Pøedseda (zvoní): Prosím o
klid.
Posl. Heeger (pokraèuje): Da heißt
es (ète): "In Erledigung Ihrer werten Zuschrift
teile ich mit, daß ich unter Nummer 167.281 als Mitglied
gemeldet wurde." Es folgt der Name, den ich weglasse. (Posl.
dr Neuwirth: Her mit ihm!) Ich werde ihn Ihnen persönlich
sagen, weil ich den Mann nicht preisgeben will, ich schütze
Ihre Parteigenossen besser als Sie. Der Mann war Obmann der aufgelösten
deutschen nationalsozialistischen Arbeiterpartei, ist in leitender
Stellung bei der Stadtgemeinde angestellt, hatte nach der Auflösung
sehr viele Unannehmlichkeiten und er bittet nun, daß sein
Name auf keinen Fall irgendwo geführt wird. "Ich möchte
daher die Führung unter Nummer so und so viel befürworten."
Hier ist die Beitrittserklärung (ukazuje fotografii),
da steht Vor- und Zuname und die Nummer 167.281.
Ich will nur aufzeigen, wie Sie die Evidenz Ihrer Mitglieder führen,
besonders wo es Ihnen unangenehm ist, daß die Öffentlichkeit
davon weiß. Das ist dieselbe Politik, wie wir sie bei den
Nationalsozialisten erlebt haben. Wir erinnern uns, daß
Dr. Kellner im Ausschuß erklärt hat: "Wenn
junge Leute solche Sachen begehen, dann ist das Idealismus, leichtsinniger
und unverständlicher Idealismus, vielleicht auch Haß
gegen das Regime." Und dieser Haß wird dra ußen
durch Sie gezüchtet. Wenn man nun diese ganze Politik sieht,
erinnert man sich an die damaligen Nationalisten, die ja heute
bereits vollständig in Ihren Reihen gelandet sind. Wer erinnert
sicht nicht an den Volkssportprozeß in Brünn, wer erinnert
sich nicht daran, daß die Herren Jung und Krebs aufgestanden
sind und erklärt haben: "Diese jungen Leute sind nicht
anzuklagen und wenn der Staatsanwalt eine strafbare Tat erblickt,
hat er nicht die jungen Leute anzuzeigen, sondern die Führer
anzuklagen." Der Staatsanwalt hat den Herrschaften damals
die Freude gemacht und die Anklage erhoben. Krebs hat damals erklärt,
im Immunitätsausschuß werde er selbst seine Auslieferung
verlangen, und als es dazu kam, hat er alle anderen deutschen
Parteien des Volksverrates bezichtigt, weil sie nicht gegen seine
Auslieferung gesprochen haben. Diese jungen Leute sitzen hinter
Kerkermau ern und die Herren Jung, Krebs und Schubert sind Reichstagsabgeordnete
in Deutschland. Auch bei Ihnen gibt es eine große Zahl von
jungen Leuten, die wegen Schutzgesetz und wegen des Geistes, den
Sie in die Politik tragen, verurteilt worden sind, und sie haben
auch von Ihnen keine Stütze und Hilfe zu erwarten. Infolgedessen
bezichtigen Sie alle aktivistischen Parteien des Volksverrates.
Jeder, wer eine andere Meinung wagt, wird von Ihnen des Hochverrates
bezichtigt. Und so schaffen Sie einen Geist, der im Widerspruch
steht mit dem, was hier auf parlamentarischem Boden geschieht.
Sie machen uns den Vorwurf, daß wir 17 Jahre geredet haben.
Und im Wahlkampf haben Sie erklärt, Sie müssen nun handeln.
Seit einigen Monaten handeln Sie ja schon, was haben Sie aber
bisher damit erzielt? (Posl. dr Neuwirth: Sie verbieten uns
es ja, deshalb kommen wir nicht zum Handeln!) Sie handeln,
aber nicht mit Taten, sondern mit Tuch.
