Sobota 17. ledna 1874

Snìm. sekr. Schmidt: 20. Aby spojená obec Žabokliky, Sedèice a Vìtrušice, okresu Žateckého, rozdìlila se na tøi obce o sobì a to:

a)  Žabokliky,

b)  Sedèice,

c)  Vìtrušice.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand

das Wort? Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Res Dr. Alter: 21. Der Ortschaft Oberlichtenwaldc, Bezirk Zwickau, die Ausscheidung ans dem Gemeindeverbande mit Niederlichtenwalde und die Konstituirung als selbständige Gemeinde in der Weise, daß in deren Gebiet der gestimmte, zur Domäne Krompach gehörige Waldkompler zuzufallen hat.

Snìm. sek. Schmidt: 21. Aby osada Horní Lichtenwald, okresu Cvikovského. vylouèila se z obecního svazku s Dolním Lichtenwaldem a aby ustavila se co obec o sobì tím spùsobem, že v její obvod zahrnut býti má celý les, k statku Kronbachu náležející.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? Wer zustimmt, wolle die Hand erheben (Geschieht. ) Angenommen.

Ref. Dr. Alter: 22. Der Oitschast Wihaøow, Bezirk Neugedein, die Ausscheidung aus dem Gemeindeverbande mit Putzeried und die Konstituiruna als selbstständige Gemeinde.

Snìm. sekr. Schmidt: 22. Aby osada Bìharov, okresu Novokdyòského, vylouèila se z obecního svazku s Poèinovicemi a aby ustavila se co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Berichterst. Dr. Alter: 23. Der vereinigten Gemeinde Fürthel, Kleinbrunn und Donau, Bezirk Neugedein, die Trennung in 3 selbstständige Gemeinden und zwar:

a) Fürthel,

b)  Kleinbrunn,

c)  Donan mit Skt. Anna.

Snìm. sekr. Schmidt: 23. Aby spojená obec Brodek, Studánky a Hájek okresu Novokdyòského rozdìlila se na 3 obce o sobì a to:

a)  Brodek,

b)  Studánky,

c)  Hájek se svat. Annou

Oberstlandmarschall: Wunscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Wer zustimmen will, wolle die Hand erheben. (Geschieht) Angenommen.

Berichterst. Dr. Alter: 24. Der vereinigten Gemeinde Böhmdorf und Untersinntschlag, Bezirk Kaplitz, die Trennung in zwei selbstständige Gemeinden und zwar in Böhmdors und Untersinntschlag.

Snìm. sekr. Schmidt: 24. Aby spojené obce Böhmdorf a Untersintschlag okresu Kaplického rozdìlily se na 2 obce a to: a) Böhmdorf, b) Untersintschlag.

Oberstlandmarschall: Wûnscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Bitte Jene, welche zustimmen, die Hand zu erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Berichterst. Dr. Alter: 25. Der vereinigten Gemeinde Miskolesy lind Trebesch, Bezirk Jaromer, die Trennung in zwei selbstständige Gemeinden und zwar:

a)  Miskolesy,

b)  Trebesch.

Snìm. sekr. Schmidt: 25. Aby spojené obce Mískolesy a Tøebeš okresu Jaromìøského rozlouèily se na dvì obce a to:

a) Mískolesy,

b) Tøebeš.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Wer zustimmt, wolle die die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Berichterst. Dr. Alter: 26. Der Ortschaft Karthaus-Walditz, Bezirk Jièín, die Ausscheidung

aus dem Gemeindeverbande mit Sobìraz und Konstitniriing einer selbstständigen Gemeinde.

Snìm. sekr. Schmidt: 26. Aby osada Kartouzy-Valdice, okr. Jièínského, vylouèila se z obecního svazku se Sobìrazy a aby ustavila se co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. Angenommen.

Berichterst. Dr. Alter: 27. Der vereinigten Gemeinde Swatkowitz, Borowan und Rakow, Bezirk Bechyn, die Trennung in 3 selbstständige Gemeinden und zwar:

a)  Swatkowitz,

b)  Borowan,

c)  Rakow.

Snìm. sekr. Schmidt: 27. Aby spojené obce Svatkovice, Borovany a Rakov okresu Bechyòského rozlouèili se na 3 obce o sobì a sice:

a) Svatkovice,

b)  Borovany,

c)  Rakov.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Berichterst. Dr. Alter: 28. Der Ortschaft Grasse, Bezirk Falkenau, die Ausscheidung ans dem Gemeindeverbande mit Zwodowa und Konstituirung zu einer selbstständigen Gemeinde.

Snìm. sekr. Schmidt: 28. Aby osada Grasse, okr. Falknovského, vylouèena byla z obecního svazku se Zvodovou a aby ustavila se co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Berichterst. Dr. Alter: 29. Der Ortschaft Slawìtin, Bez. Trautenau, die Ausscheidung aus dem Gemeindeverbande mit Ehwotsch und die Konstitniruug zu einer selbstständigen Gemeinde.

Snem. sekr. Schmidt: 29. Aby osada Slavìtín okr. Trutnovského vylouèila se z obecního svazku s Chvoèem a aby se ustavila co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. Angenommen.

Berichterst. Dr. Alter: 30. Der Ortschast Bistertz, Bez. Kaaden, die Ausscheidung aus dem Gemeindeverbande Pruneøow und die Konstituirung zu einer selbstständigen Gemeinde.

Snìm. sekr. Schmidt: 30. Aby osada Bisterc, okresu Kadaòského, vylouèila se ze svazku obecního s Pruneøovem a ustavila se co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. Angenommen.

