Bildung in den Weg tritt, begeht eine Todsünde. Das Recht, sich zu bilden, hat jeder Mensch, genau so wie das Recht zu leben." Herr Schulminister, ich bitte Sie, diesen dritten Satz des Präsidenten Masaryk in sämtlichen Amtsstuben Ihres Ressorts anbringen zu lassen. (Souhlas a potlesk na levici.)