Da habe ich wieder eine Originalschrift (ète):
"Sudetendeutsche Partei, Vorsitzender Konrad Henlein, Bezirk
Jägerndorf, Kreis 14, Abteilung Wirtschaft - betrifft Stoffabriken,
Ihr Zeichen u. s. w." Da heißt es: "Werte Kameraden!
Nachstehend geben wir Ihnen jene Tuchfabriken bekannt, die Mitglieder
unserer Bewegung sind." Es folgen die Namen. "Hievon
ist die Folgende besonders leistungsfähig und erzeugt Waren
billiger und mittlerer Qualität." Dann steht: "Nachstehende
Unternehmungen sind unterstützende Unternehmungen der Henleinbewegung."
Ich nenne die Namen im Interesse der Arbeiter nicht, weil in diesen
Fabriken auch Staatsaufträge ausgeführt werden. Das
sind unterstützende Mitglieder der Henleinbewegung; also
die großen Textilunternehmer sind unterstützende und
offene Mitglieder der Henleinbewegung. Das hindert nicht, daß
sie dann auftreten und sagen: "Ihr Arbeiter müßt
den Kampf gegen die unterstützenden Unternehmer führen."
Also, Sie handeln wirklich, aber nicht mit parlamentarischen Taten,
sondern mit Tuch. (Potlesk.) Wahrscheinlich wollen Sie
die Uniformierung Ihrer ganzen Parteil durchführen. Da brauchen
Sie schon jetzt die notwendigen Verbindungen. Nun, Sie werden
es begreifen, daß, wenn Sie hier von der Parlamentstribüne
ganz unhaltbare und eigentlich über den Rahmen des parlamentarischen
Anstandes hinausgehende Angriffe gegen andere Parteien richten,
daß man darauf antworten muß.
Nun einige Tatsachen. (Výkøiky poslancù
sudetskonìmecké strany.) Wie gesagt, das ist
Ihnen unangenehm. Aber da kann man nichts machen. (Výkøiky
posl. Kundta a inž. Peschky.) Schauen Sie, Koll. Peschka,
Sie sind ja ein Akademiker, Sie sind einer von denen, die die
Gescheitheit mit dem Löffel gesuppt haben, einer von denen,
den man in den Versammlungen als. Peripherieclown bezeichnet,
Sie haben daher wirklich keine Ursache, sich hier besonders aufzuregen.
Koll. Kundt hat in seiner Rede über das Parteiengesetz
unter anderem auch über die Demokratie gesagt, daß
mit ihr hier Schindluder getrieben werde und daß diese Demokratie
im èechoslovakischen Staat nur noch eine Bezeichnung sei.
Ich möchte da an die Worte des Herrn Präsidenten-Befreiers
Masaryk erinnern, der einmal gesagt hat: "Demokratie
ist kein leerer Rahmen, in welchen jeder hineinlegen kann, was
er will. Freiheit ist oft schwerer als die Pflicht." Sie
fassen die Demokratie anders auf, für Sie gilt die Hitlerdiktatur
als Demokratie. (Výkøiky poslancù sudetskonìmecké
strany.) Sie haben hier im Staate in ihren Reihen den Totalitätsstandpunkt
und das Führerprinzip eingeführt. Diese Tatsachen stehen
im Widerspruch zu der primitivsten demokratischen Auffassung,
Sie sind, meine Herren, nichts anderes als Lippendemokraten, die
die Einrichtungen der Demokratie, die Freiheiten der Demokratie
dazu benützen, um den Kampf als Nicht-Demokraten gegen die
Demokratie führen zu können. Es hat Koll. Kundt,
der bessere Tage gesehen hat (Výkøiky komunistických
poslancù: Bessere Tage als Weißgardist!), aber
anständiger war ich weiß nicht, ob er heute noch im
politischen Arbeitsamt sitzt - und bezüglich der Parteien,
die er heute bekämpft, eine andere Meinung hatte; er ist
wiederholt zu diesen Parteien gekommen und hat damals anders gehandelt
als heute. Allerdings war er ein Mensch, der sich auf seine jetzige
Bewegung nicht stützen konnte und eine ganz andere Politik
getrieben hat, als sie seiner Überzeugung entsprach. Dieser
Herr Kundt hat nun und das möchte ich besonders feststellen
in seiner letzten Rede erklärt, die deutschen Sozialdemokraten
hätten die Auflösung der damaligen deutschen Gewerkschaften
gefordert. Er hat weiter gesagt, man habe die Arbeitermassen samt
ihren Familien um den kargen Rest der üblichen Arbeitslosenunterstützung
überhaupt gebracht. Diese Arbeitslosengelder wurden auf Antrag
der sogenannten deutschen Arbeiterpartei, von der deutschen Sozialdemokratie,
den Arbeitern glatt geraubt. (Výkøiky poslancù
sudetskonìmecké strany: Wo ist das Geld?) Ja,
wo ist das Geld? Wir haben es also geraubt? Wie können Sie
auf parlamentarischen Boden eine so ungeheuere Beschuldigung erheben,
ohne den geringsten Beweis dafür erbringen zu können.
