Ètvrtek 2. prosince 1920

Wir haben gegen dem Jammer dieses Schulwesens anzukämpfen gesucht dadurch, daß wir Ihnen eine Fülle von Anträgen vorlegen.

Es ist unmöglich in der kurzen Spanne Zeit auch nur das Wichtigste herauszugreifen, ich muß mich darauf beschränken, den einen oder anderen dieser Anträge einer Besprechung zu unterziehen. Und da möchte ich zunächst auf den Antrag verweisen, der die Kohlenzuweisung an die Gemeinden in solch' ausreichendem Maße verlangt, daß es möglich ist zu verhüten, daß der Kälte wegen im Winter in vielen Schulen der Unterricht eingestellt werden muß. Wir fordern gleichzeitig die Befreiung dieser Kohle von der Kohlensteuer und der Transportsteuer. Ich bitte nicht zu vergessen, welche Erfahrungen wir hinter uns haben, daß wir auch in früheren Wintern die schlimmsten Erfahrungen mit der Belieferung unserer Schulen mit Kohle gemacht haben, daß wir nicht sicher sind, daß neuerliche Transportschwierigkeiten dazu beitragen, die rechtzeitige Kohlenversorgung der Schulen zu behindern. Die Folge wäre dann notwendigerweise die Einführung von Kälteferien. Dagegen müssen wir uns wehren, solange es Zeit ist. Ich bitte Sie, immer im Auge zu behalten, wie rückständig und armselig unser Volksschulwesen an und für sich ist. Wir haben eine Unmenge ein- und zweiklassiger Volksschulen, wir haben an einer großen Zahl von Schulen Halbtagsunterricht, wir leiden unter einer maßlosen Überfüllung der Klassen. Es ist selbstverständlich, daß alle diese Momente dazu beitragen, den Erfolg des Unterrichtes und der Schulerziehung in verhängnisvollster Weise in Frage zu stellen, den Erfolg herabzudrükken. Da dürfen wir nicht dazu beitragen, daß durch neuerliche Ferien, die wir durch die Annahme unseres Antrages verhüten können, das tatsächliche Ergebnis des Schulunterrichtes und der Schulerziehung noch weiter herabgemindert werde. Vergessen Sie nicht, daß es sich da vor allem um jene Schulen in den weit abgelegenen Gebirgsdörfern handelt, die auch im letzten Winter in der furchtbarsten Weise darunter gelitten haben, daß nicht rechtzeitig genügend Kohle zugeführt worden ist, vergessen Sie nicht, daß in diesen Zeiten der Not und des unerhörten Jammers die Eltern sehr vieler Kinder nicht imstande sind, die Kinder mit ausreichender Kleidung zu versehen, vergessen Sie nicht, daß Tausende und Abertausende armer Kinder mit knurrendem Magen zur Schule gehen, daß sie die Schule besuchen müssen, ohne die Möglichkeit einer Sättigung zu haben. Sie alle sind verantwortlich dafür, daß das Äußerste geschehe, um zu verhüten, daß arme Kriegskinder, Proletarierkinder nunmehr auch noch der Gelegenheit beraubt werden, wenigstens einige Stunden des Tages im geheizten Zimmer zu verweilen. Vergessen Sie nicht, daß die Verantwortung Sie mit voller Wucht treffen würde, wenn das ohnehin armselig entwickelte Volksschulwesen noch verschlimmert würde durch unsere Schuld, die darin bestünde, daß wir nicht rechtzeitig die Möglichkeit geschaffen haben, die Schulklassen zu beheizen. Der Antrag, den wir Ihnen unterbreiten, ist akzeptabel, muß durchführbar sein, und ist durchführbar. Heute schon sind viele Gemeinden in der ernstesten Sorge wegen Beschaffung dieser Kohle und sie rühren sich und regen sich und fordern von uns Abhilfe. Hilfe ist notwendig und soll sie wirksam sein, dann muß sie schnell erfolgen.