Berichterstatter Dr. Alter: 31. Der Ortschast Oboøischtì, Bezirk Dobøisch, die Ausscheidung

aus dem Gemeinde-Verbande mit Heiligenfeld, Budinsko und Klein-Lhota und die Konstituirung zu einer selbstständigen Gemeinde.

Snìmovní sekr. Schmidt: 31. Aby osada Oboøištì, okresu Dobøíšského, vylouèila se ze svazku obecního se sv. Polem, Budínskem a Malou Lhotou a aby se ustavila co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort ? Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. Angenommen.

Berichterstatter Dr. Alter: 32. Den vereinigten Gemeinden Khissenrenth, Ottenreuth und Gremow, Bezirk Plan, die Trennung in 3 Gemeindeund zwar: a) Khissenreuth, b) Ottenreuth, c) Gremow.

Snìm. sekr. Schmidt: 32. Aby spojená obec Khissenreuth, Ottenreuth, Gremová, okresu Plánského, rozdìlila se na 3 obce o sobì a to a) Khissenreuth, b) Ottenreuth, c) Gremová.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Berichterstatter Dr. Alter (liest): 33. Der Ortschaft Amonsgrün, Bezirk Königswarth, die Ausscheidung aus dem Gemeindeverbande mit Sandau und die Konstituirung als selbstständige Gemeinde.

Snìm. sekr. Schmidt (ète): 33. Aby osada monsgrûn, okresu Kinžvartského, vylouèila se z obecního svazku s Žandovem a ustavila se co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand meldet sich. ) Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Berichterstatter Dr. Alter (liest): 34. Der vereinigten Gemeinde Planes, Plaschin, Girschowa und Wostrowa, Bezirk Weseritz, die Trennung in vier selbstständige Gemeinden und zwar:

a)  Planes,

b)  Plaschin,

c)  Wostrowa,

d)  Girschowa.

Snìm. sekr. Schmidt (ète): 34. Aby spojená obec Pláò, Pláò, Ostrov a Krsov, okresu Bezdružického, rozdìlila se na 4 obce o sobì a to:

a) Plaèín.

b)  Ostrov.

c)  Pláò, d Krsov.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand meldet sich. ) Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Berichterstatter Dr. Alter (liest): 35. Der Ortschaft Hwožïan, Bezirk Netolitz, die Ausscheidung aus dem Verbande mit Libìjic und die Konstituirung als selbstständige Gemeinde.

Snìm. sekr. Schmidt (ète): 35. Aby osada Hvožïany, okresu Netolického, vylouèila se

z obecního svazku s Libìjicemi a ustavila se co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand meldet sich. ) Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen. Berichterstatter Dr. Alter: 36. Der Ortschaft Žitná, Bezirk Netolitz, die Ausscheidung ans dem Gemeindeverbande mit Hoøikowitz und die Konstituirung als selbstständige Gemeinde.

Snìm. sekr. Schmidt (ète): 36. Aby osada Žitná, okresu Netolického, vylouèila se z obecního svazku s Hoøikovicemi a ustavila se co obec o sobì.

Oberstlandmarfchall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand meldet sich. ) Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen. Berichterstatter Dr. Alter (liest): 37. Der Ortschaft Lužice, Bezirk Netolitz, die Ausscheidung aus dem Gemeindeverbande mit Zwiøetic und die Konstituirung als selbstständige Gemeinde.

Snìm. sekr. Schmidt (ète): 37. Aby osada Lužice, okresu Netolického, vylouèila se z obecního svazku se Zvíøeticemi a aby ustavila se co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand meldet sich. ) Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht) Angenommen.

Berichterstatter Dr. Alter (liest): 38. Der Ortschaft Strp, Bezirk Netolitz, die Ausscheidung ans dem Gemeindeverbande mit Radomilic und die Konstituirung als selbstständige Gemeinde.

Snìm. sekr. Schmidt (ète): 38. Aby osada Strp, okresu Netolického, vylouèila se z obecního svazku s Radomilicemi a ustavila se co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand meldet sich. ) Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen,

Berichterstatter Dr. Alter (liest): 39. Der Ortschaften Zwìrotic und Sedleèko, Bezirk Sobìslav, die Ausscheidung ans dem Gemeindeverbande mit Klenowic und die Konstituirung jeder derselben als selbstständige Gemeinde.

Snìm. sekr. Schmidt (ète): 39. Aby osady Zvìrotice a Sedleèko, okresu Sobìslavského, vylouèily se z obecního svazku s Klenovicemi a aby každá z nich ustavila se co obec o sobì.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand meldet sich. ) Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht) Angenommen.

Berichterstatter Dr. Alter: Eingang des Gesetzes und Titel werden lauten:

Gesetz vom............

wirksam für das Königreich Böhmen, womit mehreren bisher mit anderen Gemeinden vereinigten Ortschaften die Ausscheidung aus dem bisherigen Gemeindeverbande und die Konstituirung zu selbstständigen Gemeinden bewilligt wird.

Ueber Antrag des Landtages Meines Königreiches Böhmen finde Ich zu bewilligen.

Snìm. sekr. Schmidt (ète):

Zákon, daný dne............

pro království Èeské, jímž dává se povolení, aby nìkteré osady posud s jinými obcemi slouèené vylouèily se z posavádního svazku obecního a aby ustavily se co obce o sobì.

K návrhu snìmu Mého království èeského vidí se Mnì povoliti.

Berichterstatter Dr. Alter: Zum Schluße des Gesetzes wäre die Vollzugsklausel zu genehmigen:

(Liest): Mein Minister des Innern ist mit der Durchführung dieses Gesetzes beaustragt.