Niemanden wurde das Geld geraubt. Weshalb diese deutschen Gewerkschaften
aufgelöst worden sind, das weiß Herr Kundt genau
so wie ich, damals war er noch anderer Anschauung bezüglich
dieser Auflösung. Also nicht aus den Gründen, die hier
angeführt worden sind, sondern weil die Gewerkschaften durch
Jung und Krebs zu politischen Zwecken mißbraucht wurden.
Als aber diese Gewerkschaften aufgelöst worden sind, hat
Koll. Kundt . . . (Výkøiky: Es war ja
gar kein Geld mehr da!) Jawohl, es war gar kein Geld mehr
da und was noch vorhanden war, das ist vorher beiseite geschafft
worden. Da mache ich Ihnen daraus keinen Vorwurf. Aber es ist
unerhört, eine politische Partei zu beschuldigen, daß
sie das Geld geraubt hat. Das ist ein Vorgehen, das einer scharfen
Kritik unterzogen werden muß.
Aber nun, wie denkt die deutsche Gewerkschaft über die Arbeitslosen
Ihrer Bewegung im Gegensatz zu Koll. Kundt? Ich habe hier
ein Zirkular der deutschen Gewerkschaft, demzufolge die Unterstützung
von 26 auf 18 Wochen herabgesetzt wurde - während sie andererseits
den Arbeitsnachweis von 8 auf 14 Tage erhöht hat - das Zirkular
wurde gleichzeitig von der Arbeitnehmergewerkschaft mit dem Vorstandssitz
Tetschen an alle Mitglieder geschickt. Ich will aus diesem Zirkular
nur einen Teil herauszugreifen, um aufzuzeigen, daß selbst
diese deutsche Gewerkschaft anders denkt als Koll. Kundt.
In diesem Zirkular heißt es (ète): "Die
frühere Leitung hat nicht verstanden, in den Jahren des wirtschaftlichen
Aufstieges Reserven für schlechte Zeiten zu schaffen. Als
mit Beginn der Wirtschaftskrise im Jahre 1930 die Zahl der Arbeitslosen
stieg, stand die Gewerkschaft fast vor leeren Kassen, trotzdem
in vorhergegangenen Jahren gesunde Anträge zur Besserung
der Lage vorgelegt wurden. Sie wurden abgelehnt! Im Rundschreiben
vom 11. September 1933 wurden die Saisonarbeiter auf 18 Wochen
gekürzt und der 14tägige Arbeitszwang vollständig
eingeführt." Das ist die gleiche Gewerkschaft, das ist
der Ableger jener Gewerkschaft, die Ihnen so nahe steht. (Pøedsednictví
pøevzal místopøedseda Mlèoch.) Dann
heißt es weiter: "Liebe Verbandsbrüder, so wurden
unsere deutschen Arbeitslosen an der Nase herumgeführt."