Wir stehen knapp vor dem Winter, wir haben keine Zeit zu versäumen. Man sage nicht, es sei unmöglich, dem Antrag zu entsprechen, man sage nicht, daß es an Kohlen, an Betriebsmitteln fehle. Wenn es möglich ist, die erforderlichen Kohlenmengen aufzubringen, um unsere Kinos zu versehen und die Tanzsäle zu heizen, wenn es möglich ist, Nachtlokale für verschiedene Schieber zu beheizen, darf es keine Frage sein, daß auch für die Schulen, insbesondere für die Dorfschulen draußen Kohlen zur Verfügung stehen. Es müßte als Schande empfunden werden für den gesamten Staat und vor allem für das Parlament, dem diese Frage zur Entscheidung vorliegt, wenn es zu dieser Not wirklich käme. Ich möchte die Partei sehen, die den Mut aufbringen könnte, gegen unseren Antrag zu stimmen.

Nur einige wenige Worte wenigstens zu einem anderen für uns prinzipiell hoch bedeutsamen Antrag. Wir verlangen, daß das Schulverfassungsgesetz eine Abänderung erfahre in dem Sinne einer Trennung der Kirche und der Schule. Nach der Auffassung der Sozialdemokratie ist die Religion Privatsache. Wir stehen selbstverständlich auch auf dem Standpunkte, daß der Unterricht in Religion eine private Angelegenheit der einzelnen Religionsgenossenschaften bzw. der Angehörigen dieser Religionsgenossenschaften ist. Den Staat hat die Sache nicht zu kümmern, er hat weder das Recht, irgend eine Religionsgesellschaft zu hindern, Religionsunterricht zu erteilen, noch hat er das Recht, die Kinder irgend welcher Familien zu zwingen, an dem Religionsunterricht teilzunehmen. Er hat nicht das Recht, die Schule für solche Zwecke zur Verfügung zu stellen. Denn der Religionsunterricht ist nicht Sache des Staates. Die Schule ist durchaus eine staatliche Angelegenheit, die loszulösen ist von dem Interesse der Kirche und die Kirche selbst hat sich zu kümmern, wenn sie Religionsunterricht erteilen will. Nicht der Staat ist dazu da, den Büttel und Zutreiber irgend einer Religionsgenossenschaft zu bilden. Das, was die Schule gewähren soll, ist die Heranziehung tüchtiger brauchbarer Menschen für das praktische, für das irdische Leben. Wer eine andere Erziehung außerdem wünscht, dem muß und kann es unbenommen bleiben. Man berufe sich nicht auf den alten Grundsatz des österreichischen Reichsvolksschulgesetzes, das ausgesprochen hat, daß die sittlichreligiöse Erziehung unerläßlich sei, ein Grundpfeiler des ganzen Erziehungsideals.