Snìm. sekr. Schmidt: Zákon konèí slovy:

(ète): Mému ministru vnitøních záležitostí

uloženo jest, aby zákon tento ve skutek uvedl.

Oberstlandmarschall": Diejenigen, welche mit dem Gesetzestitel und mit-der Schlußfassung des Gesetzes einverstanden sind, wollen die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Berichterstatter Dr. Alter: Nachdem der Gesetzentwurf auch in der Tertirung eine Aenderung nicht erfahren hat, erlaube ich mir den Antrag zu stellen: Das h. Haus möge sofort die dritte Lesung dieses Gesetzes vornehmen.

Snìm. sekr. Schmidt: Èiní se návrh, aby se vešlo hned v tøetí ètení zákona.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort zu diesem Antrage? (Niemand meldet sich. ) Diejenigen, welche zustimmen, daß die dritte Lesung vorgenommen werde, wollen die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Ich bitte Diejenigen, welche dem Gesetze in dritter Lesung ihre endgiltige Zustimmung geben, sich zu erheben. (Geschieht. ) Das Gesetz ist in dritter Lesung angenommen.

Res Dr. Alter: Sodann habe ich in gleicher Angelegenheit noch Namens des Landesausschußes folgende Anträge zu stellen: Der hohe Landtag wolle beschließen, den Gesuchen der nachstehenden Ortschaften um Ausscheidung ans dem bisherigen Gemeindeverbande und Konstituirung einer selbstständigen Gemeinde wegen Abgang der gesetzlichen Bedingungen nicht zu willfahren und die bezüglichen Vorlagen dem Landesausschuße zur weiteren Amtshandlung zurückzuweisen und zwar:

1. Der Ortschaft Hengstererben, Bezirk Platten.

Snìm. sekr. Schmidt: Slavný snìme raèiž se usnésti: Žádostem osad tìchto nemá býti vyhovìno a sice:

1. Hengstererbenu. okresu Blatenského.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Diejenigen, welche zustimmen, wollen die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Res Dr. Alter: 2. Johannisdorf Bezirk Haida.

Snìm. sekr. Schmidt: 2. Johannisdorfu, okresu Borského.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand

das Wort? (Niemand. ) Wer zustimmt, erhebe die Hand. (Geschieht. ) Angenommen.

Ret. Dr. Alter: 3. Ouhelnic und Žaboklik, Bezirk Jungbunzlau.

Snìm. sekr. Schmidt: 3. Ouhelnici a Ža bokliku. okresu Mladoboleslavského.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Wer zustimmt, erhebe die Hand. (Geschieht) Angenommen.

Res. Dr. Alter: 4. Ehwalin, Bezirk Hoøitz.

Snìm. sekr. Schmidt: 4. Chvalinám, okresu Hoøického.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Wer zustimmt, erhebe die Hand.

Res. Dr. Alter: 5. Wraèkowic, Bezirk Wlaschim.

Snìm. sekr. Schmidt: 5. Vraèkovicím, okresu Vlašímského.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Res Dr. Alter: 6. Plattorn, Bezirk Schüttenhofen.

Snìm. sekr. Schmidt: 6. Platorùm, okresu Sušického.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Diejenigen, welche zustimmen, wollen die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Ref. Dr. Alter: 7. Zahrádka, Bezirk Patzau.

Snìm. sekr. Schmidt: 7. Zahrádkám, okresu Pacovského.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Wer zustimmt, erhebe die Hand. (Geschieht. ) Angenommen.

Ref. Dr. Alter: 8. Neudorf, Bezirk Graslitz.

Snìm. sekr. Schmidt: 8. Nové vsi, okresu Kraslického.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Wer zustimmt, erhebe die Hand. (Geschieht. ) Angenommen.

Ref. Dr. Alter: 9. Cerhnnek, Bezirk Kauøím.

Snìm. sekr. Schmidt: 9. Cerhýnku, okresu Kouøimského.

Oberstlandmarschall; Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Wer zustimmt, erhebe die Hand. (Geschieht. ) Angenommen.

Der nächste Gegenstand ist der Bericht der Realschulkommission über die Petitionen Nro. 64, 65 und 169 und Landtg. Z. 2. der Gemeindevertretungen Böhmisch-Leipa, Rakonitz, Deutsch=Brod und Jièin um Uibernahme der Kommunalrealschulen in die Landesverwaltung, eventuell Subventionirung derselben aus den Landesmitteln.

Berichterstatter ist Herr Dr. Schlesinger, ich ersuche ihn den Bericht vorzutragen.

Res. Dr. Schlesinger: Hoher Landtag! Die Gemeindevertretungen Böhm. =Leipa, Rakonitz, Deutsch=Brod und Jièin haben an den h. Landtag Petitionen gebracht um Uibernahme ihrer Kommu-

nalrealschulen in die Landesverwaltung, eventuell um Subventionirung aus dem Landessonde. Diese Petitionen wurden von Seite des Prästdiums der Realschulkommission übertragen und die Real= schulkommission war sich sofort klar, daß diese Petitionen nur in vortheilhafter Weise auf Grundlage des §. 11 des vom h. Landtage angenommenen Realschulgesetzes behandelt werden können. Dieser §. 11 des erwähnten Realschulgesetzes stellt solchen Kommunal-Mittelschulen, die nicht mehr aus den Mitteln der Gemeinden erhalten werden können, deren Fortdauer aber nothwendig ist, eine gewisse Möglichkeit in Ansicht, vom Lande Subventionen erhalten zu können. Da nun aber dieses Gesetz noch nicht sanktionirt ist, da ferner nach einem Einblick in die Petitionen diese Petitionen nicht ge= hörig instruirt sind, in den Petitionen und durch die Beilagen der Petitionen nicht jene Bedingungen nachgewiesen werden, welche der einbezogene §. 11 des Realschulgesetzes erfordert, so glaubte die Kommission den Antrag an's hohe Haus bringen zu sollen, es mögen diese Petitionen an den LandesAusschuß verwiesen und derselbe beausträgt werden, genaue Erhebungen vorzunehmen und in der nächsten Session diese Petitionen dem hohen Hause wieder vorzulegen.