Es wurde dann auch Mitgliedern, die Anspruch gehabt hätten,
die Unterstützung nicht gegeben. Ich erwähne das nur,
um zu zeigen, daß selbst eine deutsche Gewerkschaft, die
mit der Sozialdemokratie nichts zu tun hat, anders über die
Gewerkschaftsunterstützung denkt, als vom Koll. Kundt
zum Ausdruck gebracht wurde.
Das Wort "Unverläßlichkeit" hat zu ziemlich
großen Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten
geführt. "Unzuverlässig" ist vielleicht eine
Bezeichnung, die bisher im èechoslovakischen Gesetz nicht
vorgekommen ist. "Unzuverlässig", das Wort bestand
schon im Sprachenschatz der SDP. Wenn ein Arbeiter nicht Mitglied
der SDP ist, bekommt er bei einem SDP-Unternehmer keine Arbeit.
Das Wort ist nicht neu, es bestand schon längst. Nun haben
Sie sich darüber aufgeregt, daß es jetzt gesetzlich
verankert wird. Ich brauche hier nicht darzulegen, daß gerade
durch die Tätigkeit der deutschen Koalitionsparteien dieser
Begriff doch deutlicher umschrieben und derart geändert wurde,
daß nicht mehr die planlose Willkür irgendeines Bürokraten
entscheidend ist.
Aus all diesen Gründen habe ich namens meiner Partei hier
zu erklären, daß wir das Gesetz für die Staatsverteidigung
mit Rücksicht auf die Gefahren, die in unseren Nachbarländern
vorhanden sind, als notwendig erachten. Wir erklären noch
einmal, überzeugt zu sein, daß die Durchführung
des Gesetzes keine Beeinträchtigung der sozialen Rechte der
Arbeiterklasse beinhaltet, noch zu einer Schädigung der nationalen
Minderheiten mißbraucht werden wird, und aus all diesen
Gründen werden wir für dieses Gesetz stimmen (Potlesk).
Hohes Haus! Der uns zur Debatte vorgelegte Entwurf eines Gesetzes
zur Verteidigung des Staates stellt wohl einen der einschneidendsten
Gesetzesanträge dar, die seit der Beschlußfassung über
die Verfassung des Staates den gesetzgebenden Körperschaften
vorgelegt wurden. Wir von der Sudetendeutschen Partei haben in
dieser Erkenntnis den vorgelegten Entwurf mit aller Gewissenhaftigkeit
nüchtern und sachlich geprüft und haben bei dieser Prüfung
der Vorlage im besondern berücksichtigt sowohl die außenpolitische
Situation, als auch die innerpolitische Lage, in der sich unser
Staat befindet.
Ich will vorausschicken und vorwegnehmen, daß die Sudetendeutsche
Partei gerne bereit gewesen wäre, einem Gesetz über
die Verteidigung des Staates ihre Zustimmung zu erteilen, weil
wir grundsätzlich das Recht eines jeden Staates bejahen,
sich dort, wo er sich bedroht fühlt, mit allen ihm zu Gebote
stehenden Mitteln zu verteidigen. Aus der Situation heraus, wie
sie außen- und innenpolitisch gegeben erscheint, hätten
wir grundsätzlich durchaus nichts einzuwenden gegen ein Gesetz
zur Verteidigung des Staates. Nur sind wir der Meinung, daß
ein solches Gesetz jeweils in Übereinstimmung stehen muß
mit den gegebenen politischen Voraussetzungen, mit denen man zu
rechnen hat.
Wir sehen durchaus die unsichere außenpolitische Lage, wie
sie heute in dem im Umbruch befindlichen Europa gegeben ist, ein.