Verehrte Herren! Man mag und kann darüber sehr verschieden denken, inwieweit die religiöse Erziehung im landläufigen Sinne auch eine sittliche Erziehung ist. Nach meiner Auffassung hat es mit wahrer Sittlichkeit gar nichts zu tun, wenn man das Denken darauf einstellt, das Gute müsse geschehen, weil es belohnt wird, das Schlechte müsse gemieden werden, weil Strafe dafür droht. Das ist keine Sittlichkeit, das ist krasser Egoismus, und die Erziehung der Menschen leidet deshalb nicht, wenn solche Grundsätze in der Schule nicht verfochten, in unsere Erziehung nicht eingeführt werden. Das, was die Schule den Kindern zu vermitteln hat, das ist vor allem das praktische, das reale Wissen, das sie für das Leben brauchen, nicht die Mythe, nicht irgend welche Glaubenssätze, die von den einen hochgehalten, wertgehalten, von den anderen verworfen werden. Die Schule hat anzuleiten zu selbständigem Denken, hat den Forschertrieb in den Gehirnen lebendig zu machen, während die Kirche jeden Zweifel, jedes Forschen als Sünde verpönt. Wir können nicht wünschen und müssen uns dagegen zur Wehre setzen, daß der jetzige Zustand dauernd aufrecht erhalten bleibt. Wir wollen nicht, daß die religiösen Gegensätze schon den Kindern sichtbar und fühlbar werden, daß die Unduldsamkeit sich breit macht, daß die Überhebung der einen über die anderen schon in der Schule beginnt. Wir wollen, daß die Kinder erzogen werden im Geiste der Toleranz, der Duldsamkeit, des gegenseitigen Verstehens. Es ist auch nicht gut und nicht nützlich nach unserer Auffassung, wenn man die jugendlichen Gehirne vollpfroft mit allerlei unverstandenen Dingen, die diese Gehirne zu fassen nicht vermögen. Das ist eine Verschwendung an Zeit, die unendlich nützlicher verwendet werden könnte, wenn man das viele, das wir heute in den Schulen vermissen, endlich in den Schulen zum Vortrage bringen, lehren würde. Wir haben auch nichts davon und man erhöht nicht die Sittlichkeit durch Lippenfrömmigkeit, die das Herz völlig kalt läßt, man erzieht, man veredelt den Charakter dadurch nicht, man verdirbt ihn höchstens. Wir sind auch nicht Freunde des Religionsunterrichtes in den Schulen, weil wir den Geist der Lebensverneinung nicht lieben, der der Lehre der Kirche zu eigen ist. Wir wünschen lebensfrohe starke Menschen, die nach dem Worte Goethes "geschaffen sind, zu leiden, zu weinen, zu genießen und zu freuen sich," ganze, volle Menschen, die imstande sind, ihr Schicksal selbst zu beeinflussen und selbst zu gestalten. Die Kirche hat in ihrer ganzen Geschichte sich erwiesen als ein willfähriges Werkzeug, als ein willfähriges Herrschaftsinstrument der jeweilig herrschenden Klasse. Immer hat sie im Dienste der Besitzenden gewirkt, immer stand sie auf Seite der Unterdrücker der Menschheit und immer, noch heute, so wie vor 1 1/2 Jahrtausenden, ist ihr der Grundsatz eigen, wirkt sie im Sinne jener Auffassung, die ein deutscher Bischof vertreten hat und die gipfelt in dem Grundsatz: Wer Knecht ist, soll auch Knecht bleiben.

Denn das ist eine Auffassung, die den Besitzklassen, den Privilegierten außerordentlich angenehm sein muß, gegen die wir uns aber zur Wehre setzen müssen, wir, die Vertreter der Ausgebeuteten, des Proletariats. Die Kirche hat bisher auch die Schule dazu benützt, um die Jugend in dem Geiste zu erziehen, wie er den Herrschenden angenehm ist. Sie ist immer ein Bollwerk gewesen gegen den Ansturm der Hungerleider und hat sich immer gestellt gegen die, die schwach waren und die ihre Hoffnung auf sich selber setzen müssen. Wir wünschten auch, daß die Trennung von Schule und Kirche vollzogen wird, weil wir allzu schlechte Erfahrungen gemacht haben mit den Auffassungen, die so oft die Vertreter der religiösen Genossenschaften in der Schule verbreiten. Die Schule ist oft zum Tummelplatz der unerhörtesten demagogischen, politischen Hetze geworden, man hat den Religionsunterricht mißbraucht, um gegen politische Auffassungen, insbesondere gegen die Sozialdemokraten in der unerhörtesten Weise zu Felde zu ziehen. Die Schule ist uns zu gut, um sie zu solchen Dingen mißbrauchen zu lassen. Und darum wehren wir uns dagegen. Wir wollen nicht, daß die Schule dazu verwendet werde Knechteseelen zu erziehen, die im Geiste der Demut aufwachsen, wir wollen, daß die Schule beitrage, aufrechte Menschen zu gestalten, die sich nicht treten lassen und die sich wehren, wenn man sie tritt. Wir wollen nicht, daß die Schule Fatalisten erziehe, wir wollen, daß sie Menschen heranbildet, die die Kraft und den Willen und die Entschlossenheit haben, die Gestaltung ihres Schicksals selbst in die Hand zu nehmen. Wir wollen nicht, daß jener Geist gelehrt werde, der da den Menschen predigt, stillschweigend, unwidersprochen Unrecht zu dulden in der Hoffnung auf irgendwelche Entschädigung, die später kommen soll. Wir wollen, daß die Menschen, die heranwachsen, das Unrecht hassen, daß sie sich gegen das Unrecht zur Wehr setzen, daß sie dagegen ankämpfen, daß das Unrecht das Recht verdrängt. Wir wollen auch nicht, daß die heranwachsende Generation erzogen werde in der Auffassung, daß man wehrlos irgendeinem Verhängnis gegenübersteht, daß alle Hilfe von Stellen kommt, die außerhalb unseres Machtbereiches liegen. Selbstverständlich wollen wir in die Herzen und Gehirne das Bewußtsein pflanzen, darin erwecken und lebendig erhalten, daß das Vertrauen auf die eigene Kraft notwendig ist vor allem für die Unterdrückten der Menschheit. Nicht Duckmäuser, nicht Heuchler wollen wir erziehen, sondern stolze Menschen, Bekenner der Wahrheit. Aus diesen Gründen stellen wir unsere Anträge. Sie, meine Herren von den Mehrheitsparteien, verkünden ja bei jeder Gelegenheit, daß Sie die Absicht haben, die Trennung der Kirche vom Staate durchzuführen, was Sie freilich nicht hindert in das Budget eine Post von 50 Millionen Kronen für Kultuszwecke einzustellen und was Sie wohl auch nicht hindern wird, diese 50 Millionen für Kultuszwecke auch pünktlich zu bewilligen.