Der Antrag lautet:

Hoher Landtag wolle beschließen, der LandesAusschuß wird beaustragt, im Sinne des §. 11 des der Allerhöchsten Sanktionirung zu unterbreitenden Realschulgesetzes über die Petitionen der Gemeinde-Vertretungen B. Leipa, Rakonitz, Dentsch-Brod und Jièin um Uibernahme ihrer Kommunal-Mittelschulen in die Landesverwaltung, eventuell um Subventioniruug derselben aus Landesmitteln die erforderchen Erhebungen zu pslegen und dem h. Landtage in dessen nächster Session die entsprechenden Anträge vorzulegen.

Snìm. sekr. Schmidt: Komise pro poradu o záležitostech škol realních zvolená navrhuje: Slavný snìme raèiž se usnésti: Zemskému výboru se ukládá, aby dle §. 11 zákona v pøíèinì škol realních, jenž nejvyššímu místu k potvrzení pøedložen bude, o peticích obecních zastupitelstev Èesko-Lipského, Rakovnického, Nìmecko-Brodského a Jièínského za pøevzetí jich obecních škol støedních do správy zemské, pøípadnì za podporování jich z penìz zemských, co v té vìci tøeba, vyšetøil a v nejbližším zasedání snìmu pøimìøené návrhy podal.

Oberstlandmarschall: Herr Prior Posselt hat das Wort.

Abg. Prior Posselt: Ich erlaube mir an den hohen Landtag nur ganz kurz ein Wort über die Nothwendigkeit, wenn auch nicht der Uibernahme, so doch wenigstens der Subventionirung dieser Schulen, insbesondere der Böhm. -Leipaer Realschule richten zu sollen.

Die Nothwendigkeit stellt sich schon dadurch

heraus, daß bei der Böhm. -Leipaer Oberrealschule der Besuch ein sehr zahlreicher ist, indem er die Zahl von 500 überschreitet, unsere ganze Gegend nämlich Warnsdorf, Rumburg, Schluckenau, Schönlinde, etc. gehören hiezu, sowie die Bezirke von Gabel, Tetschen und Dauba, und, wenn ich den großen Bezirk von Böhm. Leipa hinzurechne, so ist eine Oberrealschule für dieselben außervordent lich nothwendig.

Sie wird außerdem durch das Programm und durch die Leistungen, welche durch mehre Jahre nicht nur gut, sondern gewiß sehr lobenswerth sind, ans diese Subventionirung vom h. Hause gewiß einen gerechten Anspruch haben.

Die Mittel der Stadt Böhmisch-Leipa sind durch den neuen Schulbau erschöpft, welcher der Stadt 110. 000 st. kostet und wo die Stadt nur im Stande war sich dadurch zu helfen, daß sie von der Sparkassa Gelder auf Bezahlung in Annuitäten von 25 Jahren ausgenommen hat.

Nur dadurch ist die Stadt im Stande diesen Bau vollkommen herzustellen.

Sie bemüht sich auch die Lehrmittel, die so ziemlich umfangreich herbeigeschafft worden sind, auch in ihrer Vollkommenheit darzustellen. Sie hat aber auch noch andere bedeutende Auslagen und ist jetzt nicht im Stande, wenn nicht der h. Landtag in die Subventionirung dieser Anstalt eingeht, aus längere Zeit mit ihren Mitteln die Professoren und angestellten Lehrer zu unterhalten; denn der Aufwand nur für die Professoren beträgt jährlich wenigstens 11000-12000 st Dann sind noch die Lehrmittel zu ergänzen und vieles Andere noch herbeizuschaffen.

Ich stelle daher an das hohe Haus die inständigste Bitte, wenn nicht die Uibernahme der ganzen Lehranstalt beabsichtigt wird, so doch wenigstens die Gnade zu haben, ihr eine Subventionirung zur Unterhaltung dieser wirklich braven Lehranstalt zukommen zu lassen.

O b e r st l a n d m a r s ch a l l: Hr. Dr. Schmenkal hat das Wort.

Dr. Schmenkal: Als Uiberreicher der vom Herrn Vorredner betonten Petition der Stadt Böhmisch=Leipa und als deren Abgeordneter bin ich in der Lage, alle jene Thatsachen vollinhaltlich zu bestätigen, welche von Seite des werthen Herrn Vorredners angeführt worden sind zur Unterstützung der Bitte, welche von Seite der Stadt B. Leipa betreffs ihrer Realschule an die Landesvertretung gerichtet worden ist.

Ich glaube, daß in dieser Thatsache der gerechte Titel der Bitte liegt und spreche die Kleberzeugung aus, daß die im Sinne des gestellten Antrages gelegenen, von Seite des Landesausschußes einzuleitenden Erhebungen das Resultat bieten werden, damit aus Grundlage dessen das hohe Haus einen Beschluß fassen kõnne, welcher eine SubvenIwniiung der der bessenden Anstalt zur Wahrheit macht.