Wir stimmen durchaus den Ausführungen des sozialdemokratischen
Redners bei, wenn er erklärt, der Völkerbund habe versagt,
die kollektiven Sicherheitsverträge vermögen nicht,
den einzelnen Staaten heute jenes Maß der Sicherheit zu
geben, welches beabsichtigt ist. Aus dieser Erkenntnis heraus
hätte jeder Staat für seine Sicherheit zu sorgen. Diese
Gedanken sind uns im übrigen nicht neu, und ich glaube, wir
haben sie wohl schon ausgesprochen, wir haben auf ihr Dasein früher
hingewiesen, als es die deutsche Sozialdemokratie heute endlich
auch einmal wahrgenommen hat. (Potlesk poslancù sudetskonìmecké
strany.) Aber auch aus innerpolitischen Gründen haben
wir grundsätzlich bereits in den Ausschüssen erklärt,
daß wir einem Staatsverteidigungsgedanken, wenn er den gegebenen
politischen Gegebenheiten entspricht, unsere Zustimmung nicht
versagen würden. Denn wir wissen sehr genau, daß gerade
auch die innerpolitische Lage unseres Staates es zu einem politisch
mit höchstem Wert ausgestatteten Ereignis gemacht hätte,
wenn ein Verteidigungsgesetz vorgelegt worden wäre, das von
allen Parteien dieses Staates hätte angenommen werden können.
Dazu allerdings wäre notwendig gewesen, die Opposition zur
Bearbeitung und Erarbeitung des Gesetzes so heranzuziehen, daß
die Opposition wirklich das Gefühl gehabt hätte, daß
sie bei solchen wichtigen Entscheidungen maßgebend mitzusprechen
hat. Wir hätten gerne dazu beigetragen aus der Kenntnis unserer
Lage, aus der Kenntnis der Verhältnisse im Sudetendeutschtum
heraus, jenes Wesentliche und Entscheidende mitzusagen und mitbeizutragen,
was dem Gesetz fehlt, und ihm, was das Maß der Sicherheit
und Anwendbarkeit anlangt, größere Werte gegeben, als
es die gegenwärtige Vorlage tut. Aber wie gesagt, das ist
nicht geschehen, denn obwohl von den verschiedensten Seiten betont
wurde, daß das Gesetz der nationalen Verteidigung wirklich
eine Angelegenheit darstelle, die über den Bereich der Koalitionsregierung
hinausgehe, und obwohl Ministerpräsident Hodža
selbst von jener Demarkationslinie gesprochen hat, in die er die
staatserhaltenden Parteien mobilisieren wollte für die Bejahung
dieses Gesetzes, müssen wir doch feststellen, daß auch
dieses entscheidende und maßgebende Gesetz erarbeitet und
bearbeitet wurde mit den gebräuchlichen Koalitionsmethoden,
die wir nun schon in diesem Hause nachgerade gewöhnt sind.
(Potlesk.)
Man hat uns wohl erklärt, daß dieses Gesetz in siebenjähriger
Arbeit der Regierung vorbereitet worden wäre, man hat uns
wohl erklärt, daß man in 140 Sitzungen die Materie
dieses Gesetzes nach allen Seiten hin beraten hat. Die gesetzgebende
Körperschaft hatte knapp 4 Wochen Zeit, sich mit dem Gesetz
zu befassen, man hat es durch die Ausschüsse gepeitscht,
man peitscht es gegenwärtig durch das Plenum, und die Opposition,
darüber muß sie sich im klaren sein, hat angesichts
dieser Methoden die Gewißheit, daß sie bei diesem
Gesetz ebenso wenig mitzureden hat, wie bei den anderen Vorlagen,
die bisher angenommen wurden. Freilich wurde hier davon gesprochen,
daß wir, die Opposition der Sudetendeutschen Partei, wohl
nicht den Einfluß besäßen, wie ihn die Vertreter
der deutschen Sozialdemokratie besitzen. (Hört! Hört!)
Wenn die deutsche Sozialdemokratie darauf so stolz ist, als
Regierungspartei Einfluß zu besitzen, auf ein Gesetz von
dieser Bedeutung, einen Einfluß, den man einer Partei, hinter
der 70% des Deutschtums stehen, versagt, so kann man das meinem
Gefühl nach nur als symptomatisch für den Verlauf der
Gesetzgebung in diesem Staate überhaupt ansehen. (Potlesk.)