Die Ankündigung der Trennung der Kirche vom Staate hat Sie auch nicht gehindert, jene Resolution zu beschließen, die der Geistlichkeit die Kongrua bewilligt, ein Vorgeschmack dessen, was wir erwarten können. Es zeigt das den Unernst, der in diesen Fragen zutage tritt. Es ist ein seltsamer Freisinn, der den Geist der Finsternis fördert und honoriert. Wenn Sie ernst machen wollen mit dem Gedanken der Trennung der Kirche vom Staate, so ist die logische Folge auch die Trennung von Kirche und Schule. Brechen Sie die Fessel, die heute um die Schule gelegt ist, schaffen Sie wirklich freie Bahn allein dem Wissen. Die Sache des Glaubens ist Sache des Herzens und ist auch Sache des Einzelnen. Der Staat und die Schule kann damit nichts zu tun haben und darum stimmen Sie zu, daß das Schulverfassungsgesetz die erlangte Abänderung erfahre.

Und einige Worte noch zu einem dritten Antrag. Wir legen Ihnen einen Antrag vor, der die Schulautonomie fordert. Er verlangt, daß jede Nation ihre Schule selbst verwalten kann, daß jede Nation ihre eigenen Schulbehörden besitzt, sich ihre eigenen Schulbehörden einsetzt. Man wird, selbst, wenn man nicht prinzipiell auf dem Standpunkt einer solchen Regelung der Frage stände, durch die Erfahrungen dazu gedrängt, ein solches Verlangen hier vorzutragen und in Anträgen niederzulegen, durch die Erfahrungen, die wir Deutsche in diesem Staate mit den Schulbehörden gemacht haben und die oft genug besprochen worden sind. Dieser Geist der Zerstörung des deutschen Schulwesens, der die Mehrheitsnation beherrscht, dieser Geist des Siegerübermutes - ich kann es gar nicht anders sagen - fordert heraus zu einer vernünftigen Abwehraktion. Wir können nicht vernünftiger handeln, als indem wir sagen, jede Nation kümmere sich selbst um die Schulen, die sie braucht, ohne von der anderen gestört zu werden. Ja, wir haben gelegentlich der Beratung der Budgetpost über das Schulwesen im Budgetausschuß gehört, wie der Unterrichtsminister diesen Sturmlauf gegen die deutschen Schulen in diesem Staate, die Sperrung und Auflassung von soviel Schulklassen begründete.