Oberstlandmarschall: Wünscht noch Jemaiid das Wort? Ich bitte Diejenigen, welche dem Antrage zustimmen, die Hand zu erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Res Dr. Schlesinger: Es ist der Kommission noch eine andere Petition übergeben worden, nämlich die Petition des Lehrkörpers der Commnnal-Oberrealschnle in Pisek, welche um Berück sichtigung der Kommunaloberrealschulen in Böhmen und deren Lehrpersonale in dem zu erlassenden Gesetze über Reorganisirung der Realschulen Böhmens bittit. Da das h. Haus bereits das Realschulgesetz angenommen hat, so erledigt sich diese Petition von selbst.

Snìm. sekr: Schmidt: Petice uèitelského sboru realních škol v Písku jest vyøízena pøijmutím zákona o realních školách.

Oberstlandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? Wer zustimmt, wolle die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Der nächße Gegenstand ist der Bericht der Schulkommission über den Dringlichkeitsantrag des Hrn. Dr. Pfannerer und Genossen pto. Wiederanstellung der Volksschullehrer. Berichterstatter ist Hr. Dr. Zintl. Ich ersuche ihn, den Bericht vorzutragen. Res. Dr. Zintl: Hoher Landtag!

Die Kommission hat zu dem vom Hrn. Dr. Pfannerer gestellten Antrage in der gestrigen Sitzung beschlossen, denselben dem h. Hause zur Annahme zu empfehlen. Der Antrag lautet:

Es sei die h. Regierung anzugehen, Alinea 3 des §. 32 der Schul und Unterrichtsordnung vom 20. August 1870 dadurch Nachdruck zu verschaffen, daß den Schulbehörden aller Königreiche, für welche das obige Gesetz gilt, streng untersagt werde, Lehrer, die sich mit einem Enthebungsdekrete der Bezirksschulbehörde nicht ausweisen können, in Schulen einzuführen.

Snìm sekr. S c h m i d t: Komise èiní návrh: Slavný snìme raèiž se usnésti: Slavná vláda budiž požádána, odst. III. §. 32. øádu školního a vyuèovacího ze dne 20. srpna 1870 dáti dùrazu tím, aby se úøadùm školním veškerých zemí korunních, pro které svrchu øeèený øád školní a vyuèovací platí, pøísnì zakázalo uvésti do služby uèitele, který se nemùže vykázati dekretem školního úøadu, jemu poslednì pøedstaveného, že byl z døívìjší služby øádnì propuštìn.

Oberslandmarschall: Wünscht Jemand das Wort? Diejenigen, welche dem Antrage zustimmen, wollen die Hand erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Derselbe Hr. Berichterstatter wird einen Antrag stellen über die Behandlung des gestern abgebrochenen Gesetzentwurses.

Berichterstatter Abg. Dr. Zintl: Durch die gestein vom h. Hause beschlossene Ablehnung des § 21 des Gesetzentwurfes (Stimmen: Laut!) ist die Nothwendigkeit an die Schulkommission heran-

getreten, darüber schlüssig zu werden, ob es noch in dieser Session möglich sei, einen neuen Gesetzentwurs vorzulegen.

Es hat bereits der Obmann der Kommission auseinander gesetzt, daß es in dieser Session zur Unmöglichkeit werde, einen den Bedürfnissen des Lehrerstandes und den Wünschen des Landes entsprechenden Gesetzentwurf auszuarbeiten, weil die Session nunmehr nur nach Stunden zählt und dies es der Kommission unmöglich macht, einen genauen Gesetzentwurf auszuarbeiten. Aus diesem Grunde und bei dem Umstande, als von allen Seiten des h. Hauses anerkannt wurde, daß etwas in dieser Richtung geschehen muß, hat die Kommission beschlossen, einen Antrag der Genehmigung des h. Hauses zu unterbreiten, der vielleicht allen gesagten Wünschen und Erwartungen vorläusig entsprechen wird. Ich erlaube mir den Antrag der Kommission vorzulegen. Der h. Landtag wolle beschließen, der Landesausschuß werde aufgefordert:

1)  Das Gesetz vom 21. Jänner 1870 betreffs der Regelung der Rechtsverhältnisse des Lehrerstandes in allen seinen Theilen mit Rücksicht auf die vorliegenden Petitionen einer eingehenden Reviston zu unterziehen und das Ergebniß derselben dem h. Landtage sofort am Beginne der nächsten Session in Form eines Gesetzentwurfes vorzulegen, sowie jene Summe des Erfordernisses in den Voranschlug für das Jahr 1875 einzustellen, welcher die ziffermäßigen Ansätze des vorzulegenden Gesetzentwurses entsprechen.

2)  Dem h. Landtage einen didaktisch, pädagogisch und ökonomisch erschöpfenden Zustandsbericht über das Volksschulwesen im Lande am Beginne einer jeden Session in Druck vorzulegen.

Snìm. sekr. Schmidt: Školní komise èiní návrhy následující:

1)  Zemskému výboru se ukládá, aby zákon od 21. ledna 1870 ve všech jeho dílech, vzhledem na zprávy od školní komise sdìlené na pøedložené petice vzala ještì jednou v podrobnou poradu a úvahu a aby výsledek její snìmu hned na poèátku nejblíž pøíštího zasedání ve formì zákona pøedložil; taktéž aby sumy, které jsou potøebny na r. 1875, do rozpoètu vsadil, které by se srovnávaly s pomìry zákona.

2)  Aby snìmu v každém jeho zasedání a sice hned na poèátku podal zprávu o didaktických, pedagogických a o ekonomických pomìrech.