Ich stelle fest, daß das Gesetz so wie alle bisher vorgelegten
wahrscheinlich angenommen werden wird und das Ergebnis nicht anderes
darstellen wird als das Diktat einer Koalitionsmehrheit, zu dem
die Opposition nichts, aber auch gar nichts zu sagen hat, geschweige
denn auch nur beitragen würde. Vom Verteidigungsminister
Machník wurde erklärt, in Zeiten politischer
Gefahren müssen alle Differenzen zwischen den Parteien verschwinden
und es dürfte nur eine Partei geben: das zur Staatsverteidigung
entschlossene Volk. Meine Herren, das sind sehr schöne Worte.
Ich bin der Meinung, daß diese Differenzen zwischen den
Parteien, die verschwinden sollen, wenn der Ernstfall da ist,
schon hätten verschwinden müssen bei der Vorbereitung
dieses Gesetzes (Potlesk.); ich stelle aber fest: Sie haben
schon in der Vorbereitung dieses Gesetzes zwischen Koalition und
Opposition und damit zwischen Volksvertretern differenziert, denen
Sie eine verantwortliche Mitarbeit zubilligen, und solchen, denen
Sie nicht einmal das Recht einräumten, wirklich sachlich
und fruchtbar zu den Dingen Stellung zu nehmen. Ich bin der Meinung,
daß vielleicht einmal die Zeit kommen wird, in der man,
wenn die Dinge nicht klappen und es sich zeigen wird, welche Schwächen
diese Vorlage enthält, dann mit Recht der heutigen Koalition
vorwerfen wird: "Warum habt Ihr uns nicht angehört,
warum habt Ihr unsere ernsten Bedenken nicht zur Kenntnis genommen,
warum habt Ihr uns von der Mitbearbeitung einer derart wichtigen
und entscheidenden Vorlage ausgeschlossen?" Die Verantwortung
werden dann die zu tragen haben, die heute glauben, auch ohne
Opposition auskommen zu können.
Wir hätten trotzdem - denn diese Dinge sind uns nicht neu
- für das Gesetz gestimmt, wenn - warum sollte das nicht
möglich sein - die Koalition in der Vorbereitung und Erarbeitung
des Gesetzes sich jener gewissenhaften Prüfung der Verhältnisse
in diesem Staate hingegeben hätte, die vielleicht dazu gedient
hätte, dem Gesetz wirklich einen Geist einzuhauchen, der
geeignet gewesen wäre, auch die Bedenken der nationalen Minderheiten,
die Bedenken der Opposition zu beruhigen. Wenn der Geist des Gesetzes,
seine Bestimmungen, den Prinzipien der Gerechtigkeit und der Gleichheit
entsprochen hätten, wir hätten selbst unter solchen
Umständen bei der Ausschaltung der Opposition für das
Gesetz gestimmt. So aber mußten wir die Vorlage prüfen,
vor allem vom Standpunkt des Sudetendeutschtums. Denn wir haben
nun einmal die Interessen dieser 3 1/2 Millionen Menschen, die
Sie im Memoire III als einen unentbehrlichen integrierenden Bestandteil
dieses Staates in Anspruch genommen haben (Potlesk.), im
Auge zu behalten. Wir hatten das Gesetz vor allem vom Standpunkt
des nationalen Problems zu prüfen, und keiner von Ihnen wird
bestreiten können, daß das nationale Problem existiert,
daß es evident ist und daß es sich heute in einem
Zustand befindet, wie vielleicht die ganzen 16 Jahre vor uns nicht.