Der Herr Unterrichtsminister hat erklärt, im alten Österreich seien verhältnismäßig zu wenig èechische Schulen errichtet worden, es sei unerläßlich, neue èechische Schulen zu errichten, das erfordere Geld, das Geld sei nicht vorhanden und, um es zu bekommen, bleibe also nichts anderes übrig, als deutsche Schulen zu sperren. Das heißt also, es wird der Grundsatz aufgestellt: Man nimmt dem einen, um dem anderen zu geben, man nimmt dem Schwachen, um dem Starken zu geben. Man statuiert und richtet einfach das Recht des Starken auf, man kehrt sozusagen zum Grundsatz des Faustrechtes zurück. Wer die Macht hat, dem anderen zu nehmen, der nehme. Das ist die Maxime, die uns der Herr Unterrichtsminister, der leitende Mann unseres ganzen Erziehungswesens, mit auf den Weg gibt. Ich muß sagen, Herr Unterrichtsminister, an Ihrer Stelle brächte ich den Mut nicht auf, einen solchen Raub in solcher Weise zu vertreten und zu verteidigen! Es ist wahr, auch im alten Österreich ist am Schulwesen und ist - ich spreche es klar aus durch die Schuld der deutschbürgerlichen Parteien vielfach am Schulwesen der Èechen gesündigt worden. Das soll ohne weiters zugegeben werden. Wir haben es nie gutgeheißen, wir haben uns jedesmal dagegen gewendet.