Oberstlandmarschall: Ich bemerke, daß die beiden Anträge wohl nicht im unmittelbaren Zusammenhange stehen - der eine ist ein formeller, der andere ein meritorischer. Ich eröffne die Debatte über beide. Wenn Niemand das Wort verlangt, schreite ich über den formellen Antrag zur Abstimmung; derselbe lautet:

Der Landesausschuß wird aufgefordert:

1) Das Gesetz vom 21. Jänner 1870, Betreff

send die Regelung der Rechtsverhältnisse des Lehrerstandes, in allen seinen Theilen mit Rücksicht aus die von der Unterrichtskommission erstalteten Berichte und auf die vorliegenden Petitionen einer eingehenden Revision zu unterziehen und das Ergebniß derselben dem h. Landtage sofort am Beginne der nächsten Session in Form eines Gesetzentwurses vorzulegen, sowie jene Summe des Erfordernisses in den Voranschlag für das Jahr 1875 einzustellen, welche den ziffermäßigen Ansätzen des vorzulegenden Gesetzentwurfes entspricht.

Ich bitte Jene, welche diesem formellen Antrage ihre Zustimmung geben, sich zu erheben. (Geschieht. ) Der Antrag ist angenommen.

Der 2. Antrag lautet: Dem Landtage einen die didaktisch=pädagogischen und ökonomischen Verbältuisse erschöpfenden Zustandsbericht über das Volksschulwesen im Lande am Beginne einer jeden Session im Drucke vorzulegen.

Ich bitte Jene, welche diesem Antrage zustimmen, die Hand zu erheben. (Geschieht. ) Angenommen.

Res. Zintl: Der Schulkommission sind noch 2 Petitionen vorgelegen, welche abweichend von den übrigen ihre Erledigung finden müssen.

Die Petition, der Maria Schell, Witwe des verstorbenen Lehrers aus Johnsdorf, um Zuerkennung der normalmäßigen Pension Die betreffende Witwe ersucht um eine Pension, welche sie ansprechen zu können glaubt, obwohl ihr Gatte noch nicht 10 volle Jahre definitiv als Lehrer angestellt war. Die Kommission beantragt, der h. Landtag wolle beschließen, diese Petition dem k. k. Landesschulrathe Abzutreten.

Snìm. sekr. Schmidt: K petici vdovy té èiní komise návrh, aby byla odevzdána c. k. zemské školní radì.

O b e r st l a n d m a r sch a l l: Wünscht Jemand das Wort? (Niemand. ) Diejenigen, welche dem Antrage der Kommission zustimmen, wollen die Hand erbeben. (Geschieht. ) Angenommen.

Berichterstatter Zintl: Petition der Gemeinde und des Ortsschulrathes von Kleinanpa um Zu= wendung eines Betrages als Bauvorschuß zum Baue eines Schulhauses in Kleinaupa.

Die Kommission beantragt: Das h. Haus wolle beschließen, diese Petition sei dem Landesaus= schuße zur Erhebung und Würdigung zu übergeben.

Snìm. sekr. S c h m i d t: Petice ohlednì subvence na stavbu školy v Malé Oupì má býti pøikázána zemskému výboru, aby vìc vyšetøil.

Oberstlandmarschall: Wir kommen nun zum nächsten Gegenstande: Bericht der Kommission betreffs der Abhilfe der Uiberfüllung der Prager Landesirrenanstalt. Berichterstatter ist Hr. Dr. Roser. Ich ersuche ihn den Bericht vorzutragen.

Ref. Dr. Roser: Hoher Landtag!

Wenn man die in neuester Zeit durch Zählung konstatirte große Verbreitung der Geisteskrankheiten in Böhmen, den Schaden, der dadurch für das ganze

Land erwächst, das Unglück und den Jammer für ganze Familien, die Gefahr für die allgemeine Sicherheit berücksichtiget, so leuchtet wohl ein, daß die gehörige Behandlung dieser Unglücklichen, die Zurückführung derselben in den geistig = normalen Zustand und, wenn dieses nicht gelingt, wenig= stens ihre entsprechende Verpflegung und Verwah= rung eine unabweisliche Pflicht ist.

Alle Irrenärzte stimmen darin überein, daß die Isolirung der Kranken, die Entfernung von ihrer gewöhnlichen Umgebung die erste Bedingung und eines der vorzüglichsten Mittel zu ihrer Ge= nesung sei, und daß die - psychischen Störungen um so sicherer und schneller zu beseitigen sind, je früher dieselben einer geeigneten Behandlung unterzogen werden und daß ihre Heilbarkeit mit der Dauer in geometrischer Progression abnimmt. Die Behand= lung der Geisteskranken in ihrem ersten Anfange ist gewöhnlich für alle Zeiten entscheidend.

Böhmen hat stets mit einer ans echter Huma= nität ruhenden Sorgfalt dem Schicksale der Irren die verdiente und erfolgreiche Aufmerksamkeit zuge= wendet. Die Errichtung der Prager Irrenanstalt gibt Zeugniß hievon.

Die erwähnte Anstalt hat in jeder Hinsicht den Anforderungen, die vom ärztlichen und administra= tiven Standpunkte aus für eine zweckmäßige Irren= anstalt gemacht werden, vollkommen entsprochen. Die stetige Zunahme der Geisteskranken jedoch lie= ferte bald den Beweis, daß die für 525 Kranke normirte Anstalt wegen Mangels an Räumlichkeiten den Bedürfnissen der Gegenwart nicht mehr genüge, indem bereits im Jahre 1864 die Zahl der Kranken auf 730 stieg.

Zu diesem Raummangel, der von Jahr zu Jahr sich fortwährend in der bedauerlichsten Weise geltend macht, tritt noch ein anderer wesentlicher Umstand, nämlich" daß die in den Irrenanstalten der anderen Provinzen des Reiches aufgenommenen böhmischen Landesangehörigen behufs Raumgewin= nung in diesen Anstalten fortwährend nach Böhmen transferirt werden.