Uns war es ein Gebot der Pflicht und der Verantwortung, die wir
tragen, die Vorlage aus diesen Perspektiven zu betrachten. Wie
dabei die Dinge liegen? Ich brauche mich nicht auf die Reden zu
berufen, die wir gehalten haben, nicht darauf zu berufen, wie
wir Ihnen die Lage im Sudetendeutschtum geschildert haben. Es
genügt Sie darauf zu verweisen, welche Reden von den Vertretern
der neukonstituierten jungaktivistischen Front am Sonntag gehalten
wurden. Es genügt auf die Rede des Herrn Jaksch in
Bodenbach hinzuweisen, die nichts anderes ist als ein Abklatsch
der Reden, die wir schon ein Jahr lang halten. (Potlesk.)
Wir mußten das Gesetz prüfen und uns fragen, ob nicht
auch in diesem Gesetz jener unselige Geist des nationalen Hasses
und des ungelösten nationalen Problems lebendig ist, ob nicht
auch in diesem Gesetz wiederum jene Differenzierung zwischen Staatsbürgern
ersten und zweiten Grades zu finden ist, wir mußten untersuchen,
ob nicht auch in diesem Gesetz wieder der Geist der Ignoranz gegenüber
dem ganzen nationalen Problem lebendig erscheint, und wir mußten
uns so fragen nicht nur aus der Verantwortung heraus, die wir
unserer eigenen Wählerschaft, die wir dem Sudetendeutschtum
gegenüber tragen, wir mußten diese Frage auch als gewählte
Volksvertreter dieses Staates aufwerfen, und es ist absurd genug,
daß wie von der Opposition uns hier die entscheidenden Fragen
verantwortlicher vorgelegt haben als die Vertreter der Koalition.
Wir sind der Meinung, daß ein Gesetz von der Bedeutung des
Staatsverteidigungsgesetzes das beste sein müßte, was
gesetzlich überhaupt geschaffen werden kann, daß ein
Gesetz zur Verteidigung des Staates alle Voraussetzungen zu prüfen
hätte, die politisch gegeben sind, daß es alle politischen
Faktoren und Gegebenheiten, wie sie nun einmal unleugbar bestehen,
hätte in Rechnung stellen müssen, nicht aber so verfaßt
werden konnte, wie es geschah. Ich möchte sagen: hinter den
Kulissen einer Koalitionsregierung, die gerade den nationalen
Problemen gegenüber nur allzusehr eine direkte Vogel-Strauß-Politik
zu machen, den Kopf in den Sand zu stecken und Dinge, die unangenehm
sind, ganz einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen gewöhnt ist.
Wir haben lange und gründlich geprüft, wir waren uns
der Bedeutung der Entscheidung, die wir zu fällen hatten,
durchaus bewußt. Wir waren uns des Gewichtes unserer Entscheidung
umso mehr bewußt, als uns ja die Erklärungen des Herrn
Ministerpräsidenten Dr. Hodža als auch die verschiedenen
Stimmen der èechischen Presse durchaus keine Unklarheit
darüber ließen, welches Gewicht man der Entscheidung
unserer Partei in dieser Frage beimessen würde.
Es ist so oft das Wort gefallen: "Ja" oder "Nein"
entscheidet über die Loyalität oder Illoyalität
einer Partei. Wir haben uns durch diese Dinge nicht beeinflussen
lassen. Wir haben die Dinge geprüft, so gut wir konnten,
und sind zu dem Ergebnis gekommen, daß die zur Debatte gestellte
Vorlage zwei politischen Voraussetzungen, so wie sie nun einmal
innerhalb dieses Staates gegeben sind, nicht entspricht, weil,
wie ich schon ausführte, sie politische Begebenheiten schlechtweg
ignoriert und man ein Gesetz gebaut hat, das auf der einen Seite
zwar aufbaut, indem es die Bürokratie mobilisiert, auf der
andern Seite aber zugleich einreißt, weil es einen großen
Teil der Bürgerschaft dieses Staates in Stimmungen versetzt,
die nicht gerade geeignet sind, die Wehrfähigkeit, die Wehrbereitschaft,
so wie Sie alle wünschen, zu heben.