Aber man sollte meinen, daß doch in der Tat, wenn Unrecht geschehen ist, der logische Schluß daraus gezogen werden müßte, nun werde im neuen Staat alles verhütet werden, was im alten Staat zur Verschärfung der Gegensätze und letzten Endes zur Katastrophe geführt hat. Würde man einige Logik kennen, würde man lernen aus der Geschichte, so würden die heute herrschenden Parteien in diesem Staate sich hüten, das törichte Beispiel der deutschbürgerlichen Parteien im alten Österreich nachzuahmen. Aber es scheint das Verhängnis des Nationalismus überhaupt zu sein, daß mit ihm jede Logik absolut unvereinbar ist. Und so machen es denn heute die herrschenden èechischen Parteien genau so töricht, genau se aufreizend und mehr noch, als es durch die Deutschen im alten Osterreich geübt wurde. Gewalt war es damals und heute übt man wieder Gewalt. Allerdings sind wir es heute, die der leidende Teil bei der ganzen Sache sind. Um Klarheit zu schaffen, in welchem Umfang und Ausmaß das deutsche Schulwesen bereits seit Bestand dieser Republik gedrosselt und gewürgt worden ist, haben wir einen Antrag eingebracht, welcher verlangt, daß das Unterrichtministerium ziffernmäßig das Parlament darüber unterrichte, wieviel Schulklassen gesperrt worden sind, warum diese Sperrung erfolgte, daß man uns genau begründetes Material an die Hand gebe. Wir werden sehen, ob der Antrag Ihre Zustimmung findet. Ich möchte aber schon sagen, selbst wenn der Antrag abgelehnt würde, wäre es wohl eine moralische Verplichtung der Unterrichtsverwaltung, endlich einmal wirklich diese Ziffern aufzuzeigen, um Klarheit zu schaffen. Wenn man ein gutes Gewissen hat, wenn man diese Schulsperrungen wirklich mit gutem Recht vertritt, dann braucht man sich nicht zu fürchten, dann heraus mit diesem Material, um zu zeigen, wie die Sache steht! Ich weiß nicht, ob der Antrag zur Annahme gelangt. Ich meine aber, es kann keine Nation in diesem Staate vorhanden sein, die irgend einen Grund haben könnte, den Antrag auf Schulautonomie abzulehnen, wie dieser unser prinzipiell so wichtige Antrag es verlangt. Wenn Sie dem Antrage zustimmen, werden Sie einen argen Konfliktsstoff beseitigen. Es sind gerade in den letzten Tagen außerordentlich starke Bemühungen im Gange, die Rechte und Linke dieses Hauses in ein anderes Verhältnis zu bringen. Wenn Sie diese Annäherung ernsthaft wollen, können Sie keinen besseren Anfang machen, als wenn Sie dem Antrag auf Schulautonomie zustimmen. Die Drosselung des Schulwesens bedeutet aber, daß Sie die Leidenschaften entfachen und aufpeitschen, gerade in einer Sache, wo die Völker - Sie und wir - am allerempfindlichsten sind. Gerade die Vorgänge in Eger und Prag, diese Stürme auf die Schulen zeigen uns den Weg, den wir gehen müssen. Jeder ernste Mensch wird es gleicherweise als Schande empfinden, daß in Eger ein Angriff auf die èechische Schule ausgeübt wurde, ebenso wie er Scham empfinden wird, weil die Vorgänge in Prag, wo es sich allerdings um größere Exzesse handelt, schließlich auch an den Schulen ausgetragen worden sind. Unser Antrag will nicht mehr, als daß jede Nation ihr Schulwesen sich selber einrichte, sich selber bezahle, sich selber betreue und verwalte, wir wollen, daß jede Nation sich in dieser Beziehung auf die eigene Kraft verlasse, ihren eigenen Willen durchführe. Und wenn Sie das tun, wird keine der Nationen irgendwie benachteiligt sein. Nach ihrem eigenen Willen, nach ihrer Leistungsfähigkeit wird ihr Schulwesen beschaffen sein und keine Nation wird sich über Unterdrückung, Mißachtung und Unrecht in dieser Beziehung zu beklagen und zu beschweren haben. Wenn Sie die Gegensätze abschleifen und mildern wollen, wenn Sie ernsthaft darnach streben, und Sie müssen es wohl, wenn Sie diesen Staat lebensfähig erhalten oder erst lebensfähig machen wollen, wenn Sie das Zusammenleben der Völker in diesem Staate ernsthaft wünschen und wollen, dann müssen Sie für diesen Antrag auf Schulautonomie stimmen. Wir gönnen Ihnen, meine Herren von der èechischen Seite, durchaus Ihre Schulen, wir wünschen nicht, daß etwa Ihr Schulwesen eingeschränkt werde, wir wünschen Ihnen die besten Schulen der Welt und wün schen Ihnen so viel, als Sie nur selbst sich wünschen könnten, aber nur wenn Sie sich diese Schulen selbst verwalten und selbst bezahlen. Geben Sie uns dasselbe, geben Sie uns das Recht, uns um unsere Schulen selbst zu bekümmern, geben Sie uns das Recht, aus Steuern, die wir selbst einheben wollen, soviel Schulen zu erbauen, mit so viel Klassen, als wir für gut und nützlich halten, geben Sie uns unser Recht, unser Schulwesen selbst zu verwalten! Und wenn dann so jeder Nation die Schule, als ureigenste Sache jeder Nation, zur Pflege und Betreuung überlassen bleibt, dann wird viel geschehen sein, um die Gegensätze, die heute so schwer auf uns lasten, die insbesondere jede ernste gesetzgeberische Arbeit behindern, die jeden sozialen Fortschritt aufhalten, zu mildern und abzuschwächen. Sagen Sie sich, meine Herren von der rechten Seite dieses Hauses, sagen Sie sich los von Ihrer jetzigen Auffassung, machen Sie sich los von dem System der Dros selung und Unterdrückung deutscher Schulen. Geben Sie Raum für die freie Entwicklung Ihres Schulwesens, aber auch des unseren! Sorgen Sie, helfen Sie mit, daß ein edler Wettstreit in der Entwicklung des Schulwesens der Èechen und Deutschen Platz greifen könne. Geben Sie uns die Autonomie und sie werden viel getan haben. (Souhlas a potlesk na levici.)

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