Der hohe Landtag hat in der Sitzung vom 26. April 1864 auf Grund der mit dem Landesausschußberichte vom 10. April 1864 vorgelegten Elaborate die Nothwendigkeit anerkennend, anläßlich der immer ernster werdenden Uiberfüllung der Landesirrenanstalt mit Geisteskranken die Adaptirung des ehemaligen Leitenbergschen Fabriksgebäudes zu Kosmanos für Irrenzwecke in Angriff zu nehmen beschlossen. Nach vollendetem Baue wurde denn auch im April 1869 die Filiale in Kosmanos bezogen.

Die Adaptirung des erwähnten Fabriksgebäudes, in welchem 300 Kranke untergebracht wurden, entlastete die Prager Irrenanstalt leider wieder nur aus kurze Zeit; denn bald machte sich neuer= dings ein Mangel an Belegraum fühlbar.

Um der in bedenklichem Grade zunehmenden Uiberfüllung Grenzen zu setzen, wurde dem hohen Landtage mit den Landesausschußberichten vom 13.

September 1871, Z. 142, und vom 19. Dezem= ber 1872, Z. 203, zur Kenntniß gebracht, daß das sogenannte Stiftsgebäude Nr. 19 in Kosmanos sammt Hofraum und Gärtchen vom 1. August 1871 auf drei Jahre gemiethet und die Pfleglinge aus Slup in dasselbe verlegt wurden.

Wenn auch nicht geläugnet werden kann, daß durch die Adaptirung des Stiftsgebäudes ein Raum für 100 Kranke gewonnen und die geräu= mige Wohnung des Irrenhausdirektors zur Un= terbringung von Kranken adaptirt worden war, so trugen diese Maßregeln dennoch nicht dazu bei, die Uiberfüllung zu heben. Die Situation wurde eine tiefernste, von allen Seiten liefen Anmeldungen und Gesuche um Aufnahme von Kranken ein, von denen leider ein großer Theil zurückgewiesen werden mußte oder nur in Vormerkung genommen werden konnten und viele Unglückliche, deren Heilung viel= leicht möglich gewesen wäre, wenn sie rechtzeitig der Irrenanstalt hätten übergeben werden können, fielen der Familie und dem Lande zur Last.

Es trat nun an den Landesausschuß abermals die gebieterische Nothwendigkeit heran, diesen ab= normen Zuständen baldmöglichst ein Ziel zu setzen und der Landesausschuß kam zu der Ueberzeugung, daß nicht allein dem dringendsten momen= tanen Bedürfnisse, sondern auch den voraussichtlich steigenden Anforderungen der nächsten Zukunft Rechnung getragen werden müsse.

Die Irrenhaus-Direktion hatte im J. 1872 den Wunsch ausgesprochen:

Es möge das Administrationsgebäude in Kos= manos ebenfalls für Irrenzwecke in Anspruch ge= nommen und eine zweite provisorische Filiale für 300-400 männliche und weibliche Irre in der Nähe südlich von Prag errichtet werden.

Der Landesausschuß beantragte daher in seineim, der im J. 1872 vom hohen Landtage ge= wählten 9 gliedrigen Kommission zugewiesenen Berichte:

1. Die Adaptirung des Admittistrationsge= bäudes in Kosmanos zu bewilligen und die so= fortige Inangriffnahme derselben nach den vom Landesingenieur Kassal vorgelegten Plänen und der Kostenberechnung genehm zu halten, und

2. Verhandlungen wegen vollständigen Aus= baues der Kosmanosser Irrenaustaltsfiliale in An= griff zu nehmen und die Pläne durch eine Kom= mission von Fachmännern mit Rücksicht prüfen zu lassen, um dieselben sammt detaillirten Kosten= überschlägen dem hohen Landtage in der nächsten Session zur Genehmigung vorlegen zu können.

In der Sitzung vom 6. Dezember 1872 bean= tragte die vom hohen Landtage zur Abhilfe der Ueberfüllung gewählte 9 gliedrige Kommission, die Adaptirung der Administrationsräume der Kos= manoser Irrenanstalt abzulehnen und dem Landes= ausschuße die Ermächtigung zu ertheilen, auf an= derem Wege für die provisorische Unterbringung von

circa 150 Irre Sorge zu tragen, wobei aus die mögliche Acquirirung des Sternberg'schen Palais im Mieths- oder Kaufwege sowie auf die noch un= benutzten Räume des Stiftsgebäudes ausdrücklich hingewiesen wurde, welcher Antrag auch vom hohen Landtage angenommen wurde.

Trotz der im J. 1873 ganz ungewöhnlichen Mortalität (es starben 287 Geisteskranke und zwar davon 30 an Cholera und 14 an Blattern) wuchs die Zahl derselben neuerdings und der Ir= renhausdirektor gerieth in eine abermalige Ver= legenheit, indem er viele Kranke wegen Mangel an Raum abweisen mußte.

Der Landesausschuß stellte in seinem an den h. Landtag vom 24. Nov. 1873 geleiteten Berichte die von der Kommission angedeuteten Maßregeln behufs einstweiliger Unterbringung von Irren als undurchführbar dar, weil das Sternberg'sche Pa= lais nach seiner Angabe weder mieth= noch kauf= weise acquirirt werden konnte, da der Besitzer - der St. Anna-Verein - auf eine Überlassung an den Landesausschuß in keiner Weise eingehen wollte.

Das Mansardgeschoß im Kosmanoser Stists= gebäude aus Holzwänden hergestellt, wurde wegen Feuersgefahr und Unmöglichkeit der Beheizung als gänzlich untauglich befunden.

Behufs der vom h. Landtage beauftragten Ausarbeitung eines Entwurfes mit allen nothwen= digen technischen und ärztlichen Belegen und Er= hebungen erachtete der Landesausschuß die Be= rufung einer Enquetekommission von Fachmännern als nothwendig.

Die Enquetekommission war sich von vorne= herein klar, daß es sich bei der Realisirung des hohen Landtaggauftrages hauptsächlich um Besei= tigung des Uebelstandes der Ueberfüllung handle und anerkannte im Prinzipe, daß rasche Abhilfe zu schassen sei und schlug die Errichtung ei= nes Gebäudes für mindestens 200 Geisteskranke auf dem an die Landesrealität Nr. C. 438-II. am Windberge in Prag angrenzenden, dermal in un= entgeltlicher Benützung der physiokratischen Gesellschaft für Böhmen besindlichen Abscisse des Ir= renhausparkes als die zweckmäßigste Modalität vor.

Die Enquetekommission erkannte aber auch, daß diese Maßnahme dem Bedürfnisse auf eine weitere Dauer zu entsprechen nicht geeignet sei und es wurde die Nothwendigkeit besonders betont, nebstbei auch für eine dauernde Abhilfe zu sorgen und zwar durch die Errichtung einer neuen, beiläufig 500 Kranke fassenden Irrenanstalt im Südwesten von Böhmen.

Auf Grundlage dieses Berathungsergebnisses wurde vom Landesausschuße der Beschluß gefaßt, sich für das von der Enquetekommission befürwortete Projekt zu entscheiden und die Einleitungen der hiezu nöthigen Vorbereitungen anzuordnen.

Es muß erwähnt werden, daß der in die En= quetekommission berufene Prager Irrenhausdirekior Dr. Fischel behufs schneller Abhilfe die Aufmerk=

samkeit der Kommission ans das alte Gebärhaus lenkte, welches durch das neu errichtete und längstens bis 1. Oktober 1874 vollendete Gebärhaus disponibel werden dürfte und empfahl dasselbe zur Adaptirung geeignet. Er hob zugleich hervor, daß das alte Gebärhaus noch gut erhalten, mit Gärten, Küchen und Trinkwasser hinreichend versehen, von Slup nur durch eine Mauer getrennt sei und in unmittelbarer Nähe der Heilanstalt liege. Ferner sei nicht zu übersehen, daß die Kranken in Slup leicht beschäftigt werden, die Direktion und Ver= waltung das Oekonomische besorgen könnten und endlich wären die Krankenüberführungen, Versetzun= gen x. nicht so kostspielig.

Die ziffermäßig nachgewiesene Uiberfüllung der Anstalten, der Umstand, daß Kranke I. und II. Klasse ans Mangel an Raum gar nicht mehr untergebracht werden können und demnächst eine Zahl von 15-20 nach Böhmen zuständige Kranke aus Wien abzuholen sein wird, dürste genügen, um erklärlich zu sinden, daß die am 19. Dezember l. J. vom hohen Landtage gewählte neungliedrige Kom= mission zur Einsicht gelangte, daß es absolut un= möglich sei, ohne große Nachtheile und Schwierigkeiten so lange durchzukommen, bis das im Irrenhausparke in Aussicht genommene neue Gebäude zur Benützung gelangen würde, fand den Vorschlag des Ir= renhausdirektors höchst plausibel und entschied sich für denselben.

Die Kommission kam zur Uiberzeugung, daß

1.     der im Irrenhausparke projektirte Bau mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen würde, während längstens am 1. Oktober 1874 mit der successiven Belegung des alten Gebärhauses begonnen werden könnte, indem Baurath Pichler erklärte, daß bis zu diesem Zeitraume das neue Gebärhaus vollendet sein wird. Während der Be= nützung des alten Gebärhauses, in welchem nach dem Ausspruche des Irrenhausdirektors 300 Kranke untergebracht werden können, könnte recht gut eine definitive vollständige Landesirrenanstalt gebaut und eingerichtet werden;

2.   daß die Communikation mit Slup durch Anbringung einer Thüre in der bestehenden Schei= demauer vermittelt werden könnte, so daß die ar= beitsfähigen Kranken in der Nähe die geeignete Beschäftigung fänden;

3.   daß die abseitige Lage des alten Gebär= hauses, sowie die anstoßende Kirche noch die Eig= nung dieses Hauses zur fraglichen Bestimmung erhöhen und endlich

4.   daß mit dem Baue in der Abscisse des Ir= renhausparkes gar nicht begonnen werden kann, indem nicht allein die technischen Vorarbeiten, son= dern auch die Geldmittel fehlen.

Die Kommission hält die von dem Vorsitzen= den der am 10. November 1873 einberufenen En= quetekommission im Protokolle gegen die Ver=

wendung des alten Gebärhanses niedergelegten Bedenken und Einwürfe nicht für stichhältig.

Was den ersten Einwurf betrifft, daß das alte Gebärhaus für Unterbringung der bisher größ= tentheils in gemietheten Lokalitäten befindlichen Fin= delanstalt verwendet werden muß, glaubt die Kom= mission zu bemerken, daß Findelkinder überall, Gei= steskranke ihrer Natur nach nicht so leicht unterzu= bringen sind und daß die Irrenhausbeamten, bisher im Herzschen Gebäude wohnend, nach Adaptirung des alten Gebärhanses in dasselbe überstedeln könnten, wodurch die vorhandenen Räumlichkeiten für Findelkinder disponibel würden.


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